Leistenschmerzen, auch Inguinalschmerzen genannt, sind Schmerzen, die im Bereich zwischen Unterleib, Hüfte und Oberschenkel auftreten. Sie können akut oder chronisch sein und sich unterschiedlich anfühlen, z. B. stechend, ziehend oder dumpf. In vielen Fällen treten Leistenschmerzen im Zusammenhang mit bestimmten Bewegungen auf, etwa beim Gehen, Sitzen oder Laufen. Sie können einseitig oder beidseitig auftreten, nur bei Belastung oder dauerhaft sein und in umliegende Gewebe ausstrahlen.
Es ist wichtig, Leistenschmerzen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, da sie ein Hinweis auf ernstzunehmende Erkrankungen sein können. Akut auftretende Leistenschmerzen sollten immer von einem Arzt abgeklärt werden.
Was sind Leistenschmerzen?
Leistenschmerzen (Inguinalschmerzen) sind links-, rechts- oder beidseitig auftretende Schmerzen in der Leistenregion (zwischen Bauch und Oberschenkel). Der Schmerz in der Leiste tritt plötzlich (akut) auf oder ist dauerhaft und manchmal auch wiederkehrend (chronisch). In vielen Fällen treten die Leistenschmerzen im Zusammenhang mit bestimmten Bewegungen auf, etwa beim Gehen, Sitzen oder Laufen. Leistenschmerzen bei Frauen können eine andere Ursache als bei Männern haben.
Zudem unterscheiden sich Schmerzen in der Leiste in ihrer Art und sind zum Beispiel stechend, ziehend oder stumpf - abhängig von der jeweiligen Ursache. Häufig stecken dahinter Erkrankungen wie Hernien, Hüftgelenksarthrose, Sportverletzungen oder Über- oder Fehlbelastungen (beispielsweise Fehlbelastung des Fußes beim Joggen).
Ursachen von Leistenschmerzen
Die Ursachen für Leistenschmerzen sind vielfältig und können orthopädische, urologische oder andere Ursachen haben.
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Orthopädische Ursachen
Zu den häufigsten orthopädischen Ursachen zählen:
- Hüftarthrose: Degenerativer Verschleiß des Knorpels im Hüftgelenk, der zu Schmerzen bei Belastung und im Verlauf auch in Ruhe führt. Betroffene benötigen oft Zeit zum Einlaufen.
- Fehlstellungen in Hüfte, Füßen, Knie: Zunehmende Schmerzen, die durch Bewegung oft schlimmer werden.
- Symphysenlockerung (Beckenringlockerung): Häufig bei Schwangeren, kann aber auch ohne Schwangerschaft auftreten. Es kommt zu starken Schmerzen beim Gehen oder Stehen.
- Überlastungsbruch am vorderen Beckenring: Akut eintretende, dauerhafte Schmerzen, keine Besserung durch Bewegung.
- Sehnenverletzungen: Schäden an der Sehne des M. iliopsoas, degenerativ bei älteren Menschen und traumatisch bei Sportlern.
- Sportlerleiste (weiche Leiste): Überlastung der Leistenregion durch schnelle Bewegungen mit abrupten Richtungswechseln, oft bei Sportarten wie Fußball, Hockey oder Tennis.
Urologische Ursachen
Zu den wichtigsten urologischen Ursachen zählen:
- Harnleitersteine: Akute, krampfartige Schmerzen, oft in den Rücken strahlend; fester, druckempfindlicher Bauch.
- Hodentorsion (Hodenverdrehung): Akute, heftige Schmerzen in Hoden und Leiste, ausstrahlend in den Unterbauch; Hoden stehen unterschiedlich hoch.
- Erkrankungen von Hoden oder Nebenhoden: Der Hoden kann schmerzhaft, geschwollen, gerötet oder dunkel verfärbt sein.
Weitere Ursachen
Weitere mögliche Ursachen für Leistenschmerzen sind:
- Leistenhernie (Leistenbruch): Riss im Leistenband, durch den Eingeweide aus dem Bauchraum gelangen können. Akuter Leistenschmerz, Bildung einer fühlbaren Beule in der Leiste. Achtung: kann asymptomatisch verlaufen ohne Schmerz, nur fühlbar als Beule
- Schenkelhernie (Schenkelbruch): Hier treten die Schmerzen an einer jeweils anderen Stelle auf.
- Blinddarmentzündung: Zunehmender Schmerz, oft am Oberbauch beginnend, dann im rechten Unterbauch, stärker beim Anziehen des Beines; zusätzlich Fieber, Appetitlosigkeit und Müdigkeit.
- Krampfadern, insbesondere mit Thrombenbildung: Im Leistenkanal sitzende Krampfader oder sogar Blutgerinnselbildung.
- Lymphknoten: Durch akute Infektionen stark angeschwollener Lymphknoten in der Leiste mit leichten Schmerzen und Druckgefühl.
- Tumorbildung / Krebs (in Geschlechtsorganen oder an der Blase): Zunehmender Schmerz im Bereich Leiste und Unterbauch.
- Neuritis (Nervenentzündung): Diffuse Schmerzen, wechselhaft; kann akut sein oder sich chronisch entwickeln.
- Nervus cutaneus femoris lateralis Läsion: Der Nervus cutaneus femoris lateralis kann durch Druck und Verletzungen geschädigt werden. Patient*innen haben Beschwerden an der Vorder- bzw. Außenseite des Oberschenkels. Charakteristisch sind ein Kribbeln, brennende Schmerzen, Missempfindungen und Taubheit.
Ursachen für Leistenschmerzen bei Frauen
Bei Frauen kommen zusätzlich folgende Ursachen in Betracht:
- Eileiterschwangerschaft: Der Embryo nistet sich statt in der Gebärmutter im Eileiter ein. Mögliche Symptome sind Schmierblutungen sowie meist einseitige Schmerzen im Unterbauch, die in die Leiste ausstrahlen können.
- Beckenringlockerung in der Schwangerschaft: Unter dem hormonellen Einfluss der Schwangerschaft lockert sich das Bindegewebe und damit auch die normalerweise sehr feste Bandkonstruktion des Beckens.
- Weitere Ursachen sind zum Beispiel die Entzündung von Eileiter oder Eierstock, eine Endometriose oder eine Eierstockzyste.
Ursachen für Leistenschmerzen bei Männern
Bei Männern kommen zusätzlich folgende Ursachen in Betracht:
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- Erkrankungen von Hoden oder Nebenhoden: Der Hoden kann schmerzhaft, geschwollen, gerötet oder dunkel verfärbt sein. Zu den möglichen Ursachen zählen Notfälle wie die Hodenstieldrehung, auch Hodentorsion genannt. Auch eine Entzündung des Hodens oder eine Entzündung des Nebenhodens kann dahinter stecken.
Wann zum Arzt?
Es ist wichtig, bei akut auftretenden Leistenschmerzen zum Arzt zu gehen. Vielleicht steckt eine ernste Ursache dahinter, die unbedingt eine Behandlung erfordert. Beispielsweise ist ein eingeklemmter Leistenbruch ein Notfall, der dringend ärztlich zu versorgen und unter Umständen lebensbedrohlich ist.
Aber auch bei anhaltenden oder chronisch wiederkehrenden Leistenschmerzen ist es notwendig, sie ärztlich abklären und gegebenenfalls behandeln zu lassen.
Welcher Arzt bei Leistenschmerzen?
Die Ursachen für Leistenschmerzen sind sehr vielfältig, abhängig davon sind unterschiedliche Spezialisten zuständig. Wenn Sie Leistenschmerzen haben, wenden Sie sich als erstes an Ihren Hausarzt. Er ist in dieser Situation der beste Ansprechpartner. Ihm ist es möglich, eine erste Einschätzung abzugeben und Sie an den entsprechenden Facharzt weiterzuleiten.
In Frage kommen je nach Ursache beispielsweise:
- Chirurgen beim Leistenbruch
- Orthopäden, Sportmediziner und/oder Unfallchirurgen bei Hüftgelenksproblemen oder Verletzungen des Bewegungsapparates
- Urologen bei Hoden-Erkrankungen oder Harnsteinen
- Gynäkologen in der Schwangerschaft oder z. B. bei Entzündungen der Eierstöcke oder Eileiter
- Internisten bei geschwollenen Lymphknoten
Untersuchungen und Diagnose
Um Leistenschmerzen festzustellen, erhebt der Arzt zuerst im Gespräch mit Ihnen Ihre Krankengeschichte (Anamnese). Er fragt zum Beispiel:
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- Handelt es sich um einen akuten oder bereits chronischen Schmerz?
- Wie fühlen sich die Schmerzen an: stechend, scharf oder dumpf?
- Haben Sie vielleicht Vorerkrankungen wie einen Leistenbruch, frühere Verletzungen wie ein ausgekugeltes Hüftgelenk, Knochenbrüche oder Wirbelsäulen-Verletzungen?
- Bestehen bei Ihnen körperliche Belastungen durch den Beruf oder durch Sport wie Golf, Fußball, Turnen, Tanzen, Eishockey oder Skifahren?
Manche Ärzte benutzen zur Einschätzung und Erfassung der Beweglichkeit im Allgemeinen und des Leistenschmerzes im Speziellen Selbsttests beziehungsweise bestimmte Fragebögen. In diesen beschreibt der Betroffene unter anderem die Art, Dauer und Stärke des Schmerzes in der Leiste und Hüfte und gibt viele weitere relevante Informationen zu den Beschwerden.
An das Patientengespräch schließt sich die körperliche Untersuchung an. Sie besteht aus der:
- Inspektion: Hierbei untersucht der Arzt den Körper auf Schonhaltungen und Fehlstellungen der Wirbelsäule oder des Beckens. Zudem schaut er, ob Ihr rechtes und linkes Bein gleich lang sind.
- Palpation: Der Arzt tastet Muskelpartien, Sehnen und Bänder ab und prüft dabei, ob eine Stelle druckempfindlich ist. Er begutachtet vor allem die Hinterwand des Leistenkanals und beim Mann die Hoden, um mögliche Brüche zu erfühlen.
- Funktionsuntersuchung: Dazu testet der Arzt Ihre körperliche Beweglichkeit, in der Regel im Stehen, in Rücken-, Seit- und Bauchlage. Auch eine neurologische Untersuchung gehört dazu. Sie deckt zum Beispiel Nerven-Entzündungen als Ursache der Leistenschmerzen auf.
Erweiterten Untersuchung: Hierzu gehören bildgebende Verfahren wie eine Ultraschall-Diagnostik der Bauch- und Becken-Organe und des Leistenkanals. Manchmal sind auch aufwendigere Verfahren (Röntgen, Computertomografie, Kernspintomografie) notwendig, um die Ursache des Leistenschmerzes zu identifizieren.
Behandlung von Leistenschmerzen
Die Behandlung von Leistenschmerzen richtet sich nach der Ursache. Bei starken Schmerzen kommen Schmerzmittel zum Einsatz, um die Beschwerden erträglich zu machen. Die Schmerztherapie allein ist aber nicht ausreichend und nur eine symptomatische Unterstützung.
Bei vielen der oben genannten Erkrankungen mit akutem Schmerz ist ein operativer Eingriff notwendig. Dazu gehören:
- Leistenbruch mit Darmvorfall
- Hodentorsion
- Blinddarmentzündung
- Harnleitersteine
Bei starker Hüftarthrose kann die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks ratsam sein. Ebenfalls operiert wird bei Tumorbildung, in schweren Fällen der Beckenringlockerung und zur Lösung von Blutgerinnseln in den Venen der Leiste.
Bei orthopädischen Ursachen wie Fehlstellungen oder Sehnenverletzungen kommen schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Physiotherapie ist ein unverzichtbarer Baustein der Therapie.
Konservative Behandlung des Nervus cutaneus femoris lateralis Läsion
Nicht immer ist eine Behandlung notwendig. Bei einem Viertel der Betroffenen bessern sich die Beschwerden spontan.
Eine Physiotherapie kann die Beschwerden lindern. Ein durch die Nervenschädigung bedingter Schmerz (neuropathischer Schmerz) sollte frühzeitig mit einer Schmerztherapie behandelt werden. Es kann vorteilhaft sein, mehrere Behandlungsmethoden zu kombinieren. Außerdem kann ein Medikament zur örtlichen Betäubung in das Gewebe gespritzt werden (Infiltration). Auch Kortison kommt hier manchmal in Betracht.
Operation des Nervus cutaneus femoris lateralis Läsion
Operiert wird nur selten, wenn die Beschwerden sehr stark sind bzw. nicht auf andere Behandlungsversuche ansprechen.
Eine Möglichkeit besteht in der operativen Beseitigung aller einengenden Strukturen (Dekompression) und Freilegung des Nerven (Neurolyse). Eine zweite Möglichkeit ist es, den Nerv zu durchtrennen (Neurektomie) und gezielt Nervengewebe abzutragen. Diese Methode gilt als letzter Ausweg: Sie ist sehr wirksam gegen Schmerzen; sie führt jedoch auch zu einem dauerhaften Verlust des Empfindungsvermögens im betroffenen Hautbereich.
Vorbeugung von Leistenschmerzen
Je nach Ursache gibt es Übungen, die vorbeugend gegen Leistenschmerzen anwendbar sind. Am besten lassen Sie sich von einem Experten wie zum Beispiel einem Physiotherapeuten (Krankengymnasten) passende Übungen zeigen. Beispiele für vorbeugende Übungen bei Leistenschmerzen sind:
- Breite Kniebeuge: Richtig durchgeführt, kräftigen sie die Innenseiten der Oberschenkel und die Bauchmuskulatur.
- Seitlicher Ausfallschritt: Diese Übung kräftigt die vordere Oberschenkelmuskulatur.
- Diagonaler Ausfallschritt: Der diagonale Ausfallschritt trainiert die vordere Oberschenkelmuskulatur, die Gesäßmuskeln und die Muskeln an der Innenseite der Oberschenkel (Adduktoren).
- Dehnen: Hierfür eignet sich beispielsweise der sogenannte Prinzenstand, bei dem sie die Leistenregion und die Oberschenkelmuskeln dehnen.
Weitere vorbeugende Maßnahmen
- Ernährung und Körpergewicht: Übergewicht bedeutet eine zusätzliche Belastung für Gelenke und Muskeln, auch für die Bauchmuskulatur. Aus diesem Grund begünstigt Übergewicht unter anderem einen Leistenbruch. Deshalb ist neben Bewegung auch eine ausgewogene, gesunde Ernährung sehr wichtig. Achten Sie darauf, ausreichend Flüssigkeit zu trinken und viel Obst, Gemüse und Vollkornwaren zu essen. Eine fleischarme Kost senkt das Risiko Harnsäuresteine (Nierensteine) zu entwickeln - die unter Umständen ebenso zu Leistenschmerzen führen.
- Stabile Gelenke: Versuchen Sie Ihre Gelenke zu schonen, da auch Probleme an den Gelenken manchmal Leistenschmerzen verursachen. Folgende Tipps helfen, die Gelenke zu schonen:
- Tragen Sie gutes Schuhwerk und gegebenenfalls Einlagen, um Fehlstellungen der Füße und der Beinachse zu korrigieren.
- Strapazieren Sie Ihre Gelenke nicht übermäßig beim Sport. Achten Sie auf eine gleichmäßig von den Muskeln geführte Bewegung und führen Sie zur Vorbereitung intensiver Belastungen ein allgemeines und spezielles Krafttraining durch.
- Nutzen Sie für schwere Lasten die richtige Hebetechnik. Beugen Sie zum Beispiel beim Anheben des Gegenstands zunächst die Knie und achten Sie beim langsamen Aufrichten auf einen geraden Rücken. Vermeiden Sie unbedingt ruckartige Bewegungen. Versuchen Sie Hebehilfen, Tragegurte oder Hubkarren, die einen Teil der Last übernehmen, zu verwenden.
- Vermeiden Sie das Tragen enger Hosen, da diese den Nervus cutaneus femoris lateralis einklemmen können.
- Vermeiden Sie Streckbewegungen im Hüftgelenk, wenn Sie unter einem Nervus cutaneus femoris lateralis Läsion leiden.
- Gegebenenfalls kann eine Gewichtsreduktion hilfreich sein, um den Druck auf den Nervus cutaneus femoris lateralis zu verringern.