Umgang mit Alzheimer-Informationen: Ein umfassender Leitfaden für Betroffene und Angehörige

Alzheimer ist durch den langsamen Abbau von Nervenzellen gekennzeichnet. Die Symptome sind unterschiedlich stark ausgeprägt und nehmen im Verlauf der Erkrankung zu. Der folgende Artikel bietet einen umfassenden Überblick über den Umgang mit Alzheimer-Informationen, von der Diagnose bis zur Alltagsgestaltung und der Unterstützung von Angehörigen.

Die Bedeutung einer gründlichen Diagnose

Eine gründliche Diagnose ist bei Demenz von entscheidender Bedeutung. „Eine exakte Diagnose ist eine große Herausforderung und muss von einem Experten gestellt werden", betont Dr.. Sie beinhaltet neben einer ausführlichen klinischen Untersuchung, einschließlich spezifischer Tests, auch die Computertomografie oder Kernspinuntersuchung des Gehirns. Zudem sind die Messung der Hirnstromtätigkeit sowie die einmalige Untersuchung des Nervenwassers nötig, um die krankhaften Eiweißmoleküle nachzuweisen und Infektionen des Gehirns auszuschließen. Die Diagnose ist der erste Schritt, um die bestmögliche Versorgung und Unterstützung zu gewährleisten.

Alltagsleben mit Alzheimer erleichtern

Im Verlauf der Erkrankung wird die Bewältigung des normalen Alltagslebens immer schwieriger, die Patient:innen sind verstärkt auf Hilfe angewiesen. Klare und sich wiederholende Strukturen sind für den Tagesablauf von Alzheimerpatient:innen besonders wichtig. Vor allem feste Zeiten für das Aufstehen, Essen oder für gemeinsame Aktivitäten helfen Betroffenen, sich täglich zu orientieren. „Jede Veränderung bedeutet für Patienten Stress - sie können sich nur schwer oder gar nicht an neue Umstände anpassen", so Dr..

Kommunikation verbessern

Demenz- und Alzheimerpatient:innen benötigen oft mehr Zeit, auf äußere Einflüsse oder auf direkte Ansprache zu reagieren. Angehörige sollten den Betroffenen daher Zeit geben und Anweisungen in einfachen, kurzen Sätzen formulieren. „Zeit bedeutet dabei eher Minuten als Sekunden. Auch Diskussionen mit Alzheimerpatienten sollten vermieden werden - dafür ist oft viel Verständnis notwendig. Stellen Sie Blickkontakt her. Sprechen Sie deutlich in kurzen klaren Sätzen. Stellen Sie einfache Fragen, die möglichst mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten sind. Stellen Sie immer nur zwei Angebote zur Auswahl. „Möchtest du Kaffee oder Tee?“ Ergänzen Sie Ihre Worte durch Gesten und/oder Berührung. Erkennen Sie Wünsche und Bedürfnisse an.

Körperliche und geistige Gesundheit fördern

Neben der geistigen ist insbesondere im Verlauf der Krankheit auch die körperliche Leistungsfähigkeit von Betroffenen eingeschränkt. Der geistige Ausgleich ist besonders wichtig, um die seelische Gesundheit aufrecht zu erhalten.

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Die Rolle von Angehörigen und professioneller Unterstützung

Oftmals werden Demenzpatient:innen zuhause von Familienmitgliedern oder mithilfe professioneller Unterstützung versorgt. Das ist oftmals mit Stress verbunden. Der Ansatz der Expert:innen spielt bei der Versorgung jedoch eine große Rolle. Das Team der geriatrischen Frührehabilitation, das sich aus spezialisierten Pfleger:innen, Ärzt:innen, Ergo- und Physiotherapeut:innen sowie Mitarbeiter:innen des Sozialdienstes zusammensetzt, behandelt Patient:innen im hohen Alter, die häufig durch mehrere Erkrankungen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Dabei steht nicht nur die Therapie während des Aufenthalts im Vordergrund.

Strategien für Angehörige zur Stressbewältigung

Angehörige stellt die Erkrankung Demenz vor eine große Herausforderung, die oft mit Angst und Überforderung verbunden ist. Vielen fällt es schwer, den Alltag zu meistern, Betroffene zu integrieren und zu pflegen - und dabei gleichzeitig zuzusehen, wie eine geliebte Person Stück für Stück verloren geht. Trotzdem möchten sie ihnen den Alltag, so gut es geht, erleichtern. Es gibt gezielt Möglichkeiten, die eine Eskalation verhindern - und zwar, indem man lernt, schnell einzuordnen, wann man an seine Grenze stößt, und zu reagieren. Gehen Sie zum Beispiel in einen anderen Raum, um sich durch kurzfristige Distanz oder Bewegung erst einmal zu sammeln und zu überlegen - kann ich an dieser Situation jetzt etwas ändern? Wie kann ich deeskalieren? Der Familiencoach Pflege erklärt ganz genau, wie Sie sich aktiv auf diese Momente vorbereiten können - zum einen, indem Sie Auslöser finden, die sich wiederholen und vermieden werden können, zum anderen, indem man aktiv gegensteuert.

Informationen und Verständnis

„Wichtig ist, sich erst einmal über die Erkrankung zu informieren. Es gibt häufig Missverständnisse im Umgang mit Menschen mit Demenz. Diese lassen sich durch Informationen vorbeugen", sagt Prof. Dr. Gabriele Wilz. Indem ein Verständnis dafür entwickelt wird, wie sich Menschen mit Demenz fühlen - dadurch, dass ihnen Fähigkeiten sukzessiv verloren gehen. Dadurch, dass sie sich nicht mehr zurechtfinden. Man kann sich beispielsweise vorstellen, in einem fremden Land zu sein: Sie kennen die Sprache nicht, die Schrift nicht und gehen dort verloren. Wie fühlen Sie sich in so einem Moment? Man bekommt Angst, wird unruhig, ist frustriert. All diese emotionalen Belastungssymptome, die Menschen mit Demenz erleben, weil sie sich im Alltag nicht mehr zurechtfinden können, lassen sich oft nachvollziehen. Das ermöglicht ein ganz anderes Verständnis im Umgang miteinander.

Selbstwertgefühl und Beteiligung fördern

Ein weiterer Punkt ist, dass der Selbstwert von Erkrankten immer mehr angegriffen wird. Weil sie Dinge nicht mehr können, die sie vorher konnten, weil sie nicht mehr einbezogen und von Gesprächen ausgeschlossen werden. Deswegen ist es wichtig, darauf zu achten, ihnen so viel Selbstständigkeit und Autonomie wie nur möglich zu überlassen. Auch das ist Teil eines empathischen, verständnisvollen Umgangs mit ihnen. „Indem man darauf achtet, Erkrankte zu beteiligen - an den Gesprächen, an der Familie, im Haushalt - befriedigen Sie deren Bedürfnis, ein aktives Mitglied der Gemeinschaft zu sein", so Prof. Dr. Gabriele Wilz. Auch wenn das oft nicht so funktioniert, wie man es sich vorstellt, weil zum Beispiel die Ergebnisse nicht so ordentlich wie früher sind. Für Erkrankte ist es wichtig, zu wissen: Ich gehöre dazu, ich bin ein aktives Mitglied dieser Gemeinschaft.

Gefahren im Alltag minimieren

Auf welche Gefahren für die Erkrankte oder den Erkrankten ist im Alltag zu achten? Das sind größere und kleinere Dinge. Beginnend bei dem Teppich, der nicht rutschen darf, über Gegenstände, die im Weg sein könnten, bis hin zu einem Badezimmer, das eventuell umgebaut werden muss - um beispielsweise Haltegriffe anzubringen. Es gibt Herdabschaltautomatiken, Notknöpfe, Steckdosensicherungen. Pflegeberatungsstellen können hier sehr differenziert Auskunft geben.

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Stressfaktoren reduzieren

Vor allem Situationen, die hektisch werden können, sollten vermieden werden. Wenn beispielsweise zu viele Termine anstehen oder nicht genügend Zeit fürs Anziehen bleibt. Es macht viel aus, wenn Dinge in Ruhe stattfinden können, wie das Schuheanziehen oder das Abendessen. Zudem bedeuten Hintergrundgeräusche einen hohen Stressfaktor für die Erkrankten - wie etwa Radio oder Fernseher, die nebenherlaufen. Das sind zu viele Lärmquellen, die nicht zugeordnet werden können. Zu viele Eindrücke können verwirren, anstrengen und Stress verursachen.

Gedächtnistraining und positive Erfahrungen

Angehörige überfordern Betroffene oft durch Gedächtnistraining. Das verursacht Misserfolgserlebnisse - und die sind schlecht. Sie führen zu Niedergeschlagenheit und depressiven Verstimmungen. Wichtig ist es, den Selbstwert zu fördern und Aktivitäten, die Spaß machen, gemeinsam auszuüben. Man muss abwägen, was möglich ist und was der Person Freude bereitet, wie Bewegung, Spiele oder Haushaltsarbeiten. Wir haben auch enorm gute Erfahrungen mit der Lieblingsmusik gemacht. Playlisten für den mp3-Player mit den Lieblingsliedern der Betroffenen aus dem jungen Erwachsenenalter sind unheimlich wertvoll. Viele Menschen, die vorher gar nicht gesprochen haben, kamen durch die Musik wieder mit ihren Angehörigen ins Gespräch. Auch bei dem Sprechen über die Vergangenheit ist es wichtig, die Erkrankten nicht unter Druck zu setzen oder zu forcieren, wenn Dinge eben nicht mehr erinnert werden können. Da das Langzeitgedächtnis aber länger erhalten bleibt, kann es eine schöne gemeinsame Erfahrung sein, beispielsweise alte Lieder zu hören, gemeinsam zu tanzen, Fotoalben anzuschauen. Aber nicht als Aufgabe oder Training, sondern weil es Freude bereitet.

Routinen und Bedürfnisse anpassen

Nicht generell sind Routinen und Gewohnheiten gut. Das können sie sein, wie etwa Tagesstrukturen oder vertraute Abläufe, die der Mensch mit Demenz zuordnen kann. Aber die Person verändert sich durch die Demenz auch. Man muss abwägen, ob die Routinen noch gut für den Betroffenen sind, ob er vielleicht mehr Ruhepausen, mehr Bewegung oder Beschäftigung braucht. Manchmal ist es so, dass sich Menschen mit Demenz in einer Tagespflegeeinrichtung oder einem stationären Pflegeheim wohler fühlen, weil sie Geselligkeit brauchen und dort auch finden. Es kommt ganz darauf an, was die oder der Einzelne für sein Wohlbefinden benötigt. Meistens ist das an den Gefühlen und dem körperlichen Ausdruck des Betroffenen spürbar. Man merkt, ob eine Person unruhig oder angespannt ist. Das Wohlbefinden ist im Grunde im Gesicht und an der Körperhaltung erkennbar. Man kann Unterschiede erkennen, was Wohlfühlmomente sind und in welchen Augenblicken es der Person nicht gut geht. Anhand dieser Momente lässt sich möglicherweise feststellen, woran es liegt, dass sich der Betroffene in der Situation unwohl fühlt.

Entscheidung für häusliche Pflege oder Heim

Das ist sehr schwer pauschal zu beurteilen. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto mehr ändern sich auch die Bedürfnisse. Im Frühstadium kann man sich durchaus darüber unterhalten und austauschen. An dieser Stelle können die Betroffenen das noch selbst mitentscheiden und eine Meinung dazu haben. Das wird natürlich schwieriger, wenn die Demenz weiter fortschreitet - ab einem gewissen Punkt ist ein Selbstentscheiden nicht mehr möglich. Man merkt aber beispielsweise: Geht es dem Betroffenen besser, wenn er alleine oder mit nur einer Person zusammen ist, oder eher bei geselligeren Zusammenkünften? Die Entscheidung ist aber auch stark von den Angehörigen abhängig. Wenn ich als Angehöriger eine Lebenssituation habe, mit der ich häusliche Pflege gut vereinbaren kann und ich merke, das tut auch dem Betroffenen gut, ist das wunderbar. Es gibt aber auch ganz häufig den Fall, dass die Angehörigen an eine Belastungsgrenze kommen. Sei es aufgrund der eigenen Lebensumstände oder des Ausmaßes der Erkrankung. Dann kann ein Pflegeheim notwendig und wichtig sein. An diesem Punkt geht es darum, den Übergang in ein Heim gut und unterstützend zu gestalten - sowohl für die oder den Betroffenen als auch für die Angehörigen. Das bedeutet, sich langfristig mit der Entscheidung auseinanderzusetzen, sich ein umfangreiches Bild von dem Heim zu machen und auch zu überlegen: Wie gestalte ich mein Leben ohne meinen Angehörigen? Brauche ich dabei Unterstützung? Viele vergessen, dass ein Pflegeheim auch bedeuten kann, mehr Zeit für den Erkrankten zu haben. Mehr qualitative Zeit mit ihm zu verbringen, ohne sich um Pflege und Versorgung sorgen zu müssen. Hier herrscht nach wie vor noch oft ein Schwarz-Weiß-Denken - dabei bedeutet ein Pflegeheim nicht, sich nicht mehr um seinen Angehörigen zu kümmern.

Selbstfürsorge für pflegende Angehörige

Die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz ist eine enorm beanspruchende Aufgabe - und oft überfordernd, wenn noch andere Pflichten bestehen, man einen Job oder eigene Kinder hat. All das sorgt dafür, dass Angehörige oft langfristig und kontinuierlich am Limit ihrer Kräfte sind. Da ist es nur natürlich, dass man leichter reizbar oder ausfällig wird, erschöpft ist oder sich in gewissen Situationen nicht mehr unter Kontrolle hat. Deswegen ist es sehr wichtig, als Angehöriger auch auf sich selbst zu achten und selbstfürsorglich dafür zu sorgen, nicht in so eine Überbeanspruchung zu geraten. Ansonsten kann die Pflege langfristig nicht geleistet werden, weil die eigene Gesundheit darunter leidet. Das bedeutet: Holen Sie sich Hilfe, allein können Sie das nicht schaffen. Bauen Sie genügend Pausen und Erholungsphasen ein, entpflichten Sie sich von bestimmten Aufgaben. Planen Sie systematisch: Wer kann wo unterstützen - familiär sowie professionell?

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Warnzeichen der Überforderung erkennen

Überforderung ist keine Seltenheit, deswegen ist es ratsam, auf die Warnzeichen zu achten. Typische Indikatoren sind Schlafstörungen und anhaltende Erschöpfung. Ich erlebe oft Angehörige, die sagen, dass sie eigentlich lebensfrohe Menschen sind, die gerne andere Personen getroffen haben, und es jetzt nicht mehr tun, weil es ihnen zu viel wird. Spätestens bei solchen Anzeichen der Überforderung ist es wichtig, wieder auf sich selbst zu schauen, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und ernst zu nehmen. Die Devise lautet: So viel Unterstützung wie nötig, so früh wie möglich. Hierbei helfen auch Angebote wie Pflegeberatung, Selbsthilfegruppen, psychologische Beratung, telefonische Beratung sowie der Familiencoach Pflege der AOK. Die Entscheidung, sich Hilfe durch andere Verwandte, ambulante Pflege oder eine Pflegeeinrichtung zu organisieren, wird oft als negativ im Sinne von Versagen empfunden. Hilfe anzunehmen, ist jedoch wichtig.

Psychologische Hilfe in Anspruch nehmen

Wenn ich selbst als Angehöriger Wege finde, wie ich die Situation gut oder besser bewältigen kann, wirkt sich das unmittelbar auch auf den Betroffenen aus. Die meisten Angehörigen profitieren sehr von psychologischer Unterstützung. Dabei wird gezielt an ihren persönlichen Problemen gearbeitet, wie Schuldgefühlen, Überforderung, Reizbarkeit und auch dem fortschreitenden Verlust einer geliebten Person. Oft reichen schon wenige Stunden an psychotherapeutischer Unterstützung aus, um große Veränderungen zu bewirken. Auch Selbsthilfegruppen für Angehörige können eine große Hilfe sein, um sich auszutauschen und auch zu merken: Es ist okay, wie ich mich fühle, anderen geht es ähnlich. Allerdings ist hierbei zu bedenken, dass man viele persönliche Geschichten von anderen hört, die einen zusätzlich belasten können - und auch individuelle Lösungen werden nicht immer gefunden.

Kommunikation bei Demenz

Demenzerkrankungen wie Alzheimer beeinträchtigen nicht nur das Gedächtnis, sondern auch die Fähigkeit, zu sprechen und andere zu verstehen. Mit der Zeit fällt es Menschen mit Demenz immer schwieriger, sich auszudrücken oder Gesprächen zu folgen. Dies kann die Kommunikation im Alltag belasten und für Angehörige herausfordernd sein. Doch auch wenn Sprache verloren geht, bleibt Kommunikation möglich.

Sprachveränderungen verstehen

Sprache kann sich bei Menschen mit Demenz auf unterschiedliche Weise verändern. Welche Symptome auftreten, hängt von der betroffenen Hirnregion ab. Typische Sprachveränderungen bei Demenz:

  • Wortfindungsstörungen - Erkrankte suchen nach Wörtern oder ersetzen sie durch andere.
  • „Verwaschene“ Sprache - Die Aussprache wird undeutlich oder „verschwommen“.
  • Verständnisprobleme - Gesagtes wird nur teilweise oder gar nicht mehr erfasst.
  • Satzabbrüche - Gedanken bleiben unvollständig, Gespräche verlieren den Zusammenhang oder führen ins Leere.
  • Abnehmende Lese- und Schreibfähigkeiten - Das Erfassen von Texten oder das Schreiben von Wörtern wird schwieriger.
  • Wechsel in eine frühere Muttersprache - Manche Menschen sprechen plötzlich in einer Sprache, die sie in der Kindheit gelernt haben.

Mit der Zeit fällt es Erkrankten schwerer, Gesprächen zu folgen. Menschen mit Demenz leben zunehmend in ihrer eigenen Realität. Wenn Erinnerungen verschwimmen, sie ihre Umwelt nicht verstehen oder sich in einer anderen Zeit wähnen, kann Validation helfen, mit erkrankten Menschen in Kontakt zu bleiben.

Validation als Kommunikationsmethode

Die Methode der Validation wurde in den 1960er Jahren von der Gerontologin Naomi Feil entwickelt. Nicht hilfreich: „Aber dein Mann ist doch schon lange verstorben.“ Besser: „Du denkst an deinen Mann. Was hat er immer gesagt, wenn du nach Hause gekommen bist?“ Diese Antwort beruhigt, weil sie das Gefühl hinter der Aussage - zum Beispiel den Wunsch nach Geborgenheit - aufgreift und im Idealfall auch ein Gespräch beginnt.

Validation bedeutet, den Menschen dort abzuholen, wo er sich in seiner Wahrnehmung befindet - nicht mit Fakten, sondern mit Verständnis. Menschen mit Alzheimer nehmen oft nicht mehr jedes Wort genau wahr - aber sie spüren, wie etwas gesagt wird. Ein ruhiger Tonfall, Blickkontakt und eine offene Haltung können Vertrauen und Sicherheit vermitteln. Wichtig ist, die erkrankte Person als gleichwertige Gesprächspartnerin oder gleichwertigen Gesprächspartner wahrzunehmen. Dazu gehört, sie beim Sprechen anzuschauen, nicht zu unterbrechen und ihre Sätze nicht zu beenden. Menschen mit Alzheimer haben zunehmend Schwierigkeiten, längeren Sätzen zu folgen. Kurze, klare Aussagen mit nur einer Information, wie „Wir essen jetzt zu Mittag.“ sind leichter verständlich. Auch Fragen sollten möglichst unkompliziert sein. Ja-/Nein-Fragen oder Auswahlmöglichkeiten sind oft besser als offene Fragen. Statt „Was möchtest du trinken?“ kann „Möchtest du Orangensaft oder Apfelsaft?“ eine Antwort erleichtern.

Umgang mit zeitlicher Desorientierung

Durch die Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses und den schleichenden Verlust der zeitlichen Orientierung leben Menschen mit Alzheimer zunehmend in ihrer eigenen Welt, insbesondere in ihrer eigenen Vergangenheit. Sie verwechseln Zeit und Ort oder behaupten Dinge, die nicht stimmen. Gehen Sie in solchen Situationen möglichst einfühlsam und geduldig mit den Äußerungen um.

Tipps für eine klare Kommunikation

Wenn Sie mit einem erkrankten Menschen sprechen, beziehen Sie sich am besten auf Personen, Dinge und Geräusche in der Umgebung. Sprechen Sie langsam und deutlich und wiederholen Sie wichtige Informationen bei Bedarf auch mehrmals. Verwenden Sie dabei immer den gleichen Wortlaut, damit das Gesagte besser verstanden wird und sich möglichst einprägt. Achten Sie darauf, dass Sie zwischendurch Pausen einlegen, um Ihrem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, zu antworten. Verwenden Sie eine klare Körpersprache und eine prägnante Mimik und Gestik, um das Gesagte zu unterstützen und das Verständnis zu erleichtern. Zum Beispiel kann die Frage „Möchtest du einen Kaffee“ mit einer einfachen Trinkgeste unterstützt werden.

Bedeutung des Kontakts jenseits der Sprache

Auch wenn die Sprache verloren geht, ist es wichtig, in Verbindung zu bleiben. Schauen Sie sich gemeinsam alte Fotos an, hören Sie die Lieblingsmusik der erkrankten Person oder sitzen Sie bei gutem Wetter einfach zusammen draußen. Selbst zum Ende der Erkrankung, wenn Menschen kaum noch reagieren, nehmen sie auf emotionaler Ebene dennoch wahr, dass jemand da ist, sie umarmt, berührt, mit ihnen spricht.

Das Erleben der Welt aus Sicht eines Menschen mit Demenz

Eine Demenz geht weit über den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinaus. Sie beeinträchtigt die Wahrnehmungen, das Verhalten und Erleben der Betroffenen - das gesamte Sein des Menschen. In der Welt, in der sie leben, besitzen die Dinge und Ereignisse oft eine völlig andere Bedeutung als in der Welt der Gesunden. Niemand weiß wirklich, wie es in einem Menschen mit Demenz aussieht, denn nur im Anfangsstadium der Demenz können sich die Betroffenen selbst mitteilen. Für die Betreuenden bedeutet das, dass sie sich in die Welt der Betroffenen begeben müssen, um von ihnen verstanden zu werden. Der Schlüssel für etliche Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz liegt in ihrer Biografie verborgen. Einschneidende Erlebnisse, persönliche Ängste und Charaktereigenschaften der Betroffenen zu kennen, heißt, sie auch im Verlauf der Demenz besser zu verstehen.

Verlust von Erinnerungen und Identität

Die Schwierigkeit, sich Dinge zu merken, steht in der Regel am Beginn einer Demenzerkrankung. Den Betroffenen gelingt es nicht mehr, neue Informationen im Langzeitgedächtnis zu speichern - sie vergessen Termine, verlegen Gegenstände oder erinnern sich nicht an die Namen entfernter Bekannter. Von einer Demenz Betroffene bemerken ihre Leistungsverluste meist schneller als alle anderen. Oft geraten sie aufgrund ihrer Gedächtnislücken völlig durcheinander und fühlen sich gedemütigt und beschämt. Mithilfe von Merkzetteln oder durch Zurückhaltung in Gesprächen versuchen sie, ihre Vergesslichkeit zu verbergen. Im weiteren Verlauf der Demenz sind sich die Betroffenen ihrer Gedächtnisprobleme immer weniger bewusst. Das Leiden an den Folgen, wie beispielsweise dem Verlust von Unabhängigkeit, bleibt aber bestehen.

Auswirkungen auf Denken, Fähigkeiten und Sprache

Zur schwindenden Merkfähigkeit tritt ein fortschreitender Gedächtnisabbau, zunehmend verblassen auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses. In der Folge wird das logische Denken beeinträchtigt, gehen erworbene Fähigkeiten verloren und nimmt das Sprachvermögen ab. In fehlenden Erinnerungen liegt häufig der Grund für das unverständliche Verhalten der Erkrankten: Wer sich nicht mehr an die Person erinnert, die einem gerade aus den Kleidern helfen möchte, wird sie als Zumutung für seine Intimsphäre empfinden - und sie unter Umständen beschimpfen oder sich weigern, sich auszuziehen. Versetzt man sich jedoch in die Welt der Erkrankten, ist dies durchaus eine verständliche Reaktion.

Emotionale Auswirkungen

Die Erkrankten empfinden die Trauer über ihren Verlust an Fähigkeiten und Unabhängigkeit umso stärker, weil sie nicht in der Lage sind, ihren Gefühlen mit dem Verstand zu begegnen. Versagt ein gesunder Mensch in einer bestimmten Situation, kann er sich darauf besinnen, dass dieses Versagen eine Ausnahme darstellt oder dass er gestern eine ähnliche Situation erfolgreich bewältigt hat. Vor diesem Hintergrund schöpft er neue Hoffnung und bewältigt seine Krise. Hoffnung bedeutet, sich nach negativen Erlebnissen an gute Erfahrungen zu erinnern und zu wissen, dass es beim nächsten Mal besser klappen wird. Das häufige Erleben von Misserfolgen führt bei Menschen mit Demenz zu Angst vor der eigenen Leistungsunfähigkeit. Viele vereinsamen innerlich, da ihnen niemand in ihre eigene Welt zu folgen vermag. Verlustängste prägen ihr Dasein besonders stark, da sich ihr Leben mehr und mehr als eine Reihe von Verlustsituationen entpuppt. Das Zurechtfinden auch in vertrauter Umgebung wird immer schwieriger, Autofahren ist nicht mehr möglich, Telefonieren gerät zur Qual, Schlüssel werden verlegt, Bargeld wird nicht mehr gefunden. Die Betroffenen sehnen sich in dieser Situation danach, nicht noch mehr Einschränkungen und Verluste zu erleiden.

Herausforderungen im Alltag und Lösungsansätze

Mit der Diagnose „Demenz“ kommen nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf ihre Angehörigen große Belastungen zu. Zu den Symptomen der Demenz gehören verschiedene typische Verhaltensweisen der Betroffenen, mit denen sich die Angehörigen auseinandersetzen müssen. Es ist wichtig, die betroffene Person so anzunehmen, wie sie ist, und das zu akzeptieren, was sie tatsächlich leisten kann. Die Diagnose Demenz verändert das Leben - für die erkrankte Person ebenso wie für Angehörige. Der Alltag wird herausfordernder, Kommunikation kann schwieriger werden, und vertraute Abläufe funktionieren nicht mehr wie gewohnt. Doch es gibt Wege, den Alltag zu erleichtern und ein stabiles Miteinander zu schaffen.

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