Im Alter verändern sich Menschen, und diese Veränderungen können sich in unterschiedlichen Weisen manifestieren. Während manche gelassener werden, entwickeln andere Misstrauen oder Reizbarkeit. Diese Veränderungen im Verhalten und in der Persönlichkeit können für Angehörige beängstigend und verstörend sein. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jede Verhaltensänderung automatisch auf eine beginnende Demenz hindeutet.
Wesensveränderungen im Alter: Mehr als nur Altersstarrsinn
Menschen verändern sich ihr Leben lang, geprägt von Erfahrungen und Erlebnissen. Im Erwachsenenalter sind diese Veränderungen weniger stark ausgeprägt, da die Grundpfeiler des eigenen Ichs bereits verankert sind. Durch verschiedene Ursachen können sich lang gefestigte Persönlichkeiten jedoch stark wandeln. In der Medizin spricht man von einer Wesensveränderung, wenn sich das Verhalten eines Menschen stark verändert und Auswirkungen auf die Persönlichkeit des Betroffenen zeigt. Meist handelt es sich um eine plötzlich auftretende oder zumindest subjektiv als plötzlich auftretend empfundene Veränderung wie Aggression, sozialen Rückzug, Depression oder Starrsinn.
Der sogenannte Altersstarrsinn hat keine feste Definition und auch keine eindeutige Ursache. Wesentlich mehr Personen hadern jedoch damit, zu akzeptieren, dass sie nicht mehr so selbstständig in den eigenen vier Wänden leben können, wie sie es bisher gewohnt waren. Hilfe zu erbitten, erfordert die Bereitschaft, sich einzugestehen, dass man für etwas Hilfe braucht, was jahrzehntelang selbstverständlich war. Kommen dann noch gut gemeinte Ratschläge und unaufgeforderte Hilfsangebote dazu, fühlen sich viele schnell bevormundet und auf den Verlust der Selbstständigkeit zu deutlich hingewiesen.
Altersstarrsinn: Wenn Gewohnheit zur Herausforderung wird
Altersstarrsinn wird oft als eine natürliche Folge des Älterwerdens betrachtet, die jedoch nicht unbedingt mit Demenz gleichzusetzen ist. Er beschreibt eine gewisse Steifheit im Denken und eine Abnahme der Flexibilität in der Problemlösung. Menschen mit Altersstarrsinn tun sich schwer, neue Ideen zu akzeptieren oder sich an veränderte Umstände anzupassen.
Die Symptome des Altersstarrsinns sind oft subtil und können als Teil des normalen Alterungsprozesses angesehen werden. Sie umfassen eine gewisse Geduldslosigkeit bei der Bewältigung von Herausforderungen und können frustrierend sein. Betroffene haben zwar Schwierigkeiten, sich an bestimmte Details zu erinnern oder neue Informationen zu verarbeiten, aber ihr grundlegendes Gedächtnis bleibt in der Regel intakt.
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Demenz: Wenn das Gedächtnis schwindet
Demenz hingegen ist eine ernsthafte Erkrankung, die das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten beeinträchtigt. Es gibt verschiedene Arten von Demenz, darunter Alzheimer-Demenz, vaskuläre Demenz und Lewy-Körper-Demenz. Jede dieser Arten hat ihre eigenen spezifischen Symptome, die von Gedächtnisverlust über Verwirrtheit bis hin zu Veränderungen im Verhalten reichen können.
Alzheimer beispielsweise beginnt oft schleichend mit Gedächtnisverlust, der mit der Zeit immer gravierender wird. Betroffene können Schwierigkeiten haben, sich an kürzlich erlebte Ereignisse zu erinnern, Termine einzuhalten oder neue Informationen aufzunehmen. Im fortgeschrittenen Stadium können sie sogar die Erkennung von Familienmitgliedern verlieren.
Aggressivität bei Demenz: Ursachen und Umgang
Menschen mit Demenz verändern häufig ihr Verhalten. Sie können reizbar werden, sich über Kleinigkeiten aufregen oder sich zurückziehen. In manchen Fällen ist die Demenz mit Aggressivität und Wut verbunden. Aggressives und scheinbar bösartiges Verhalten bei Demenz ist ein komplexes und oft missverstandenes Verhaltensmuster, das bei etwa 50 Prozent der Menschen mit Demenz auftreten kann. Hier spielt besonders die Frustration über den kognitiven Abbau sowie äußere Faktoren eine große Rolle.
Die Definition des Begriffes "Aggression" beinhaltet, dass von "aggressivem Verhalten" nur dann gesprochen werden kann, wenn dieses mit Absicht erfolgt. Aggression bedeutet also, dass ich etwas tue, um zielgerichtet einen anderen Menschen oder eine Sache zu schädigen, zu verletzen, zu beleidigen usw. Ein an einer Demenzursache erkranktes Gehirn jedoch verliert zumeist die Fähigkeit zu geplantem, zielgerichtetem, absichtsvollem Handeln. Die uns herausfordernden Verhaltensweisen von Demenzerkrankten sollten vielmehr als Affekt eingeordnet werden. Also als eine - oft heftige - Gefühlsregung, deren Ursache sehr viel mit Frustration der Erkrankten zu tun hat.
Ursachen für Aggressionen bei Demenz sind häufig Verwirrung und Frustration, die direkt durch die Erkrankung selbst ausgelöst werden. Das demenzerkrankte Gehirn kann oft nur noch einen Input, eine Information verarbeiten. Schon ein nebenbei laufender Fernseher, Radio oder Gespräche von mehreren Personen gleichzeitig wie auch Missbilligung und Kritik am Tun oder Lassen der Erkrankten, können zu Unruhe und heftigen Reaktionen der Betroffenen führen. Weitere Ursachen können körperliche Schmerzen oder Unwohlsein, zu viele Reize oder allgemeiner Stress sein.
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Die Unterschiede erkennen: Ein Überblick
Obwohl Altersstarrsinn und Demenz unterschiedliche Zustände sind, können sie einige ähnliche Symptome aufweisen. Beide können mit Vergesslichkeit einhergehen, aber während beim Altersstarrsinn das Langzeitgedächtnis in der Regel erhalten bleibt, kann bei Demenz das Kurzzeitgedächtnis stark beeinträchtigt sein.
| Merkmal | Altersstarrsinn | Demenz |
|---|---|---|
| Gedächtnis | Langzeitgedächtnis intakt, leichte Vergesslichkeit | Kurzzeitgedächtnis stark beeinträchtigt, zunehmender Gedächtnisverlust |
| Flexibilität | Eingeschränkte Flexibilität im Denken | Deutliche Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten |
| Alltagsbewältigung | Schwierigkeiten bei Veränderungen | Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben |
| Ursache | Natürlicher Alterungsprozess | Erkrankung des Gehirns |
Diagnose und Behandlung: Was tun?
Eine rechtzeitige Diagnose ist entscheidend, um zwischen Altersstarrsinn und Demenz zu unterscheiden. Es ist ratsam, einen Arzt oder Neurologen aufzusuchen, der auf die Diagnose und Behandlung von kognitiven Störungen bei älteren Menschen spezialisiert ist.
Die Behandlung von Demenz zielt darauf ab, die Symptome der Krankheit zu verlangsamen und den Alltag besser zu gestalten. Sie kann medikamentöse Therapie und nicht-medikamentöse Ansätze umfassen.
Umgang mit Altersstarrsinn und Demenz: Tipps für Angehörige
Die Herausforderungen, die mit Altersstarrsinn und Demenz einhergehen, können sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige überwältigend sein. Es gibt jedoch Strategien, die dabei helfen können, diese Herausforderungen zu bewältigen und die Lebensqualität zu verbessern.
Geistige und körperliche Aktivität
Regelmäßige geistige Aktivität kann dazu beitragen, das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten zu fördern. Körperliche Bewegung kann ebenfalls das Wohlbefinden steigern.
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Ausgewogene Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Nüssen und Fisch kann dazu beitragen, die kognitiven Funktionen zu unterstützen.
Soziale Kontakte
Soziale Kontakte sind wichtig, um Einsamkeit zu vermeiden, die die Symptome des Altersstarrsinns verschärfen kann.
Kommunikation und Einfühlungsvermögen
Kommunikation spielt eine zentrale Rolle in der Pflege von Demenzkranken. Es ist wichtig, klare und einfache Sätze zu verwenden und Geduld aufzubringen. Achten Sie darauf, Augenkontakt herzustellen und einfühlsam zuzuhören.
Schaffung einer sicheren Umgebung
Die Schaffung einer sicheren Umgebung kann dazu beitragen, dass sich Demenzkranke wohler fühlen und weniger Angst empfinden. Dazu gehört es, potenzielle Gefahrenquellen im Haushalt zu beseitigen und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
Unterstützung für Angehörige
Die Pflege eines Demenzkranken kann emotional und physisch belastend sein. Es ist wichtig, Unterstützung in Anspruch zu nehmen und sich nicht zu scheuen, Hilfe anzunehmen. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. (DAlzG) bietet eine kostenlose Beratungshotline unter der Rufnummer 030 - 259 37 95 14 an, auch in türkischer Sprache.
Aggressives Verhalten bei Demenz: Was tun?
Aggressives Verhalten bei Menschen mit Demenz kann für alle Beteiligten potenziell gefährlich werden. Oberste Regel ist, bei entstehender Eskalation, die Handlung zu beenden bzw. die Situation zu verlassen. Und nach einigen Minuten noch einmal zu versuchen, die die anstehende Aktion umzusetzen. Beruhigen Sie sich selbst und versuchen Sie, von Anfang an souverän zu agieren. Menschen mit Demenz haben sehr feine „Antennen“ und spüren unsere emotionale Verfasstheit.
In einem solchen Extremfall müssen Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um das Wohl aller Beteiligten zu gewährleisten. In manchen Fällen kann eine Zwangseinweisung in Erwägung gezogen werden.
Medikamente: Nur unter ärztlicher Aufsicht
Medikamente zur Beruhigung sollten nur unter strenger fachärztlicher Aufsicht eingesetzt werden, da sie Nebenwirkungen haben können. Auch die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten bedarf der genauen ärztlichen Überprüfung. Beobachten Sie bitte, ob verordnete Psychopharmaka die gewünschte Wirkung bei den Patienten zeigen. Gegebenfalls muss die medikamentöse Behandlung verändert werden. Manche Psychopharmaka wirken auch paradox, das heißt sie führen nicht zur Beruhigung, sondern verstärken das aufgeregte Verhalten der Patienten.
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