Albert Einstein und Epilepsie: Eine Untersuchung der Fakten und Mythen

Die Frage, ob Albert Einstein an Epilepsie litt, ist ein faszinierendes Thema, das wissenschaftliche Neugier weckt und zur Aufklärung von Mythen beiträgt. Dieser Artikel untersucht die verfügbaren Informationen, um Licht in diese Frage zu bringen und die möglichen Zusammenhänge zwischen neurologischen Bedingungen und außergewöhnlichen kognitiven Fähigkeiten zu beleuchten.

Die rechte Hirnhälfte und die Selbsterkennung

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die rechte Hirnhälfte eine entscheidende Rolle bei der Selbsterkennung spielt. Eine Studie des Forscherteams um Julian Keenan am Beth-Israel-Krankenhaus und der Harvard Medical School in Boston untersuchte Epilepsie-Patienten vor einer Hirnoperation. Dabei wurde jeweils eine Hirnhälfte betäubt und den Patienten "Mischgesichter" präsentiert, die aus einem berühmten Gesicht (z. B. Albert Einstein) und dem Gesicht des Patienten selbst bestanden.

Die Ergebnisse zeigten, dass bei Betäubung der rechten Hirnhälfte sich die Patienten nach der Betäubung daran erinnerten, die berühmte Person gesehen zu haben. War die linke Hemisphäre betäubt, meinten sie, sich selbst gesehen zu haben. Diese Experimente deuten darauf hin, dass die rechte Hirnhälfte eine wichtige Rolle bei der Selbsterkennung spielt.

Neurowissenschaftliche Perspektiven auf Genialität

Die Neurowissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten große Hoffnungen geweckt, Antworten auf die Frage zu finden, was uns menschlich macht. Roger Traub, Einstein Visiting Fellow, entwickelt Computermodelle, um einzelne Gehirnzellen und neuronale Netze zu simulieren. Seine Forschungsergebnisse tragen zur Grundlagenforschung bei und könnten in Zukunft auch helfen, Krankheiten wie Epilepsie zu heilen. Traubs Experimente zeigten, dass sich die elektrischen Aktivitätsmuster im Gehirn von Epileptikern von denen gesunder Probanden unterscheiden. Um neue Medikamente gegen Epilepsie zu entwickeln, ist es wichtig zu verstehen, welche Eigenschaften der Neuronen die unnormalen Schwingungen verursachen.

Das Gehirn von Albert Einstein: Eine Fallstudie

Das Gehirn von Albert Einstein ist eines der meistuntersuchten Gehirne in der Hirnforschung. Untersuchungen zeigten, dass seine beiden Hirnhälften außergewöhnlich stark miteinander verknüpft waren und der Hirnbalken (Corpus callosum) sehr ausgeprägt war. Zudem wurde eine hohe Anzahl an Gliazellen festgestellt. Diese Entdeckungen sind jedoch keine eindeutigen Beweise für Einsteins Genialität.

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Genie und psychische Störungen

Viele Genies litten unter psychischen Störungen. Es wird vermutet, dass Albert Einstein und der Jazz-Pianist Thelonious Monk das Asperger-Syndrom hatten. Bei manchen Savants ist der orbitofrontale Cortex im linken vorderen Schläfenlappen geschädigt, was eine Erklärung für außergewöhnliche Inselbegabungen sein könnte. Das Savant-Syndrom kann auch plötzlich nach einem Unfall oder Schlaganfall auftreten, wodurch Menschen besonders kreativ oder musikalisch werden.

Kreativer Rausch durch Reizüberflutung

Hochkreative Menschen filtern oft unwichtige Informationen nicht aus, was zu einer fehlenden "Latenten Inhibition" und kreativen Höchstleistungen führt.

Die Geschichte von Einsteins Gehirn

Nach Albert Einsteins Tod entnahm der Pathologe Thomas Harvey sein Gehirn, zerkleinerte es und fertigte Dünnschnitte an. Obwohl Einsteins Wille war, verbrannt zu werden, holte Harvey nachträglich das Einverständnis von Einsteins Söhnen ein. Die nächsten Jahrzehnte verbrachte er damit, andere Forscher für das Gehirn des Physikers zu begeistern.

Die Suche nach den Ursprüngen der Genialität

Die systematische Erforschung der Gehirne von Ausnahmepersönlichkeiten begann im Jahr 1856 mit der Untersuchung des Gehirns von Carl Friedrich Gauß. Die Untersuchung von Gauß' Gehirn zeigte zwar ein außergewöhnliches Gehirn hinsichtlich der Hirnwindungen, aber ihre Form und Anordnungen waren nicht spezifisch und erklärten nicht seine außerordentlichen Fähigkeiten.

Auch beim Gehirn von Albert Einstein erhoffte man sich neue Erkenntnisse. Mit 1,22 Kilogramm war es leichter als vergleichbare Männergehirne, aber sonst gab es nichts Auffälliges. Eine erneute Untersuchung im Jahr 1999 ergab, dass ein Teil der Furche, die normalerweise durch den Parietallappen verläuft (Sylvische Fissur), bei Einstein fehlte. Da von Arealen im Parietallappen unter anderem mathematische Fähigkeiten und das räumliche Vorstellungsvermögen abhängen, wurde diese ungewöhnliche Ausformung mit Einsteins Genialität in Verbindung gesetzt. Allerdings fand man diese Besonderheit auch bei Persönlichkeiten, die keine besonders außergewöhnlichen mathematischen Fähigkeiten besaßen.

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Verbindungen zwischen den Hirnhälften und Gliazellen

Eine Studie aus dem Jahr 2013 ergab, dass Einsteins Hirnhälften außergewöhnlich stark miteinander verknüpft waren und er einen ausgeprägteren Hirnbalken (Corpus callosum) besaß. Auch die Gliazellen fanden neue Beachtung, da sie möglicherweise mit den Neuronen kommunizieren und diese anregen könnten. In Einsteins Gehirn fand man im Verhältnis zu den Nervenzellen eine hohe Zahl an Gliazellen.

Das Asperger-Syndrom und Inselbegabung

Es wird vermutet, dass Genies wie Glenn Gould, Thelonious Monk und möglicherweise auch Albert Einstein unter dem Asperger-Syndrom litten. Charakteristisch für das Asperger-Syndrom sind Schwierigkeiten, soziale Interaktionen zu verstehen, jedoch sind die Betroffenen sehr gut darin, Objekte zu klassifizieren und Details zu bemerken.

Menschen mit Inselbegabung (Savants) haben eine kognitive Behinderung oder eine anderweitige Entwicklungsstörung, können aber gleichwohl sehr spezielle außergewöhnliche Leistungen in einem kleinen Teilbereich vollbringen. Bei einigen Savants fehlt der Hirnbalken, der bei Einstein noch so fabelhaft ausgebildet war. Das Savant-Syndrom kann auch nach einem Unfall oder Schlaganfall auftreten.

Die Rolle der Hirnhälften und der latenten Inhibition

Die linke Hirnhälfte ist spezialisiert auf viele Sprachprozesse, während räumliches Denken, Zahlenverständnis oder Gesichtserkennung eher rechts angesiedelt sind. Bei einigen Savants versucht die rechte Seite die Defizite der linken auszugleichen, indem neue Hirnbereiche benutzt werden. Manche Forscher vermuten auch, dass die rechte Hälfte durch die Verletzung plötzlich wie „befreit“ ist von der sonst dominanten linken Seite und dadurch die „schlummernden“ Fähigkeiten aktiviert werden.

Bei besonders kreativen Menschen ist die latente Inhibition gering, was zu einer Überreizung und ungewöhnlichen Gedankenverknüpfungen führen kann.

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Epilepsie: Fakten und Mythen

Die Frage, ob Albert Einstein an Epilepsie litt, ist umstritten. Es gibt keine eindeutigen Beweise dafür, dass er an dieser neurologischen Erkrankung litt. Einige Quellen erwähnen seinen Namen in Verbindung mit Epilepsie, aber es gibt keine glaubhaften Belege dafür.

Epilepsie ist eine Erkrankung, bei der beide Gehirnhälften oder einzelne Bereiche vorübergehend übermäßig oder fehlerhaft aktiv sind und zu viele Signale abgeben. Dies führt zu epileptischen Anfällen, die sich unterschiedlich äußern können. Die Diagnose Epilepsie wird gestellt, wenn mindestens zwei epileptische Anfälle ohne erkennbare Auslöser im Abstand von mehr als 24 Stunden stattgefunden haben oder ein Anfall, bei dem es Hinweise für eine Neigung zu weiteren Anfällen gibt.

Anfallsformen und Behandlung

Es gibt verschiedene Anfallsformen, darunter fokale und generalisierte Anfälle. Fokale Anfälle entstehen in einem bestimmten Bereich des Gehirns, während generalisierte Anfälle beide Gehirnhälften erfassen. Ein Status epilepticus ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der schnell mit Medikamenten behandelt werden muss.

Die Therapie erfolgt in der Regel mit Antiepileptika, wobei zunächst versucht wird, mit nur einem Antiepileptikum auszukommen (Monotherapie).

Pflegerische Maßnahmen während eines Anfalls

Während eines Krampfanfalls gilt es, den Betroffenen vor weiteren Gefahren zu schützen, die Atemwege zu sichern und Gegenstände aus dem Weg zu räumen. Keinesfalls sollten die Betroffenen festgehalten oder ihnen ein Beißkeil in den Mund geschoben werden. Nach dem Anfall sollten die Pflegenden die Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen, bis sie ihr Bewusstsein vollständig wiedererlangt haben.

Prävention und Gesundheitsberatung

Ein wichtiger Aspekt in der Betreuung von Menschen mit Epilepsie ist die Prävention. Betroffene sollten einen regelmäßigen Tagesablauf einhalten und anfallsauslösende Faktoren meiden. Zudem sollten Betroffene immer einen Notfallausweis mit Erste-Hilfe-Maßnahmen mitführen und Kollegen bzw. Lehrer informieren.

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