Bandscheiben OP: Ursachen von Taubheitsgefühl im Bein und Behandlungsmöglichkeiten

Ein Bandscheibenvorfall kann eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen, darunter Rückenschmerzen, die in Arme oder Beine ausstrahlen, begleitet von Taubheitsgefühlen oder Kribbeln. Wenn der ausgetretene Gallertkern noch zusätzlich eine Nervenwurzel einklemmt, sind Schmerzausstrahlung, Taubheitsgefühl oder Kribbeln und Lähmungserscheinungen oftmals die Folge. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Taubheitsgefühle im Bein nach einer Bandscheibenoperation und zeigt Behandlungswege auf, um die Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit zu fördern.

Einführung

Jährlich leiden über 100.000 Menschen in Deutschland an Schäden an den Bandscheiben. Die menschliche Wirbelsäule besteht aus 24 freien Wirbeln, die in der Längsachse von zwei Bändern stabilisiert werden - dem vorderen und hinteren Längsband. Zwischen den Wirbelkörpern liegen 23 Bandscheiben, die als Stoßdämpfer fungieren und die Beweglichkeit der Wirbelsäule ermöglichen.

Ein Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) tritt auf, wenn der weiche Kern einer Bandscheibe durch die äußere, faserige Hülle hervortritt. Die Ursachen liegen meist in verschleißbedingten Prozessen, seltener ist ein Unfall verantwortlich. Mit zunehmendem Alter büßt die Bandscheibe ihre Elastizität ein und kann Wasser schlechter speichern.

Symptome und Diagnose

Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls variieren je nach Lage und Schweregrad. Häufig treten Rückenschmerzen auf, die bis in Arme oder Beine ausstrahlen können. Die Schmerzen treten je nach betroffener Bandscheibe in unterschiedlichen Regionen auf. Bei einem Vorfall in der Lendenwirbelsäule strahlen sie bei vielen Menschen in die Beine aus, bei der Halswirbelsäule in Arme oder Schultern.

Typische Hinweise sind Schmerzen, die in Arme oder Beine ausstrahlen, sowie Begleitsymptome wie Taubheitsgefühle oder Kraftverlust. Wenn die Bandscheibe aus dem Faserring herausgepresst wird und auf eine Nervenwurzel drückt, klagen die Patienten häufig über starke Schmerzen, die bis in die Arme (Vorfall im Bereich der Halswirbelsäule) und/oder Beine (Vorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule) ausstrahlen können. Oftmals haben die Betroffenen ein kribbeliges (so genanntes Ameisenlaufen) oder taubes Empfinden in den Extremitäten. Auch können einzelne Muskeln geschwächt oder gar gelähmt werden.

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Die Diagnose erfolgt durch einen Arzt mittels Anamnese, körperlicher Untersuchung und oft bildgebender Verfahren wie MRT. Vermutet der Arzt einen Bandscheibenvorfall, wird er zur genauen Diagnose eine Röntgenuntersuchung anordnen. Diese gibt Aufschlüsse über eventuelle Veränderungen an den Wirbeln, den Bandscheiben und dem Wirbelkanal.

Ursachen von Taubheitsgefühl im Bein

Ein Taubheitsgefühl im Bein ist ein typischer Hinweis auf einen Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule. Hier treten am häufigsten Bandscheibenvorfälle auf, da die Krümmung der Wirbelsäule sowie die Gewichtsbelastung hier am größten sind. Je nach Lokalisationshöhe können auch hier an unterschiedlichen Stellen im Bein Taubheitsgefühle entstehen.

Die Ursachen für Taubheit nach einer Bandscheiben-OP können vielfältig sein:

  • Nervenkompression: Das ausgetretene Bandscheibenmaterial kann umliegende Strukturen, wie das Rückenmark oder einzelne Spinalnerven, die aus dem Rückenmark ziehen, komprimieren und somit verschiedene Symptome auslösen.
  • Nervenschädigung: Bei einem Bandscheibenvorfall liegt eine Schädigung der Bandscheibe vor, wobei der innere gallertartige Kern durch den äußeren faserigen Ring der Bandscheibe hindurch tritt.
  • Narbenbildung: Postoperativ kann sich Narbengewebe bilden, das auf die Nerven drückt und für Schmerzen verantwortlich sein kann.
  • Erneuter Bandscheibenvorfall: In einigen Fällen kann es nach einer Bandscheiben-OP zu einem Rückfall kommen, der erneute Schmerzen und Taubheitsgefühle verursacht.
  • Psychosoziale Faktoren: Faktoren wie Katastrophisieren, Stress, Depression und Bewegungsängste können einen großen Einfluss auf langanhaltende Schmerzen haben.
  • Spinalkanalstenose: Bei einer Spinalkanalstenose können Nerven im Wirbelkanal der Wirbelsäule zusammengedrückt werden.

Konservative und Operative Behandlungsmöglichkeiten

Die meisten Bandscheibenvorfälle lassen sich konservativ behandeln. Ziel der konservativen Behandlungsmöglichkeiten ist es, die Mobilität des Patienten durch ein gezieltes Muskeltraining und Schmerztherapie aufrechtzuerhalten. Ärzte empfehlen vor allem Physiotherapie.

  • Konservative Therapie:
    • Gezielte Dehnübungen und Physiotherapie
    • Schmerzlindernde Maßnahmen
    • Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente
    • Muskel-Relaxanzien
    • Kortison-Injektionen bei starken Beschwerden
    • Kräftigung der Muskulatur durch gezieltes Training
    • Dehnübungen
    • Stufenlagerung zur Entlastung der Nervenwurzel
    • Übungen wie die von Liebscher & Bracht, um Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu fördern
    • Regelmäßige Bewegung und gezielte Übungen zur Förderung der Mobilität
    • Faszien-Rollmassagen zur Lockerung überspannter Muskeln und Faszien
    • Osteopressur zur ersten Erleichterung bei starken Schmerzen
  • Operative Therapie:
    • Mikrochirurgische Nukleotomie zur Entfernung von Gewebe des Bandscheibenkerns, das auf die Nerven drückt
    • Endoskopische Nukleotomie als minimal-invasives Verfahren
    • Offene Nukleotomie mit größeren Hautschnitten für einen besseren Zugang zur Wirbelsäule

Maßnahmen zur Vorbeugung

Um das Risiko eines Bandscheibenvorfalls zu verringern, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

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  • Ausgeglichene und ausreichende Bewegung: Essentiell für gesunde Bandscheiben, damit sie sich mit genügend Nährstoffen versorgen können.
  • Vermeidung unnachgiebiger Muskulatur und Faszien: Bei sitzenden Tätigkeiten sollte verhindert werden, dass die Muskulatur und die Faszien im vorderen Körperbereich immer unnachgiebiger werden.
  • Regelmäßige, vielfältige Bewegungen: Können dazu beitragen, das Risiko eines Bandscheibenvorfalls zu verringern.
  • Gezielte Übungen: Speziell entwickelte Übungen können dabei unterstützen, dies mit nur wenigen Minuten Training täglich zu fördern.
  • Sport: Entscheidend ist immer, dass beim Sport keine Schmerzen auftreten und dass die typischen Bewegungsmuster einer Sportart mit Hilfe von Übungen gezielt ausgeglichen werden.
  • Übergewicht vermeiden: Übergewicht spielt eine geringe Rolle für den Zustand der Bandscheiben.
  • Richtiges Heben: Bei Rückenschmerzen sollten keine schweren Lasten gehoben werden. Ansonsten gilt: In die Knie gehen, das Kreuz gerade halten und den Gegenstand anheben.
  • Vermeidung von Fehlhaltungen und Fehlstellungen der Wirbelsäule.

Taubheit nach Bandscheiben OP: Was tun?

Auch nach einer Bandscheiben OP sind Nervenschmerzen keine Seltenheit. Doch was kann man dagegen tun?

  • Bettruhe vermeiden: Längere Bettruhe kann das Risiko für anhaltende Nervenschmerzen deutlich erhöhen.
  • Frühzeitiges Training: Ein frühzeitiges Training hilft nicht nur dabei, den Rücken zu kräftigen, sondern unterstützt auch dabei, wieder Vertrauen in den Rücken zu gewinnen und Bewegungsängste zu verlieren.
  • Lebensstil anpassen: Eine Ernährungsumstellung kann die Genesung unterstützen. Ebenso kann es eine gute Idee sein, mit dem Rauchen aufzuhören und den Alkoholkonsum zu reduzieren.

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