Schlurfender Gang: Ursachen und Zusammenhang mit Demenz

Ein schlurfender Gang kann ein subtiles, aber bedeutsames Symptom sein, das auf verschiedene zugrunde liegende Gesundheitsprobleme hinweisen kann. Insbesondere im höheren Alter kann ein verändertes Gangbild Anlass zur Sorge geben und eine umfassende Untersuchung erfordern. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen eines schlurfenden Ganges, wobei ein besonderer Fokus auf dem Zusammenhang mit Demenzerkrankungen liegt.

Einführung

Der Gang, also die Art und Weise, wie wir gehen, ist ein komplexer Vorgang, der das Zusammenspiel verschiedener Körperfunktionen erfordert. Veränderungen im Gangbild können auf neurologische, orthopädische oder internistische Probleme hinweisen. Ein schlurfender Gang, der durch kurze, schleppende Schritte gekennzeichnet ist, kann ein frühes Anzeichen für Demenz sein, insbesondere in Verbindung mit anderen Symptomen.

Ursachen eines schlurfenden Ganges

Ein schlurfender Gang kann verschiedene Ursachen haben, die von harmlosen altersbedingten Veränderungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen reichen. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

1. Neurologische Erkrankungen:

  • Morbus Parkinson: Diese neurodegenerative Erkrankung ist durch den Verlust von Dopamin produzierenden Zellen im Gehirn gekennzeichnet. Typische Symptome sind ein vornüber gebeugter Gang, kleine Schritte und Ruhetremor. Im fortgeschrittenen Verlauf entwickelt sich ein schlurfender Gang.
  • Vaskuläre Demenz: Durchblutungsstörungen im Gehirn können zu einer vaskulären Demenz führen, die sich unter anderem durch Gangstörungen äußern kann. Betroffene zeigen oft einen kleinschrittigen, schlurfenden Gang.
  • Normaldruckhydrozephalus (NPH): Diese Erkrankung ist durch eine Ansammlung von Hirnwasser in den Hirnkammern gekennzeichnet, was zu einer Trias aus Gangstörung, Harninkontinenz und Demenz führt. Der Gang ist typischerweise breitbeinig und schlurfend.
  • Andere neurologische Ursachen: Auch andere neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, zerebelläre Ataxie oder Schlaganfall können zu Gangstörungen führen.

2. Orthopädische Probleme:

  • Arthrose: Degenerative Veränderungen der Gelenke, insbesondere der Hüft- und Kniegelenke, können zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen, die einen schlurfenden Gang verursachen können.
  • Fußprobleme: Schmerzen oder Deformitäten der Füße, wie z.B. Hallux valgus oder Hammerzehen, können das Gangbild beeinträchtigen.

3. Muskel- und Skelettprobleme:

  • Sarkopenie: Der altersbedingte Verlust von Muskelmasse und -kraft (Sarkopenie) kann zu einer Verlangsamung des Gangbildes, einem breitbeinigen und kleinschrittigen Gang und erhöhter Sturzneigung führen.

4. Andere Ursachen:

  • Vitaminmangel: Ein Mangel an bestimmten Vitaminen, insbesondere Vitamin B12, kann neurologische Symptome verursachen, die sich auf den Gang auswirken.
  • Medikamente: Einige Medikamente, wie z.B. Antikonvulsiva, können als Nebenwirkung Gangstörungen verursachen.
  • Psychische Faktoren: Angst vor Stürzen oder Depressionen können ebenfalls zu einem unsicheren Gangbild beitragen.

Schlurfender Gang als Symptom von Demenz

Ein schlurfender Gang kann ein frühes Anzeichen für Demenz sein, insbesondere in Kombination mit anderen kognitiven und Verhaltenssymptomen. Im Rahmen einer Demenzentwicklung ist eine Bewegungseinschränkung im Verlauf meist vorhanden. Messbar wird sie zunächst durch das Phänomen „stops walking when talking“, also die Fähigkeit, gleichzeitig zu laufen und zu sprechen.

1. Alzheimer-Krankheit:

Bei der Alzheimer-Krankheit, der häufigsten Form der Demenz, können Gangstörungen im späteren Verlauf auftreten. Der Gang wird kleinschrittig, schlurfend und breitbeinig. Betroffene stürzen öfter aufgrund gestörter Haltereflexe.

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2. Vaskuläre Demenz:

Wie bereits erwähnt, kann die vaskuläre Demenz aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn zu Gangstörungen führen. Ein schlurfender Gang kann ein frühes Symptom sein, begleitet von Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Verlangsamung und Vergesslichkeit.

3. Frontotemporale Demenz:

Bei der frontotemporalen Demenz, die vor allem das Verhalten und die Persönlichkeit beeinflusst, können ebenfalls Gangstörungen auftreten.

4. Lewy-Körperchen-Demenz:

Auch bei der Lewy-Körperchen-Demenz, die durch Eiweißablagerungen in den Nervenzellen gekennzeichnet ist, können Gangstörungen und Parkinson-ähnliche Symptome auftreten.

Diagnose

Bei Verdacht auf eine Gangstörung, insbesondere in Verbindung mit kognitiven Beeinträchtigungen, ist eine umfassende medizinische Untersuchung erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und aktueller Beschwerden, einschließlich Informationen zu Medikamenteneinnahme, Vorerkrankungen und familiärer Vorbelastung.
  • Körperliche Untersuchung: Beurteilung des Gangbildes, der Muskelkraft, der Reflexe und der Sensibilität.
  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Hirnfunktionen, der Koordination und des Gleichgewichts.
  • Psychometrische Tests: Durchführung von Tests zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten, wie z.B. MMSE (Mini-Mental-State Examination), Uhrentest oder DemTect.
  • Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen zur Überprüfung von Vitamin-B12-Konzentration, Blutzucker sowie Leber-, Nieren-, Elektrolyt- und Schilddrüsenwerte.
  • Bildgebende Verfahren: MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) des Kopfes zur Darstellung von Gehirnstrukturen und zum Ausschluss anderer Erkrankungen.
  • Apperative Zusatzdiagnostik: DAT-Scan zur Darstellung der Dopamin-Transportermoleküle.

Therapie

Die Therapie eines schlurfenden Ganges richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

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  • Morbus Parkinson: Medikamentöse Behandlung mit L-Dopa oder Dopaminagonisten, Physiotherapie und Ergotherapie.
  • Vaskuläre Demenz: Behandlung der Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen, wie z.B. Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen.
  • Normaldruckhydrozephalus: Neurochirurgische Operation zur Ableitung des überschüssigen Hirnwassers.
  • Arthrose: Schmerztherapie, Physiotherapie, Gewichtsreduktion und gegebenenfalls operative Maßnahmen.
  • Vitaminmangel: Substitution des fehlenden Vitamins.
  • Angst vor Stürzen: Psychologische Therapie und Gleichgewichtstraining.

Vorbeugung

Einige Risikofaktoren für einen schlurfenden Gang und Demenz können beeinflusst werden:

  • Gesunde Lebensweise: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, nicht rauchen, wenig Alkohol.
  • Kontrolle von Risikofaktoren: Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen.
  • Geistige Aktivität: Regelmäßiges Training des Gehirns durch Lesen, Schreiben, Spielen und soziale Interaktion.
  • Sturzprophylaxe: Maßnahmen zur Vermeidung von Stürzen, wie z.B. Beseitigung von Stolperfallen in der Wohnung, Tragen von geeignetem Schuhwerk und Gleichgewichtstraining.

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