ARD-Doku beleuchtet das Thema Demenz: Andrea Sawatzki und Eckart von Hirschhausen im Einsatz

Die Alzheimer-Krankheit und andere Formen der Demenz sind eine wachsende Herausforderung für unsere Gesellschaft. Mindestens 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt. Eine neue ARD-Dokumentation mit dem Titel "Hirschhausen und das große Vergessen" sowie eine anschließende Diskussion bei "Hart aber fair" widmeten sich am Montagabend dem Thema Demenz. Im Fokus standen dabei nicht nur die medizinischen Aspekte, sondern auch die persönlichen Erfahrungen von Betroffenen und Angehörigen sowie die Kritik am bestehenden Pflegesystem.

Hirschhausen und das große Vergessen: Eine persönliche Auseinandersetzung mit Demenz

Eckart von Hirschhausen, der bekannte Moderator und Mediziner, hat sich in der ARD-Doku "Hirschhausen und das große Vergessen" dem Thema Demenz auf sehr persönliche Weise genähert. Hirschhausen, Jahrgang 1967, äußerte seine eigene Angst vor der Krankheit und erklärte, welche Präventivmaßnahmen er selbst ergreift. Die Motivation für den Dreh der Dokumentation war für ihn nicht schwer zu finden, da es in seiner Familie mehrere Fälle von Demenz gibt.

In der Sendung wurden unter anderem Fragen und Antworten behandelt, die sich um die Risikofaktoren und Prävention von Demenz drehen. Eckart von Hirschhausen räumte auch mit einigen Demenz-Mythen auf. So sei es "Quatsch", dass es gegen den Hirnabbau keine Chance gebe. Allerdings werde "Sudoku auf der Couch" überschätzt und bringe "herzlich wenig".

Die ARD-Doku zeigte auch die klassischen Demenz-Risikofaktoren auf, die dieselben sind wie für Herzinfarkt und Schlaganfall: Rauchen, Bluthochdruck und erhöhtes Cholesterin. Für die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, sei laut Hirschhausen besonders die Zeit zwischen 40 und 60 Jahren entscheidend, aber auch die Kindheit präge die Widerstandskraft des Gehirns.

Grundsätzlich könne man sich aber merken: "Alles, was gut ist für das Herz, ist auch gut für das Gehirn".

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"Hart aber fair": Emotionale Diskussion über Demenz und das Pflegesystem

Nach der ARD-Doku "Hirschhausen und das große Vergessen" diskutierten Betroffene, Angehörige und Expert:innen bei "Hart aber fair" über Demenz, das damit verbundene Stigma, die Rolle des Pflegesystems und die große Kunst, im Hier und Jetzt zu leben. Die Schauspielerin und Schriftstellerin Andrea Sawatzki, die ihren an Demenz erkrankten Vater jahrelang gepflegt hatte, sparte dabei nicht mit Systemkritik.

Sawatzki berichtete von den erschütternden Zuständen in Pflegeheimen, wie beispielsweise der mehrfachen Benutzung von Einwegwindeln oder dem Vergessen der Essensgabe an Patienten. "Es ist skandalös, wie es hier in Deutschland zugeht", empörte sie sich. Auch der Gedanke "wie kann ich das beenden", den pflegende Angehörige in ihrer Verzweiflung hegen, ist Sawatzki nicht fremd, da sie bereits als 12-Jährige ihren demenzerkrankten Vater versorgen musste. "Dass pflegende Menschen zu diesen Gedanken getrieben werden, ist eine Verantwortungslosigkeit, die mich fassungslos macht", sagte sie.

Die Linken-Politikerin Stella Merendino pflichtete Sawatzki bei und kritisierte, dass mit der Gesundheit von Menschen Profit gemacht werde. Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, wies die Kritik zurück, räumte aber ein, dass es an Mitarbeitenden und Fachkräften mangele. "Da dran hapert es und wenn sie überlastet sind, dann kollabieren solche Konzepte", sagte er.

Rainer Heydenreich, ein 75-jähriger Mann, der selbst an Alzheimer erkrankt ist, ermutigte Betroffene, sich nicht zu schämen und offensiv mit der Krankheit umzugehen. "Ich habe mich nie geschämt, dement zu sein", sagte er.

Eckart von Hirschhausen betonte ebenfalls, dass Scham unangebracht sei. "Demenz ist nicht als Einzelschicksal zu betrachten, sondern als Form des Lebens, die nach einer sozialen Antwort sucht", sagte er.

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Andrea Sawatzki: Engagement für Menschen mit Demenz

Andrea Sawatzki engagiert sich seit Jahren für Menschen mit Demenz. 2023 übernahm sie die Schirmherrschaft der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, um Betroffene und Angehörige zu unterstützen. Als Kind erlebte die Autorin die Alzheimer-Erkrankung ihres Vaters und weiß, welche Herausforderungen auf Familien zukommen, wenn ein Elternteil an einer Demenz erkrankt.

Prävention und Leben mit Demenz: Was können wir tun?

Die ARD-Doku "Hirschhausen und das große Vergessen" und die Diskussion bei "Hart aber fair" haben gezeigt, dass Demenz ein komplexes Thema ist, das viele Fragen aufwirft. Wie lässt sich Demenz vermeiden? Wie lebt man besser mit Demenz, sowohl als Betroffener wie als Angehöriger? Und wann wird sie endlich heilbar sein?

Eckart von Hirschhausen betonte, dass neben der Eigenverantwortung, sein Herz und Hirn fit zu halten, auch die politische Dimension der Prävention nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Die Gestaltung des Ernährungssystems, eine intelligente Verkehrs- und Umweltpolitik - all diese Bereiche schützen das Gehirn, oder eben auch nicht.

Rainer Heydenreich empfahl, auf Alkohol zu verzichten, sich zu bewegen, Anteil am Geschehen zu nehmen und ein reges Familienleben zu führen. Er selbst lebt nach diesen Prinzipien und hat sich seine Lebensqualität zurückgeholt.

Die Dokumentation beleuchtete auch neue Therapieansätze und Forschungsprojekte, die Hoffnung auf Heilung oder zumindest auf eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs geben.

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