Angstzentrum im Gehirn ausschalten: Methoden und Strategien

Viele Menschen leiden unter Ängsten und Phobien, die ihren Alltag erheblich beeinträchtigen können. Die gute Nachricht ist, dass die Forschung im Bereich der Neurowissenschaften Fortschritte gemacht hat, um die Mechanismen der Angst im Gehirn besser zu verstehen und neue Methoden zur Behandlung von Angststörungen zu entwickeln. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Ansätze, wie das Angstzentrum im Gehirn beeinflusst und die damit verbundenen Symptome reduziert werden können.

Die Neurowissenschaft der Angst

Angst ist ein grundlegendes Gefühl, das uns vor Gefahren warnt und unser Überleben sichert. Sie ist eine der sieben Basisemotionen und somit ein normaler Bestandteil des menschlichen Daseins. Allerdings kann Angst auch überhandnehmen und zu Angststörungen führen.

Die Rolle der Amygdala

Die Amygdala, ein mandelförmiger Bereich im Gehirn, spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Angst. Sie empfängt Informationen über furchterregende Reize und leitet sie an andere Hirnregionen weiter. Neuere Studien haben gezeigt, dass die Amygdala Mikro-Schaltkreise enthält, die die Blockierung von Furchtreaktionen regulieren.

Synaptische Veränderungen

Angst hinterlässt Spuren im Gehirn, indem sie die Struktur und Funktion von Nervenzellen verändert. Kurz nach einem Angsterlebnis verdichten sich die Synapsen im Hippocampus, einer Hirnregion, die für die Speicherung neuer Erinnerungen zuständig ist. Später kommt es zu dauerhaften Veränderungen im Gyrus cinguli und in der Amygdala. Im präfrontalen Kortex nimmt die Anzahl der Synapsen ab.

Methoden zur Beeinflussung des Angstzentrums

Decoded Neurofeedback

Eine vielversprechende Methode zur Behandlung von Angststörungen ist das "Decoded Neurofeedback". Dabei werden Gehirnscanning und künstliche Intelligenz kombiniert, um Angsterinnerungen im Gehirn zu lokalisieren und umzuprogrammieren. In einer Studie konnten Wissenschaftler zeigen, dass Probanden nach der Behandlung keine Angst mehr zeigten, als ihnen Bilder gezeigt wurden, die zuvor mit einem elektrischen Schock assoziiert waren.

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Extinktionstraining

Das Extinktionstraining ist eine weitere Methode, um Angstreaktionen zu verlernen. Dabei wird das zuvor Gelernte nicht vergessen oder ausgelöscht, sondern etwas Neues gelernt: "Der Ton macht keine Angst." Dieser neue Gedächtnisinhalt konkurriert dann mit dem alten Gedächtnisinhalt: "Der Ton macht Angst." Um die ängstliche Reaktion zu verlernen, wird dem Betroffenen immer wieder ein Reiz präsentiert, der zuvor mit Angst assoziiert war, aber ohne negative Konsequenzen.

Pharmakologische Interventionen

Verschiedene Medikamente können eingesetzt werden, um die Aktivität des Angstzentrums im Gehirn zu beeinflussen. Dazu gehören Antidepressiva, angstlösende Medikamente und Beta-Blocker. In einigen Fällen kann auch die Gabe von D-Cycloserin (DCS) in Kombination mit einem Extinktionstraining den Erfolg der Therapie verbessern.

Selbsthilfestrategien

Neben professionellen Behandlungen gibt es auch eine Reihe von Selbsthilfestrategien, die helfen können, Ängste zu reduzieren:

  • In Bewegung bleiben: Regelmäßige sportliche Aktivitäten und Entspannungsübungen können Angstreaktionen langfristig mindern.
  • Sich mit der Angst konfrontieren: Wer auf Grund übertriebener Befürchtungen eine Situation oder ein Objekt meidet, wird die Angst am schnellsten los, wenn er sich stattdessen mit ihr konfrontiert.
  • Ängste und Sorgen hinterfragen: Befürchtungen und katastrophisierende Gedanken versetzen den Körper in Alarmzustand. Betroffene sollten diese so genannten Kognitionen so detailliert wie möglich ergründen.
  • Sich in Gelassenheit üben: Akzeptanzorientierte Verfahren lehren, nicht gegen die Angst anzukämpfen, sondern alle Symptome wertfrei zu beobachten.
  • Achtsamkeit üben: Achtsamkeitstechniken wie Meditation können helfen, die eigenen Gedanken bewusster wahrzunehmen und gleichzeitig ihre Intensität zu reduzieren.
  • Unterstützung suchen: Ein offenes Gespräch mit jemandem, der versteht, was man durchmacht, ist eine der wirksamsten Methoden, um mit belastenden Situationen umzugehen.

Introvision

Introvision ist eine Methode, die entwickelt wurde, um Alarmreaktionen in den Griff zu bekommen. Dabei versetzt man sich innerlich in die stressige Situation hinein und beobachtet dann nur, was dabei alles passiert, ohne etwas verändern zu wollen.

Kopfkino stoppen

Kopfkino, auch Grübeln genannt, ist ein innerer Dialog, in dem negative Gedanken immer und immer wieder auftauchen. Es kann zu Stress, Angstzuständen, Depressionen und anderen emotionalen Problemen führen. Um das Kopfkino zu stoppen, ist es wichtig, sich bewusst Zeit zu nehmen, um Gedanken zu sortieren und zu ändern.

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Strategien gegen Kopfkino

  • Ändere Deine Gedanken: Versuche, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten oder die Situation in einem positiveren Licht zu sehen.
  • Löse Dich von der Situation, die Stress oder Angst auslöst: Nimm Dir Zeit für Dich selbst. Tu etwas Beruhigendes, z. B. ein Buch lesen oder einen Spaziergang an der frischen Luft machen.
  • Achtsamkeit üben: Achtsamkeitstechniken wie Meditation können helfen, die eigenen Gedanken bewusster wahrzunehmen und gleichzeitig ihre Intensität zu reduzieren.
  • Unterstützung suchen: Ein offenes Gespräch mit jemandem, der versteht, was Du durchmachst, ist eine der wirksamsten Methoden, um mit belastenden Situationen umzugehen.

Krisen und Ängste

Aktuelle Krisen wie der Ukrainekrieg können bei vielen Menschen alte oder neue Ängste hervorrufen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Angst in solchen Situationen eine normale Reaktion ist. Kurzfristige Strategien können helfen, in einer Akutsituation aus dem angstmachenden Gedankenkarussell auszusteigen.

Kurzfristige Strategien

  • Beistand suchen: Sprich mit Freunden, Familie oder einem Therapeuten über Deine Ängste.
  • Situation vermeiden: Vermeide angstauslösende Situationen, wenn möglich.
  • Fokus nach außen richten: Konzentriere Dich auf Deine Umgebung und beschreibe sie so detailliert wie möglich.

Langfristige Strategien

  • Negative Gedanken aufschreiben: Schreibe alle negativen Gedanken auf, die Dir einfallen.
  • Situation anders erleben: Frage Dich, wie Du die Situation lieber erleben würdest und welche Interpretation Dir dienlicher wäre.
  • Liebevollen Begleiter suchen: Stelle Dir einen liebevollen Begleiter vor, der Dich unterstützt und Dir gut zuredet.
  • Progressive Muskelentspannung: Übe Progressive Muskelentspannung, um Dich zu lockern.
  • Meditation: Meditiere regelmäßig, um Deine Gedanken einfach Gedanken sein zu lassen.
  • Angsthierarchie erstellen: Erstelle eine Angsthierarchie und übe systematisch, Dich Deinen Ängsten zu stellen.

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