Amöben im Gehirn: Symptome, Ursachen und Behandlung

Eine Infektion mit Amöben im Gehirn, insbesondere mit der Amöbe Naegleria fowleri, ist äußerst selten, aber in den meisten Fällen tödlich. Dieser Artikel beleuchtet die Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten dieser seltenen, aber gefährlichen Erkrankung.

Was ist Naegleria fowleri?

Naegleria fowleri ist eine Amöbenart, die zu den sogenannten Wurzelfüßern (Rhizopoden) gehört. Amöben sind Einzeller, die überall auf der Welt vorkommen, etwa im Süßwasser und in feuchten Böden. Naegleria fowleri bevorzugt warme Süßgewässer wie Seen und Flüsse mit Temperaturen über 30°C. Sie ist thermophil, was bedeutet, dass sie Wärme liebt. In seltenen Fällen können diese einzelligen Lebewesen auch in nicht ausreichend gechlorten Pools oder verunreinigtem Trinkwasser gedeihen. Normalerweise ernähren sich Amöben von Bakterien, die sie im Wasser und Boden entdecken.

Wie gelangt die Amöbe ins Gehirn?

Die Amöbe Naegleria fowleri kann nur über einen Weg in den menschlichen Körper gelangen: mit Wasser durch die Nase. Laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC ist eine Infektion mit Naegleria fowleri ausschließlich über die Nase möglich. Das kann beim Schwimmen, Tauchen oder auch beim Reinigen der Nase mit kontaminiertem Wasser passieren. Gelangt Wasser, das Naegleria fowleri-Amöben enthält, in die Nase (z.B. beim Schwimmen oder Tauchen in warmen Süßgewässern), können die Amöben über die Riechschleimhaut (spezielle Zellen der Nasenschleimhaut) in den Körper eindringen. Über die Nervenbahnen gelangt sie von dort aus unter Umständen bis ins Gehirn. Das Verschlucken von kontaminiertem Wasser ist hingegen ungefährlich, da die Amöbe durch die Magensäure abgetötet wird. Eine Übertragung durch Tröpfchen oder Aerosole über die Luft findet nicht statt.

Primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAM)

Im Gehirn angekommen, kann Naegleria fowleri eine schwere Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute verursachen, die als primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAM) bezeichnet wird. Es kommt zu einer sogenannten hämorrhagisch nekrotisierenden Meningoenzephalitis, einer Entzündung des Gehirns, die das Hirngewebe zerstört. Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung, beträgt zwischen drei und bis zu 14 Tagen.

Symptome der PAM

Nachdem die Amöben das Gehirn befallen haben, dauert es in der Regel ein bis neun Tage, bis sich die Erkrankung zeigt. Zu den ersten Beschwerden gehören:

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  • Heftige Schmerzen an der Vorderseite des Kopfes
  • Fieber
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Versteifter Hals
  • Wahrnehmungs- und Bewegungsstörungen

Im weiteren Verlauf können folgende Symptome auftreten:

  • Krampfanfälle
  • Psychische Auffälligkeiten wie Halluzinationen
  • Koma

Meist vergehen nicht mehr als 18 Tage zwischen dem Beginn der ersten Anzeichen und dem Tod.

Diagnose

Ebenso wenig wie eine erprobte Therapie steht ein Schnelltest auf Naegleria fowleri zur Verfügung. Bis jetzt dauert ein Test auf die Amöbe bis zu eine Woche und ist nur im Labor zu machen.

Behandlung

Die Behandlung von PAM gestaltet sich nach wie vor schwierig. Die primäre Amöben-Meningoenzephalitis lässt sich bisher nicht ursächlich behandeln. Ob und welche Medikamente wirksam helfen können, ist unklar. Die Primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAM) wird mit einer Kombination von Medikamenten behandelt - darunter Antibiotika wie Rifampin und Antimykotika wie Amphotericin B, die für die Behandlung von Pilzinfektionen entwickelt wurden. Laut Robert Koch-Institut empfehlen die CDC eine hochdosierte systemische und intrathekale Gabe von Amphotericin B.

Die CDC empfiehlt, Infizierte mit dem Wirkstoff Miltefosin zu behandeln, der die Einzeller in Laborversuchen abtötete. Das Medikament wird eigentlich zur Behandlung von Brustkrebs und Leishmaniose eingesetzt. Inzwischen sind einige Fälle dokumentiert, bei denen Erkrankte, die Miltefosin erhielten, wieder gesund wurden.

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Seltenheit und Überlebenschancen

Obgleich die Amöbe verbreitet vorkommt, ist eine Infektion mit Naegleria fowleri extrem selten. In den letzten zehn Jahren verzeichneten die US-amerikanischen Centers for Disease Control (CDC) lediglich 37 Infektionen in den USA. Die französische Behörde für Ernährung, Umwelt- und Arbeitsschutz ANSES spricht von 310 weltweiten Infektionen in den letzten 50 Jahren. Der geringen Infektionsrate gegenüber steht die extrem hohe Sterblichkeitsrate von über 97 Prozent. Fast immer führt die Infektion innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der Symptome zum Tode: Bei insgesamt 138 dokumentierten Infektionen in den USA seit 1962 sind den CDC überhaupt nur drei Personen bekannt, die eine PAM durch Naegleria fowleri überlebt haben. In Nordamerika seien nur fünf Fälle bekannt, bei denen Betroffene die Infektion überlebten, berichtet die CDC.

Obwohl die Chancen, die Krankheit zu überleben, gering seien, könnten eine frühe Diagnose und neue Behandlungen dazu beitragen, schreibt das CDC.

Prävention

Obwohl Infektionen mit Naegleria fowleri selten sind, gibt es einige Vorsichtsmaßnahmen, die man treffen kann, um das Risiko zu minimieren:

  • Vermeiden Sie das Schwimmen oder Tauchen in warmen Süßgewässern, insbesondere wenn das Wasser trübe oder verschmutzt ist.
  • Halten Sie beim Schwimmen oder Tauchen die Nase geschlossen oder verwenden Sie Nasenklammern.
  • Vermeiden Sie es, Wasser in die Nase zu bekommen, wenn Sie die Nase mit Leitungswasser spülen. Verwenden Sie stattdessen abgekochtes, destilliertes oder steriles Wasser. Amöben können sich auch zu Hause in Warmwasserbereitern oder Leitungsrohren verbreiten. Deshalb sollte sämtliches Wasser, welches zum Spülen der Nase verwendet wird, vorher mindestens eine Minute lang abgekocht werden. Alternativ ist auf destilliertes oder steriles Wasser zurückzugreifen.

Klimawandel und das Risiko von Amöbeninfektionen

Die Klimakrise könnte das Problem verschärfen, weil sich mit steigenden Luft- auch die Wassertemperaturen erhöhen.

Fallbeispiele

  • Fabrizio Stabile: Fabrizio Stabile besuchte vor seinem Tod eine Surf- und Wasserskianlage. Er mähte gerade den Rasen, als er plötzlich starke Kopfschmerzen bekam und sich hinlegen musste. Nachdem er Schmerzmittel genommen hatte, schlief er die Nacht durch. Am nächsten Morgen aber waren die Kopfschmerzen noch immer da. Als seine Mutter am frühen Nachmittag zu ihm fuhr, um nach dem Rechten zu sehen, konnte er bereits nicht mehr aufstehen und sprach nur noch unverständlich. Im Krankenhaus diagnostizierten die Ärzte eine lebensgefährliche Hirnhautentzündung - führten sie jedoch zunächst auf andere, typischere Infektionen zurück. Für eine Behandlung sei es zu diesem Zeitpunkt schon zu spät gewesen, schreiben die Angehörigen. Zwei Tage später, am 21. Sie wollen in Zukunft jährlich eine Benefizveranstaltung organisieren, um die Krankheit bekannter zu machen. Auch bei Fabrizio Stabile sei der Zeitpunkt der Diagnose zu spät gewesen, um das Medikament noch sinnvoll einzusetzen, schreiben seine Freunde auf seiner Crowdfunding-Seite.
  • Florida, USA: Eine Infektion mit einer sogenannten hirnfressenden Amöbe führte in den USA zum Tod eines Menschen. Wie das Gesundheitsamt in Charlotte County bekannt gab, ist dort kürzlich ein Mensch verstorben, nachdem er sich mit dem Einzeller infiziert hatte.

Situation in Deutschland

"Soweit wir wissen, spielt Naegleria fowleri in Deutschland keine Rolle." Es habe in Deutschland bisher keine Infektion gegeben und der letzte Fall in Europa liege bereits 38 Jahre zurück, als ein junges Mädchen in den römischen Bädern in Bath, Großbritannien, an einer Infektion mit Naegleria fowleri starb. In Deutschland besteht aufgrund des geringen Risikos laut dem Infektionsschutzgesetz keine Meldepflicht bei einer Amöbenenzephalitis. Ausbrüche sind hierzulande nicht bekannt.

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