Die unglaubliche Geschichte von Albert Einsteins gestohlenem Gehirn

Albert Einstein, der am 18. April 1955 in Princeton verstarb, revolutionierte mit seinen Theorien unser Verständnis von Raum, Zeit, Schwerkraft und Energie. Sein Genie machte ihn zu einer Ikone des 20. Jahrhunderts. Doch neben seinen bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungen ranken sich um sein Leben und seinen Tod auch einige bemerkenswerte und teils bizarre Fakten.

Einsteins Leben: Mehr als nur ein Genie

Entgegen dem Mythos, er sei in der Schule schlecht in Mathematik gewesen, war Einstein ein außergewöhnlich guter Schüler. Nach seinem Studium suchte er neun Jahre lang nach einer wissenschaftlichen Anstellung. Da ihm seine Lehrer wegen seiner rebellischen Art keine Empfehlung aussprachen, nahm er eine Stelle im Patentamt von Bern an. Dort nutzte er jede freie Minute, um zu schreiben und seine Ergebnisse zu veröffentlichen. Im Jahr 1905 publizierte er schließlich seine vier revolutionären Artikel, die seine berühmte Formel E = mc² und seine Erkenntnisse über die Relativitätstheorie beinhalteten.

Auch sein Privatleben war von interessanten Wendungen geprägt. Nach dem Scheitern seiner Ehe mit Mileva Maric im Jahr 1910 versprach er seiner Exfrau einen Teil seines späteren Nobelpreises als Abfindung.

Einsteins pazifistische Einstellung und sein Engagement für Menschenrechte führten dazu, dass das FBI unter J. Edgar Hoover ihn jahrzehntelang ausspionierte. Die Beamten hörten seine Telefongespräche ab, öffneten seine Briefe und durchwühlten seinen Müll, um Beweise für eine subversive Tätigkeit zu finden.

Der Diebstahl des Gehirns

Einer der wohl bizarrsten Fakten ist jedoch der Diebstahl seines Gehirns nach seinem Tod. Am 18. April 1955 starb Albert Einstein in Princeton an einem Aneurysma der abdominalen Aorta. Seinem Wunsch entsprechend wurde sein Leichnam verbrannt und die Asche verstreut. Doch sein Gehirn und seine Augen gingen andere Wege.

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Der Pathologe Thomas Harvey, der die Obduktion durchführte, entnahm eigenmächtig Einsteins Gehirn und seine Augen. Die Augen gab er Henry Abrams, dem Augenarzt Einsteins. Bis heute liegen Einsteins Augen in einem Safe in New York City.

Harvey sägte Einsteins Schädel auf und entnahm ihm den Denkapparat. Er rang Einsteins Sohn Hans Albert die Erlaubnis ab, das Gehirn wissenschaftlich untersuchen zu dürfen, um herauszufinden, was Einstein zu einem Genie machte.

Die Reise des Gehirns

Harvey zerteilte Einsteins Gehirn in rund 240 kleine Würfel und füllte sie in zwei mit Formalin gefüllte Einmachgläser. Diese lagerte er in seinem Keller in Princeton. Obwohl er kein Hirnspezialist war, versuchte er, Hirnforscher für seine Forschung zu interessieren, jedoch zunächst ohne Erfolg.

Nachdem Harvey Princeton verlassen hatte, nahm er das Gehirn mit nach Kansas, wo er es in einer Cidre-Kiste unter einem Bierkühler verstaute. Erst 1985 fand er in Marian Diamond von der University of California in Berkeley eine Forscherin, die Einsteins Gehirn untersuchte. Ihre Ergebnisse waren jedoch nicht besonders aufschlussreich.

In den 1990er Jahren forschten weitere Wissenschaftler an Einsteins Gehirn, darunter Sandra Witelson, die feststellte, dass Einsteins Gehirn in bestimmten Regionen breiter war als andere Gehirne. Britt Anderson wiederum fand heraus, dass Einsteins Hirnrinde dünner war als die von Vergleichspersonen.

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Im Jahr 1997 besuchte Harvey Einsteins Enkelin Evelyn in Kalifornien und hatte einige Gehirnstückchen in einer Tupperschüssel dabei. Sie lehnte jedoch ab, die Gehirnstückchen zu übernehmen.

Das Erbe von Einsteins Gehirn

Nachdem Harvey 2007 gestorben war, übergaben seine Erben die Überreste von Einsteins Gehirn dem National Museum of Health and Medicine in Chicago. Auch 14 Fotos vom intakten Gehirn gelangten in das Museum. Später erwarb auch das Mütter Museum in Philadelphia einige Portionen von Einsteins Gehirn, die seit 2013 in der Dauerausstellung zu sehen sind.

Die Fotos vom kompletten Gehirn animierten die Forschung abermals dazu, die Besonderheiten der einsteinschen Schaltzentrale zu bestimmen und so womöglich den Ursprung seiner Genialität zu entdecken. 2012 und 2013 wurden dazu neue Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Brain" veröffentlicht. Selbst im App Store sind Bilder von Einsteins Gehirnteilchen mittlerweile zu haben.

Die Geschichte von Einsteins gestohlenem Gehirn wurde bereits mehrfach in Büchern festgehalten, darunter "Possessing Genius: The Bizarre Odyssey of Einstein's Brain" von Carolyn Abraham und "Driving Mr. Albert. A Trip Across America with Einstein’s Brain" von Michael Paterniti.

Kritische Betrachtung der Genieforschung

Trotz der zahlreichen Studien und Analysen von Einsteins Gehirn bleibt die Frage nach dem Ursprung seiner Genialität weiterhin ein Rätsel. Die meisten Fachleute gehen heute davon aus, dass sowohl Intelligenz als auch Genialität erst durch ein Zusammenspiel vieler verschiedener Bereiche des Hirns zustande kommen. Zudem hat sich herausgestellt, dass sehr unterschiedlich gebaute Gehirne sich in ihrer Leistungsfähigkeit stark ähneln können.

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Die Suche nach dem "Genie-Gen" in Einsteins Gehirn mag zwar faszinierend sein, doch sie birgt auch die Gefahr, in fragwürdige Theorien und Spekulationen abzudriften. So gibt es beispielsweise Behauptungen, Einstein habe seine Ergebnisse von anderen Wissenschaftlern gestohlen oder sei gar geistig zurückgeblieben gewesen. Solche Aussagen entbehren jedoch jeglicher Grundlage und dienen lediglich der Diffamierung eines der größten Geister des 20. Jahrhunderts.

Es ist wichtig, Einsteins Leistungen und sein Erbe mit Respekt und kritischem Denken zu betrachten. Sein gestohlenes Gehirn mag zwar ein faszinierendes Forschungsobjekt sein, doch es ist nur ein kleiner Teil des Gesamtbildes eines außergewöhnlichen Menschen, dessen Ideen die Welt verändert haben.

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