Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch Gedächtnisverlust, kognitive Beeinträchtigungen und Verhaltensänderungen gekennzeichnet ist. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der ärztlichen Durchführung von Alzheimer-Tests, um eine fundierte und umfassende Aufklärung zu gewährleisten.
Erster Ansprechpartner: Der Hausarzt
Im Allgemeinen ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner bei Verdacht auf Alzheimer. Er sollte für die Problematik sensibilisiert sein und erste Untersuchungen durchführen. Selbst bei leichten Symptomen, die im Alltag kaum auffallen, ist eine gründliche Abklärung erforderlich.
Fachärztliche Untersuchung bei anhaltenden Beschwerden
Bei anhaltenden Gedächtnis- oder Wortfindungsstörungen sowie auffälligen Verhaltensänderungen im Alter ist eine Abklärung durch einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder Neurologie unerlässlich. Kompetenzen im Bereich der Alterskrankheiten (Gerontopsychiatrie, Geriatrie) sind hierbei von Vorteil.
Abgrenzung zum normalen Altern
Es ist wichtig zu beachten, dass normale Alterungsprozesse ebenfalls mit einem Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit einhergehen können. Die Symptome lassen sich jedoch meist gut von einer Demenz abgrenzen.
Diagnosekriterien der Demenz
Für die Diagnose "Demenz" sucht der Facharzt neben der Gedächtnisstörung nach weiteren Krankheitsanzeichen:
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- Störungen des Denk- und Urteilsvermögens
- Aufmerksamkeitsstörungen
- Sprachstörung (Aphasie)
- Unfähigkeit, gezielte Bewegungen auszuführen (Apraxie)
- Nichterkennen/Nichtverstehen von Gesprochenem, Gesehenem, Gehörtem oder Getastetem (Agnosie)
- Störung der Exekutivfunktionen (Unvermögen, komplexe geistige Ideen in eine Handlung umzusetzen)
Auswirkungen auf das tägliche Leben
Bei einer Demenz greifen die kognitiven Defizite in bedeutsamer Weise in das soziale oder berufliche Leben der Patienten ein. Zudem besteht eine deutliche Verschlechterung gegenüber einem früheren Leistungsniveau. Verminderter Antrieb und Störungen im Sozialverhalten können ebenfalls beobachtet werden. Die Erkrankung zeigt typischerweise einen schleichenden Beginn und einen fortgesetzten geistigen Abbau.
Beurteilung der geistigen Fähigkeiten
Anhand verschiedener Tests kann der Arzt die derzeitige geistige Leistungsfähigkeit des Patienten beurteilen und damit den Schweregrad der Demenz einordnen.
Mini-Mental-Status-Test (MMST)
Der MMST ist ein einfacher Kurztest zur ersten Orientierung, der häufig vom Hausarzt durchgeführt wird. Er dauert etwa 10-15 Minuten und umfasst Fragen zur aktuellen Zeit und zum Raum, in dem sich der Patient befindet (Orientierung in Zeit und Raum), das Nachsprechen von drei Wörtern (Merkfähigkeit), eine einfache Rechenaufgabe (Aufmerksamkeit und Richtigkeit) und das Wiederholen der drei Wörter (Erinnerungsfähigkeit). Zudem gibt es Sprach- und Schreibtests. Die Aufgaben sind so einfach, dass sie jeder geistig Gesunde leicht bestehen würde, während Demenz-Kranke Lücken aufweisen.
Demenz-Detektion (DemTect)
Dieser Spezialtest zur Früherkennung ist dem MMST überlegen und wird daher häufig vom Gerontopsychiater/Neurologen durchgeführt. Er dauert ebenfalls etwa 10 Minuten und enthält fünf Aufgaben, darunter das Wiederholen einer Wortliste (Kurzzeitgedächtnis), eine Zahlenwandelaufgabe und die Prüfung der Flüssigkeit der Sprache.
Montreal Cognitive Assessment (MoCA)
Ähnlich dem DemTect dient auch der MoCA der Früherkennung von Defiziten des Gedächtnisses bzw. des Denkvermögens. In 10 Minuten werden verschiedene Bereiche der Leistungsfähigkeit abgefragt, darunter das Lernen von fünf Begriffen, die visuell-räumliche Verarbeitung (Zeichnen einer Uhr, Abzeichnen eines Würfels), die Konzentration, die Exekutivfunktionen, die Abstraktionsfähigkeit, die Flüssigkeit der Sprache, die Zahlenverarbeitung, das Verständnis komplexer Sätze und die Orientierung in Raum, Ort und Situation.
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Uhren-Test
Bereits das einfache Zeichnen einer Uhr lässt eine Beurteilung des geistigen Zustands des Patienten zu. Aufgrund der zunehmenden visuell-räumlichen Orientierungsprobleme im Verlauf der Krankheit können die Ziffern und Zeiger oft nicht mehr richtig in einem vorgegebenen Kreis angeordnet werden (Dauer ca. 5 Minuten). Der Uhrentest gehört zur Gruppe der psychometrischen Tests und kann die Früherkennung einer Demenz unterstützen. Denn beim Uhrentest muss die Testperson nur eine Uhr zeichnen und im Anschluss eine Uhrzeit mit dem Stunden- und Minutenzeiger in die skizzierte Uhr eintragen.
ADL-Skalen
ADL-Skalen (ADL: "Activities of Daily Living") messen die Auswirkungen der Demenz auf die Alltagsfähigkeiten. Der Test, der in verschiedenen Varianten existiert, misst, zu welchen Tätigkeiten des alltäglichen Lebens der Patient noch fähig ist. Alltagsprobleme werden mit Punkten zwischen 1 für "nie vorhandene" und 10 für "immer vorhandene Schwierigkeiten" bewertet (Dauer: ca. 10 Minuten).
Bildgebende Verfahren
Bei der Erstdiagnose der Demenz sollte zusätzlich entweder eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden. CT und MRT erstellen Schichtaufnahmen des Gehirns und erlauben einen Einblick in den Aufbau des Gehirns. Diese bildgebenden Verfahren ermöglichen allein zwar nicht die Diagnose einer Demenz, können aber helfen, zwischen den einzelnen Formen zu unterscheiden.
Bedeutung von CT und MRT
Der Hauptgrund für die Erstellung von CT- und MRT-Bildern liegt jedoch in der frühzeitigen Erkennung von behandelbaren Ursachen einer Demenz. Dies kann ein Hirntumor oder eine krankhafte Erweiterung der Hohlräume im Gehirn sein.
Neuere Verfahren (SPECT, PET)
Neuere Verfahren wie Single Photon Emission Computed Tomography (SPECT) und Positronen-Emissionstomographie (PET) können in unklaren Fällen und in Frühstadien zur Sicherung der Diagnose beitragen. So kann eine PET-Untersuchung z.B. einen verminderten Zuckerstoffwechsel im Gehirn nachweisen, obwohl im MRT noch keine Hirnschrumpfung darstellbar ist. Auch ist es neuerdings möglich, die für die Alzheimer-Erkrankung typischen Amyloid-Ablagerungen darzustellen.
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Blutuntersuchungen und Nervenwasseranalyse
Der Arzt wird bei allen Patienten mit Verdacht auf Demenz auch Blut abnehmen, um einige behandelbare Ursachen einer Demenz rechtzeitig zu erkennen (z.B. Mangel an Vitamin B12 oder an Schilddrüsenhormonen). Eine sehr empfindliche Methode zur Feststellung einer Alzheimer-Erkrankung ist die Untersuchung des Nervenwassers (Liquor). Über eine Analyse des Nervenwassers lässt sich die Konzentration von beta-Amyloid und Tau-Protein ermitteln, die bei der Entstehung von Demenz eine zentrale Rolle spielen.
Differentialdiagnose
Zur Feststellung einer Demenz bei Alzheimer-Krankheit müssen andere Erkrankungen, die ebenfalls Anzeichen einer Demenz zeigen können, abgeklärt werden:
- Verkalkung der Hirngefäße (vaskuläre Demenz)
- Demenz mit Lewy-Körperchen
- Gut- und bösartige Hirntumore
- AIDS
- Parkinson-Syndrom
- Erbkrankheit Chorea Huntington
- Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose)
- Vitaminmangel (z.B. an B12, Folsäure oder B-Vitamin Niacin)
- Erkrankungen der Nieren, der Leber und der Bauchspeicheldrüse
- Alkohol- bzw. Drogenmissbrauch
Pseudodemenz
Immer wieder kommt es vor, dass Patienten mit depressiven Erkrankungen aufgrund der psychischen und körperlichen Verlangsamung für dement gehalten werden („Pseudodemenz"). Der Facharzt kann hier mit speziellen Untersuchungen und Tests in der Regel zwischen den beiden Krankheiten unterscheiden.
Bluttests zur Alzheimer-Diagnostik
Die Diagnostik von Demenzerkrankungen wie Alzheimer entwickelt sich rapide weiter. Verschiedene Forschungsteams haben Bluttests entwickelt, mit denen Alzheimer zuverlässig erkannt werden kann. Die beiden Bluttests „Precivity AD-Bloodtest“ sowie "Elecsy pTau181-Test" haben eine EU-Zulassung und werden nun für den Einsatz in der Praxis vorbereitet.
Vorteile von Alzheimer-Bluttests
Der größte Vorteil von Alzheimer-Bluttests ist ihre einfache und kostengünstige Durchführung. Die Alzheimer-Krankheit kann nur durch eine Ärztin oder einen Arzt festgestellt werden. Es gibt keinen zuverlässigen Test zur Selbstdiagnose.
Funktionsweise der Bluttests
Ein charakteristisches Merkmal der Alzheimer-Krankheit sind giftige Plaques aus dem Peptid Beta-Amyloid und ebenfalls giftige Ablagerungen des Proteins Tau. Es wird vermutet, dass diese beiden Proteinablagerungen die Kommunikation zwischen den Nervenzellen stören und dazu beitragen, dass diese absterben. Je nach Bluttest können nun unterschiedliche Nachweise im Blut erfolgen:
- Precivity AD-Bloodtest: Misst das Verhältnis zweier unterschiedlicher Beta-Amyloid-Peptide (Beta-Amyloid-40 und Beta-Amyloid-42) im Blut. Das Peptid Beta-Amyloid-42 kommt häufiger in den Plaques und Zusammenlagerungen vor, wodurch sich das lösliche Verhältnis der beiden Peptide bei Menschen mit Alzheimer-Demenz verändert. Dieser Test richtet sich laut Hersteller an Menschen über 55 Jahren mit Anzeichen für eine leichte kognitive Einschränkung.
- Elecsys pTau181-Test: Misst ein chemisch verändertes Tau-Protein (pTau181). Es gilt als Indikator für die Alzheimer-Erkrankung. Mit Hilfe des Tests kann laut Hersteller früh und einfach der Grund für die kognitiven Defizite bestimmt werden. Erhärtet sich der Verdacht durch den Test, werden weitergehende Untersuchungen durch Spezialist*innen durchgeführt. Fällt der Test negativ aus, muss nach anderen Ursachen als Alzheimer für die kognitive Einbuße gesucht werden. Der Test könnte in der Zukunft flächendeckend zum Einsatz kommen.
- Immuno-Infrarot-Sensor Test: Dieser Test misst mit Hilfe des Immuno-Infrarot-Sensor die für Alzheimer charakteristische Fehlfaltung des Peptids Beta-Amyloid, die der Bildung von Plaques vorausgeht und bereits vor dem Auftreten von Symptomen messbar ist.
Aktueller Stand der Bluttests in Deutschland
Aktuell gibt es in Deutschland keinen allgemein verfügbaren Bluttest zur Alzheimer-Diagnose. Die hier beschriebenen Verfahren befinden sich noch in der Forschung oder werden nur in spezialisierten Zentren eingesetzt. Es befinden sich auch Bluttests in der Entwicklung, die den Erkrankungsbeginn bei symptomfreien Menschen mit Alzheimer über mehr als zehn Jahre vorhersagen können. Bluttests, vor allem mit prognostischer Qualität, können eine wichtige Rolle bei der Erforschung neuer Wirkstoffe in klinischen Studien spielen. Zum einen könnten so leichter Probandinnen und Probanden im symptomfreien Stadium gefunden werden.
Demenztests für zu Hause: Erste Einschätzung
Im Internet finden sich viele Tests für zuhause, wie z.B. Demenztests für zuhause dienen eher einer ersten Übersicht.
Arten von Demenztests für zu Hause
Zu den wohl bekanntesten Demenztests gehört der Uhrentest. Bei diesem Test wird der Probandin oder dem Probanden ein Blatt Papier mit einem vorgezeichneten Kreis vorgelegt. Die Aufgabe lautet, in diesen Kreis die Ziffern einer Uhr einzuzeichnen. Dann soll die Person die Uhrzeit „zehn nach elf“ einzeichnen. Ausgewertet wird der Test hinsichtlich der Fehler und durchgeführten Korrekturen. Etwas umfangreicher ist der DemTect, bei dem anhand von fünf unterschiedlichen Aufgaben ermittelt werden soll, ob der Proband oder die Probandin Anzeichen einer Demenzerkrankung zeigt. Zunächst soll sich der Proband oder die Probandin an möglichst viele Wörter erinnern, die ihm oder ihr vorgelesen wurden. Dann soll er oder sie Ziffern als Wörter ausschreiben und möglichst viele Dinge aufzählen, die er oder sie in einem Supermarkt finden kann. In der nächsten Aufgabe sollen Zahlenreihen in umgekehrter Reihenfolge aufgesagt werden. Und schließlich soll die Testperson noch einmal möglichst viele der Begriffe wiederholen, die zu Beginn vorgelesen wurden. Der Test kann ohne besondere Vorkenntnisse beim Testleiter durchgeführt werden und dauert in der Regel nicht länger als zehn Minuten. Einen Demenz Test zum Ausdrucken können Sie in Ruhe Zuhause ausfüllen.
Aussagekraft von Demenztests für zu Hause
Alzheimer Demenz Tests oder auch Vaskuläre Demenz Tests, die von medizinischen Laien in den eigenen vier Wänden durchgeführt werden, dienen lediglich einem ersten Überblick über eine mögliche Erkrankung. Sie geben einen ersten Anhaltspunkt darüber, ob es einen Grund zur Sorge gibt oder nicht. Für eine richtige Diagnose reichen sie nicht aus. Eine richtige Demenzdiagnostik ist weitaus komplizierter und anspruchsvoller und sollte von einem oder einer Mediziner:in oder einem Psychologen bzw. Psychologin mit Erfahrung auf diesem Gebiet durchgeführt werden. Wenn Sie sich Sorgen machen, spricht nichts dagegen, einen Demenz-Selbsttest durchzuführen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wenn Sie einen Selbsttest durchgeführt haben und dabei ein Ergebnis erhalten haben, das eine Demenzerkrankung nahelegt, sollten Sie diese Einschätzung unbedingt von einem Spezialisten oder einer Spezialistin abklären lassen. Natürlich müssen Sie vorher nicht unbedingt einen Selbsttest durchführen. Wenn Sie sich Sorgen machen, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt. Dieser wird Sie gegebenenfalls an einen Spezialisten weiterleiten. Sollten sich Ihre Befürchtungen bei der Selbsttestung bestätigen und es zeigen sich Auffälligkeiten, suchen Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin auf.
Vorgehensweise bei einem positiven Demenztest
Haben die Spezialist:innen bei Ihnen demenzbedingte Veränderungen festgestellt, wird das weitere Vorgehen abgestimmt. Der Umgang mit einer Demenzdiagnose hängt von mehreren Faktoren ab. Je nach Form und Stadium der Erkrankung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten von Medikamenten bis zu speziellen Übungen, um kognitive Fähigkeiten so lange wie möglich so gut wie möglich zu erhalten. Gedächtnisübungen und sozialer Austausch spielen in jedem Fall eine wichtige Rolle, da sich medikamentös nur wenig erreichen lässt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das soziale Umfeld der betroffenen Person. Gibt es Angehörige oder enge Freund:innen, die sich um die Person kümmern können? Lebt die Person allein und würde eventuell von einem Umzug in ein entsprechendes Pflegeheim eher profitieren? Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten und wie selbstständig ist die Person noch? All diese Fragen sollten berücksichtigt werden. Sie werden mit solchen Fragen aber nicht allein gelassen.
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