Alzheimer Ursache: Ein umfassender Überblick

Die Alzheimer-Krankheit, benannt nach ihrem Erstbeschreiber Alois Alzheimer, ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung des Gehirns. Sie ist die häufigste Form der Demenz und führt zu Problemen mit dem Gedächtnis, dem Denken und dem Verhalten. In Deutschland leben 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz-Erkrankung, wobei zwei Drittel davon an Alzheimer leiden. Die Erkrankungsdauer beträgt im Durchschnitt 12 bis 24 Jahre.

Was ist Alzheimer?

Alzheimer ist eine der über 50 verschiedenen Ursachen für kognitive Störungen oder Demenz. Die Krankheit führt zu einem Absterben von Nervenzellen und der Zerstörung ihrer Verbindungen untereinander. Dies führt zu einem fortschreitenden Verlust der geistigen (kognitiven) Fähigkeiten. Die Symptome entwickeln sich in der Regel langsam und verschlechtern sich zunehmend über mehrere Jahre. Zu Beginn kann der Verlauf schleichend und nahezu unmerklich sein.

Veränderungen im Gehirn bei Alzheimer

Im Gehirn von Alzheimer-Erkrankten beobachtet man verschiedene Veränderungen:

  • Plaques: Vermehrte harte, unauflösliche Ablagerungen (Plaques) zwischen den Nervenzellen. Diese bestehen hauptsächlich aus Beta-Amyloid Peptiden.
  • Tau-Fibrillen: Chemische Veränderungen der sogenannten Tau-Fibrillen im Inneren der Zellen. Diese sind eigentlich wichtig für die Zellstruktur und den Nährstofftransport. Bei Alzheimer bilden sie eine fadenförmige Struktur und können ihrer Funktion nicht mehr nachkommen.
  • Acetylcholin-Mangel: Weniger Acetylcholin im Gehirn. Dieser Botenstoff ist entscheidend für die Kommunikation zwischen Nervenzellen und spielt eine wichtige Rolle bei kognitiven Funktionen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Demenz sind noch nicht ausreichend erforscht. Es deutet aber vieles darauf hin, dass es eine ganze Reihe von genetischen und umweltbedingten Risikofaktoren gibt, die zusammenwirken müssen, um die Erkrankung auszulösen.

Genetische Faktoren

Genetische Faktoren spielen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit und anderer Demenzen. Allerdings sind sie in weniger als 3 % der Fälle der alleinige Auslöser für die Krankheit. Es gibt jedoch einen genetischen Risikofaktor: Varianten im Gen für ein Eiweiß namens Apo-Lipoprotein E (ApoE). Das ApoE-Gen liegt in drei Varianten vor, wobei eine Variante eine Person vor einer Alzheimer-Erkrankung zu schützen scheint, während eine andere sie empfänglicher macht.

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Beeinflussbare Risikofaktoren

Es gibt verschiedene beeinflussbare Risikofaktoren, bei denen man viel tun kann, um das Auftreten von Alzheimer zu minimieren:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Faktoren, die zu einem Schlaganfall führen können, wie Rauchen, Bluthochdruck (Hypertonie), ein erhöhter Cholesterin-Spiegel (Hypercholesterinämie), ein erhöhter Homocystein-Wert, Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) sowie ein schlecht eingestellter Blutzucker bei Diabetes-Patienten erhöhen ebenfalls das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung.
  • Lebensstil: Durch einen anderen Lebensstil kann man ebenfalls viele beeinflussbare Risikofaktoren für das Auftreten von Alzheimer minimieren. Dazu gehören körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe.
  • Weitere Faktoren: Neuere Untersuchungen weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko durch folgende Faktoren hin: Übergewicht, Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, Diabetes, schwere Kopfverletzungen, Infektionen, Depression, chronischer Stress sowie das Vorliegen einer Hör- oder Sehminderung.

Lipidstoffwechselstörung als möglicher Auslöser

Wissenschaftler haben möglicherweise einen neuen Auslöser für die charakteristischen Veränderungen im Gehirn gefunden: eine Störung im Lipidstoffwechsel. Denn zu viele Lipide in der Zellmembran von Neuronen können die Bildung von Alzheimer-Peptiden begünstigen. Wenn bestimmte Bestandteile der Zellmembran, die sogenannten Sphingolipide, übermäßig vorhanden sind, blockieren sie den natürlichen Prozess der Autophagozytose. Die Folge: Eiweiße, darunter auch das C-terminale Peptid, können nicht mehr effektiv per Autophagozytose abgebaut werden und das gefährliche Beta-Amyloid sammelt sich an. Zugleich aktivieren zu viele Sphingolipide ein bestimmtes Enzym, die y-Sekretase, deren Funktion darin besteht, das gefährliche Beta-Amyloid vom C-terminalen Peptid abzuspalten.

Symptome

Die Alzheimer-Krankheit beginnt in der Regel schleichend und tritt verstärkt bei Menschen in höherem Alter auf. Oft werden die anfangs auftretenden Gedächtnislücken, Orientierungs- und Sprachprobleme nicht ernst genommen, dem normalen Alterungsprozess zugesprochen oder überspielt. Wenn die Symptome häufiger auftreten, versuchen viele Betroffene aus Angst und Scham, ihre Defizite vor der Familie oder dem Arbeitgeber zu verbergen.

Symptome im Frühstadium

Das früheste Symptom einer Demenz ist in der Regel, dass neue Informationen nicht mehr zuverlässig ins Gedächtnis eingespeichert werden können. Langsam schwindet auch die Fähigkeit, sich an länger zurückliegende Ereignisse zu erinnern. Darüber hinaus ist die Bewegungsplanung und -koordination gestört: Einfache Tätigkeiten, wie das Zuknöpfen eines Hemdes oder das Bedienen des Fernsehers, werden immer schwieriger. Die räumliche Orientierung geht nach und nach verloren. Infolge der Orientierungslosigkeit können Ängste und Unsicherheit zunehmen. Gegenstände werden an unüblichen Orten abgelegt und daher nicht mehr sofort wiedergefunden.

Weitere Symptome im Verlauf der Krankheit

  • Gedächtnis- und Orientierungsstörungen
  • Sprachstörungen
  • Störungen des Denk- und Urteilsvermögens
  • Veränderungen der Persönlichkeit
  • Verhaltensstörungen (z.B. Aggressivität, Passivität, Unruhe oder Ängstlichkeit)

Diagnose

Bei zunehmenden Gedächtnisstörungen sollte man sich am besten zunächst an die Hausarztpraxis wenden. In der Regel wird dann zunächst die bisherige Erkrankungsvorgeschichte erhoben. Dann findet eine körperliche Untersuchung und eine neuropsychologische Testung statt.

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Untersuchungen zur Diagnose

  • Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese): Der Arzt befragt den Patienten zu seinen Beschwerden und eventuellen Vorerkrankungen. Außerdem erkundigt er sich nach allen Medikamenten, die eingenommen werden.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt misst den Blutdruck und prüft die Muskelreflexe und den Pupillenreflex.
  • Demenztests: Ein Demenztest hilft dabei, eine mögliche kognitive Störung festzustellen, den Verdacht auf Demenz zu bestätigen und bei Bedarf weitere Untersuchungen einzuleiten. Wichtige Demenztests sind der Uhrentest, MMST (Mini Mental Status Test) und der DemTect (Demenz-Detektions-Test).
  • Apparative Untersuchungen: Bei deutlichen Anzeichen einer Demenzerkrankung wird das Gehirn des Patienten mittels Magnetresonanztomografie (MRT, auch Kernspintomografie genannt) untersucht. Bei unklarem Befund folgt eine Positronen-Emission-Computertomografie (PET/CT).
  • Labortests: Anhand von Blut- und Urinproben des Patienten lässt sich herausfinden, ob eine andere Erkrankung als Alzheimer die Demenz verursacht. Die Liquordiagnostik liefert relativ zuverlässige Ergebnisse.
  • Gentest: Hat der Arzt den Verdacht, dass der Patient an der seltenen vererbbaren Form der Alzheimer-Krankheit leidet, kann ein Gentest weitere Hinweise geben.

Behandlung

Es gibt bislang nur eine symptomatische Behandlung von Alzheimer - eine Heilung ist derzeit noch nicht möglich. Die richtige Therapie kann aber helfen, dass die Patienten möglichst lange ihren Alltag selbstständig bewältigen können. Außerdem lindern Alzheimer-Medikamente und nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen die Beschwerden der Patienten und fördern damit die Lebensqualität.

Medikamentöse Behandlung

  • Cholinesterasehemmer: Bei der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz stehen in Deutschland die Acetylcholinesterasehemmer Donepezil, Galantamin und Rivastigmin zur Verfügung.
  • Memantin: Zur Therapie der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Demenz ist in Deutschland der N-Methyl-d-Aspartat (NMDA)-Rezeptor-Antagonist Memantin zugelassen.
  • Amyloid-Antikörper-Therapie: Für Menschen mit einer Frühform der Alzheimer-Krankheit (leichte kognitive Störung oder leichte Demenz) gibt es in Deutschland dem September 2025 eine Amyloid-Antikörper-Therapie mit Lecanemab. Donanemab wird alle vier Wochen als Infusion verabreicht. Auch hier sind zu Beginn regelmäßige MRT-Sicherheitskontrollen erforderlich. Vor der Behandlung muss ein MRT vorliegen, das nicht älter als 6 Monate ist.

Nicht-medikamentöse Behandlung

Nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen sind sehr wichtig bei Alzheimer. Sie können helfen, den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinauszuzögern und die Selbstständigkeit im Alltag so lange wie möglich zu erhalten. Dazu gehören:

  • Realitäts-Orientierungs-Training: Hilft den Patienten, sich räumlich und zeitlich zurechtzufinden.
  • Kognitives Training: Kann die Lernfähigkeit und das Denkvermögen trainieren.
  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Hilft den Patienten, mit psychischen Beschwerden wie Depression besser umzugehen.
  • Autobiografische Arbeit: Angehörige oder Betreuer fragen dabei Alzheimer-Patienten gezielt nach ihrem früheren Leben.
  • Ergotherapie: Lassen sich alltägliche Fähigkeiten erhalten und fördern.
  • Weitere Verfahren: Kunst- und Musiktherapie, Physiotherapie, Berührungstherapie und Massage.

Verlauf und Prognose

Der Verlauf der Krankheit ist bei jedem etwas unterschiedlich. Die Erkrankten sind aber zunehmend auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Die Krankheitsdauer bis zum Tod beträgt im Durchschnitt etwa acht Jahre. Es gibt aber sehr schnelle Verläufe von nur zwei Jahren und sehr langsame Verläufe von über 20 Jahren. Die Alzheimer-Krankheit selbst führt nicht zum Tod.

Leben mit Alzheimer

Die Diagnose einer Alzheimer-Krankheit ist für die meisten Betroffenen und ihre Familien zunächst ein tiefer Einschnitt. Alzheimer verändert das Leben. Aber es nimmt nicht sofort alles, was den Menschen ausmacht. Erinnerungen mögen verblassen, der Alltag sich verändern - doch der Mensch bleibt. Trotz der Diagnose ist ein Leben mit Sinn, Freude und Verbindung möglich.

Tipps für den Alltag

  • Struktur: Feste Tagesabläufe, wiederkehrende Rituale und vertraute Umgebungen helfen, sich zu orientieren.
  • Aktivität: Bewegung, frische Luft, Musik, gemeinsames Kochen oder einfache Handarbeiten können viel Lebensfreude schenken.
  • Austausch: Sprechen Sie über Ihre Gefühle. Der Austausch mit vertrauten Menschen, mit Angehörigen oder in Selbsthilfegruppen kann entlasten.
  • Unterstützung: Hilfe anzunehmen, bedeutet nicht Schwäche - es bedeutet Stärke.
  • Akzeptanz: Gehen Sie liebevoll mit den Einschränkungen um - nicht als persönliches Scheitern, sondern als Teil der Krankheit.

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