Die Diagnose Parkinson ist oft ein Schock, der viele Fragen aufwirft, insbesondere zur Lebenserwartung. Dieser Artikel beleuchtet, wie sich die Diagnose auf die Lebenserwartung auswirken kann, welche Faktoren eine Rolle spielen und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die Lebensqualität zu verbessern und möglicherweise den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
Lebenserwartung bei Parkinson im Wandel der Zeit
Die medizinische Forschung und Behandlung von Parkinson haben in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht. Früher, im Jahr 1967, betrug die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Diagnose nur 9,7 Jahre. Damals stand Levodopa noch nicht zur Verfügung, und es wurde nicht zwischen Morbus Parkinson und atypischen Parkinson-Syndromen unterschieden.
Bis 1993 stieg die Lebenserwartung dank der Einführung von Levodopa auf 13,1 Jahre. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2016 ergab, dass die Lebenserwartung von gesunden Menschen bei 23,3 Jahren lag, während Parkinson-Patienten eine Lebenserwartung von 14,6 Jahren hatten. Diese Gruppe umfasste 83 Parkinson-Erkrankte, 12 MSA-Patienten und 5 PSP-Patienten. Zu dieser Zeit gab es die THS bereits. Ob und wie viele Studienteilnehmer eine hatten, ist nicht bekannt.
Individuelle Einflussfaktoren statt reine Statistik
Statistiken sind hilfreich, um einen Überblick zu bekommen, aber jeder Mensch ist einzigartig. Es ist wichtig zu verstehen, dass man als Betroffener einen erheblichen Einfluss auf den eigenen Körper und das Gehirn hat. Auch wenn die genauen Ursachen und Verläufe der Parkinson-Krankheit noch nicht vollständig geklärt sind, gibt es einige Erkenntnisse, die helfen können, den Verlauf positiv zu beeinflussen.
Wenig Stress, erholsamer Schlaf, eine gesunde Ernährung, Meditation und ausreichend Bewegung sind entscheidend für die Gesundheit. Je früher und konsequenter diese Faktoren berücksichtigt werden, desto größer ist der potenzielle Nutzen. Es gibt zwar keine Heilung für Parkinson und auch keine nachgewiesene Strategie zur vollständigen Heilung, aber eine Anpassung des Lebensstils kann den Verlauf verzögern und die Lebensqualität verbessern.
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Es gibt nicht den einen Lebensstil, der für alle gleich gut ist. Jeder Körper ist anders und reagiert unterschiedlich. Es ist wichtig, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und herauszufinden, was individuell guttut.
Die bisherigen Studien beziehen sich vielfach auf eine kleine Gruppe von Patienten, die sich oft noch am Anfang der Parkinson-Krankheit befinden. Viele Studien verwenden standardisierte Geräte und Verfahren, die nicht immer auf den Alltag übertragbar sind. Es ist wichtig, die Ergebnisse kritisch zu hinterfragen und sie an die eigene Situation anzupassen. Nur weil ein Training auf einem Ergometer getestet wurde, heißt es nicht, dass normales Radfahren sinnlos ist.
Maßnahmen zur Erhaltung von Gesundheit und Mobilität
Eine Studie zeigte, dass die Lebenserwartung von Parkinson-Erkrankten unterschiedlich ist. Betroffene mit milden Symptomen scheinen länger zu leben als Erkrankte mit starken Symptomen. Der Unterschied zeigt sich nicht nur in der Lebenserwartung, sondern auch in den körperlichen Einschränkungen, Stürzen oder der Notwendigkeit eines Rollstuhls.
Daher ist es ratsam, frühzeitig mit einem gesunden Lebensstil gegenzusteuern. Es geht nicht darum, möglichst viel zu tun, sondern darum, die richtigen Maßnahmen und die optimale Dosis zu finden. Und es ist nie zu spät, damit anzufangen.
Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Nährstoffen und Eiweiß ist wichtig. Dabei sollte auf das richtige Timing geachtet werden. Wenig Zucker und Alkohol (Alkohol ist neurotoxisch) sind empfehlenswert. Fermentierte Lebensmittel können zu einer gesunden Besiedlung des Darms beitragen. Gegebenenfalls können auch eine mediterrane oder ketogene Ernährung in Betracht gezogen werden. Mögliche Unverträglichkeiten sollten berücksichtigt und kontrolliert werden.
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Die Ernährung sollte auf die individuellen Vorlieben und Verträglichkeiten abgestimmt sein. Es ist auch wichtig zu beachten, dass Lebensmittel eine Wirkung auf die Medikamente haben können. Kaffee und Vitamin C scheinen eine positive Wirkung auf Levodopa zu haben, während die gleichzeitige Einnahme von eiweißhaltigen Produkten eher ungünstig sein kann.
Lebensmittel können neurotoxisch sein oder Entzündungen begünstigen. Daher ist es wichtig, eine gute Auswahl zu treffen und sich gesund zu ernähren. Eine ausgewogene, nahrhafte Ernährung ist gut für Ihre allgemeine Gesundheit und kann auch dazu beitragen, einige der nicht bewegungsbezogenen Symptome von Parkinson zu lindern. Zum Beispiel kann eine ballaststoffreiche Ernährung und eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr dazu beitragen, Verstopfungen zu lindern und den entwässernden Wirkungen einiger Parkinson-Medikamente entgegenzuwirken.
Schlaf
Ein guter und ausreichender Schlaf ist essenziell, da sich der Körper nur in der Tiefschlafphase wirklich erholen kann. Außerdem werden hier auch Informationen verarbeitet. Auch wenn REM-Schlafstörungen nicht einfach weggeatmet werden können, gibt es Möglichkeiten, die Schlafhygiene zu verbessern.
Stressreduktion
Stress im Alltag führt zu einer ständigen Überlastung des Körpers. Der Sympathikus ist überaktiv, was bedeutet, dass Herz schneller schlägt, der Blutdruck höher ist und der Körper zu einer hohen Leistung bereit ist. Dies verhindert wichtige Reparaturarbeiten, die Nährstoffaufnahme wird beeinträchtigt, das Bindegewebe wird schwächer, und der Körper ist irgendwann überfordert.
Kurzfristiger Stress ist nicht schädlich, aber die Dosis macht das Gift. Sorgen Sie für ausreichend und regelmäßige Pausen. Achten Sie darauf, dass Sie sich wirklich entspannen können. Konzentrieren Sie sich auf die Aufgabe, die Sie hier und jetzt machen. Bleiben Sie wertfrei. Wenn Sie merken, dass Sie ständig Stress haben, setzen Sie Ihre eigenen Erwartungen herunter. Überlegen Sie sich auch konkret, was Ihnen helfen kann.
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Meditation
Meditieren kann helfen, gelassener und entspannter zu werden. Studien haben gezeigt, dass regelmäßiges Meditieren Stress- und Angst-Erleben reduzieren kann. Der Cortisolspiegel sinkt. Achtsamkeitsmeditationen scheinen die Belastbarkeit zu steigern und die psycho-kognitiven Einschränkungen zu minimieren.
Bewegung
Bewegung ist ein wichtiges Thema. Hierbei sind Ausdauer, Gleichgewicht, Beweglichkeit, Gehvermögen, Schmerzfreiheit sowie Anti-Freezing-Strategien und Maßnahmen von Bedeutung.
Es ist wichtig, genau hinzusehen. Was können Sie im Moment? Was machen Sie schon? Was brauchen Sie jetzt und auch für die Zukunft? Analysieren, testen und umsetzen. Es geht darum, gezielt Absichten zu setzen und umzusetzen, um die Lebensqualität zu steigern und Symptome zu lindern.
Regelmäßige Bewegung verbessert die Muskelkraft, die Koordination, das Gleichgewicht und die Flexibilität - all dies kann dazu beitragen, das Sturzrisiko zu verringern. Ungefähr 45% bis 68% der Menschen mit Morbus Parkinson werden jedes Jahr fallen . Forscher untersuchen noch immer, ob regelmäßiger Sport das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit auf lange Sicht verändern kann. In einer 2022 in Neurology veröffentlichte Studie, Die Forscher fanden heraus, dass Patienten mit Morbus Parkinson im Frühstadium, die sich jede Woche vier Stunden lang mäßig bis kräftig bewegten, eine langsamere Verschlechterung des Gleichgewichts und des Gehens aufwiesen als Patienten, die weniger häufig trainierten. Um den Zusammenhang zwischen Bewegung und der Bewältigung von Parkinson-Symptomen besser zu verstehen, sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich.
Umgang mit Verschlechterungen des Zustands
Im Laufe der Parkinson-Erkrankung kann es immer wieder zu Phasen kommen, in denen es einem nicht gut geht. Die Symptome werden schlimmer, die Belastbarkeit sinkt, oder die Beweglichkeit ist eingeschränkt.
Am Anfang lässt sich eine Verschlechterung meist mit einer Veränderung der Medikamente abmildern. Mit den Jahren wird das jedoch schwieriger. Spätestens dann werden andere Wege gesucht.
Auch hier ist es wichtig, die Situation genau zu analysieren, zu testen und umzusetzen. Ergreifen Sie nicht in wilder Panik unpassende Maßnahmen. Betrachten Sie Ihre Situation in Ruhe und lassen Sie sich von einem Experten helfen, um bessere Effekte zu haben. Fangen Sie früh an und steuern Sie regelmäßig bei, um den richtigen Moment nicht zu verpassen.
Gemeinschaft und Unterstützung
Im Hinblick auf die Lebenserwartung bei Parkinson ist es wichtig, Unterstützung zu haben. Neben dem Hausarzt und Neurologen sind auch Kontakte zu anderen Betroffenen und Experten wichtig.
Kontakte können durch Selbsthilfegruppen online oder vor Ort entstehen. Auch Sportgruppen, die speziell für Parkinson-Erkrankte sind, bieten viele Möglichkeiten.
Behandlungsmöglichkeiten voll ausschöpfen
Es ist wichtig, alle verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten auszuschöpfen, um die Lebensqualität zu verbessern und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Dazu gehören Medikamente, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und gegebenenfalls auch operative Eingriffe wie die Tiefe Hirnstimulation (THS).
Medikamente verbessern nicht nur die Lebensqualität Parkinson-Betroffener. Mit der richtigen Therapie zu mehr Lebensqualität. In Deutschland leben etwa 400.000 Menschen mit Parkinson. Dabei sind vorwiegend Menschen im höheren Lebensalter betroffen, wobei Männer etwas häufiger erkranken als Frauen. Die Häufigkeit der Erkrankung nimmt mit dem Alter zu, in der Regel wird sie zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr festgestellt. Nur in etwa zehn Prozent aller Fälle bricht die Krankheit vor dem 40. Lebensjahr aus.
Verbesserung der Lebenserwartung im fortgeschrittenen Stadium
Wenn man merkt, dass man ständig Schmerzen hat oder weniger kann als früher, dann wird es schwieriger, am Ball zu bleiben. Einige Betroffene haben dann das Bedürfnis, sich mehr zu quälen und versuchen, das Pensum durchzuhalten. Andere haben konstant ein schlechtes Gewissen, weil sie doch zu wenig tun und viel mehr tun sollten. Wieder andere Betroffene geben es ganz auf. Sie bekommen sich nicht mehr motiviert. Es ist zu anstrengend, bringt nichts, ist eh zu wenig. Damit wird aber nur alles noch viel schlechter.
Im fortgeschrittenen Stadium ist es wichtig, genau zu schauen, wie viel man schafft. Setzen Sie die Erwartung runter. Auch wenn Sie merken, dass Sie sich überhaupt nicht motivieren können, lässt sich meistens noch irgendetwas finden. Die Lösung sollte machbar sein und Ihnen eine Erleichterung bringen. Auch wenn das nicht nach einem intensiven Sportprogramm aussieht, kann es dennoch dazu beitragen, die Lebensqualität zu erhalten.
Vorsorge im Endstadium
Parkinson ist keine Erkrankung mit direkter Todesfolge. Es gibt im Endstadium dennoch Risiken und Probleme, die die Lebenserwartung senken können.
Diese Risiken und Probleme sind:
- Stürze
- Unbehandelte Schluckprobleme
- Infekte
- Lungenentzündung
- Organversagen
Sturzprophylaxe
Das Sturzrisiko kann mit Gleichgewichtsübungen, Gangschule und Sturztraining verringert werden.
Schluckstörungen
Ein unterschätztes Problem sind Schluckstörungen. Statistiken zufolge kommt die Schluckstörung bei 7-10 % der Gesamtbevölkerung vor und bei den Über-55-Jährigen sogar bei 16-22 %.
Schluckstörungen werden oft unterschätzt. Dabei ist das Schlucken komplex. An die hundert Muskeln sind daran beteiligt. Bei Parkinson werden Schluckprobleme schleichend entstehen. Die Stimme klingt öfter belegt. Du räusperst dich öfter. Deine Stimme ist nicht mehr so klar und deutlich.
Das sind alles Anzeichen, dass Sie einen Spezialisten aufsuchen sollten, der sich das genauer ansieht. Nur eine entsprechende Untersuchung schafft Gewissheit. Fähigkeiten, die Sie einmal verloren haben, können Sie im weiteren Verlauf schwer neu erlernen. Daher macht eine korrekte Diagnostik und ein frühes Sprach- oder Schlucktraining Sinn.
Werden diese eingeatmet, kann es zu Infekten, einer Lungenentzündung oder im schlimmsten Fall sogar zum Ersticken kommen.
Infektionen
Wichtig für ein starkes Immunsystem sind Bewegung, Ernährung und Entspannung sowie ein erholsamer Schlaf. Aber auch eine aufrechte Haltung kann helfen, die Lungen und Bronchien besser zu durchfluten und den Körper mit Sauerstoff zu versorgen.
Nicht immer ist eine Lungenentzündung die Folge eines Infekts. Auch eingeatmete Nahrungsmittel können die Ursache sein.
Innere Organe
Ihre Organe spielen eine entscheidende Rolle für Ihre Lebenserwartung. Egal ob die Nieren, Leber oder der Darm. Trinken Sie täglich ausreichend Wasser. Kümmere Sie sich früh genug um Ihre Organe und nehmen Sie Vorsorgeuntersuchungen wahr.
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