Alzheimer-Demenz: 55 Ursachen und Herausforderungen in jüngeren Jahren

Die Alzheimer-Demenz, eine der häufigsten Formen der Demenz, ist nicht nur eine Erkrankung des hohen Alters. Auch wenn die Zahl der Demenzerkrankungen mit dem Alter stetig steigt, können Menschen bereits deutlich vor dem 65. Lebensjahr daran erkranken. In Deutschland leben mehr als 100.000 Menschen im Alter zwischen 45 und 64 Jahren mit einer Demenz. Diese frühe Form der Demenz stellt Betroffene und ihre Familien vor besondere Herausforderungen.

Was ist Demenz?

Demenz ist ein klinisches Syndrom, das durch den Abbau kognitiver Funktionen und Alltagskompetenzen gekennzeichnet ist. Typisch sind nachlassende geistige Leistungsfähigkeit, abnehmendes Denk- und Urteilsvermögen, zunehmende Orientierungslosigkeit und/oder Sprachverarmung. Oftmals sind auch Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens und/oder der Motivation zu beobachten. Die am weitesten verbreitete Demenzform ist die Demenz bei Alzheimer-Krankheit.

Ursachen der Alzheimer-Demenz

Die Alzheimer-Demenz ist mit 60-70 Prozent die häufigste Form aller Demenzerkrankungen. Fast alle dementen Patienten über 65 Jahre weisen im Gehirn Alzheimer-charakteristische Plaques und Tau-Fibrillen auf. Die Ursache der Eiweißablagerungen ist bislang nicht vollständig entschlüsselt. Es gibt jedoch gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse für einige Demenzerkrankungen. Ätiologisch werden zwei Gruppen unterschieden: die primären degenerativen und vaskulären Demenzen (rund 90 % bei den über 65-Jährigen) sowie die sekundären Demenzformen (die restlichen etwa 10 %).

Degenerative Ursachen

Bei den degenerativen Demenzen kommt es mit ansteigendem Lebensalter zu einem progredienten, irreversiblen Abbau von Neuronen und konsekutivem Verlust von Nervenzellverbindungen, sodass immer mehr neuronale Funktionen ausfallen. Zu den häufigsten degenerativen Demenzen gehören:

  • Alzheimer-Demenz
  • Lewy-Körper-Demenz (Lewy-Body-Demenz)
  • Frontotemporale Demenz (inkl. Unterformen)

Vaskuläre Ursachen

Vaskuläre Demenzen (VaD) sind ebenfalls mit neurodegenerativen Veränderungen und einem Verlust neuronaler Netzwerke assoziiert. Ätiologisch liegt jedoch eine vaskuläre Hirnschädigung zugrunde. Dazu gehören insbesondere:

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  • Multiple Infarkte (Multi-Infarkt-Demenz)
  • Strategische Infarkte (strategic infarct dementia)
  • Marklagerläsionen und Lakunen (subcortical ischemic VaD)
  • Hirnblutungen (hemorrhagic dementia)

Sekundäre Ursachen

Zahlreiche Erkrankungen können zu kognitiven Störungen und demenzieller Symptomatik führen, zum Beispiel:

  • Endokrinopathien (Hypothyreose, Hyperthyreose, Hypoparathyreoidismus, Hyperparathyreoidismus)
  • Vitaminmangelkrankheiten (Vitamin-B12-Mangel, Folsäuremangel, Vitamin-B1-Mangel, Vitamin-B6-Mangel)
  • Metabolische Enzephalopathien (chronische Lebererkrankungen, chronische Nierenerkrankungen)
  • Intoxikationen (Industriegifte, Medikamente, Alkoholabhängigkeit)
  • Elektrolytstörungen (Hyponatriämie, Hypernatriämie)
  • Hämatologisch bedingte Störungen (Polyzythämie, Hyperlipidämie, multiples Myelom, Anämie)
  • Chronische Infektionskrankheiten (bakteriell: M. Whipple, Neurosyphilis, Neuroborreliose; viral: Zytomegalie, HIV-Enzephalitis, progressive multifokale Leukoenzephalitis)
  • Spätformen der Leukodystrophien (zum Beispiel Zeroidlipofuszinose)

In sehr seltenen Fällen ist eine demenzielle Symptomatik auf raumfordernde Prozesse wie Tumore, Hämatome oder Hydrozephalus zurückzuführen. Nach Entfernung der auslösenden Ursache können sich die Beschwerden zurückbilden.

Risikofaktoren für Demenz

Epidemiologische Studien haben etliche Faktoren ermittelt, die das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhen. Wichtigster Risikofaktor ist ein hohes Lebensalter. Da Frauen statistisch älter werden als Männer, sind sie auch häufiger von Demenz betroffen. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Alkoholmissbrauch
  • Schlaganfall
  • Genetische Risikofaktoren
  • Diabetes
  • Herzerkrankung
  • Vitamin-D-Mangel
  • Schwerhörigkeit
  • Soziale Isolation

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit eine wichtige Rolle bei der Prävention von Demenzerkrankungen spielt.

Pathogenese der Alzheimer-Demenz

Bei der Alzheimer-Krankheit blockieren Beta-Amyloid- und Tauproteine den neuronalen Informationsaustausch und führen zum Absterben der Nervenzellen. Beta-Amyloid-Proteine sammeln sich als toxische Oligomere an, verklumpen und setzen sich als unauflösliche Plaques zwischen den Nervenzellen fest. Zweitens bündeln sich pathogene Knäuel von Neurofibrillen, deren Hauptbestandteil Tau-Proteine sind. Sowohl Beta-Amyloid als auch Tau-Proteine stören zunehmend die neuronale Kommunikation, was langfristig zu einem Verlust der Nervenzellen und einer sukzessiven Abnahme der Hirnsubstanz führt. Bei Alzheimer-Patienten gehen vor allem Acetylcholin-produzierende Nervenzellen zugrunde.

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Verlauf der Alzheimer-Demenz

Alzheimer verändert Gedächtnis, Denken und Alltagsfähigkeiten - schleichend, aber unumkehrbar. Der Verlauf ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern:

  1. Frühe Phase: Leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns, die im Alltag zunächst kaum einschränken.
  2. Mittlere Phase: Zunehmende Vergesslichkeit im Alltag, insbesondere was das Kurzzeitgedächtnis betrifft. Es wird schwieriger, neue Informationen zu behalten. Hinzu kommen erste Probleme mit der Orientierung in Raum und Zeit.
  3. Späte Phase: Deutliche Einschränkungen im Kurz- und Langzeitgedächtnis. Orientierungsprobleme, auch in vertrauter Umgebung. Tiefgreifende Veränderungen im Verhalten und im Wesen. Eine selbstständige Lebensführung ist nicht mehr möglich.
  4. Endstadium: Vollständige Pflegeabhängigkeit. Verlust der Sprache, völlige Orientierungslosigkeit, Inkontinenz, Schluckstörungen.

Herausforderungen bei früh einsetzender Demenz

Menschen, die jung an einer Demenz erkranken, stehen vor anderen Herausforderungen als ältere Menschen. In der Regel stehen sie mitten im Berufsleben, haben Kinder und finanzielle Verpflichtungen. Die Diagnose Demenz ist für jeden Betroffenen ein Schock. Für Jüngere, die mitten im Leben stehen, ist die Diagnose jedoch oft noch belastender als für ältere Erkrankte. Zu den besonderen Herausforderungen gehören:

  • Akzeptanz der Diagnose: Demenzerkrankungen sind für Jüngere schwerer zu akzeptieren. Sie schämen sich, wollen es nicht wahrhaben und glauben, es müsse eine Heilung geben.
  • Verlust des „alten Lebens“: Die eigenen Finanzen regeln, Kinder oder Eltern zu betreuen, Verantwortung im Beruf übernehmen - das bisherige Leben aufgeben zu müssen, ist im jüngeren Lebensalter nur sehr schwierig zu bewältigen.
  • Auswirkungen auf die Familie: Familien von jungen Erkrankten müssen akzeptieren, dass sich mit der Diagnose die gesamte Lebenssituation verändert.
  • Stigmatisierung im Alltag: Menschen mit Demenz erkennt man nicht auf den ersten Blick. Problematisch ist auch, dass die meisten Pflege- und Betreuungsangebote nicht auf die Bedürfnisse von jüngeren Menschen mit Demenz ausgerichtet sind.

Umgang mit Demenz im jüngeren Alter

Da Demenzen in jungem Alter sehr ungewöhnlich sind, ist der Weg zur Diagnose oft lang und schwierig. Während bis zu 90 Prozent der Demenzen im höheren Lebensalter durch die Alzheimer-Krankheit sowie Durchblutungsstörungen des Gehirns verursacht werden, sind die selteneren Demenzursachen im jüngeren Alter relativ häufiger vertreten.

Diagnose und Behandlung

Je früher eine Demenzerkrankung erkannt wird, desto größer sind die Chancen, den Krankheitsverlauf zu verzögern, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Erste Anlaufstelle für die Diagnosestellung ist die hausärztliche Praxis. Demenzerkrankungen können und sollen in jedem Lebensalter behandelt werden.

Unterstützungsmöglichkeiten

Menschen, die jung an einer Demenz erkranken, und ihre Angehörigen haben meist andere Bedürfnisse als ältere Demenzerkrankte und ihre Familien. Spezialisierte Angebote für diese Gruppe gibt es leider kaum. Deshalb gestaltet sich die Suche nach Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten meist aufwendiger.

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  • Beratung: Alzheimer-Gesellschaften und Beratungsstellen zur Demenz bieten Beratung an. Auch der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes Ihrer Kommune ist eine mögliche Anlaufstelle.
  • Selbsthilfegruppen: Einige örtliche Alzheimer-Gesellschaften bieten Gruppen für Angehörige von jüngeren Demenzerkrankten an.
  • Ambulante Betreuung: Helferkreise und Betreuungsbörsen vermitteln ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die eine stundenweise Betreuung zu Hause übernehmen.
  • Stationäre Betreuung: Eine Alternative zu Pflegeheimen können Einrichtungen für (jüngere) psychisch kranke Menschen oder ambulant betreute Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz sein.
  • Therapeutische Begleitung: Eine therapeutische Begleitung, zum Beispiel eine systemische Familientherapie, ist sehr zu empfehlen. Über das Jugendamt sind weitere familienunterstützende Angebote zu erhalten, zum Beispiel Familienhelfer.

Familiäre Alzheimer-Krankheit

Eine familiäre Alzheimer-Krankheit (FAD) liegt vor, wenn in einer Familie mehrere Personen, meist aus aufeinanderfolgenden Generationen, betroffen sind. Von einer Erkrankung mit früher Erstmanifestation (EOFAD) spricht man, wenn die Betroffenen erste Symptome im Alter vor 60 bis 65 Jahren, oft auch schon vor dem 55. Lebensjahr zeigen. Der Anteil einer familiären Alzheimer-Krankheit an allen Demenzkranken mit Alzheimer-Demenz wird auf ca. 5 % geschätzt. Mutationen im Gen APP (Amyloid beta (A4) Precursor Protein) auf Chromosom 21q21.2 verursachen ca. 10-15 % der autosomal dominanten FAD.

Prävention von Demenz

Bislang sind 14 Risikofaktoren für Demenz bekannt, die prinzipiell modifizierbar sind und durch medizinische Vorsorge und gesunde Lebensgewohnheiten zum Teil persönlich beeinflusst werden können. Dazu gehören unter anderem Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Schwerhörigkeit, Luftverschmutzung, geringe Bildung und soziale Isolation. Demnach wären bei Beseitigung dieser 14 Risiken rund 45 Prozent aller Demenzerkrankungen vermeidbar oder könnten hinausgezögert werden - theoretisch.

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