Eingeklemmter Nerv: Symptome, Ursachen und Behandlung

Ein eingeklemmter Nerv kann eine schmerzhafte und einschränkende Erfahrung sein. Er entsteht, wenn Druck auf einen Nerv ausgeübt wird, was zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten eines eingeklemmten Nervs, um Ihnen ein umfassendes Verständnis dieser Erkrankung zu vermitteln.

Was ist ein eingeklemmter Nerv?

Umgangssprachlich wird der Begriff "eingeklemmter Nerv" oft für plötzlich auftretende, stechende Schmerzen verwendet. Medizinisch gesehen handelt es sich um eine Nervenkompression, bei der umliegende Strukturen wie Muskeln, Sehnen oder Gewebe Druck auf einen Nerv ausüben. Dieser Druck kann die Signalübertragung stören und zu Symptomen wie Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit führen. Dr. Arne-Björn Jäger vom Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. erklärt, dass es sich bei einem eingeklemmten Nerv um die Kompression oder Einengung von Nervengewebe handeln kann, entweder eines peripheren Nervs oder einer Nervenwurzel. Periphere Nerven liegen außerhalb von Gehirn und Rückenmark und versorgen das Gewebe im Körper. Nervenwurzeln gehören zum Rückenmark und sind von den Wirbeln geschützt.

Wie macht sich ein eingeklemmter Nerv bemerkbar?

Die Symptome eines eingeklemmten Nervs können vielfältig sein und hängen von der Lokalisation und dem Ausmaß der Kompression ab. Typische Anzeichen sind:

  • Schmerzen: Das Ausmaß der Schmerzen kann sehr unterschiedlich sein. Oft beginnt der Schmerz langsam und dumpf, nimmt aber mit der Zeit zu. Bei einer akuten Einengung der Nervenwurzel oder eines peripheren Nerven kann ein heftiger, stechender, elektrisierender oder brennender Schmerz wahrgenommen werden.
  • Empfindungsstörungen (Parästhesien): Ein eingeklemmter Nerv kann unangenehme Empfindungen wie Kribbeln, Taubheit oder ein Gefühl des "Einschlafens" der Gliedmaßen verursachen. Diese Störungen treten häufig im Bereich des betroffenen Nervs auf. Patienten beschreiben dieses Gefühl oft so, als ob ihre Gliedmaßen „nicht gehorchen“. Schmerzen und Taubheitsgefühle in den oberen Gliedmaßen sind dagegen Symptome eines eingeklemmten Nervs an der Halswirbelsäule.
  • Funktionsausfälle: Wird ein Nerv über längere Zeit gereizt, kann dies die Signalübertragung zur Muskulatur beeinträchtigen. Die Folge sind Lähmungserscheinungen oder Muskelschwäche, die jedoch oft vorübergehend sind und sich mit der Erholung des Nervs wieder zurückbilden.
  • Sensibilitätsstörungen: Bei schwereren Fällen kann die Empfindlichkeit im betroffenen Bereich gestört sein, was sich durch ein vermindertes oder verstärktes Berührungsempfinden äußert.
  • Einschränkung der Bewegungsfähigkeit: Kribbeln und Taubheitsgefühle sind typische Anzeichen dafür, dass ein Nerv eingeklemmt ist.
  • Weitere Symptome: Sind besonders empfindliche Nerven - beispielsweise im Bereich der Halswirbelsäule - eingeklemmt, können durch die gestörte Signalübertragung zum Gehirn zusätzliche Symptome wie Schwindel oder Erbrechen auftreten.

Die Veränderungen lassen sich anatomisch immer genau einem peripheren Nerv oder einer Nervenwurzel zuordnen. Wird eine Nervenwurzel akut eingeengt, strahlt der Schmerz entlang der Nervenfasern aus, die aus der Wurzel in den Körper ziehen. Begleitend ist die Gefühlswahrnehmung auf dem versorgten Hautareal und die versorgte Muskulatur gestört. Ein Beispiel ist der Ischiasnerv, bei dem der Schmerz vom unteren Rücken über das Gesäß bis in den Fuß zieht.

Ursachen eines eingeklemmten Nervs

Ein eingeklemmter Nerv kann verschiedene Ursachen haben. Häufige Auslöser sind:

Lesen Sie auch: Eingeklemmter Nerv: Ein umfassender Leitfaden

  • Muskelverspannungen: Verspannungen durch Fehlhaltungen, Stress oder Überlastung können auf Nerven drücken und diese einklemmen. Ein eingeklemmter Nerv im Rücken kann mit einer geschwächten Rückenmuskulatur zusammenhängen.
  • Bandscheibenvorfall: Die Kompression einer Nervenwurzel kann durch einen Bandscheibenvorfall ausgelöst werden, bei dem Teile der Bandscheibe auf die Nerven drücken. Bei einer Bandscheibenprotrusion wölbt sich der Gallertkern der Bandscheibe in den Wirbelkanal vor. Der feste Faserring ist noch intakt, aber aufgrund von Verschleißprozessen geschädigt. Bei einem Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) durchbricht der Gallertkern den Faserring und tritt nach außen. Durch das Bandscheibenmaterial kann ein Spinalnerv oder das Rückenmark eingeengt werden.
  • Arthrose: Degenerative Erkrankungen wie Arthrose können zu Knochenwucherungen an Gelenken oder der Wirbelsäule führen, die auf Nerven drücken. Bei einer Spondylarthrose verschleißt die dünne Knorpelschicht der Gelenkflächen.
  • Verletzungen: Stürze oder Überlastung können zu Verletzungen führen, die Nervenkompressionen verursachen. Bei einem instabilen Wirbelkörper aufgrund von Osteoporose können harmlose Alltagssituationen zu einem Wirbelkörperbruch führen. Brüche (Frakturen) im Bereich der Halswirbel entstehen entweder durch Unfälle, Gewalteinwirkung oder durch eine Erkrankung, die die Knochensubstanz schädigt.
  • Systemische Erkrankungen: Auch systemische Erkrankungen wie Diabetes oder Engpasssyndrome wie das Karpaltunnelsyndrom können Nervenkompressionen auslösen.
  • Falsche Körperhaltung: Ein eingeklemmter Nerv zwischen den Rippen kann die Folge einer falschen Körperhaltung sein.
  • Wiederholte Bewegungen und einseitige Belastungen: Bei Tätigkeiten, die wiederholte Bewegungen mit einseitiger Belastung beinhalten, sind regelmäßige Pausen angebracht. Arbeiten mit ständig gebeugtem Handgelenk können ebenfalls eine Ursache sein.

Diagnose eines eingeklemmten Nervs

Die Diagnose eines eingeklemmten Nervs umfasst in der Regel eine körperliche Untersuchung und Anamnese. Der Arzt wird nach den Symptomen fragen und die Bewegungsfähigkeit sowie die Sensibilität des betroffenen Bereichs prüfen. Provokationstests wie das Hoffmann-Tinel-Zeichen oder der Phalen-Test können helfen, einen eingeklemmten Nerv zu diagnostizieren. Durch gezielte Bewegungen oder leichten Druck auf den betroffenen Bereich können typische Symptome wie Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle ausgelöst oder verstärkt werden.

In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT-Scans erforderlich sein, um die Ursache der Nervenkompression zu identifizieren. Auch die Elektromyographie (EMG), eine Untersuchung der elektrischen Aktivität von Muskeln und Nerven, kann zur Diagnosestellung beitragen.

Behandlungsmöglichkeiten bei einem eingeklemmten Nerv

Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern, die Heilung zu fördern und die Ursache der Kompression zu beheben. Die Therapie kann je nach Ursache und Schweregrad der Symptome variieren.

Konservative Behandlung

In vielen Fällen kann ein eingeklemmter Nerv konservativ behandelt werden. Zu den gängigen Maßnahmen gehören:

  • Schonung: Die betroffenen Stellen sollten zunächst geschont werden, besonders wenn der Nerv im Rücken, Nacken oder Schulterbereich betroffen ist. Unnatürliche Schonhaltungen und ruckartige Bewegungen sollten möglichst vermieden werden. Das erste empfohlene Vorgehen bei Nervenkompression besteht in der Regel darin, den betroffenen Bereich in Ruhe zu halten.
  • Schmerzlinderung: Ärzte verschreiben oft entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente, um die Beschwerden zu lindern.
  • Wärmebehandlung: Wärme hilft, verspannte Muskulatur zu lockern und den eingeklemmten Nerv zu entlasten.
  • Massage und Gymnastik: Eine professionelle Massage oder sanfte Gymnastik wie Yoga können helfen, Verspannungen zu lösen und die Muskulatur zu lockern. Achten Sie darauf, dass die Übungen die Schmerzen nicht verstärken, sondern den Heilungsprozess unterstützen. Massagen lindern Schmerzen, die durch einen eingeklemmten Nerv verursacht werden, und lockern verspannte Muskulatur. Eine sanfte Massage kann eine bessere Wirkung haben als eine intensive Tiefenmassage.
  • Physiotherapie: Gerade bei einem leichten Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose können physiotherapeutische Maßnahmen und Rückenschule helfen, die Symptome zu lindern und die Mobilität zu verbessern. Die Physiotherapie hilft, die Muskeln in dem betroffenen Bereich zu dehnen und zu stärken. Dies trägt zur Verringerung des Drucks auf den betroffenen Nerv bei.
  • Manuelle Therapie oder Osteopathie: Wenn eine Blockade der Wirbelsäule als Ursache diagnostiziert wird, helfen Maßnahmen wie manuelle Therapie oder Osteopathie.
  • Orthesen und Kragen: Orthesen und Kragen können vorübergehend die problematische Stelle immobilisieren und ihre Regeneration erleichtern. Eine Orthese kann vorübergehend Schmerzlinderung bei einer Nervenkompression bieten.

Operative Behandlung

In einigen Fällen, besonders bei schwerwiegenden oder chronischen Nervenkompressionen, kann eine Operation zur Dekompression notwendig werden. Bei einem Bandscheibenvorfall kann beispielsweise ein minimalinvasiver Eingriff durchgeführt werden, um den Druck auf den betroffenen Nerv zu verringern und die Nervenwurzeln zu entlasten. Ein chirurgischer Eingriff wird zum Beispiel bei schweren Fällen von Bandscheibenvorfällen oder Karpaltunnelsyndrom durchgeführt.

Lesen Sie auch: Welche Schmerzmittel helfen bei Nervenschmerzen?

Was kann man selbst tun?

Neben den ärztlichen Behandlungen gibt es auch einige Maßnahmen, die Sie selbst ergreifen können, um die Beschwerden zu lindern und die Heilung zu unterstützen:

  • Ergonomie am Arbeitsplatz: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes hilft, eingeklemmten Nerven vorzubeugen. Bei sitzenden Tätigkeiten im Büro sind eine aufrechte Haltung, passende Stühle und Tische sowie Hilfsmittel wie Handauflagen sinnvoll. Wer überwiegend steht, profitiert von gut gedämpften Schuhen und regelmäßigen Pausen zur Entlastung der Gelenke. Beim Heben schwerer Lasten sollte die Kraft aus den Beinen kommen, um den Rücken zu schonen. Beispiele hierfür sind eine ergonomische Tastatur und Maus oder ein korrekt positionierter Computermonitor. Höhenverstellbare Stühle oder Tische bieten viele entlastende Positionen.
  • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität beugt Verspannungen vor und stärkt die Muskulatur. Durch gezielte Techniken wird versucht, die Durchblutung zu steigern und mit Hilfe von aktiven Bewegungsübungen die Mobilität (wieder) zu verbessern.
  • Stressmanagement: Muskelverspannungen können durch Stress begünstigt werden.
  • Übergewicht reduzieren: Ein gesundes Körpergewicht entlastet die Wirbelsäule und verhindert zusätzlichen Druck auf Nerven.
  • Qualitativer Schlaf: Qualitativer Schlaf trägt zur Regeneration des Organismus bei und kann das Abklingen von Symptomen des eingeklemmten Nervs beschleunigen.
  • Vorsichtig bewegen: Ruckartige Bewegungen sind bei einem eingeklemmten Nerv schmerzhaft. Schonung und vorsichtige Bewegungen sind angesagt.
  • Fehlhaltungen vermeiden: Sich gar nicht mehr zu bewegen, ist allerdings auch keine Lösung, denn Schonhaltungen können zu weiteren Problemen führen.

Wie lange dauert es, bis sich ein eingeklemmter Nerv wieder beruhigt?

Die Dauer der Beschwerden hängt von der Ursache der Nervenkompression ab. Bei Verspannungen heilt der eingeklemmte Nerv in der Regel von selbst. Ruhe und konservative Behandlung sind in der Regel ausreichend, damit sich Patienten innerhalb weniger Tage oder Wochen vollständig erholen. Wenn die Einklemmung nur kurze Zeit anhält, treten in der Regel keine langfristigen Beschwerden auf. Sobald der Druck auf den betroffenen Nerv nachlässt, stellt sich seine Funktionalität vollständig wieder her. Bei länger anhaltendem Nervendruck können jedoch dauerhafte Veränderungen und chronische Schmerzen auftreten.

Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei eingeklemmtem Nerv im Nacken

tags: #eingeklemmter #nerv #symptome #und #behandlung