Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die in erster Linie für ihre motorischen Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen bekannt ist. Es gibt jedoch auch weniger bekannte, aber dennoch wichtige Aspekte dieser Krankheit, wie z. B. Aggressivität. Diese kann für Betroffene und ihre Angehörigen verwirrend sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Was ist Parkinson? Definition und Symptome
Bei der Parkinson-Krankheit sind bestimmte Hirnregionen erkrankt. Dadurch ist die Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin gestört, der zur Steuerung von Bewegungen nötig ist. Das verlangsamt Bewegungs- und Denkabläufe. Parkinson ist eine degenerative Erkrankung. Das heißt, Gewebe oder Funktionen gehen dadurch verloren. Im deutschsprachigen Raum bezeichnet man Parkinson auch als Schüttellähmung. Das Krankheitsrisiko steigt mit fortschreitendem Alter.
Parkinson entwickelt sich langsam und schleichend, und die Symptome treten zu Beginn meist nur auf einer Körperseite auf. Zu den frühen Symptomen gehören:
- Geruchsstörungen
- Stimmungsprobleme
- Gestörtes Farbensehen
- Verändertes Schlafverhalten
- Schmerzen und Missempfindungen
Die vier Hauptsymptome bei Parkinson sind:
- Muskelstarre (Rigor): Rigor bedeutet die Steifheit der Muskeln. Diese sind bei Parkinsonkranken dauerhaft angespannt, auch im Ruhezustand. Hauptsächlich betroffen sind die Nacken- und Schultermuskeln.
- Bradykinese: Parkinson-Patient*innen mit einer Bradykinese bewegen sich langsamer. Sie gehen langsam und in kleinen Schritten und häufig nach vorne gebeugt. Auch Gestik und Mimik verändern sich bei der Bradykinese, das Gesicht wirkt maskenhaft.
- Parkinson-Tremor (Muskelzittern): Typisch für die Parkinson-Krankheit ist das Zittern, das in Ruhe-Situationen auftritt (Ruhe-Tremor). Deshalb wird sie umgangssprachlich auch „Schüttellähmung“ genannt.
- Instabile Körperhaltung mit Neigung zu Stürzen: Bei Parkinson sind die Stell- und Haltereflexe gestört. Betroffenen fällt es schwer, sich stabil aufrecht zu halten.
Neben den sichtbaren Anzeichen treten normalerweise auch nicht-sichtbare Parkinson-Symptome auf. Diese werden in vier Gruppen zusammengefasst:
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- Neuropsychiatrische Störungen: Antriebsarmut, depressive Verstimmungen, Störungen der Impulskontrolle, des Denkens und der Gedanken.
- Schlafstörungen mit häufigem Erwachen, oft als Folge erhöhter Müdigkeit während des Tages.
- Autonome Funktionsstörungen: Dadurch kann der Blutdruck schwanken oder die Patient*innen verlieren die Kontrolle über ihre Blase und den Darm.
- Sinnesstörungen: Etwa eine verminderte Fähigkeit, zu riechen und Farben wahrzunehmen, sowie Schmerzen.
Der Zusammenhang zwischen Parkinson und Aggressivität
Die Parkinson-Krankheit kann auch die verhaltensbezogenen und emotionalen Aspekte der Patienten beeinflussen. Der Zusammenhang zwischen Parkinson und Aggressivität beinhaltet eine Wechselwirkung zwischen biologischen, neurologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Verschiedene Mechanismen können die Ursache sein. Erst in den letzten Jahren wurden in zunehmender Häufigkeit Verhaltensauffälligkeiten und Persönlichkeitsveränderungen beobachtet, die sich im Verlauf der Parkinson-Erkrankung einstellen können. Zu Beginn der Erkrankung stellen viele Menschen vor allem eine zunehmende Sturheit oder Starrsinnigkeit und/oder aggressives Verhalten fest, welches oft unvermittelt auftritt.
Ursachen für Aggressivität bei Parkinson
Was könnten die Ursachen für Aggressivität bei Parkinson sein?
- Neurologische Veränderungen: Die Parkinson-Krankheit wird mit Veränderungen im Gehirn in Verbindung gebracht, insbesondere in den Regionen, die an der Kontrolle von Emotionen und Verhalten beteiligt sind. Konkret ist die Parkinson-Krankheit durch eine allmähliche Abnahme der Dopaminproduktion im Gehirn gekennzeichnet.
- Nebenwirkungen von Medikamenten: Einige Medikamente, die zur Behandlung der Symptome der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden, wie z. B. Dopaminagonisten (Motilium®, Paspertin®, Atosil®), können Verhaltensnebenwirkungen wie Aggressivität hervorrufen.
- Stress und Angstzustände: Das Leben mit einer chronischen Krankheit wie Parkinson kann eine Quelle für Stress und Angst sein. Chronischer Stress kann bei manchen Menschen aggressive Reaktionen auslösen und so die mit der Parkinson-Krankheit verbundenen aggressiven Verhaltensweisen verschärfen.
- Kognitive Veränderungen: Die bei Parkinson häufig auftretenden kognitiven Veränderungen wie Denk- und Gedächtnisstörungen können ebenfalls zur Aggressivität beitragen, indem sie die Verarbeitung von Emotionen stören und das Urteilsvermögen und die Entscheidungsfindung beeinträchtigen.
- Die Erkrankung: Parkinson führt zu einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter des Gehirns, insbesondere von Dopamin. Doch auch andere Botenstoffe sind betroffen, zum Beispiel Serotonin, Noradrenalin und Acetylcholin.
- Medikamente: Die medikamentöse Behandlung von Morbus Parkinson zielt darauf ab, das Gleichgewicht der Neurotransmitter wiederherzustellen, vor allem mithilfe von Levodopa und Dopaminagonisten. Sie greifen in den Dopaminstoffwechsel ein. Diese führen jedoch zu einigen Nebenwirkungen und langfristig zu Wirkungsschwankungen.
- Psychische Belastung: Zusätzlich zu den beiden genannten Ursachen kann die mentale Belastung durch die unheilbare Erkrankung zu Wesensveränderungen führen. Ähnlich wie bei anderen chronischen Erkrankungen kann es zu Belastungsreaktionen, Depression, Angststörungen und weiteren psychischen Beschwerden kommen.
Wie äußert sich die Aggressivität bei der Parkinson-Krankheit?
Aggressionen bei Parkinson-Patienten können sich auf unterschiedliche Weise äußern, z. B. in Form von Wutausbrüchen, verbal aggressivem Verhalten oder sogar körperlich gewalttätigem Verhalten. Diese Manifestationen können erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität des Patienten sowie auf seine zwischenmenschlichen Beziehungen und sein emotionales Wohlbefinden haben.
Die Erscheinungsformen der Aggressionen bei Parkinson-Patienten sind je nach Person und Schweregrad der Erkrankung unterschiedlich. Dennoch sind hier einige häufige Symptome aufgeführt:
- Erhöhte Reizbarkeit: Patienten können leicht frustriert oder verärgert werden und stark auf Situationen reagieren, die sie zuvor nicht gestört hätten.
- Impulsives Verhalten: Eine Tendenz, ohne nachzudenken zu handeln, was zu aggressiven Reaktionen führen kann.
- Verbale oder körperliche Feindseligkeit: Dazu können böse Worte, Drohungen oder sogar Gewalttätigkeiten gegenüber anderen gehören.
- Intensive und plötzliche Stimmungsschwankungen: Die Betroffenen können in einem Augenblick von einem ruhigen Zustand in einen aufgeregten oder wütenden Zustand übergehen.
Weitere Wesensveränderungen sind vor allem durch eine mangelnde Impulskontrolle geprägt, die sowohl durch den weiteren Verlauf der Erkrankung selbst als auch durch die langfristige Einnahme von Medikamenten begünstigt wird. Sie führt zu verschiedensten Verhaltensauffälligkeiten wie einer plötzlich auftretenden Spielsucht oder exzessivem Essen. Doch nicht nur die Medikamente führen zu Wesensveränderungen. Auch die Parkinson-Krankheit selbst äußert sich, insbesondere im Frühstadium, durch Depressionen, Schlafstörungen und Gereiztheit.
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Umgang mit Aggressionen bei Parkinson
Der Umgang mit Aggressionen bei Parkinson-Patienten kann medikamentöse Maßnahmen zur Behandlung der mit Depression und Angst verbundenen Symptome sowie nicht-medikamentöse Maßnahmen wie eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und andere umfassen.
Medikamentöse Behandlung
Den Patienten kann eine Neubewertung der medikamentösen Behandlung vorgeschlagen werden. In einigen Fällen kann eine Anpassung der Medikamente, die zur Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden, dazu beitragen, die Aggressivität zu verringern. Dies kann eine Änderung der Dosierung oder eine Umstellung auf andere Medikamente beinhalten.
Bei der Therapie unterscheidet man zwischen den motorischen Symptomen, also der Anzeichen, welche die Bewegung betreffen und den nicht-motorischen Symptomen.
Die motorischen Symptome lassen sich vor allem mit Medikamenten beeinflussen. Dabei wird der Dopaminmangel im Gehirn ausgeglichen. Dazu setzt man fünf Substanzgruppen ein: Levodopa (kurz L-Dopa), COMT-Hemmer, MAO-Hemmer, NMDA-Antagonisten und Dopamin-Agonisten. Man verwendet diese Wirkstoffe meist kombiniert. Derdie Patientin muss die Medikamente zu festgelegten Uhrzeiten einnehmen, damit diese richtig wirken können. Dabei ist es wichtig, dass die Einnahme zusammen mit demder Ärztin auf die tageszeitliche Ausprägung der Symptome abgestimmt ist.
Neben den Bewegungsstörungen behandelt der Arzt oder die Ärztin auch Symptome, die nicht die Beweglichkeit betreffen. Dabei stehen neuropsychiatrische Funktionsstörungen, welche die Psyche und das Verhalten beeinträchtigen, sowie Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit (kognitive Symptome) im Vordergrund. Diese Symptome können bereits zurückgehen, wenn man die Wirkung der Parkinson-Medikamente sorgfältig kontrolliert und die Dosis gegebenenfalls anpasst. Zusätzlich lassen sich einzelne Symptome, etwa Stimmungs-, Schlaf-, Denk- und Impulskontroll-Störungen, mit entsprechenden Arzneimitteln behandeln. Auch hier können jeweils gezielte Medikamente eingesetzt werden.
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Nicht-medikamentöse Behandlung
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Die regelmäßige Ausübung geeigneter körperlicher Aktivitäten bringt Ruhe und verringert eine chronische Müdigkeit. Dies gilt für körperliche Aktivitäten wie Gehen, Schwimmen oder Radfahren und für Entspannungsübungen wie Meditation, Yoga oder tiefes Atmen.
- Psychologische Unterstützung: Auch das Angebot psychologischer Unterstützung für Patienten und ihre Angehörigen kann ihnen helfen, mit den emotionalen Auswirkungen, die mit Parkinson verbunden sind, umzugehen.
- Krankengymnastik und Physiotherapie: Ergänzend zur Behandlung mit Medikamenten sind Krankengymnastik und Physiotherapie die wichtigsten Bestandteile der Parkinson-Behandlung. Dabei sollen Beschwerden gelindert werden, die Bewegungsverhalten und die Haltung der Betroffenen beeinträchtigen wie Steifheit (Rigor) Zittern (Tremor) Bewegungsarmut (Hypokinese).
- Ergotherapie: Ergotherapie unterstützt Parkinson-Patientinnen dabei, Alltagsfunktionen zu erhalten und zu verbessern. Ergotherapeutinnen beraten Betroffene auch in Bezug auf ihr Wohn- und Arbeitsumfeld und überdenken zusammen mit den Patient*innen tägliche Abläufe neu. Dazu gehört es etwa, Stolperfallen wie Teppiche und Schwellen zu entfernen und Haltegriffe im Bad, bei der Toilette oder vor Türen anzubringen.
- Psychotherapie: Psychotherapie, die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe, Bewegungs-, Musik- und Kunsttherapie sind weitere Behandlungsmöglichkeiten.
Die Rolle der Angehörigen und des medizinischen Teams
Die Angehörigen von Menschen mit Parkinson und das medizinische Team spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von Aggressionen. Für sie ist es wichtig, die Faktoren zu verstehen, die zur Entwicklung von Aggressionen bei den Erkrankten beitragen, wirksame Kommunikationsstrategien zu erlernen und bei Bedarf professionelle Unterstützung zu suchen. Wichtig ist zunächst das frühzeitige Erkennen der Verhaltensänderungen, bevor es zu nachteiligen Auswirkungen kommt. Besprechen Sie dies als Angehörige direkt mit den Betroffenen und gehen Sie gemeinsam zur Besprechung mit Ärztinnen und Ärzte.
Weitere wichtige Aspekte
Depression und Parkinson
Eine wichtige Rolle spielt bei der Diagnostik die Feststellung einer möglichen Depression, die in Verbindung mit einer Parkinson-Erkrankung auftreten kann. Depressionen gehören zu den Faktoren, die die Lebensqualität von Parkinson-Patient*innen am stärksten beeinträchtigen. Erschwert wird die Diagnosestellung dadurch, dass sich Symptome der Depression mit denen der Parkinson-Erkrankung überschneiden. Es ist daher für eine erfolgreiche Parkinson-Therapie besonders wichtig, die Symptome sicher zu erkennen, zuzuordnen und zu behandeln.
Schlafstörungen
Schlafstörungen treten in allen Stadien der Parkinson-Erkrankung und bei der Mehrzahl der Betroffenen auf. Bis zu 90 % aller Menschen mit Parkinson sind im Verlauf der Erkrankung von Tagesmüdigkeit und Ein- und Durchschlafstörungen betroffen. Hier ist besonders darauf zu achten, dass abends keine aufmunternden Parkinson-Medikamente eingenommen werden. Nicht selten stehen Schlafstörungen bei Parkinson auch im Zusammenhang mit Depressionen.
Demenz und Parkinson
Bis zu 40 Prozent aller Parkinson-Patienten erkranken im späteren Krankheitsverlauf auch an einer Demenz. Bei einer sogenannten Parkinson-Demenz treten die Haupt-Symptome dieser zwei Krankheitsbilder kombiniert auf. Das heißt, eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit und geistige Beeinträchtigungen. Das Risiko hierfür steigt mit der Krankheitsdauer und dem Lebensalter von Parkinson-Patienten. Eine Parkinson-Demenz ist leider bislang nicht heilbar. Doch gibt es eine Vielzahl von nicht-medikamentösen Maßnahmen, die sich positiv auf den Krankheitsverlauf und die Symptome auswirken können.
Persönlichkeitsveränderungen
Bei einer Parkinson-Erkrankung erleben viele Betroffene neben körperlichen Beschwerden und Beeinträchtigungen auch psychische Veränderungen. Entweder die Krankheit selbst oder Medikamente können zu Persönlichkeitsveränderungen führen. Bei Persönlichkeitsveränderungen sollten Betroffene ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen.
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