Nächtliche Wadenkrämpfe und Thrombose: Ein Vergleich

Beinschmerzen können vielfältige Ursachen haben, von denen Muskelkater eine der harmloseren ist. Jedoch sollten insbesondere Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen auch eine Thrombose als mögliche Ursache in Betracht ziehen. Es ist entscheidend, die Anzeichen einer Thrombose frühzeitig zu erkennen und von anderen Ursachen wie Muskelkater oder Wadenkrämpfen zu unterscheiden, um rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und potenziell gefährliche Komplikationen wie eine Lungenembolie zu verhindern.

Muskelkater versus Thrombose: Symptome im Vergleich

Muskelkater entsteht durch kleinste, harmlose Schädigungen in stark beanspruchter Muskulatur. Die Schmerzen sind häufig beidseitig fühlbar, können aber auch einseitig auftreten, wenn eine Körperseite stärker beansprucht wurde. Typischerweise beginnt Muskelkater nicht während oder unmittelbar nach der Belastung, sondern erst einige Stunden später. Die betroffene Muskulatur ist berührungsempfindlich, gespannt, möglicherweise geschwollen und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Die Symptome klingen üblicherweise innerhalb weniger Tage von allein ab.

Eine Thrombose hingegen ist ein ernstes gesundheitliches Problem, bei dem sich innerhalb eines Blutgefäßes ein Gerinnsel (Thrombus) bildet, das den Blutfluss unterbricht. Eine tiefe Beinvenenthrombose (TVT) betrifft in der Regel nur ein Bein und kann dort bestimmte Symptome verursachen. Die Art und Stärke der Beschwerden hängen von der Lage der Thrombose ab.

Wadenkrämpfe: Ursachen und Behandlung

Wadenkrämpfe sind plötzliche, schmerzhafte Zusammenziehungen der Wadenmuskulatur, die meist harmlos sind. Sie können durch Überlastung, Flüssigkeitsmangel, Elektrolytmangel (insbesondere Magnesiummangel) oder bestimmte Erkrankungen verursacht werden. Schwangere sind aufgrund von Stoffwechselveränderungen und einer Unterversorgung mit Mineralstoffen besonders anfällig für Wadenkrämpfe.

Ein akuter Wadenkrampf kann durch Gegendehnen gelindert werden: Strecken Sie das Bein, ziehen Sie die Zehen nach oben und drücken Sie die Ferse von sich weg. Auch Massagen und warme Duschen können helfen, die Muskulatur zu entspannen. Vorbeugend wirken eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige Dehnübungen und durchblutungsanregende Maßnahmen wie Wechselduschen.

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Chronisch venöse Insuffizienz (CVI) und Wadenkrämpfe

Nächtliche Wadenkrämpfe können auch ein Ausdruck von Mikrozirkulationsstörungen in der Bein- und Wadenmuskulatur sein. Oftmals wird der Zusammenhang zwischen Wadenkrämpfen und einer chronisch venösen Insuffizienz (CVI) unterschätzt. Krampfadern sind mehr als nur ein kosmetisches Problem: Im Laufe der Jahre können sie sich erweitern und zu Schwellungsneigung und Schweregefühl in den Beinen führen. Bei Wärme dehnen sich die Venen noch mehr aus und verlieren an Elastizität, wodurch die Venenklappen schlechter schließen und das Blut bis zur Knöchelregion absackt. Eine erhöhte Durchlässigkeit der Venenwände führt zusätzlich zu Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe.

Bei verstärkter Venenzeichnung, Anzeichen früherer Entzündungen oder bräunlichen Pigmentierungen in der Knöchelregion sollte ein Arzt aufgesucht werden. Plötzlich auftretende Schmerzen und Ödeme können Anzeichen einer tiefen Venenthrombose sein, während eine gerötete und verhärtete Krampfader auf eine oberflächliche Venenthrombose (Phlebitis) hindeuten kann.

Thrombose: Symptome, Risikofaktoren und Diagnose

Thrombosen der tiefen Beinvenen entstehen häufig am Unterschenkel und können sich durch anhaltende, untypische Schmerzen in der Wadenmuskulatur äußern. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Schwellung, bläulichen Verfärbung (Zyanose) und verstärkten Schwellung der oberflächlichen Venen kommen. Betroffene haben oft das Bedürfnis, das Bein hochzulegen.

Es gibt verschiedene klinische Zeichen, die auf eine Thrombose hindeuten können, wie das Payr-Zeichen, Homanns-Zeichen oder Meyer-Zeichen. Besonders heimtückisch sind Thrombosen, die Lungenembolien verursachen, da sie oft nur wenige oder keine Beschwerden am Bein hervorrufen.

Risikofaktoren für eine Thrombose sind aktive Krebserkrankung, Bettruhe, frühere Thrombosen, Krampfadern, Hormonpräparate und Übergewicht. Auch längere Flugreisen können das Thromboserisiko erhöhen.

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Zur Diagnose einer Thrombose wird in der Regel ein Ultraschall der Venen durchgeführt. Zusätzlich kann ein Bluttest auf D-Dimere durchgeführt werden, wobei erhöhte Werte auf eine Thrombose hindeuten können.

Differenzialdiagnose: Wadenkrampf oder Thrombose?

Wadenkrämpfe und Thrombosen können ähnliche Symptome verursachen, wie Schmerzen und Verhärtungen in der Wade. Allerdings zieht sich die Muskulatur bei einem Wadenkrampf sichtbar zusammen, während eine Thrombose oft mit Schwellungen, bläulicher Verfärbung und einem Schweregefühl im Bein einhergeht. Da die Ursachen für Wadenkrämpfe meist den gesamten Körper betreffen, können sie auch gleichzeitig in beiden Beinen auftreten, während eine Thrombose in der Regel nur ein Bein betrifft.

Venenentzündung (Phlebitis) und Thrombophlebitis

Eine Venenentzündung (Phlebitis) ist eine Entzündung einer Vene, die durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verstopft wird. Eine Entzündung und Thrombose der oberflächlichen Venen ist eine typische Komplikation von Krampfadern. Betroffene spüren plötzlich einen harten, schmerzhaften Strang unter der Haut, der gerötet ist. In seltenen Fällen kann eine septische Thrombophlebitis auftreten, bei der Keime in die Vene eindringen und sich im Thrombus ausbreiten.

Die Symptome einer oberflächlichen Venenentzündung sind lokale Hautrötung und Schwellung der Gefäße, Druckempfindlichkeit, Spannungsgefühl, Verhärtung der Vene und Wärmeentwicklung. Eine Venenentzündung mit Thrombose des tiefen Venensystems (Phlebothrombose) kann sich durch Hautrötung, Schwellungen, Schweregefühl und Schmerzen in Fuß, Wade und Knie äußern.

Behandlung von Venenentzündungen

Die akute Behandlung einer Venenentzündung richtet sich nach Lokalisation, Ausprägung und Schweregrad. In der Regel werden der entzündete Bereich gekühlt, das Bein hochgelagert und Kompressionsstrümpfe getragen. Auch schmerzlindernde und entzündungshemmende Tabletten können zum Einsatz kommen. Bei bakterieller Beteiligung können Antibiotika erforderlich sein.

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Bei einer Thrombophlebitis können zusätzlich gerinnungshemmende Medikamente eingesetzt werden, um zu verhindern, dass sich der Thrombus in das tiefe Beinvenensystem bewegt und eine Lungenembolie verursacht. In einigen Fällen müssen die Blutgerinnsel chirurgisch entfernt werden.

Vorbeugung von Venenerkrankungen

Venenpatienten können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um das Risiko von Venenentzündungen und Thrombosen zu senken. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, Venengymnastik, das Tragen von Kompressionsstrümpfen, eine ausgewogene Ernährung und die Vermeidung von Übergewicht. Auch das rechtzeitige Behandeln von Krampfadern kann helfen, Komplikationen vorzubeugen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn Wadenkrämpfe häufiger auftreten, die Nachtruhe oder den Tagesablauf stören, nicht von allein oder durch Dehnen und Massage vergehen oder von weiteren Symptomen wie Übelkeit, Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen begleitet werden. Auch bei Anzeichen einer Thrombose, wie plötzlichen Schmerzen und Schwellungen im Bein, sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Bei plötzlicher schwerer Atemnot, Brustschmerzen, Herzrasen, starkem Angst- und/oder Schwächegefühl oder Ohnmacht sollte sofort der Rettungsdienst (112) gerufen werden, da dies Anzeichen für eine Lungenembolie sein können.

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