Der Alzheimer-Uhrentest: Durchführung und Bewertung

Der Uhrentest ist ein bekanntes und einfaches Verfahren zur Früherkennung von Demenz. Er kann Hinweise auf kognitive Einschränkungen liefern und wird oft in Kombination mit anderen Tests wie dem Mini-Mental-Status-Test (MMST) oder dem DemTect eingesetzt. Dieser Artikel beleuchtet die Durchführung, Bewertung und Aussagekraft des Uhrentests im Rahmen der Demenzdiagnostik.

Was ist der Uhrentest?

Der Uhrentest ist ein psychometrischer Test, der visuell-räumliche Fähigkeiten, Gedächtnis und die Fähigkeit zur Informationsverarbeitung untersucht. Er gehört zur Gruppe der Demenz-Tests, die Verhaltensweisen in einer standardisierten Situation erheben und analysieren. Der Test kann Hinweise auf eine Demenz geben, ersetzt aber keine umfassende ärztliche Untersuchung.

Ziel des Tests

Ziel des Uhrentests ist es, Defizite der kognitiven Funktionen und semantische Gedächtnisfunktionen zu überprüfen. Er untersucht die räumliche Wahrnehmung, das Gedächtnis und die Fähigkeit, Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Da diese Fähigkeiten bei einer Demenzerkrankung nach und nach abnehmen, kann der Test wichtige Hinweise auf eine mögliche Erkrankung liefern.

Verschiedene Varianten des Uhrentests

Es gibt zahlreiche Varianten des Uhrentests, die in der Regel nach den Wissenschaftlern benannt sind, welche diese entwickelt, getestet und vorgeschlagen haben. In Deutschland wird häufig die Vorlage von Shulman (1993) verwendet. Es gibt auch die Uhrentest-Variante nach Sunderland et al. (1989), bei der die Testperson auch das Ziffernblatt selbst zeichnen muss.

Durchführung des Uhrentests

Der Uhrentest ist einfach durchzuführen und dauert nur wenige Minuten. Für den Test benötigt man lediglich ein Blatt Papier und einen Stift. Im Folgenden werden die einzelnen Schritte der Durchführung beschrieben:

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  1. Vorbereitung: Die Testperson erhält ein Blatt Papier mit einem großen Kreis darauf. Alternativ kann die Testperson auch selbst einen Kreis zeichnen.
  2. Anweisung: Der Arzt oder die geschulte Person gibt die Anweisung: „Dieser Kreis soll eine Uhr sein. Tragen Sie die Zahlen 1 bis 12 so ein, wie sie auf dem Ziffernblatt einer Uhr angeordnet sind. Zeichnen Sie anschließend den Stunden- und Minutenzeiger so ein, dass sie eine bestimmte Uhrzeit anzeigen (z.B. 11:10 Uhr oder fünf vor zwei).“
  3. Beobachtung: Während die Testperson zeichnet, macht sich der Arzt Notizen: In welcher Reihenfolge geht die Testperson vor? Bereitet ihr das Zeichen Schwierigkeiten? Wo zögert sie? Muss sie häufig Korrekturen vornehmen? Wie lange dauert der Test? Verweigert die Patientin oder der Patient, überhaupt eine Uhr zu zeichnen, ist auch dies ein Ergebnis, das auf eine Demenzerkrankung hinweisen kann.

Wichtige Aspekte bei der Durchführung

  • Seh- und Hörfähigkeit: Zu einem aussagekräftigen Uhrentest gehört eine ausführliche ärztliche Untersuchung, vor allem der Seh- und Hörfähigkeit der Testperson.
  • Ruhe und Konzentration: Die Testperson sollte schmerzfrei und konzentriert sein. Die Umgebung sollte ruhig sein, um Ablenkungen zu vermeiden.
  • Keine Hilfe: Die Pflegekraft oder der Arzt hilft dem Bewohner nicht, um ein möglichst unverfälschtes Ergebnis zu erhalten.
  • Dokumentation: Die Beobachtungen während des Tests werden dokumentiert, um sie später bei der Auswertung berücksichtigen zu können.

Bewertung des Uhrentests

Bei der Auswertung des Uhrentests gibt es viele unterschiedliche Skalen. Die Auswertung sollte von einer Person mit Erfahrung in der Durchführung solcher Tests gemacht werden. Im Folgenden werden einige gängige Auswertungsmethoden vorgestellt:

Auswertung nach Shulman

Nach der Skala von Kenneth Shulman wird der Uhrentest mit 1 bis 6 Punkten bewertet:

  • 1 Punkt: Perfekte Darstellung
  • 6 Punkte: Keine Darstellung einer Uhr

Auswertung nach Sunderland

Die Auswertung beim Uhrentest nach Sunderland wird in einer Skala von 1 bis 10 Punkten unterschieden:

  • 10 Punkte: Korrekte Darstellung
  • 1 Punkt: Nicht mehr als Uhr erkennbar

Die Unterscheidungen gehen sehr ins Detail und sind schwer zu bewerten.

Auswertung nach Watson

Das Auswertungsverfahren beim Uhrentest nach Watson ist sehr standardisiert. In jedem Viertel sollten jeweils die drei richtigen, lesbaren Zahlen zu finden sein. Für jedes Viertel, in dem ein Fehler gemacht wurde, werden Fehler-Punkte gezählt. Für die ersten drei Viertel jeweils ein Punkt, für das letzte Viertel vier Punkte. Bei drei oder mehr Punkten ist eine kognitive Einschränkung naheliegend.

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Kriterien für die Bewertung

Bei der Bewertung des Uhrentests werden folgende Kriterien berücksichtigt:

  • Anordnung der Ziffern: Sind die Ziffern in der richtigen Reihenfolge und Position angeordnet? Sind alle zwölf Zahlen vorhanden? Fehlen Zahlen oder sind sie ausgelassen?
  • Lesbarkeit der Ziffern: Sind die Ziffern deutlich lesbar?
  • Position der Zeiger: Hat der Bewohner zwei Zeiger eingetragen? Stimmt die Uhrzeit? Ist der Stunden- und der Minutenzeiger korrekt eingezeichnet?
  • Visuokonstruktive Leistung: Wie gut ist die Fähigkeit, komplexe Formen oder Muster zu erkennen und zu reproduzieren?
  • Verhalten während des Tests: Hat die Testperson gezögert? Waren Korrekturen notwendig? Wie lange dauerte der Test?

Minutenzeiger-Phänomen

Manchmal werden das Ziffernblatt mit seinen Zahlen und der Stundenzeiger korrekt dargestellt, der Minutenzeiger wird aber fehlerhaft platziert. Dieses sogenannte Minutenzeiger-Phänomen beim Uhrentest kann auf eine beginnende Demenz hinweisen.

Aussagekraft des Uhrentests

Der Demenz-Uhrentest ist einfach und recht schnell erledigt. Seine Aussagekraft hinsichtlich der Früherkennung einer Demenz ist unter Experten unbestritten. Gerade bei Demenz gehören Störungen der räumlichen Wahrnehmung zum Symptomkomplex.

Grenzen des Uhrentests

Dennoch reicht ein Uhrentest allein nicht aus, um wirklich eine qualitative Diagnose über Demenz oder Alzheimer zu treffen. Andere Erkrankungen können ähnliche Symptome hervorrufen wie eine Demenz. Daher ist es unerlässlich, bei einem positiven Befund Laboruntersuchungen und bildgebende Untersuchungen anzuschließen.

Kombination mit anderen Tests

Die Kombination aus MMST und Uhrentest prüft sozusagen unterschiedliche Merkmale ab und ergibt in der Summe eine gute Ersteinschätzung. Allerdings nur, wenn die Tests wirklich von Experten durchgeführt werden.

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Weitere Demenz-Tests

Neben dem Uhrentest gibt es weitere Testverfahren, die in der Demenzdiagnostik eingesetzt werden:

  • DemTect: Ein einfaches Verfahren, das nicht sehr lange dauert und kaum Vorwissen braucht.
  • Mini-Mental-Status-Test (MMST): Etwas voraussetzungsreicher und aufwändiger, aber dafür auch aussagekräftiger.
  • Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCa-Test): Sollte von geschultem Personal durchgeführt werden.
  • Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD): Dient vor allem dazu, eine Depression als mögliche Ursache auszuschließen.
  • Syndrom-Kurztest (SKT): Erfasst vor allem Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Informationsverarbeitung.

Ärztliche Diagnose unerlässlich

Einfache Testverfahren für Demenz können keine absolut zuverlässigen Ergebnisse liefern. In Demenz-Tests, also in psychometrischen Tests, können nur Symptome erkannt werden. Doch diese Symptome können auch Anzeichen für andere Erkrankungen sein. Es kann also sein, dass ein Demenz-Test Hinweise auf eine Demenz liefert, obwohl die Testperson an einer ganz anderen Krankheit leidet.

Bedeutung der Früherkennung

Bei Alzheimer und Demenz ist die Früherkennung sehr wichtig, weil die Behandlung dann viel mehr Aussicht auf Erfolg verspricht. Ein gutes Mittel zur Früherkennung sind regelmäßige psychometrische Tests.

Vorteile der Früherkennung

  • Effektive Demenz Therapie: Die Früherkennung macht eine effektive Demenz Therapie möglich und verzögert den weiteren Verlauf der Krankheit um lange Zeit.
  • Erklärung für unerklärliches Verhalten: Die Diagnose Demenz bietet eine Erklärung für bislang unerklärliches Verhalten und andere Auffälligkeiten.

Umgang mit der Diagnose

Eine drohende Demenz-Erkrankung belastet Betroffene, Angehörige und Freunde schon im Vorfeld. Unterstützung von außen und Aufklärung sind die wichtigsten Mittel, um sich dem Thema Demenz konstruktiv zu nähern. Es gibt viele regionale Anlaufstellen für das Thema Demenz, die Sie mit Ihren Fragen und Sorgen kontaktieren können.

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