Parkinson, auch bekannt als Morbus Parkinson oder Schüttellähmung, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Nervensystem betrifft. In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen von dieser Krankheit betroffen, die nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung darstellt. Die Diagnose Parkinson ist oft ein Schock, da die Krankheit unheilbar ist und mit radikalen Veränderungen im Alltag der Betroffenen einhergeht. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte von Parkinson, von den Symptomen und Diagnoseansätzen über innovative Therapien bis hin zum Leben mit der Krankheit und der Bedeutung komplementärer Behandlungen.
Die Diagnose Parkinson: Ein Wendepunkt im Leben
Die Diagnose Parkinson stellt für die Betroffenen und ihre Familien oft einen tiefgreifenden Einschnitt dar. Pamela Spitz erhielt die Diagnose mit nur 41 Jahren und sah sich mit derRealität konfrontiert, dass ihr Körper allmählich die Kontrolle verliert und ihreLebenszeit möglicherweise kürzer sein wird als erwartet. Diese Erfahrung veranlasste sie jedoch, ihr Leben neu zu ordnen und die Diagnose als Chance für einenNeuanfang zu begreifen.
Auch Dominik Key erhielt die Diagnose in jungen Jahren. Er hatte Schwierigkeiten, seine Beine zu kontrollieren, litt unter Krämpfen und Taubheitsgefühlen in den Händen. Da er Medikamente nicht vertrug, setzte er auf die Möglichkeit einer Tiefenhirnstimulation, obwohl diese Operation mit erheblichen Risiken verbunden ist.
Symptome und Verlauf von Parkinson
Parkinson ist eine schleichende Erkrankung des Gehirns, bei der Bewegungsabläufe nach und nach ins Stocken geraten können. Zu den typischen Symptomen gehören:
- Tremor: Zittern, meist in Ruhe, besonders an den Händen
- Rigor: Muskelsteifheit, die zu Bewegungseinschränkungen führt
- Akinese/Bradykinese: Verlangsamung von Bewegungen oder Bewegungsarmut
- Posturale Instabilität: Gleichgewichtsstörungen und erhöhte Sturzgefahr
Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit kann es zu einer völligen geistigen Umnachtung kommen. Es ist wichtig zu beachten, dass der Krankheitsverlauf individuell sehr unterschiedlich sein kann.
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Innovative Therapie- und Diagnoseansätze
Obwohl Parkinson bis heute als unheilbar gilt, gibt es vielversprechende neue Therapie- und Diagnoseansätze, die Hoffnung geben.
Tiefenhirnstimulation
Die Tiefenhirnstimulation ist eine operative Behandlung, bei der Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden, um die fehlerhaften Signale zu modulieren, die für die motorischen Symptome von Parkinson verantwortlich sind. Obwohl diese Operation mit Risiken verbunden ist, kann sie bei einigen Patienten erhebliche Erfolge erzielen.
Bluttest zur Früherkennung
Ein am Universitätsklinikum Kiel entwickelter Bluttest kann das fehlgefaltete Protein Alpha-Synuclein, das eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielt, detektieren, bevor erste Symptome sichtbar werden. Dieser Test könnte in Zukunft eine frühzeitige Diagnose und Therapie ermöglichen.
Impfstoff gegen Parkinson
Die Forschung konzentriert sich auch auf die Entwicklung eines Impfstoffs gegen den ansteckenden Auslöser von Parkinson. Ein solcher Impfstoff könnte das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder sogar verhindern. Daniela Berg, Professorin für Neurologie am Universitätsklinikum Kiel, ist zuversichtlich, dass ein solcher Impfstoff in einer frühen Phase der Erkrankung weitere Fehlfaltungen und schädliche Einflüsse verhindern könnte.
Leben mit Parkinson
Das Leben mit Parkinson erfordert eine Anpassung an die veränderten körperlichen Möglichkeiten und die Entwicklung von Strategien, um den Alltag bestmöglich zu bewältigen.
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Aktiv leben mit Parkinson
Trotz der Einschränkungen, die Parkinson mit sich bringt, ist es wichtig, aktiv zu bleiben und die Kontrolle über den eigenen Körper so weit wie möglich zurückzugewinnen. Regelmäßige Bewegung, Physiotherapie und Ergotherapie können helfen, die motorischen Fähigkeiten zu erhalten und die Lebensqualität zu verbessern.
Die Bedeutung des Geruchssinns
Interessanterweise kann der Verlust des Geruchssinns ein frühes Anzeichen für Parkinson sein. Die Geschichte von Joy und Leslie Milne zeigt, dass Veränderungen im Körpergeruch auf die Krankheit hinweisen können, bevor andere Symptome auftreten. Joy Milne konnte Parkinson-Erkrankte allein am Körpergeruch identifizieren. Dies hat die Forschung auf neue Wege geführt, um die Krankheit frühzeitig zu erkennen.
Komplementärmedizinische Ansätze
Viele Parkinson-Patienten suchen zusätzlich zur konventionellen medizinischen Behandlung auch nach komplementären oder alternativen Therapien, um ihre Beschwerden zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Ganzheitlicher Ansatz
Komplementärmediziner betrachten oft die Gesamtsituation des Patienten, um ein umfassendes Behandlungskonzept zu entwickeln. Dieser ganzheitliche Ansatz kann dazu beitragen, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und das Wohlbefinden zu steigern.
Mind-Body-Verfahren
Einige komplementärmedizinische Verfahren, wie Yoga und Qigong, haben in evidenzbasierten Studien gezeigt, dass sie die Lebensqualität von Parkinson-Patienten verbessern können. Diese Mind-Body-Verfahren können helfen, Stress abzubauen, dieEntspannung zu fördern und die Körperwahrnehmung zu verbessern.
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Osteopathie
Die Osteopathie ist eine manuelle Therapie, die darauf abzielt, Funktionsstörungen im Körper zu erkennen und zu behandeln. Osteopathen betrachten den Körper als eine Einheit und suchen nach denUrsachen von Beschwerden, die nicht immer dort liegen müssen, wo die Symptome auftreten.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle komplementären Therapien wissenschaftlich belegt sind und dass einige möglicherweise unwirksam oder sogar schädlich sein können. Parkinson-Patienten sollten daher immer mit ihrem Arzt sprechen, bevor sie eine komplementäre Behandlung beginnen.
Die Rolle der Forschung
Die Parkinson-Forschung hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und neue Erkenntnisse über die Ursachen und Mechanismen der Krankheit gewonnen. Die Identifizierung des fehlgefalteten Proteins Alpha-Synuclein als entscheidenden Faktor bei derEntstehung von Parkinson hat neue Wege für die Entwicklung vonTherapien eröffnet.
Agnete Kirkeby, Neurologin an der Universität von Kopenhagen, betont, dass es wichtig ist, die Ursachen der Krankheit zu untersuchen, anstatt sich nur auf die Symptome zu konzentrieren. Die Forschung konzentriert sich auch auf die Entwicklung von Biomarkern, die eine frühzeitige Diagnose ermöglichen, und auf neue Therapieansätze, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder sogar verhindern können.