Pumpentherapie bei Parkinson: Ein umfassender Überblick

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, existieren verschiedene Therapieansätze, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Eine wichtige Säule der Parkinson-Behandlung ist die medikamentöse Therapie, die darauf abzielt, den Dopaminmangel auszugleichen. Wenn die orale Medikation jedoch nicht mehr ausreichend wirkt oder zu unvorhersehbaren Wirkschwankungen führt, können Pumpentherapien eine wertvolle Alternative darstellen.

Die Rolle von Dopamin und die Grenzen der oralen Therapie

Bei Parkinson mangelt es im Gehirn an dem Botenstoff Dopamin, der für reibungslose Körperbewegungen notwendig ist. Eine Dopamin-Ersatztherapie mit Tabletten oder Kapseln kann diesen Mangel zunächst ausgleichen und die Beschwerden deutlich lindern. Dabei wird unter anderem Levodopa - auch L-Dopa genannt - eingesetzt. Im Gehirn wird es in Dopamin umgewandelt. Die Symptome des Morbus Parkinson sind dann unter Kontrolle, wenn die Therapie den Dopamin-Mangel fortlaufend ausgleicht.

Mit zunehmender Erkrankungsdauer setzt die Wirkung von Tabletten oder Kapseln jedoch immer später ein und hält auch nicht mehr so lange an. Dadurch kann es zu Wirkschwankungen - man spricht auch von Fluktuationen - kommen. Zu anderen Zeiten kann es dagegen zu unwillkürlichen Überbewegungen (Dyskinesien) kommen.

Wann sind Pumpentherapien sinnvoll?

Lassen sich Wirkschwankungen nicht durch Anpassung der Medikamente eindämmen, können nicht orale Folgetherapien zum Einsatz kommen. Die klinische Erfahrung zeigt: Nicht orale Folgetherapien entfalten die beste Wirkung, wenn sie früh im Krankheitsverlauf eingesetzt werden. Dann deutet vieles darauf hin, dass sie über einen längeren Zeitraum besser wirken. Und wenn sie in der beginnenden Phase der Wirkschwankungen eingesetzt werden, kann das einen großen Gewinn an Lebensqualität bedeuten.

Pumpentherapien kommen im fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Erkrankung in Betracht, wenn die orale Medikation nicht mehr ausreichend wirkt oder unvorhersehbare Wirkschwankungen (Fluktuationen) verursacht. Dies kann sich in Form von "Off"-Phasen äußern, in denen die Symptome plötzlich wieder auftreten, oder in Form von unwillkürlichen Überbewegungen (Dyskinesien). Auch wenn die Medikamente aufgrund von Schluckstörungen oder Demenz nicht mehr eingenommen werden können, stellen Pumpentherapien eine sinnvolle Option dar.

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Verschiedene Arten von Pumpentherapien

Es gibt verschiedene Arten von Pumpentherapien, die sich in der Art der Medikamentenverabreichung und den verwendeten Wirkstoffen unterscheiden:

1. Levodopa-Pumpe (LCIG)

Die Levodopa-Pumpe (auch L-Dopa-Pumpe genannt) ist eine Therapieoption bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson, die auf eine kontinuierliche Aufnahme des Wirkstoffes L-Dopa direkt über den Dünndarm setzt. Die Levodopa-Pumpen stehen in zwei Wirkstoffkombinationen zur Verfügung: Levodopa/Carbidopa und Levodopa/Carbidopa/Entacapon. Beide Formen kommen bei einem fortgeschrittenen Parkinson zum Einsatz.

Das Prinzip der L-Dopa-Pumpe besteht darin, dass eine vorprogrammierte Dosis an Levodopa über eine Sonde direkt in den Dünndarm gelangt und von dort in den Körper aufgenommen wird. Damit umgeht man mögliche Wirkungsschwankungen durch verzögerte Magen- und Darmbewegungen. Bei diesen Pumpentherapien kann die Wirksamkeit vorab getestet werden.

Nach der Entscheidung für eine dauerhafte L-Dopa-Therapie wird in einem kleinen operativen Eingriff im Krankenhaus die Sonde mit dem Schlauch über die Bauchdecke in den Magen/Dünndarm gelegt. Dies geschieht unter leichter Narkose ohne Beatmung. Die L-Dopa-Pumpe, welche aus der eigentlichen Pumpe und einer Kassette mit dem Wirkstoffen besteht, tragen die PatientInnen immer mit sich. Durch die kontinuierliche Verabreichung von L-Dopa können Phasen guter Beweglichkeit verlängert und unvorhersehbare Wirkschwankungen vermindert werden.

Aufgrund der Lage der Sonde, die durch die Bauchdecke in den Magen und von dort bis in den Dünndarm führt, muss diese regelmäßig kontrolliert und die Pflege äußerst sorgfältig durchgeführt werden. Neben geschultem Personal können das auch die Patientin/der Patient selbst oder Angehörige durchführen. Durch eine gewissenhafte Kontrolle können mögliche Komplikationen, wie das Verrutschen des Schlauchs im Dünndarm, frühzeitig erkannt und behoben werden.

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Duodopa-Pumpe: Ein modernes Verfahren

Mit der Duodopa-Pumpe - einem der modernsten Verfahren in der Parkinson-Behandlung - können Patienten ihre Erkrankung auch im fortgeschrittenen Stadium besser kontrollieren. Der Schlauch am Bauch ist so etwas wie die Eingangstür in den Körper. Über ihn wird ein Medikament in Gelform durch den Magen direkt in den Dünndarm geleitet. Nicht alles auf einmal, sondern ganz regelmäßig in kleinen Mengen. Dass das so funktioniert, dafür sorgt ein spezielles Pumpensystem - die sogenannte Duodopa-Pumpe. Sie sorgt für eine regelmäßige Dosierung und hilft Patienten so, ihre Parkinson-Krankheit auch im fortgeschrittenen Stadium besser zu kontrollieren.

Die Duodopa-Pumpe ist kaum größer als ein Gameboy, wiegt etwa 500 Gramm. Mit einem Schlauch wird sie angedockt und der Körper so in passenden Portionen den ganzen Tag über mit dem Parkinson-Medikament versorgt. Mit einem Gurt trägt der Patient die Pumpe eng am Körper. Es ist eines der modernsten Therapieverfahren, die es aktuell in diesem Bereich gibt.

Das Medikament - es handelt sich hier um Levodopa - wird in Gelform in einer Kassette an der Pumpe befestigt. Eine Kassette reicht für etwa einen Tag. Je nach individuellem Bedarf wird das Medikament in regelmäßigen Dosen in den Körper gepumpt. Levodopa ist eine Vorstufe des Botenstoffes Dopamin, der dem Körper hilft, Bewegungen zu kontrollieren. Erst im Körper wird Levodopa dann zu Dopamin umgewandelt und entfaltet so seine Wirkung.

Patienten können die Pumpe problemlos im Alltag bei sich tragen. Weder im Flugzeug noch beim Telefonieren gibt es laut Odin irgendwelche Einschränkungen. Lediglich beim Schwimmen oder Duschen sollte das Gerät abgenommen werden. Die Akkuleistung der Pumpe hält bis zu zwei Wochen. Die Sonde, die den Zugang für die Pumpe bildet, wird zuvor in einer kleinen Operation im Rahmen einer Magenspiegelung gelegt.

2. Subkutane Levodopa-Pumpe

Bei dieser Form der Verabreichung wird das Medikament über eine Kanüle unter das Hautgewebe, vorzugsweise am Bauch, verabreicht. Wie bei der jejunalen L-Dopa-Pumpe versorgt die subkutane L-Dopa-Pumpe mit einer kontinuierlichen Gabe des Medikaments die Patient:innen über eine Pumpe, die sie bei sich tragen. Die subkutane Therapie wird über 24 Stunden/Tag verabreicht. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Hautreaktionen an der Einstichstelle.

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Im Gegensatz zur jejunalen L-Dopa-Pumpe ist bei der subkutanen L-Dopa-Pumpe kein operativer Eingriff erforderlich. Die Kanülen zur Verabreichung des Medikaments müssen spätestens alle drei Tage gewechselt werden.

Produodopa: Eine neue Generation der subkutanen Pumpentherapie

Im Dezember neu hinzugekommen ist Produodopa® (Abbvie), eine Lösung zur subkutanen Infusion. Sie wird wie die Gele kontinuierlich über 24 Stunden durch eine Pumpe infundiert, die der Patient bei sich trägt. Produodopa enthält die Prodrugs Levodopa-Monophosphat (Foslevodopa) und Carbidopa-Monophosphat (Foscarbidopa) im Verhältnis 20:1. Die Phosphorylierung erhöht die Wasserlöslichkeit.

Das neue Therapeutikum darf angewendet werden bei Patienten mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit mit schweren motorischen Fluktuationen und Hyperkinesie oder Dyskinesie, wenn verfügbare Kombinationen von Antiparkinsonmitteln nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt haben.

Ein Vorteil dieser Pumpe ist, dass kein Magen-Darm-Schlauch mehr notwendig ist. Trotzdem erreicht sie ähnlich stabile L-Dopa-Werte im Blut wie die bekannte Duodopa-Pumpe. Das kann die Symptome von M. Die Handhabung ist einfach: Patienten oder Betreuer füllen die Pumpe alle 24 Stunden mit einer Spritze. Die Injektionsstelle sollte in der Nähe des Bauchnabels liegen und alle drei Tage gewechselt werden.

3. Apomorphin-Pumpe

Der Wirkstoff Apomorphin ahmt die Wirkung des körpereigenen Dopamins nach (Dopamin-Agonist). Die Apomorphin-Pumpe ist eine Therapiemöglichkeit beim fortgeschrittenen Morbus Parkinson, die auf dem Dopaminagonisten Apomorphin beruht. Das therapeutische System besteht aus einem kleinen Apparat, der die Pumpe enthält, einer Spritze, die darauf gesetzt wird und einem Schlauch mit einer zarten Nadel am Ende. Das Apomorphin gelangt über die Nadel, die ins Gewebe am Bauch eingestochen und täglich gewechselt wird, in den Körper.

Die Einstellung auf die richtige Dosis erfolgt im Krankenhaus mithilfe eines Apomorphin-Tests. Dort erlernen Sie auch wie das System zu verwenden und die Nadel zu legen ist. Bei einer Therapie mit einer Apomorphin-Pumpe tragen Sie tagsüber eine kleine Tasche, welche die Pumpe enthält, bei sich. Vor allem bei Dyskinesien werden mit dieser Therapieform häufig deutliche Verbesserungen erzielt. Andere Medikamente können durch den Einsatz der Apomorphin-Pumpe meist deutlich reduziert aber nicht ganz ersetzt werden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Hautreaktionen an der Einstichstelle. Um dem vorzubeugen sollte auf die nötige Hygiene geachtet und die Einstichstelle täglich gewechselt werden.

Tiefe Hirnstimulation als Alternative

Bei der Tiefen Hirnstimulation werden im Rahmen eines mehrstündigen operativen Eingriffs zwei Elektroden millimetergenau durch die Schädeldecke in jenen Teil des Gehirns eingesetzt, der für die Bewegungen zuständig ist. Über dünne, unter der Haut verlaufende Kabel sind sie mit einem kleinen Gerät verbunden, das im Bereich des Schlüsselbeins implantiert wird.

Bei der tiefen Hirnstimulation werden durch eine Art Hirnschrittmacher bestimmte Areale im Gehirn erregt, um so eine bessere Funktionsfähigkeit zu erreichen. Diese Therapieform ist nur für eine relativ kleine Gruppe von Parkinson-PatientInnen geeignet. Bei jüngeren PatientInnen ist sie deutlich wirksamer, weshalb Sie bei PatientInnen über 70 nicht eingesetzt wird. Wenn psychische Probleme wie Demenz oder Depressionen vorliegen oder PatientInnen stark ausgeprägte Sprech- oder Gleichgewichtsstörungen haben, kann sie nicht eingesetzt werden.

Bei der tiefen Hirnstimulation werden Elektroden in einem operativen Eingriff in das Gehirn eingebracht. Diese Elektroden werden durch ein unter der Haut verlaufendes Verbindungskabel mit einem kleinen Stimulator (auch als Hirnschrittmacher bezeichnet) verbunden. Der Stimulator sendet leichte elektrische Impulse an die Elektroden im Gehirn und stimuliert so bestimmte Areale im Gehirn, die bei Parkinson krankhaft verändert sind.

Der Hirnschrittmacher und die Elektroden schränken im Alltag nur wenig ein und es benötigt keiner speziellen Unterstützung durch Angehörige oder Pflegende. Symptome wie Zittern, eingeschränkte Beweglichkeit, Muskelstarre oder Dyskinesien lassen sich durch die tiefe Hirnstimulation deutlich verbessern. Andere Symptome wie Freezing, Gleichgewichtsprobleme und Sprechstörungen können dadurch nur geringfügig verbessert werden. In einigen Fällen kann die tiefe Hirnstimulation diese Symptome sogar verschlechtern.

Begleitende Therapien und ganzheitliche Behandlung

Auch wenn der Ausgleich des Dopamin-Mangels im Gehirn der zentrale Ansatzpunkt der Behandlung ist, lassen sich weitere Beeinträchtigungen, die mit Parkinson einhergehen, mittlerweile gut behandeln. Wichtig ist daher, dass Sie auf solche Beschwerden ein Augenmerk haben, die nicht mit der Bewegung zusammenhängen. Welche das sind, ist individuell sehr unterschiedlich. So können Müdigkeit und mangelnder Antrieb, aber auch eine nachlassende Gedächtnisleistung, Schlafstörungen oder Verstopfung mit Parkinson in Zusammenhang stehen.

Neben der medikamentösen Therapie und operativen Eingriffen spielen begleitende Therapien eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Parkinson. Dazu gehören:

  • Physiotherapie: Vermittelt Übungen für die Beweglichkeit, um der zunehmenden Bewegungsverarmung entgegenzuwirken.
  • Ergotherapie: Unterstützt Menschen mit Parkinson bei alltäglichen Tätigkeiten in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit. Ergotherapeutische Übungen trainieren u.a. die Feinmotorik, z.B. das Öffnen von Knöpfen oder Reißverschlüssen, und erhalten damit Alltagskompetenzen und Selbstständigkeit.
  • Logopädie: Gezieltes logopädisches Training kann die Sprachprobleme bei Parkinson-Patienten effektiv behandeln. Logopädie hilft auch bei Schluckstörungen, die ebenfalls ein häufiges Symptom bei Parkinson sind.
  • Multimodale Komplexbehandlung: Bei einer multimodalen Komplexbehandlung werden verschiedene Therapieelemente aus Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Neuropsychologie zu einer individuellen Therapie zusammengestellt. Betroffene sollen unterstützt werden, möglichst lange im Alltag mobil und aktiv zu bleiben.
  • Künstlerische Therapien: Zu den künstlerischen Therapien zählen u.a. die Musik-, Tanz-, Theater- und Kunsttherapie. Neben der Förderung von Körperfunktionen können künstlerische Therapien auch Begleitsymptome wie eine depressive Stimmungslage, Angst, Interessenverlust und kognitive Einschränkungen lindern.

Leben mit Parkinson: Perspektiven und Hoffnung

Für kaum eine andere chronische Erkrankung gibt es so wirksame Behandlungsmethoden wie für Parkinson. Eine Heilung ist zwar nicht möglich, doch durch die heutigen Möglichkeiten ist mit der Diagnose Parkinson eine normale Lebenserwartung verbunden. Parkinson lässt sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte gut kontrollieren.

Verlieren Sie nicht die Zuversicht, wenn sich Ihre Parkinson-Symptome mit oral eingenommenen Medikamenten nicht mehr zufriedenstellend ausgleichen lassen. Sie haben es in der Hand, darüber mit Ihrer Neurologin oder Ihrem Neurologen zu sprechen. Gemeinsam können Sie eine Lösung finden. Durch die Verringerung der Symptome und die Linderung der Beschwerden kann eine individuell an Ihre Bedürfnisse angepasste Parkinson-Therapie Ihnen helfen, bestmöglich mit der Erkrankung zu leben.

Es ist wichtig, die Symptome im Blick zu behalten und regelmäßig zu notieren, was Sie oder auch Ihre Angehörigen beobachten. Fassen Sie sich ein Herz und sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber, was Ihnen zu schaffen macht. Bringen Sie dabei auch Themen an, die auf den ersten Blick zunächst gar nichts mit Parkinson zu tun haben. Auch wenn das manchmal nicht leichtfällt.

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