Die Aromatherapie, die Verwendung ätherischer Öle zur Förderung der Gesundheit, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Neue Forschungsergebnisse und Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Düfte positive Auswirkungen auf kognitive Funktionen, Gedächtnis und allgemeines Wohlbefinden haben können. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Erkenntnisse und Anwendungsmöglichkeiten der Aromatherapie zur Unterstützung eines gesunden Gehirns.
Die Macht der Düfte: Wie Aromatherapie das Gehirn beeinflusst
Der Geruchssinn ist eng mit dem limbischen System verbunden, dem Teil des Gehirns, der für Emotionen und Gedächtnis zuständig ist. Wenn wir einen Duft wahrnehmen, senden Riechneuronen innerhalb von Millisekunden elektrische Signale an diese Gehirnstrukturen, viel schneller als visuelle oder akustische Informationen. Duftmoleküle haben eine einzigartige Fähigkeit, in Sekundenschnelle das Gehirn zu erreichen und die Emotions-Neuronen zu aktivieren. Besonders der Hippocampus, den man als „Gefühls-App“ unseres Gehirns bezeichnen könnte, spielt eine zentrale Rolle.
Eine kürzlich durchgeführte Studie ergab, dass das Einatmen ätherischer Öle während des Schlafs einen enormen Einfluss auf das Gedächtnis haben kann. Die Studie, die an Personen im Alter von 60 bis 85 Jahren durchgeführt wurde, zeigte eine Steigerung des verbalen Gedächtnisses um beeindruckende 226 % durch das Einatmen ätherischer Öle. Diese Wirkung wurde auf die Stimulation einer Gehirnregion namens Fasciculus uncinatus zurückgeführt.
Über 100 wissenschaftliche Arbeiten haben in den letzten zehn Jahren gezeigt, dass ätherische Öle, besonders über den Geruchssinn, Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnisleistung fördern können. Um das Gedächtnis auf eine feine und natürliche Weise zu fördern, bietet sich die Olfaktotherapie als äußerst unterstützend an.
Ätherische Öle zur Förderung der kognitiven Funktionen
Verschiedene ätherische Öle haben in Studien spezifische Effekte gezeigt, die das Lernen und die Konzentration verbessern können:
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- Rosmarinöl: Eine Studie aus dem Jahr 2012 ergab eine Steigerung des prospektiven Gedächtnisses um 75 % bei Teilnehmern, die dem Duft von Rosmarin ausgesetzt waren. 10 Tropfen Rosmarin Ct. Diese sorgt für eine gesteigerte Konzentration und Wachheit.
- Salbei-Öle: Sie haben eine positive Wirkung auf das Arbeitsgedächtnis gezeigt, das für das Kurzzeitgedächtnis zuständig ist. Neben seiner Wirkung bei weiblichen Beschwerden fördert Salbei auch die geistige Leistungsfähigkeit.
- Zitronenöl: Es kann eine sanft stimulierende Wirkung auf die Konzentration haben, ohne aufzuregen. Japanische Wissenschaftler konnten nachweisen, dass der Duft von Zitrone den präfrontalen Kortex und den Gyrus cinguli aktiviert.
- Yuzu Öl: In einer Studie wurde die beruhigende Wirkung des Duftes von Yuzu untersucht. Die Inhalation des Yuzu-Duftes verringerte die Speichel-CgA signifikant.
Aromatherapie zur Unterstützung der emotionalen Balance
Neben der direkten Förderung der Konzentration kann die Aromatherapie auch indirekt durch die Unterstützung der emotionalen Balance auf das Gedächtnis wirken. Angstzustände und chronischer Stress können die Hippocampus-Funktion beeinträchtigen, indem sie diesen Teil des Gehirns mit Cortisol und Adrenalin überlasten. Dies kann die Gedächtnisleistung verschlechtern und die Fähigkeit beeinträchtigen, Informationen richtig zu speichern und abzurufen.
Da der Geruchssinn direkt mit dem limbischen System verbunden ist, kann das Einatmen beruhigender ätherischer Öle helfen, das Nervensystem zu regulieren und so die kognitiven Fähigkeiten zu unterstützen. Wichtig ist, dass die eigene Nase entscheidet!
Aromatherapie und Alzheimer-Krankheit
Forscher haben das therapeutische Potenzial von Rosmarinverbindungen gegen die Alzheimer-Krankheit untersucht. Sie analysierten das ätherische Öl von Rosmarin und identifizierten 120 Verbindungen, von denen sechs besonders effektiv bei der Bindung an Alzheimer-relevante Proteine waren. Diese Verbindungen zeigten stärkere Bindungsenergien als viele der derzeitigen Medikamente gegen AD, was sie zu vielversprechenden Kandidaten für neue Alzheimer-Therapien macht.
Laut medizinischen Experten kann ein Verlust des Geruchssinns bei Menschen über 65 ein frühes Warnzeichen für kognitiven Verfall sein. Diese Beeinträchtigung kann bis zu zehn Jahre vor dem Gedächtnisverlust auftreten, da Geruchsstörungen in Hirnregionen auftreten, die nahe bei Alzheimer-Läsionen liegen.
Bei mit Kurkuma- und Yuzu-Extrakt behandelten Mäusen wurde eine deutlich verbesserte Verarbeitung der Aβ-Peptide im Hippocampus bestätigt. Dementsprechend deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass die Anwendung beider Heilpflanzen Neurozytotoxizität und kognitive Defizite der Alzheimer-Krankheit verhindern und/oder umkehren kann.
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Weitere Faktoren für ein gesundes Gehirn
Neben der Aromatherapie gibt es noch weitere Faktoren, die eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Gehirns spielen:
- Ernährung: Es ist wichtig, regelmäßig langkettige Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen, die in Kaltwasserfischen wie Lachs, Makrele und Sardinen enthalten sind. Diese liefern DHA, eine essenzielle Fettsäure, die neuronale Verbindungen unterstützt und das Risiko von Erkrankungen wie Parkinson verringern kann. Um die Aufnahme von Omega-3 zu optimieren, sollten außerdem ausreichend Antioxidantien aus Obst und Gemüse konsumiert werden, da sie wichtige Ballaststoffe für eine gesunde Darmflora liefern.
- Vitamin D: Eine Studie zeigte, dass Personen mit schwerem Vitamin-D-Mangel ein 2,25-fach höheres Risiko hatten, an Demenz zu erkranken, während das Risiko bei einem moderaten Mangel um das 1,53-fache erhöht war.
- Soziale Interaktion und Lachen: Tägliches Lachen könnte das Demenzrisiko erheblich senken, so eine Studie japanischer Wissenschaftler.
- Körperliche Aktivität: Kniebeugen fördern den Blutfluss zum Gehirn. Jedes Mal, wenn wir in die Hocke gehen und wieder aufstehen, steigt und fällt der Blutfluss, was das Gefäßendothel stimuliert und so die Gehirndurchblutung verbessert. Sport stimuliert den Kreislauf und sorgt für eine bessere Durchblutung vom Gehirn und für dessen Entschlackung.
- Geistige Stimulation: Um ein Leben lang geistig fit zu bleiben, empfiehlt Pierre-Marie Lledo, Neurologe und Leiter der Abteilung „Gedächtnis und Wahrnehmung“ vom Institut Pasteur, den Intellekt dauerhaft mit Spielen oder kulturellen Aktivitäten zu stimulieren.
- Schlaf: Schlaf ist genauso wichtig wie eine gesunde, natürliche Ernährung. Man empfiehlt zwischen 7 und 8 Stunden Schlaf täglich. Laut einer Studie von amerikanischen Forschern von 2013 würde „sich der erholsame Schlaf durch Ausschalten neuronaler Aktivitäten und der in der Wachphase entstandenen Schlacken, ergeben. Das Gehirn wird während des Schlafes entschlackt. Eine schlechte Entschlackung ist Nährboden für die Alzheimer Krankheit.
- Zahngesundheit: Eine Studie von 2023 untersuchte den Zusammenhang zwischen Zahngesundheit und der Hippocampusatrophie, einem Risikofaktor für kognitive Beeinträchtigungen im Alter. Neuere Forschungen zeigen, dass mikrobielle Gemeinschaften im Mund und Darm möglicherweise eine Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit (AD) spielen.
- Stressmanagement: Stress ist Gift für die Neuronen. Kortisol, das „Stresshormon“, zerstört die Zellen vom Hippocampus, in dem aktuelle Erinnerungen zu langzeitigen Erinnerungen umgewandelt werden. Stress führt zu einer Rückbildung/Atrophie des Hippocampus und beeinträchtigt somit die Gedächtnisfunktion.
Anwendungshinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Bei der Anwendung von ätherischen Ölen ist es wichtig, einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
- Ätherische Öle sollten nie pur auf die Haut aufgetragen werden.
- Die Dosierung sollte eingehalten werden: Etwa 1 bis 2 Prozent sind meist ausreichend, bei Kindern 0,5 Prozent.
- Bei Neugeborenen und alten Menschen muss man sehr vorsichtig sein, weil die Haut noch oder wieder sehr empfindlich ist. Auch bei verletzter Haut ist Vorsicht geboten.
- Schwangere sollten die Anwendung der Aromatherapie vorher mit dem Arzt oder der Hebamme absprechen. Das Gleiche gilt für die Behandlung von Babys und Kleinkindern.
- Um mögliche allergische Reaktionen auszuschließen, empfiehlt sich vor der Anwendung ein Allergietest.
Beispiele für Aromatherapie-Mischungen
- Dekolleté-Spray für einen frischen „Geistesblitz“: 5 ml Alkohol ca. 3 Tropfen Rosmarin Ct. Die beiden Hydrolate vorsichtig mit dem Solubol (pflanzlicher Emulgator) vermischen. Ätherische Öle dazu geben und vermischen. Das Dekolleté-Spray sorgt für einen frischen „Geistesblitz“ zwischendurch, kann aber genauso im Sommer als erfrischendes Spray oder bei nahender Müdigkeit benutzt werden.
- Ölmischung zur Durchblutungsförderung und Schmerzlinderung: 50 ml Johanniskrautöl, 20 Tropfen Angelika, 10-15 Tropfen Bergamotte, 3 Tropfen Muskatellersalbei, 1 Tropfen Tonka (oder alternativ: Jasmin bzw.
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