Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Dies führt zu einer Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Die medikamentöse Therapie, insbesondere mit Levodopa, ist ein Eckpfeiler der Parkinson-Behandlung. Allerdings können im Laufe der Zeit Wirkungsfluktuationen und andere Komplikationen auftreten, die eine Anpassung der Therapie oder den Einsatz von Folgetherapien erforderlich machen. Eine solche Therapieoption ist die Apomorphin-Pumpe.
Levodopa: Der Goldstandard und seine Grenzen
Levodopa, auch L-Dopa genannt, gilt als Goldstandard in der Behandlung von Morbus Parkinson. Es handelt sich um eine Vorstufe von Dopamin, die im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird und so den Dopaminmangel ausgleicht. Levodopa wird in der Regel mit einem Decarboxylase-Hemmer kombiniert, um zu verhindern, dass das zugeführte Levodopa abgebaut wird, bevor es das Gehirn erreicht.
Nach längerer Therapiedauer mit Levodopa können jedoch Nebenwirkungen wie Wirkungsfluktuationen (ON-OFF-Phänomene) oder unwillkürliche Überbewegungen (Dyskinesien) auftreten. In solchen Fällen kann es notwendig sein, die medikamentöse Therapie individuell anzupassen oder auf andere Therapieoptionen zurückzugreifen.
Apomorphin: Ein Dopamin-Agonist der besonderen Art
Apomorphin ist ein Dopamin-Agonist, der dem natürlichen Dopamin stark ähnelt und an verschiedene Dopamin-Rezeptor-Typen im Gehirn bindet (D1 bis D5). Durch ihren Wirkmechanismus können Dopamin-Agonisten fehlendes Dopamin ersetzen bzw. vorhandenes Dopamin verstärken. Apomorphin ist kein Morphin, die Therapie macht nicht abhängig und wirkt nicht betäubend.
Ein wesentlicher Vorteil von Apomorphin ist seine schnelle Wirksamkeit. Im Gegensatz zu oralen Medikamenten, deren Wirkungseintritt von der Magenfunktion abhängig ist, wird Apomorphin subkutan (s.c.), also unter die Haut, verabreicht. Dadurch kann die gewünschte Wirkung schnell eintreten (innerhalb von 5 bis 15 Minuten), da der Wirkstoff den Magen-Darm-Trakt umgeht. Apomorphin wird parenteral verabreicht, also unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes, da dieser bei Parkinson-Patienten sehr verzögert arbeitet.
Lesen Sie auch: Umfassender Überblick zur Pumpentherapie bei Parkinson
Die Apomorphin-Pumpe: Kontinuierliche Dopamin-Stimulation
Die Apomorphin-Pumpe ist eine Therapiemöglichkeit beim fortgeschrittenen Morbus Parkinson, die auf dem Dopaminagonisten Apomorphin beruht. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Zufuhr von Apomorphin über den Tag verteilt, was zu einer stabileren Dopamin-Konzentration im Gehirn führt und Wirkstoffschwankungen besser ausgleichen kann. Das therapeutische System besteht aus einem kleinen Apparat, der die Pumpe enthält, einer Spritze, die darauf gesetzt wird und einem Schlauch mit einer zarten Nadel am Ende. Das Apomorphin gelangt über die Nadel, die ins Gewebe am Bauch eingestochen und täglich gewechselt wird, in den Körper.
Vorteile der Apomorphin-Pumpe
- Schnelle und zuverlässige Wirkung: Apomorphin wirkt schnell und unabhängig von der Magenfunktion.
- Kontinuierliche Dopamin-Stimulation: Die Pumpe sorgt für eine gleichmäßige Wirkstoffzufuhr und reduziert Wirkstoffschwankungen.
- Individuelle Anpassung: Die Apomorphin-Dosis kann individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden.
- Einfache Testbarkeit: Die Wirksamkeit der Therapie kann vorab ohne chirurgischen Eingriff getestet werden.
Anwendung der Apomorphin-Pumpe
Die Einstellung auf die richtige Dosis erfolgt im Krankenhaus mithilfe eines Apomorphin-Tests. Dort erlernen Sie auch wie das System zu verwenden und die Nadel zu legen ist. Es wird schrittweise die individuelle Apomorphin-Dosis ermittelt, kleinschrittig erhöht, bis die effektive Dosis erreicht wird. Während einer hypokinetischen oder „Off“-Phase erhält der Patient 1 mg Apomorphinhydrochlorid (0,1 mL, also ca. Wird kein bzw.
Die Apomorphin-Pumpe selbst ist nicht wasserdicht. Der tägliche Aufwand im Umgang mit der D-mine® Pumpe mit Apomorphin ist gering. Es ist ein Modell, bei dem kein Spritzenaufsatz sichtbar ist und leicht.
Mögliche Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Hautreaktionen an der Einstichstelle. Um dem vorzubeugen sollte auf die nötige Hygiene geachtet und die Einstichstelle täglich gewechselt werden.
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind:
Lesen Sie auch: Funktionsweise der Natrium-Kalium-Pumpe
- Übelkeit und Erbrechen
- Orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall beim Aufstehen)
- Somnolenz (Schläfrigkeit)
- Impulskontrollstörungen
Um Übelkeit und Erbrechen vorzubeugen, wird in der Regel eine Begleitmedikation mit Domperidon empfohlen. Allerdings sollte Domperidon nicht ohne EKG-Überwachung (QT-Zeit) eingenommen werden, da es in seltenen Fällen zu Herzrhythmusstörungen führen kann.
Apomorphin und Operationen
Einige Parkinson-Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien mit Wirkungsfluktuationen und damit verbundenen langen off-Phasen, welche sich mit einer oralen oder transdermalen Medikation nur unzureichend kontrollieren lassen, werden zusätzlich mit Apomorphin behan-delt. Ist ein operativer Eingriff erforderlich, muss entschieden werden, ob die medikamentöse The-rapie unterbrochen oder fortgeführt werden kann. Bei einer Fortführung der Medikation be-steht möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Interaktionen mit den Narkosemitteln, deren Ausmaß und Auswirkungen für viele Substanzen bisher nicht vollständig geklärt sind. Eine Unterbrechung kann eine Verschlechterung der Parkinson-Symptome zur Folge haben, wel-che ihrerseits den postoperativen Heilungsverlauf erschweren kann.
Idealerweise kann Apomorphin Narkose-begleitend (intraoperativ) verabreicht werden, da es über eine dünne Nadel subkutan (unter die Haut) verabreicht wird. Aufgrund seiner geringen Bioverfügbarkeit bei oraler Einnahme (als Tablette geschluckt), eignet es sich nur für eine diese Art der Verabreichung (parenteral) [1]. Es kann entweder als subkutane Bolusinjektion über einen Pen-Injektor oder als Dauerinfusion über ein Pumpensystem verabreicht werden [2].
Alternativen zur Apomorphin-Pumpe
Neben der Apomorphin-Pumpe gibt es weitere Therapieoptionen für Patienten mit fortgeschrittenem Morbus Parkinson und Wirkungsfluktuationen:
- Levodopa-Pumpe (Duodopa): Bei dieser Therapie wird Levodopa kontinuierlich über eine Sonde in den Dünndarm verabreicht. Die Levodopa-Pumpe (auch L-Dopa-Pumpe genannt) ist eine Therapieoption bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson, die auf eine kontinuierliche Aufnahme des Wirkstoffes L-Dopa direkt über den Dünndarm setzt. Das Prinzip der L-Dopa-Pumpe besteht darin, dass eine vorprogrammierte Dosis an Levodopa über eine Sonde direkt in den Dünndarm gelangt und von dort in den Körper aufgenommen wird. Damit umgeht man mögliche Wirkungsschwankungen durch verzögerte Magen- und Darmbewegungen.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Bei der THS werden Elektroden in bestimmte Hirnareale implantiert, um die Hirnaktivität zu modulieren und Parkinson-Symptome zu lindern. Bei der tiefen Hirnstimulation werden durch eine Art Hirnschrittmacher bestimmte Areale im Gehirn erregt, um so eine bessere Funktionsfähigkeit zu erreichen.
Die Wahl der geeigneten Therapie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Schweregrad der Symptome, dem Vorliegen von Begleiterkrankungen und den individuellen Bedürfnissen des Patienten.
Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen
Medikamente, die die Wirkung von Levodopa verlängern
Zusätzlich zur Apomorphin-Pumpe und anderen Folgetherapien gibt es auch Medikamente, die die Wirkung von Levodopa verlängern und Wirkschwankungen reduzieren können. Dazu gehören:
- COMT-Hemmer: Diese Wirkstoffe hemmen den Abbau von Levodopa im Körper und sorgen dafür, dass mehr Levodopa im Gehirn ankommt.
- MAO-B-Hemmer: Diese Wirkstoffe hemmen den Abbau von freigesetztem Dopamin im Gehirn und verlängern so die Wirkung von Levodopa.
Es ist wichtig zu beachten, dass auch die MAO-B-Hemmern die Nebenwirkungen von Levodopa steigern können.
tags: #Apomorphin #Pumpe #Parkinson