Ayahuasca: Wirkungen und Studien zur Gehirnaktivität

Ayahuasca, auch bekannt als Hoasca-Tee, ist ein halluzinogenes Gebräu, das traditionell von indigenen Völkern des Amazonasbeckens für spirituelle und religiöse Rituale verwendet wird. In jüngster Zeit hat Ayahuasca aufgrund seiner potenziellen therapeutischen Wirkungen, insbesondere bei der Behandlung von Depressionen und Suchterkrankungen, zunehmend wissenschaftliches Interesse geweckt.

Was ist Ayahuasca?

Ayahuasca ist ein Sud, der aus zwei Hauptpflanzen gewonnen wird: der Liane Banisteriopsis caapi und den Blättern des Strauchs Psychotria viridis. Die Liane enthält Harman-Alkaloide, die als Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) wirken. Die Blätter enthalten Dimethyltryptamin (DMT), eine stark halluzinogene Substanz. Normalerweise würde DMT bei oraler Einnahme im Körper schnell abgebaut werden, aber die MAO-Hemmer in der Liane verhindern diesen Abbau, sodass DMT seine psychoaktive Wirkung entfalten kann.

Traditionelle Verwendung und kulturelle Bedeutung

Die indigene Bevölkerung des Amazonasbeckens konsumiert Ayahuasca seit Jahrhunderten im Rahmen schamanischer religiöser Rituale. Ayahuasca wird als "Liane der Geister" übersetzt. Schamanen, auch Curanderos genannt, verwenden Ayahuasca, um spirituelle Einsichten zu gewinnen, Krankheiten zu heilen und mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten. Sie glauben, dass jede Pflanze einen Geist hat, der beschworen werden muss, damit die Pflanze ihre heilende Wirkung entfalten kann. Die Zeremonien werden oft von Gesängen, sogenannten Icaros, begleitet, die als Medizin dienen und emotionale Probleme ordnen sollen.

Die Wirkungen von Ayahuasca auf das Gehirn

Der Konsum von Ayahuasca führt zu einer tiefgreifenden Veränderung des Bewusstseins. Konsumenten berichten von intensiven introspektiven Erfahrungen, verstärkten Erinnerungen und Halluzinationen. Die Wirkung tritt etwa 30 bis 45 Minuten nach dem Konsum auf und erreicht nach 90 bis 120 Minuten ihren Höhepunkt. Der Rausch hält insgesamt etwa vier Stunden an.

Funktionelle MRT-Studien haben gezeigt, dass Ayahuasca die Aktivität in bestimmten Gehirnregionen beeinflusst. Insbesondere wurde eine verringerte Aktivität im sogenannten Default Mode Network (DMN) festgestellt. Dieses Netzwerk ist bei besonders hoher Gehirnaktivität mit Depressionen, Soziophobie und Angstzuständen in Verbindung gebracht worden. Ayahuasca kann den Konsumenten auch dabei helfen, sich in einen meditativen Zustand zu versetzen.

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Eine Studie des Imperial College London untersuchte die Auswirkungen von DMT auf das Gehirn von 20 Freiwilligen. Die Ergebnisse zeigten, dass DMT die grundlegenden Netzwerke des Gehirns aufbricht, sodass sie sich nicht mehr so deutlich voneinander unterscheiden. Die Hauptrhythmen des Gehirns, die eine hemmende Funktion haben, brechen zusammen, und die Gehirnaktivität wird entropischer oder informationsreicher. Dadurch wird die Kommunikation im Gehirn chaotischer, flüssiger und beweglicher, und die Vorstellungskraft wird massiv angekurbelt.

Mögliche therapeutische Anwendungen

Forscher untersuchen das Potenzial von Ayahuasca als alternatives Antidepressivum und als Mittel gegen Suchterkrankungen. Einige Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von Ayahuasca mit einer Verbesserung der depressiven Symptome verbunden ist. In einer Studie der brasilianischen Federal University of Rio Grande do Norte (UFRN) wurde festgestellt, dass spezifische emotionale und physiologische Parameter entscheidende Moderatoren für die Verbesserung der Biomarker für Major Depression waren, vor allem des Serum-BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) und des Serum-Cortisol (SC), zwei Tage nach der Einnahme von Ayahuasca.

Emerson Agulha aus Rio de Janeiro berichtet, dass Ayahuasca ihm geholfen hat, seine Sucht nach Nikotin, Alkohol und Kokain zu überwinden. Er nimmt regelmäßig an Zeremonien der Santo Daime Kirche teil, in denen Ayahuasca als Sakrament verwendet wird.

Wissenschaftler glauben, dass Ayahuasca den Konsumenten helfen kann, sich an lang vergessene traumatische Ereignisse zu erinnern und diese zu verarbeiten. Es scheint auch einen Einfluss auf Proteine zu haben, die für Neuroplastizität, Gedächtnis und sogar die Regeneration verletzter Neuronen zuständig sind.

Risiken und Nebenwirkungen

Der Konsum von Ayahuasca birgt auch Risiken. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Übelkeit und Erbrechen. In einigen Fällen kann es zu Angstzuständen, Panikattacken und psychotischen Symptomen kommen. Es gab auch Berichte über Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von Ayahuasca.

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Die Kombination von Ayahuasca mit bestimmten Medikamenten, insbesondere solchen, die das Serotonin-System beeinflussen, kann ein lebensbedrohliches Serotonin-Syndrom verursachen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Bezeichnung "Heiler" in Peru nicht geschützt ist. Jeder darf Ayahuasca oder einen anderen Pflanzentrunk verabreichen. Daher ist es ratsam, sich vor der Teilnahme an einer Ayahuasca-Zeremonie gründlich über den Anbieter zu informieren und sicherzustellen, dass er über die notwendigen Qualifikationen und Erfahrungen verfügt.

Rechtliche Situation

In Brasilien und anderen Ländern Südamerikas wird der Konsum von Ayahuasca im Rahmen religiöser Rituale toleriert. In Deutschland fällt das im Chacruna-Blatt enthaltene DMT unter das Betäubungsmittelgesetz und ist verboten. Besitz und Handel DMT-haltiger Zubereitungen sind somit unter Strafe gestellt.

Ayahuasca-Zentren und der Tourismus

In den letzten Jahren hat der Ayahuasca-Tourismus in Peru und anderen Ländern des Amazonasbeckens stark zugenommen. Viele wohlhabende Reisende aus Europa und den USA suchen dort nach Heilung und Erleuchtung. In der Region um Iquitos gibt es zahlreiche Ayahuasca-Zentren, die Zeremonien für Touristen anbieten.

Einige dieser Zentren werden von peruanischen Heilern betrieben, während andere von Ausländern gegründet wurden. Es gibt Bedenken, dass einige Anbieter den kommerziellen Aspekt über die traditionellen Praktiken stellen und die Risiken des Ayahuasca-Konsums nicht ausreichend berücksichtigen.

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Fallstudie: Ein Horrortrip

Ein 27-jähriger Mann erlebte nach der Teilnahme an einer Ayahuasca-Zeremonie in Europa einen Horrortrip mit todesähnlichen Erlebnissen. Er zog sich von seiner Umwelt zurück, konnte nicht schlafen und dachte vorübergehend an einen Suizid. Er wurde in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen und mit Olanzapin und Lorazepam behandelt. Nach zwei Wochen besserten sich seine Symptome deutlich.

Dieser Fall zeigt, dass der Konsum von Ayahuasca nicht immer positiv verläuft und dass es wichtig ist, sich der potenziellen Risiken bewusst zu sein.

Häuptling Iba Huni Kuin und die Amazonasaufforstung

Häuptling Iba Huni Kuin leitet Ayahuasca-Zeremonien in Acre, im äußersten Westen Brasiliens. Er spürt, dass die Nachfrage nach Ayahuasca-Zeremonien steigt. Immer öfter bekommen die Huni Kuin Anfragen, ihre Ayahuasca-Gemälde auszustellen. Die Erlöse der Ausstellungen und Verkäufe von Bildern will Iba in die Amazonasaufforstung stecken: "Ich will mit den Einnahmen abgeholztes Land in dieser Gegend kaufen und Bäume pflanzen."

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