Die Betreuung von Menschen mit Demenz stellt eine besondere Herausforderung dar. In Marl gibt es verschiedene Angebote, die auf die Bedürfnisse von Senioren und insbesondere Demenzkranken zugeschnitten sind. Dieser Artikel gibt einen Überblick über einige dieser Angebote, wobei der Fokus auf Wohngemeinschaften und Kurzzeitpflegeeinrichtungen liegt.
Anbieterverantwortete Senioren- und Demenz-Wohngemeinschaft im Gesundheitszentrum Marl
Im Gesundheitszentrum Marl an der Paracelsus-Klinik wurde am 5. Juli 2019 eine anbieterverantwortete Wohngemeinschaft für 12 pflegebedürftige Menschen eröffnet. In dieser Wohngemeinschaft teilen sich die Bewohner ein gemeinsames neues Zuhause. Das Haus "Gesundheitszentrum Marl" existiert bereits und bietet durch verschiedene Ärzte im Haus und den direkten Anschluss an die Paracelsus-Klinik über einen Verbindungsgang eine optimale ärztliche Versorgung. Die Senioren- und Demenz-WG befindet sich in Marl, direkt im Zentrum nahe der Bergstraße auf dem Lipper Weg 11a, direkt neben der Paracelsus-Klinik. Sie verfügt über eine Gesamtfläche von rund 600 m². Auf der gleichen Etage befindet sich ein ca. 100 m² großer Gemeinschaftsraum für die Tagesbetreuung.
Tagesablauf und Betreuung
Die Wohngemeinschaft (WG) soll für die Bewohner ein Zuhause sein, in dem sie sich wohlfühlen. Dazu trägt vor allem ein „normaler“ Tagesablauf bei, der von dem ambulanten Pflegedienst Amicus Pflege durch gemeinsame Mahlzeiten und Aktivitäten strukturiert wird. Die Bewohner werden im Rahmen der aktivierenden Pflege in ihren Fähigkeiten gefördert und bei der Gestaltung des Alltags unterstützt. Individuelle Wünsche und Tagesrhythmen werden dabei berücksichtigt.
Die "Gammel-Oase": Ein besonderes Konzept für Menschen mit Demenz
Ein besonderes Konzept für die Betreuung von Menschen mit Demenz verfolgt die sogenannte "Gammel-Oase" in Marl. Hier gibt es keinen Druck und keine Erwartungen. Der Slogan im Küchenbereich lautet: „Du tust genug, du hast genug, du bist genug.“ Eine feste Tagesstruktur oder Gruppenangebote gibt es nicht. Stattdessen wird individuell geschaut, was der Bewohner möchte und woran er Interesse zeigt.
Individuelle Betreuung und Langsamkeit
Alle Mitarbeitenden verfügen über einen „imaginären Bauchladen“, den sie anbieten können - von der grundpflegerischen Versorgung über einen Spaziergang bis zum Singen, Klatschen oder Tanzen. Zusätzlich finden sich im ganzen Wohnbereich Materialien mit Aufforderungscharakter. Die Kunst der Langsamkeit ist im direkten Kontakt mit den Menschen mit Demenz gefragt. Vieles läuft über Körperkontakt. Korrigierendes Verhalten wird so weit wie möglich vermieden, um Stress, Wut und Aggressionen zu vermeiden.
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Ursachenforschung statt Ruhigstellung
Statt die Bewohner medikamentös „ruhigzustellen“, macht sich das Team gezielt auf die Suche nach den Ursachen, die hinter dem herausfordernden Verhalten stehen. Hat der Bewohner vielleicht Schmerzen? Hat er Hunger oder Durst? Ist es ihm zu warm oder zu laut? Braucht er mehr Aufmerksamkeit? Hat er einen beginnenden Infekt? Die Ursache zu finden, geht meist nur durch Ausprobieren. Im Fachjargon spricht man von Verstehenshypothesen.
Angehörige als Teil des Konzepts
Die Angehörigen gehören in der Gammel-Oase selbstverständlich mit dazu. Sie setzen sich bei den Mahlzeiten mit an den Tisch und werden in den Alltag integriert.
Ergebnisse des Konzepts
Nach zwei Jahren Gammel-Oase zieht Leiter Christian Löbel eine positive Bilanz: „Die Bewohner sind entspannter und ausgeglichener. Viele ziehen bei uns mit mehreren Psychopharmaka ein, bei einigen sind diese mittlerweile komplett abgesetzt“, sagt er.
Kurzzeitpflege im Philipp-Nicolai-Haus
Das Philipp-Nicolai-Haus in Marl bietet Kurzzeitpflege für Menschen mit Pflegegraden 2 bis 5 mit und ohne Demenz für bis zu 28 Tage an. Hier erhalten pflegebedürftige Menschen, die sonst zu Hause gepflegt werden, vorübergehend eine stationäre Ganztagsbetreuung. Die Kurzzeitpflege kann in Anspruch genommen werden, wenn sich die Pflegebedürftigkeit plötzlich verschlimmert, wenn nach einer schweren Krankheit eine professionelle Nachsorge erforderlich ist oder wenn der*die pflegende Angehörige krank ist oder in den Urlaub fährt.
Wohnen und Betreuung
Das Philipp-Nicolai-Haus bietet für alte und pflegebedürftige Menschen aller Pflegegrade ein neues Zuhause. In acht überschaubaren Wohneinheiten leben die Bewohner*innen jeweils mit zwölf Personen gemeinschaftlich zusammen. Dies ermöglicht einerseits Privatsphäre und andererseits Begegnung und Austausch mit anderen. Durch die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams wird ein hohes Maß an Flexibilität und Qualität in Pflege und Betreuung gewährleistet.
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Angebote und Aktivitäten
Vielseitige Angebote sorgen für Aktivität und Begegnung: Sitzgymnastik und -tanz, Hundebesuchsdienst, Singkreis, Ausstellungen, Spielkreise und Lesungen sind nur einige der vielfältigen Möglichkeiten im Philipp-Nicolai-Haus. Auch Ausflüge sowie Feste und Feiern stehen auf dem Programm.
Kosten und Finanzierung
Für die Pflegegrade 2 bis 5 gilt in der Einrichtung ein einheitlicher Eigenanteil (EEE) für den pflegebedingten Aufwand in der vollstationären Pflege. Dieser beträgt 2.091,30€ (mit Ausbildungsumlage) bzw. 1.940,42 € (ohne Ausbildungsumlage). Der pflegebedingte Eigenanteil wird anhand der bisherigen Verweildauer in einer Pflegeeinrichtung reduziert.
Villa Lebenswert: Selbstbestimmtes Wohnen in der Wohngemeinschaft
Inmitten des Ruhrgebietes, in der Römerstraße gelegen, befindet sich die Wohngemeinschaft der Villa Lebenswert. Hier finden selbstbestimmte Senioren ein Zuhause, in dem sie ganz nach ihren Wünschen und Bedürfnissen leben können. Begleitet werden die Senioren von einem ambulanten Pflegedienst, welcher ihnen bei den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten unter die Arme greift und da ist, wenn Hilfe benötigt wird.
Wohnstruktur und Ausstattung
Die Wohngemeinschaft liegt in einem Mehrfamilienhaus und ist aufgeteilt in zwei Wohnungen, welche sich im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss des Gebäudes befinden. Die Wohngemeinschaft in der Römerstraße besitzt neun Wohnplätze und in jeder Wohnung gibt es eine Küche, ein Wohnzimmer und mehrere Badezimmer. Jedes Bewohnerzimmer kann nach individuellem Geschmack mit persönlichem Mobiliar und Erinnerungsstücken eingerichtet werden. Auch die Flure und Gemeinschaftsräume werden mit persönlichen Mitbringsel der Bewohner geschmückt und schaffen ein gemütliches Ambiente.
Gemeinschaftlicher Alltag
Mit Unterstützung des Pflegeteams wird gemeinschaftlich gekocht, aufgeräumt, eingekauft und die Aufgaben des Alltags gemeistert. Für ein harmonisches Miteinander und viel Spaß sorgen die Beschäftigungsprogramme der Wohngemeinschaft. Gerne singen und spielen die Bewohner untereinander oder entspannen bei einem gemeinsamen Filmeabend. Zudem ist der Besuch von Familie und Freunden jederzeit gerne gesehen.
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Betreuung und Pflege
Das geschulte Pflegeteam begleitet die Bewohner im Alltag und pflegt sie kompetent und einfühlsam. Der Vorteil dabei ist, dass keine langen Wege oder Terminvereinbarungen für einen Pflegedienst erforderlich sind, sondern immer jemand da ist, der sich darum kümmert. Das empathische Team hat immer ein offenes Ohr für die Bewohner und sorgt mit viel Freude für eine familiäre Atmosphäre. Das Wichtigste ist, dass sich die Bewohner immer wohl und sicher fühlen. Bei Anliegen und Fragen rund um das Thema Wohnen in einer Wohngemeinschaft kann das Team der Villa Lebenswert jederzeit gerne kontaktiert werden.