Ambulante Betreuung bei Demenz: Definition, Angebote und Perspektiven

Die ambulante Betreuung von Menschen mit Demenz stellt einen wichtigen Baustein in der Versorgung und Unterstützung dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe dar. Sie ermöglicht es Betroffenen, so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben, während gleichzeitig ihre Lebensqualität und Autonomie gefördert werden. Dieser Artikel beleuchtet die Definition und Bedeutung der ambulanten Demenzbetreuung, stellt verschiedene Betreuungsangebote vor und geht auf die damit verbundenen finanziellen Aspekte ein.

Was bedeutet ambulante Betreuung bei Demenz?

Ambulante Betreuung bei Demenz umfasst alle Formen der Unterstützung und Versorgung, die außerhalb einer stationären Einrichtung im häuslichen Umfeld des Betroffenen stattfinden. Ziel ist es, Menschen mit Demenz ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen und gleichzeitig ihre Angehörigen zu entlasten. Die Betreuung kann dabei verschiedene Aspekte umfassen, von der Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben bis hin zur psychosozialen Begleitung und Aktivierung.

Familienähnliche Atmosphäre in ambulant betreuten Wohngemeinschaften

Ambulant betreute Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz bieten ein kleines und geschütztes Umfeld mit einer möglichst familienähnlichen Atmosphäre. In diesen Wohngemeinschaften sind die Bewohnerinnen und Bewohner autonome Mieter, die selbst oder deren Angehörige ihren Pflegedienst wählen können und über die Aufnahme neuer Bewohner entscheiden. Es gibt keinen Träger im klassischen Sinne, sondern eine Auftraggebergemeinschaft, die von Angehörigen oder bürgerschaftlich Engagierten gebildet wird.

Die Angehörigen arbeiten in der Regel aktiv in der Wohngemeinschaft mit und übernehmen Verantwortung. Dieses Modell basiert auf dem Prinzip der "geteilten Verantwortung" zwischen Angehörigen, bürgerschaftlich Engagierten, gesetzlichen Betreuern, Pflegediensten und dem Vermieter. Ambulant betreute Wohngemeinschaften verstehen sich bewusst nicht als stationäre Einrichtungen, sondern als ambulantes Angebot im privaten Bereich.

Angebote der ambulanten Demenzbetreuung

Es gibt eine Vielzahl von Angeboten, die im Rahmen der ambulanten Demenzbetreuung in Anspruch genommen werden können. Diese Angebote lassen sich grob in folgende Kategorien einteilen:

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  • Ambulante Pflegedienste: Professionelle ambulante Hilfe ermöglicht es alleinlebenden Menschen mit Demenz, länger zu Hause zu bleiben, und entlastet pflegende Angehörige. Die Pflegedienste bieten allgemeine Leistungen der Altenpflege an, wobei Alzheimer und andere Formen der Demenz spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten erfordern.

  • Ambulante Betreuungsdienste: Diese Dienste geben Hilfestellungen bei der Gestaltung des Alltags, im Haushalt sowie bei der Aufrechterhaltung sozialer Kontakte und sozialer Fähigkeiten.

  • Betreuungsgruppen: Wohlfahrtsverbände, regionale Alzheimer Gesellschaften, Mehrgenerationenhäuser und andere Organisationen bieten Gruppenbetreuungen für Menschen mit Demenz an. Hier verbringen die Betroffenen gemeinsam schöne Stunden, wobei die Aktivitäten auf ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten abgestimmt sind.

  • Ehrenamtliche Hilfe: Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer übernehmen wichtige Tätigkeiten in der Betreuung von Menschen mit Demenz, fördern deren Fähigkeiten und gehen auf soziale, seelische und kognitive Bedürfnisse ein.

  • Stundenweise Betreuung: Diese Angebote bieten flexible Unterstützung im Alltag, ohne dass die Betroffenen komplett in die Hände Dritter gegeben werden müssen. Sie eignen sich ideal, um gezielte Entlastung zu schaffen, während Angehörige eigene Erledigungen machen oder sich ausruhen.

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  • Teilstationäre Betreuung: Tagespflegeeinrichtungen bieten tagsüber Betreuung und Aktivierung für Menschen mit Demenz, während sie weiterhin zu Hause leben. Dies ermöglicht es pflegenden Angehörigen, zeitweise Entlastung zu erfahren.

  • 24-Stunden-Betreuung: Pflegehilfskräfte, oft aus dem Ausland, ziehen bei der zu betreuenden Person ein und übernehmen alltägliche Aufgaben. Diese Form der Betreuung ist jedoch nur sinnvoll, wenn sich die Demenz noch im Anfangsstadium befindet und Angehörige in der Nähe sind, die im Notfall einspringen können.

Wichtige Aspekte bei der Auswahl eines ambulanten Pflegedienstes

Bei der Auswahl eines ambulanten Pflegedienstes sollten Angehörige auf folgende Punkte achten:

  • Verfügt der Dienstleister über ein schriftliches Konzept, das den Pflegeansatz darlegt und auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz eingeht?
  • Gibt es Fachkräfte, die speziell für die Pflege von Menschen mit Demenz ausgebildet sind?
  • Gewährleistet der Dienstleister, dass sich eine begrenzte Zahl von Pflegekräften abwechselt, um Bezugspersonen zu schaffen?
  • Erscheint die Pflegekraft in einem vereinbarten Zeitfenster, um den Tag des Menschen mit Demenz zu strukturieren?
  • Geht der Dienstleister auf individuelle Wünsche ein und bietet er eine 24-Stunden-Bereitschaft für Notfälle?
  • Organisiert der Dienstleister eventuell eine Betreuungsgruppe oder bietet er die Hilfe von Ehrenamtlichen an?
  • Arbeitet der Pflegedienst mit Einrichtungen der Tagespflege oder Kurzzeitpflege zusammen, sodass im Notfall rasch teilstationäre Hilfen zur Verfügung stehen?
  • Kooperiert der Pflegedienst mit einem Anbieter professioneller Sterbebegleitung, beispielsweise einer Hospizinitiative?

Grenzen der ambulanten Pflege

Es ist wichtig zu beachten, dass die ambulante Pflege ihre Grenzen hat. Die Pflege mancher Menschen mit Demenz ist so anspruchsvoll, dass selbst Fachkräfte nicht mehr ausreichend unterstützen können. In solchen Fällen kann es für alle Beteiligten besser sein, sich rechtzeitig nach einem guten Pflegeheim umzusehen.

Finanzierung der ambulanten Demenzbetreuung

Die Kosten für die ambulante Betreuung eines Menschen mit Demenz können stark variieren, abhängig von der Betreuungsform und dem individuellen Pflegebedarf. Die Höhe der Kosten wird einerseits durch die Anzahl der Betreuungsstunden und den Pflegebedarf bestimmt, andererseits durch den Pflegegrad, der festlegt, welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.

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Um finanzielle Hilfen der Pflegeversicherung beanspruchen zu können, benötigt die demenzerkrankte Person einen Pflegegrad. Die Pflegeversicherung bietet verschiedene Leistungen, die je nach Pflegegrad in Anspruch genommen werden können. Dazu gehören:

  • Pflegesachleistungen: Wenn die Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst erfolgt, übernimmt die Pflegeversicherung bis zu einem festgelegten Betrag, welcher vom Pflegegrad abhängig ist, die Kosten.
  • Pflegegeld: Menschen mit Demenz, die zu Hause von ihren Angehörigen versorgt werden und mindestens in Pflegegrad 2 eingestuft sind, haben Anspruch auf Pflegegeld.
  • Entlastungsbetrag: Ab Pflegegrad 1 steht ein monatlicher Entlastungsbetrag von 131 Euro zur Verfügung, der für Betreuungsleistungen oder Unterstützung im Alltag verwendet werden kann.
  • Verhinderungspflege: Wenn pflegende Angehörige verhindert sind, beispielsweise durch Urlaub oder Krankheit, kann die Verhinderungspflege in Anspruch genommen werden.

Reicht der Betrag der Pflegeversicherung nicht aus, um die Leistungen des Pflegedienstes zu bezahlen, muss der Restbetrag aus eigenen Mitteln finanziert werden oder es kann beim zuständigen Sozialamt ein Antrag auf „Hilfe zur Pflege“ (SGB XII) gestellt werden.

Finanzierungsmöglichkeiten im Überblick

BetreuungsformFinanzierungsmöglichkeiten
Ambulanter PflegedienstPflegesachleistungen bzw. Kombinationsleistung, Entlastungsbetrag
Stundenweise SeniorenbetreuungPG 1: Entlastungsbetrag; PG 2-5: Entlastungsbetrag und ggf. Verhinderungspflegegeld
Demenzbetreuung im Rahmen der 24-Stunden-PflegePflegegeld, Entlastungsbetrag, Verhinderungspflege, unter Umständen "Hilfe zur Pflege"

Ambulant betreute Wohngemeinschaften als Alternative

Eine besondere Form der ambulanten Betreuung stellen die ambulant betreuten Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz dar. Sie bieten eine ideale Alternative zum klassischen Pflegeheim, da sie eine familiäre Atmosphäre und individuelle Betreuung ermöglichen. In einer solchen Wohngemeinschaft leben etwa sechs bis zwölf Menschen mit Demenz zusammen. Die Betreuung erfolgt ambulant durch einen Pflegedienst, der die medizinische Versorgung sicherstellt und den Alltag der Bewohner koordiniert.

Für die Angehörigen bietet diese Wohnform den Vorteil, dass ihr Familienmitglied in einer betreuten Umgebung lebt, ohne in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung umziehen zu müssen. Auch wenn sich Demenzkranke manchmal weniger Unterstützung wünschen, bietet ihnen diese Wohnform dennoch die nötige Sicherheit.

Unterstützung beim Aufbau von Wohngemeinschaften

Es gibt verschiedene Dienste und Initiativen, die sich mit der Entwicklung und Gründung solcher Wohnprojekte befassen. Die Fachstelle für ambulant unterstützte Wohnformen (FaWo) in Stuttgart, angesiedelt beim KVJS (Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg), hat die Aufgabe, landesweit die WG-Tätigkeiten zu erfassen, zu informieren, Aktive zu vernetzen, zu beraten und die Wohnform ABWG bekannter zu machen und zu etablieren. Weitere Anlaufstellen sind der DemenzDialog für Planerinnen, Betreiberinnen und Initiator*innen von ambulant betreuten Wohngemeinschaften in Baden-Württemberg sowie die Landesarbeitsgemeinschaft ambulant betreuter Wohngemeinschaften (LABEWO).

Leben mit Demenz zu Hause: Tipps und Hilfestellungen

Eine gut strukturierte Tagesroutine und ein sicherer Haushalt können den Alltag für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen spürbar erleichtern.

Tagesstruktur schaffen

Eine feste Tagesstruktur gibt Menschen mit Demenz Halt und Orientierung. Wiederkehrende Abläufe - vom gemeinsamen Frühstück bis zum abendlichen Spaziergang - helfen, sich besser zurechtzufinden und das Gefühl der Sicherheit zu bewahren. Planen Sie den Tag so, dass es feste Zeiten für Mahlzeiten, Pflege und Aktivitäten gibt. Auch einfache Beschäftigungen wie Basteln, Kochen oder Musikhören können dazu beitragen, den Tag zu gliedern und kleine Erfolgserlebnisse zu schenken. Dabei sind Routine und Regelmäßigkeit das A und O.

Sicherheit im Haushalt gewährleisten

Die eigene Wohnung sollte ein sicherer Ort sein - besonders für Menschen mit Demenz, die sich leicht orientierungslos oder verwirrt fühlen können. Überprüfen Sie Ihren Haushalt auf mögliche Gefahrenquellen und treffen Sie präventive Maßnahmen, um Unfälle zu vermeiden. Rutschfeste Teppiche, klare Wege ohne Stolperfallen und gut erreichbare Lichtschalter tragen dazu bei, Stürze zu verhindern. Auch technische Hilfsmittel wie Herdabschaltsicherungen oder Türalarme können helfen, das Sicherheitsgefühl zu erhöhen.

Aktive Teilhabe fördern

Menschen mit Demenz nehmen mit fortschreitendem Krankheitsverlauf häufig eine passive Rolle im Lebensalltag ein. Um dies möglichst zu verhindern, ist es wichtig, der demenzerkrankten Person eine aktive Rolle im Leben zu geben und ihre Teilhabe an einer Gemeinschaft zu fördern.

Nationale Demenzstrategie für mehr Lebensqualität

Um die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen zu verbessern, hat die Bundesregierung die Nationale Demenzstrategie ins Leben gerufen. Sie setzt sich zum Beispiel für die Öffnung von Kultur-, Sport- und Bildungseinrichtungen für Demenzerkrankte, für die Beratung und Begleitung von Betroffenen und für die Stärkung der häuslichen Pflege durch Angehörige ein.

Das Bundesseniorenministerium fördert unter anderem den weiteren Aufbau Lokaler Allianzen für Menschen mit Demenz, in denen sich Akteure vor Ort für mehr Teilhabe und Unterstützung demenzerkrankter Menschen vernetzen. Im Programm "Leben wie gewohnt" werden Wohnprojekte für ein möglichst langes Leben zu Hause gefördert.

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