Nekrotisches Gewebe im Gehirn: Ursachen, Mechanismen und Behandlungsansätze

Nekrotisches Gewebe im Gehirn, auch Hirnnekrose genannt, ist ein komplexes Phänomen, das durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann. Es beschreibt das Absterben von Gehirnzellen oder ganzen Gewebepartien im Gehirn. Im Gegensatz zur Apoptose, dem programmierten Zelltod, ist die Nekrose ein unkontrollierter, krankhafter Prozess, der durch externe Faktoren oder Erkrankungen ausgelöst wird. Die Forschung auf diesem Gebiet hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und neue Einblicke in die Mechanismen der Hirnschädigung und mögliche Therapieansätze ermöglicht.

Ursachen von nekrotischem Gewebe im Gehirn

Es gibt vielfältige Ursachen für das Entstehen von nekrotischem Gewebe im Gehirn. Dazu gehören:

  • Sauerstoffmangel (Hypoxie): Eine plötzliche Unterbrechung der Sauerstoffversorgung, beispielsweise durch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, kann zu einer raschen Nekrose von Gehirnzellen führen.
  • Durchblutungsstörungen (Ischämie): Verstopfungen oder Verengungen von Blutgefäßen im Gehirn können die Blutzufuhr reduzieren und eine Ischämie verursachen, die unbehandelt zu Nekrosen führt. Risikofaktoren für zerebrale Mikroangiopathien, die zu Durchblutungsstörungen führen können, sind hohes Lebensalter, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen.
  • Infektionen: Bestimmte bakterielle oder virale Infektionen des Gehirns können Entzündungen und Gewebeschäden verursachen, die in Nekrosen münden.
  • Traumata: Schädel-Hirn-Traumata können direkte Zellschädigungen und Blutungen im Gehirn verursachen, die zu Nekrosen führen können.
  • Toxine (Gifte): Der Kontakt mit bestimmten Toxinen kann Gehirnzellen direkt schädigen und Nekrosen auslösen.
  • Verätzungen, Verbrennungen oder Erfrierungen: Extreme Temperaturen oder chemische Einwirkungen können zu direkten Gewebeschäden und Nekrosen führen.
  • Strahlentherapie: Als Folge einer Strahlentherapie von Hirntumoren kann es zu Gewebeschädigungen kommen, die in bis zu 25 Prozent der Fälle zu Läsionen und Nekrosen führen.
  • Granulome: Nekrosen können sich auch innerhalb von Granulomen bilden, chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen, bei denen sich spezielle Immunzellen ansammeln.
  • Hauttransplantation: In seltenen Fällen kann eine Nekrose Folge einer Hauttransplantation sein, wenn der Körper das Transplantat abstößt.

Arten von Nekrose im Gehirn

Es gibt verschiedene Arten von Nekrose, die sich in ihren Ursachen und Erscheinungsbildern unterscheiden:

  • Koagulationsnekrose (Gerinnungsnekrose): Diese Form tritt häufig bei Sauerstoffmangel auf, beispielsweise nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Zellen zerfallen, und Zellbestandteile werden freigesetzt.
  • Kolliquationsnekrose (Erweichungsnekrose): Diese Art der Nekrose tritt vor allem im Gehirn auf, da es viel Fett und wenig Eiweiß enthält. Das betroffene Gewebe wird weich und verflüssigt sich.
  • Fibrinoide Nekrose: Bei dieser Form gehen Kollagen- und elastische Fasern zugrunde, oft aufgrund von Autoimmunreaktionen oder Gefäßentzündungen.
  • Gangrän (Wundbrand): Diese Sonderform der Gerinnungsnekrose tritt bei Gefäßverschlüssen auf, beispielsweise beim diabetischen Fuß. Das Gewebe stirbt ab und kann sich verflüssigen (feuchte Gangrän) oder eintrocknen (trockene Gangrän).

Symptome einer Hirnnekrose

Die Symptome einer Hirnnekrose können vielfältig sein und hängen von der Lokalisation und dem Ausmaß der Schädigung ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Lokale Hautveränderungen: Gelbliche oder dunkelbräunliche Verfärbung der Haut, Schwellungen, Überwärmung und Spannungsgefühl.
  • Schmerzen oder Sensibilitätsstörungen: Starke Schmerzen im betroffenen Bereich oder ein Verlust der Empfindung.
  • Fieber und Schüttelfrost: Bei fortgeschrittener Nekrose können allgemeine Krankheitssymptome auftreten.
  • Neurologische Ausfälle: Je nach betroffenem Hirnareal können Sprachstörungen, Bewegungsstörungen, Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen auftreten.
  • Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen: Diese Symptome können auf einen erhöhten Hirndruck hinweisen, der durch die Nekrose verursacht wird.
  • Verlangsamung der geistigen Aktivitäten: Eine vaskuläre Demenz kann durch eine gestörte Blutversorgung des Gehirns entstehen, was zu einer Verlangsamung der geistigen Aktivitäten führt.

Diagnose von nekrotischem Gewebe im Gehirn

Die Diagnose einer Hirnnekrose umfasst in der Regel folgende Schritte:

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  • Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich der Symptome, des zeitlichen Verlaufs und möglicher Risikofaktoren.
  • Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht den Patienten auf neurologische Ausfälle und Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Magnetresonanztomografie (MRT): Die MRT ist das wichtigste diagnostische Verfahren, um nekrotisches Gewebe im Gehirn sichtbar zu machen.
    • Computertomografie (CT): Die CT kann als Alternative zur MRT eingesetzt werden, wenn diese nicht möglich ist.
    • Positronen-Emissions-Tomografie (PET): Die PET kann helfen, Bereiche mit erhöhter Stoffwechselrate zu identifizieren, die für Tumoren oder Entzündungen typisch sind.
  • Biopsie: In manchen Fällen ist eine Biopsie erforderlich, um das Gewebe zu untersuchen und die Ursache der Nekrose zu bestätigen.

Behandlung von nekrotischem Gewebe im Gehirn

Die Behandlung von nekrotischem Gewebe im Gehirn zielt darauf ab, die Ursache der Nekrose zu beseitigen, das Fortschreiten der Schädigung zu stoppen und die Symptome zu lindern. Die Behandlungsmöglichkeiten hängen von der Ursache, der Größe und der Lokalisation der Nekrose ab. Zu den gängigen Behandlungsansätzen gehören:

  • Behandlung der Grunderkrankung: Wenn die Nekrose durch eine Infektion, eine Durchblutungsstörung oder einen Tumor verursacht wird, muss die zugrunde liegende Erkrankung behandelt werden.
  • Chirurgisches Debridement: Dabei wird das abgestorbene Gewebe großflächig abgetragen, um das umliegende, noch intakte Gewebe besser heilen zu lassen.
  • Medikamentöse Behandlung:
    • Antibiotika oder Virostatika: Bei Infektionen.
    • Thrombolyse oder Antikoagulation: Bei Durchblutungsstörungen.
    • Kortikosteroide: Zur Reduzierung von Entzündungen und Hirnödemen.
  • Hyperbare Sauerstofftherapie: In einigen Fällen kann die hyperbare Sauerstofftherapie helfen, die Sauerstoffversorgung des Gewebes zu verbessern und die Heilung zu fördern.
  • Wundmanagement: Bei oberflächlichen Nekrosen ist ein sorgfältiges Wundmanagement wichtig, um Infektionen zu vermeiden und die Heilung zu fördern.
  • Rehabilitation: Nach einer Hirnnekrose kann eine Rehabilitation erforderlich sein, um neurologische Ausfälle zu verbessern und die Lebensqualität des Patienten zu erhöhen.

Neue Erkenntnisse und Forschungsansätze

Ein internationales Forschungsteam hat in einer aktuellen Studie einen neuen Mechanismus der Schädigung des Gehirns nach einer Strahlentherapie bei Hirntumoren aufgedeckt. Die Forscher konnten zeigen, dass die nach einer Strahlentherapie in MRT-Scans beobachteten Läsionen im Gehirn nicht auf das Absterben von Gehirnzellen (Hirnnekrose) selbst zurückzuführen sind, wie allgemein angenommen. Vielmehr werden sie durch eine abnorme Bildung von Plexus choroideus-artigen Zellen verursacht, die flüssigkeitsgefüllte Hohlräume säumen. Der Plexus choroideus (CP) ist für die Produktion von Liquor (Liquor cerebrospinalis) verantwortlich und zum Beispiel an Entgiftungsprozessen des Gehirns beteiligt. Daher lassen die beobachteten Hohlräume auf eine übermäßige Liqourproduktion schließen.

Diese Entdeckung könnte neue Wege zur Behandlung und Vorbeugung von Strahlenschäden eröffnen, die bisher häufig die Wirksamkeit einer Strahlentherapie einschränken. Ziel der Forschung ist es, Therapieansätze zu entwickeln, die schädliche Nebenwirkungen der Strahlentherapie auf das Gehirn minimieren, ohne die Wirksamkeit der Tumorbehandlung zu beeinträchtigen.

Glioblastom und Nekrose

Das Glioblastom ist ein bösartiger Hirntumor, der häufig mit Nekrosen einhergeht. Untersucht man das Tumorgewebe unter dem Mikroskop, erkennt man kleine Hohlräume (Zysten), abgestorbenes Gewebe (Nekrosen) und Einblutungen. Dieses bunte und oft variable Erscheinungsbild hat dem Tumor den Namen Glioblastoma multiforme oder auch „buntes Gliom“ verliehen.

Die Therapie eines Glioblastoms umfasst in der Regel eine Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie. Ziel der Behandlung ist es, den Tumor zu verkleinern, das Wachstum zu verlangsamen und die Symptome zu lindern. Eine Heilung ist nach derzeitigem Stand der Medizin jedoch nicht möglich.

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Strahlennekrose als Komplikation der Strahlentherapie

Die Strahlentherapie ist eine wichtige Behandlungsmethode bei Hirntumoren, allerdings kann sie auch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, darunter die Strahlennekrose. Dabei sterben Zellen im gesunden Gewebe aufgrund der Einwirkung ionisierender Strahlung ab.

Die Strahlennekrose tritt durchschnittlich 14 Monate nach einer Bestrahlung auf, in manchen Fällen sogar erst nach Jahren. In der Bildgebung zeigt sie sich als zerebrale Raumforderung. Die Unterscheidung zwischen einem Tumorrezidiv und einer Strahlennekrose kann schwierig sein, da beide Erkrankungen am selben Ort auftreten.

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