Bandscheibenvorfälle gehören zu den häufigsten Gründen, warum Patienten einen Neurochirurgen aufsuchen. Wenn der äußere Faserring einer Bandscheibe reißt, kann der gelartige Kern austreten und auf eine Nervenwurzel oder das Rückenmark drücken. Dies führt oft zu Rücken- und Beinschmerzen, Taubheitsgefühlen, Lähmungen und in einigen Fällen zu Störungen der Darm- und Blasenfunktion. Glücklicherweise müssen die meisten Bandscheibenvorfälle nicht operiert werden. In vielen Fällen können Physiotherapie und Schmerzmittel die Zeit überbrücken, die der Körper benötigt, um den Bandscheibenvorfall selbst zu heilen. Es ist jedoch wichtig, Warnzeichen wie Lähmungen, Gefühlsstörungen und Blasen-Mastdarmstörungen zu beachten.
Wann ist eine Operation sinnvoll?
Eine Operation bei einem Bandscheibenvorfall ist in folgenden Fällen in Betracht zu ziehen:
- Austritt von Bandscheibenmaterial, das auf Nervenwurzeln, Rückenmark oder Nervenfaserbündel drückt und Schmerzen, Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Blasen-Mastdarmstörungen verursacht.
- Wenn konservative Behandlungsmethoden erfolglos bleiben.
- Wenn der Bandscheibenvorfall durch bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) nachgewiesen wurde.
Ablauf einer Bandscheibenoperation
Bei einer Bandscheibenoperation wird zunächst die korrekte Bandscheibenetage mit Hilfe einer Röntgenaufnahme bestimmt. Anschließend wird über einen kleinen Hautschnitt (2,5-4 cm) und mit Hilfe eines speziellen Mikroskops der Nerv von dem Bandscheibenvorfall befreit und der Bandscheibenvorfall entfernt. Bei Bedarf werden weitere gelockerte Knorpelstücke aus der Bandscheibe entfernt und Knochenzacken mit einer Fräse geglättet. Durch die sofortige Entlastung kann sich der Nerv schnell erholen und die Schmerzen lassen nach. Patienten können in der Regel am ersten Tag nach der Operation wieder aufstehen und mit vorsichtiger Physiotherapie beginnen. Nach 5-7 Tagen können sie das Krankenhaus verlassen. Es wird empfohlen, sich 3-6 Wochen zu schonen und an einer Rückenschule und einem Funktionstraining teilzunehmen. In über 90 % der Fälle wird eine Beschwerdefreiheit oder Besserung erreicht.
Mikrochirurgisch und minimalinvasiv
Bandscheibenoperationen werden in der Regel mikrochirurgisch durchgeführt, um eine optimale Ausleuchtung und Zweihandtechnik zu gewährleisten. Einige Bandscheibenvorfälle können über einen nur 1,6 cm kleinen Schnitt von außerhalb der Wirbelsäule durch kleine Röhrchen entfernt werden. Eine rein endoskopische Operation kann die Gründlichkeit des Eingriffs einschränken und ist nicht unbedingt sicherer als ein mikrochirurgisches Vorgehen.
Nervenfreilegung bei Nerveneinklemmung
Durch Verletzungen oder Veränderungen an der Wirbelsäule kann es zu einer Einengung der Spinalnerven kommen, die aus dem Rückenmark entspringen. Um eine dauerhafte Schädigung zu verhindern, kann eine operative Freilegung dieser Nerven erforderlich sein.
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Ursachen für Nerveneinklemmung
Eine Nerveneinklemmung an der Wirbelsäule oder anderen Körperregionen kann durch verschiedene Erkrankungen entstehen, wie z. B.:
- Bandscheibenvorfälle: Der gallertartige Kern der Bandscheibe tritt aus seiner Hülle aus und drückt auf den Nerv.
- Spinalkanalstenose: Der Wirbelkanal ist z. B. durch verschleißbedingte Veränderungen an den Wirbelgelenken und Bändern verengt.
- Tumoren
- Karpaltunnelsyndrom: Der Handwurzelkanal (Karpaltunnel) auf Höhe des Handgelenks wird z. B. durch Überbeanspruchung eingeengt.
Symptome einer Nerveneinklemmung
Die Art der Beschwerden hängt davon ab, welche Nerven betroffen sind und wie stark die Druckbelastung ist. An der Wirbelsäule können folgende Beschwerden auftreten:
- Meist starke Schmerzen, vor allem bei Belastung (nach vorne Beugen, Husten)
- Gefühlsausfälle (Taubheitsgefühle, "Ameisenlaufen")
- Lähmungserscheinungen
- Verlust der Darm- und Blasenkontrolle
Diagnose einer Nerveneinklemmung
Um die Ursache der Beschwerden abzuklären, ist ein persönliches Gespräch über die Symptome erforderlich. Es ist wichtig zu erfahren, ob die Beschwerden durch ein bestimmtes Ereignis ausgelöst wurden, wo genau die Schmerzen auftreten und ob diese in andere Körperregionen ausstrahlen. Anschließend werden weitere Untersuchungen wie eine körperliche Untersuchung oder eine Kernspintomographie durchgeführt.
Operative Behandlung einer Nerveneinklemmung
Eine frühzeitige Operation ist vor allem bei einer starken Druckbelastung der Nerven erforderlich, die sich z. B. durch Lähmungserscheinungen äußert. Ziel ist es, wieder mehr Platz für die Nerven zu schaffen. Bei diesem mikrochirurgischen Eingriff wird ein Operationsmikroskop eingesetzt, um das Operationsfeld vergrößert darzustellen. Mit speziellen Instrumenten wird der Nerv freigelegt und das einengende Gewebe entfernt. Die Dauer der Operation hängt unter anderem davon ab, welche Nerven betroffen sind und wie viel Gewebe entfernt werden muss.
Nachbehandlung nach Nervenfreilegung
Nach Operationen an der Wirbelsäule ist in der Regel eine anschließende Nachbehandlung erforderlich. Sie beinhaltet neben der körperlichen Schonung gezielte Physiotherapie sowie bei Bedarf die Behandlung mit schmerzlindernden Medikamenten. Um den Heilungsprozess zu unterstützen, wird in der Klinik mit vorsichtiger Krankengymnastik begonnen.
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Endoskopische Bandscheibenoperation als Alternative
Lässt sich mit konservativen Maßnahmen keine ausreichende Schmerzlinderung und Besserung neurologischer Symptome erzielen, kann eine operative Behandlung erforderlich sein. Ziel der endoskopischen Bandscheibenoperation ist es, das bedrängende Bandscheibengewebe zu entfernen und damit den eingeklemmten Nerv räumlich zu entlasten.
Vorteile der endoskopischen Methode
Die endoskopische Bandscheibenoperation ist eine schonende Alternative zur offenen Operation, da sie ohne einen großen Schnitt und eine weite Eröffnung des Wirbelkanals auskommt. Dadurch kommt es zu keiner größeren Gewebezerstörung und das Risiko für Narbenbildung ist gering. Der Eingriff ist weniger belastend und der Heilungsverlauf ist schneller.
Zugang zum Bandscheibenvorfall
Der Zugang zum Ort des Schmerzgeschehens erfolgt nicht wie üblich dorsal (von hinten), sondern von der Seite her, über das Nervenaustrittsloch (Foramen). Auf diese Weise werden die Nervenstrukturen im Wirbelkanal komplett umgangen und Verletzungen, Verwachsungen und andere Komplikationen können vermieden werden.
Durchführung der endoskopischen Operation
Unter örtlicher Betäubung wird nach einer kleinen Stichinzision (5 mm) ein Endoskop mit Miniatur-Arbeitskanälen zum Bandscheibenvorfall vorgeschoben. Unter Sichtkontrolle wird der Bandscheibenvorfall entfernt. In einigen Fällen wird ein Speziallaser eingesetzt, um überstehende Reste zu schrumpfen oder der Bandscheibenkern wird mit einem Spezialenzym verkleinert, um den Außenfaserring zu entlasten. Um die Revitalisierung der Bandscheibe zu unterstützen, kann die verkalkte Deckplatte der angrenzenden Wirbelkörper angefrischt werden, um eine bessere Durchblutung zu fördern.
Dauer und Nachsorge der endoskopischen Operation
Die endoskopische Bandscheibenoperation dauert ca. 30 bis 45 Minuten. Anschließend werden die Patienten für ca. 2 Stunden im Aufwachraum überwacht. Am Tag nach der Operation findet eine ärztliche Kontrolle statt und ein Physiotherapeut bespricht das individuelle Rehabilitationsprogramm. In den ersten zwei Wochen tragen die Patienten ein speziell angepasstes Kunststoffkorsett, das den Rücken entlastet. Nach ca. 6 Wochen sollte mit muskelkräftigenden Übungen für die Rumpf- und Rückenmuskulatur begonnen werden.
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Vorteile des seitlichen Zugangs
Der wesentliche Vorteil der endoskopischen Bandscheibenoperation mit seitlichem Zugang besteht darin, dass der Vorfall unter endoskopischer Sicht sicher und schonend entfernt wird, ohne die Bandscheibe selbst zu beschädigen oder die bandartigen Strukturen zur Stabilisierung der Wirbelsäule zu verletzen.
Risiken und Komplikationen
Wie bei jeder Operation gibt es auch bei der endoskopischen Bandscheibenoperation Risiken. Es ist wichtig, sich von einem erfahrenen Operateur behandeln zu lassen, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.
Konservative Therapie bei Bandscheibenvorfall
Wenn ein Bandscheibenvorfall keine neurologischen Ausfallerscheinungen verursacht, kann zunächst eine konservative Therapie versucht werden. Ziel ist es, die Schmerzen mit schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten zu reduzieren, bis der Bandscheibenvorfall von alleine schrumpft und der eingeklemmte Nerv wieder frei ist. Unter dieser konservativen Therapie werden über 90 % der Patienten beschwerdefrei. Erfahrungsgemäß geschieht dies in einem Zeitraum von ca. 4-6 Wochen.
Wann ist eine Operation ratsam?
Wenn die Beschwerden nach 6 Wochen nicht weitgehend verschwunden sind, sollte eine operative Therapie in Erwägung gezogen werden, um eine zügige Beschwerdefreiheit zu erreichen. Ein längeres Abwarten ist nicht zu empfehlen, da sich ein Schmerzgedächtnis entwickeln kann. An der Halswirbelsäule besteht zudem das Risiko einer Rückenmarkschädigung.
Konservative Therapiemethoden
Konservative Therapiemethoden wie PRT, Schmerzmittel und Krankengymnastik haben das Ziel, die Zeit des Abwartens erträglich zu machen. Keine Methode kann das rausgerutschte Stück Bandscheibe wieder "zurückschieben". Chiropraktik kann bei Vorliegen eines Bandscheibenvorfalles in der Halswirbelsäule die Beschwerden verstärken und sollte deshalb nicht unkritisch angewendet werden.
Sofortige Operation bei Lähmungen
Bei Lähmungen wie einem Kraftverlust im Arm oder der Hand ist eine sofortige Operation ratsam, da die Chance für eine Erholung der Nerven und damit auch eine Wiederherstellung der Kraft sehr viel besser ist.
Operationsverfahren bei Bandscheibenvorfall
Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Nach Identifizierung der zu operierenden Bandscheibe wird ein ca. 3 cm langer Hautschnitt vorne am Hals angelegt. Anschließend wird die Halsmuskulatur schonend auseinander geschoben, bis die Halswirbelsäule dargestellt ist. Nach Entfernung der Bandscheibe wird mit feinen Instrumenten der Bandscheibenvorfall bzw. der Bandscheibensequester entfernt. Anschließend wird in den Bandscheibenraum ein Titan-Bandscheibenersatz, ein Ersatz aus Kunststoff (PEEC) oder eine Bandscheibenprothese implantiert.
Bandscheibenersatz oder Bandscheibenprothese?
Wenn ein Bandscheibenersatz aus Titan oder Kunststoff eingebracht wird, führt dies zu einer Stabilisierung des operierten Segmentes. Bei reinen Bandscheibenvorfällen ohne begleitende Veränderungen der Wirbelkörper bietet sich die Implantation einer Bandscheibenprothese (künstliche Bandscheibe) an. In Ausnahmefällen kann die Operation auch vom Nacken her durchgeführt werden.
Dauer und Nachbehandlung der Operation
Der Eingriff dauert in der Regel ca. 1 Stunde. Die Operationen werden in mikrochirurgischer Technik durchgeführt, was einen minimal-invasiven und sicheren Eingriff möglich macht. Der gesamte Klinikaufenthalt hat sich mit der minimal-invasiven Methode auf 4-5 Tage reduziert. Bereits am Tage nach der Operation können die Patienten umherlaufen. Lähmungen, die vor der Operation bestanden haben, können direkt am Folgetag nach der Operation krankengymnastisch beübt werden.
Minimalinvasive Operationstechniken zur Nervenentlastung
In vielen Fällen kann die Nervenwurzel heute auch minimalinvasiv mechanisch entlastet werden. Hierbei stehen mehrere minimalinvasive Operationstechniken zur Verfügung, die alle das Ziel haben, die gequetschte Nervenwurzel durch die Befreiung von vorgefallenem Bandscheibengewebe zu entlasten.
Mikrochirurgische Vorgehensweise
Bei der offenen mikrochirurgischen Vorgehensweise wird über einen kleinen Hautschnitt von etwa 2 cm eine Art Fensterung über der gequetschten Nervenwurzel geschaffen und die vorgefallene Bandscheibe unter mikroskopischer Sicht mit feinen Mikroinstrumenten entfernt. Die Nervenwurzel wird vorsichtig von jeglichem Druck befreit, wobei unter Umständen auch Einengungen durch Knochen beseitigt werden.
Endoskopische Vorgehensweise
Bei dem endoskopischen Eingriff wird ein sehr schmales Rohr (Arbeitskanal) von der Seite in den Körper eingebracht, durch das man dann mittels sehr feiner Instrumente operiert. Hierfür ist nur ein sehr kleiner Hautschnitt von nur 7 - 10 mm erforderlich. Der wesentliche Vorteil ist, dass auf dem Weg durch Muskulatur Knochen und im Wirbelkanal nur sehr wenig Gewebe zerstört wird, so dass Vernarbungen deutlich geringer ausfallen. Es besteht auch die Möglichkeit endoskopisch von hinten, ähnlich wie bei der mikrochirurgischen Operation, über einen Hautschnitt von 15 - 18 mm zu operieren.
Laser-Discus-Dekompression
Sowohl bei der endoskopischen als auch bei der offenen mikrochirurgischen Operation kann auch der Laser zum Einsatz kommen. Man spricht dann von „perkutaner Laser-Discus-Dekompression“. Vorfälle und Vorwölbungen der Bandscheiben können mittels Laserenergie geschrumpft werden („Shrinking-Effekt“) und die Lücke, durch die das Bandscheibengewebe durchgetreten ist, mit dem Laser wieder verschweißt werden. Bei der endoskopischen Operation können mit dem Laser Bandscheibenstücke (Sequester) verdampft werden, die mit den feinen Fasszangen nicht erreichbar und entfernbar sind.
Wann ist eine Operation dringend erforderlich?
Eine Bandscheiben-Operation wird dringend empfohlen, wenn es durch die Quetschung der Nervenwurzel nicht nur zu Schmerzen, sondern auch zu neurologischen Ausfallserscheinungen gekommen ist. Solche Ausfallserscheinungen sind z.B. eine Schwächung des Fußheber- oder Fußsenkermuskels oder ein Taubheitsgefühl im Ausbreitungsgebiet der Nerven. Auch wenn sich die Rücken- und Beinschmerzen innerhalb von 6 - 8 Wochen trotz intensiver konservativer Therapie mit Krankengymnastik und abschwellenden Medikamenten nicht bessern, kann eine Operation angezeigt sein.
Erfolgsaussichten und Risiken
Die Dauer des Eingriffs hängt von der verwendeten Technik und den jeweiligen Gegebenheiten ab. Eine Bandscheiben-Operation ist nur bei einem kleinen Teil der Rückenschmerz-Patienten erfolgversprechend. Die minimalinvasiven Bandscheiben-Operationen gelten heute als risikoarme Eingriffe. Wie bei jedem operativen Eingriff können Komplikationen natürlich nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden.
Nach der Operation
Bei vielen Patienten lässt der Ischiasschmerz bereits unmittelbar nach der entlastenden Operation deutlich nach. Trotzdem muss man sich immer vor Augen führen, dass die Bandscheibenoperation nie zur völligen Wiederherstellung der normalen Verhältnisse führt, d.h. die Wirbelsäule ist danach nicht „wie neu“. An die Stelle der entfernten Bandscheibe tritt ein vernarbter Holraum, der zwar nach etwa zwei Monaten fest und belastungsfähig ist, aber nie so elastisch und abpuffernd wie eine gesunde Bandscheibe ist. Probleme können auch durch Narbenbildungen im Bereich der Nervenwurzel entstehen, die dann erneut zu Schmerzen und Missempfindungen führen.
Verhaltensregeln vor und nach der Operation
Am Vorabend des Eingriffs sollten Sie ab 22:00 Uhr nüchtern bleiben. Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein, sollten Sie den Arzt bzw. Anästhesisten rechtzeitig vorher darüber informieren. Auch bei der ambulanten Bandscheibenoperation bleiben Sie nach dem Eingriff noch für mehrere Stunden unter Beobachtung. Direkt nach der Operation können Sie sich schon im Bett bewegen. Sobald die Narkosewirkung vollständig abgeklungen ist, können Sie mit Hilfestellung aufstehen. Da leichtere Rückenschmerzen nach der Operation noch normal sind, erhalten Sie meist schon während der Narkose ein Schmerzmittel. Zur Weiterbehandlung bekommen Sie Tabletten zur Muskelentspannung und Abschwellung, die Sie nach Anweisung des Arztes noch etwa zwei Wochen einnehmen sollten. Da der Druck auf die Bandscheiben im Sitzen und gebückter Haltung am größten ist, sollten Sie diese Körperpositionen für etwa zwei Wochen vermeiden. Die ersten Tage sollten Sie noch viel liegen, nicht lange stehen und mehrmals am Tag kurz herumlaufen. Das selbstständige Auto Fahren ist je nach Heilungsverlauf nach etwa 2 - 3 Wochen wieder erlaubt.
Spinalkanalstenose und ihre operative Behandlung
Die Spinalkanalstenose ist eine Einengung des Nervenkanals in der Wirbelsäule. Sind die Spinalnerven an ihrer seitlichen Austrittsstelle komprimiert, liegt eine Foramenstenose vor. Schmerzen, Taubheit und Brennen in der vom eingeklemmten Nerven versorgten Körperregion sind die Folge. In schweren Fällen kann es auch zu Lähmungen kommen. Die Operation einer Spinalkanalstenose hat das Ziel, den verengten Wirbelsäulenkanal zu weiten und Druck von den Nerven zu nehmen. Nötig wird ein solcher Eingriff, wenn durch die Spinalkanalstenose Lähmungen auftreten oder die Schmerzen trotz konventioneller Maßnahmen oder einer interventionellen Schmerztherapie unerträglich geworden sind.
Ursachen und Symptome der Spinalkanalstenose
Bei einer Spinalkanalstenose handelt es sich um eine Verengung im Wirbelsäulenkanal. Sie entsteht durch degenerative Veränderungen der Wirbelkörper, die mit der alternden Wirbelsäule voranschreiten. Dadurch, dass es im Spinalkanal eng wird, haben die darin verlaufenden Nerven weniger Platz und werden komprimiert. Der ständige Druck auf das Nervengewebe führt im Verlauf der Zeit zu vielerlei Beschwerden. Typisch sind Schmerzen und Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit.
Konservative Behandlung der Spinalkanalstenose
In der Regel wird eine Spinalkanalstenose zunächst konservativ behandelt. Schmerzmittel, physikalische Therapie und Übungen zur Stabilisierung der Rückenmuskulatur stehen an vorderster Stelle. Auch Medikamente zur Muskelentspannung und die interventionelle Schmerztherapie können hilfreich sein. In manchen Fällen sind konservative Maßnahmen und interventionelle Schmerztherapie jedoch nicht ausreichend wirksam.
Wann ist eine Operation unvermeidbar?
Es gibt bei der Spinalkanalstenose auch Situationen, bei denen man komprimiertes Nervengewebe unverzüglich befreien muss. Dann ist die sofortige Operation unvermeidbar, sonst drohen schwere Schäden, die meist nicht mehr zu beheben sind. Sofort operiert werden muss z. B. wenn Lähmungen auftreten oder Darm- oder Blasenfunktion gestört sind.
Interventionelle Schmerztherapie
Wenn zur Behandlung von Schmerzen und Gefühlsstörungen bei Spinalkanalstenose konservative Behandlungsmethoden nicht angezeigt bzw. nicht erfolgreich sind, kann der Wirbelsäulenchirurg mithilfe der minimalinvasiven interventionellen Schmerztherapie die Schmerzen lindern. Dazu spritzt er unter Röntgenkontrolle schmerzstillende und/oder betäubende Medikamente über eine Hohlnadel direkt an den Ort, wo die Nerven unter Druck stehen. Auf diese Weise kann man den Schmerz über eine gewisse Zeit betäuben.
Operative Verfahren bei Spinalkanalstenose
Bleibt die interventionelle Schmerztherapie erfolglos oder stellen sich die Beschwerden zu schnell wieder ein, kommen operative Verfahren ins Spiel. Welches Verfahren für den individuellen Fall die beste Prognose beinhaltet, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören das Ausmaß der Stenose, die Knochenqualität der Wirbelkörper und das Alter bzw. der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten.
Knöcherne Dekompression
Mithilfe eines speziellen Operationsmikroskops kann der Wirbelsäulenchirurg störendes Gewebe im Spinalkanal genau identifizieren und mit feinsten Instrumenten entfernen. Ziel der knöchernen Dekompression ist es, diejenigen Bestandteile von Knochen und Bändern zu entfernen, die auf den Nerv bzw. die Nervenwurzel drücken. Die Operation kann offen oder endoskopisch erfolgen. Bei der offenen Operation blickt der Chirurg nach dem Schnitt direkt auf das Operationsgebiet. Nimmt er dafür ein spezielles Operationsmikroskop zu Hilfe, handelt es sich um eine mikrochirurgische Operation. Die mikrochirurgische Dekompression erfordert nur einen kleinen Hautschnitt. Unter der durch das Spezialmikroskop optimierten Sicht entfernt der Chirurg Knochen- und Bandgewebe, das Rückenmark oder Nervenwurzeln einengt. Dies verringert den Druck auf das Nervengewebe, was meist zu einer sehr schnellen Erholung von den Symptomen der spinalen Stenose führt.
Spondylodese (operative Versteifung)
Auch eine Spondylodese (Versteifungsoperation oder Fusion) kann bei einer Spinalkanalstenose sinnvoll sein. Ist eine Überbeweglichkeit der Wirbelsäule durch Gleitwirbel (Spondylolisthesis) die Ursache der spinalen Stenose, reicht eine reine Dekompression häufig nicht aus. Nur eine Spondylodese, eine Fusion der Wirbelkörper, die das betreffende Bandscheibensegment bilden, eignet sich in diesem Fall für eine Therapie. Die Spondylodese stabilisiert die Position der Wirbelkörper zueinander dauerhaft und stoppt das einengende Wirbelgleiten.
Cages und interspinöse Spreizer
In manchen Fällen reicht das Abtragen von störenden Strukturen oder eine Versteifung nicht aus, um Druck vom Nervengewebe zu nehmen. Dann sind sog. Cages eine Option. Sie werden z. B. im Rahmen einer Fusionsoperation (Spondylodese) als Platzhalter in das Bandscheibenfach zwischen zwei Wirbelkörpern eingesetzt. Dort kann der Cage aufgespreizt werden und sich einklemmen. Eine weitere Möglichkeit ist das Implantieren von interspinösen Spreizern, auch Wirbelsäulenspreizer genannt. Dabei handelt es sich um kleine, z. B. X-förmige Metallimplantate. Sie setzt man im Bereich der Spinalkanalstenose zwischen den Dornfortsätzen der Wirbelkörper ein. Dort sollen sie der starken Beugung der Lendenwirbelsäule entgegenwirken und dadurch den Wirbelkanal offen halten und die Nerven entlasten. Weil im Gegensatz zur Versteifung im betroffenen Segment weiter eine gewisse Beweglichkeit möglich ist, spricht man auch von einer dynamischen Stabilisierung.
Durchführung der Operation
Die Operation der Lendenwirbelsäule erfolgt in Bauchlage oder seitlicher Lagerung. Zur Öffnung des Operationsgebietes führt der Arzt einen etwa 6 cm langen Hautschnitt entlang der Wirbelsäule durch. Dann erweitert der Rückenspezialist den Raum zwischen den betroffenen Dornfortsätzen der Wirbelsäule mit einem Dilatator und positioniert das Implantat. Je nach Ausmaß der Spinalkanalstenose stehen verschiedene Größen des Abstandhalters zur Verfügung. Die korrekte Position überprüft der Arzt mittels Röntgenbild.
Risiken und Komplikationen
Wie alle Eingriffe bergen auch Operationen zur Behandlung der Spinalkanalstenose Risiken. In der Hand erfahrener Spezialisten kommt es allerdings selten zu Komplikationen. Durch das Einführen der Instrumente können Krankheitserreger in die Einstichstelle geraten und Infektionen auslösen. Zudem kann es in seltenen Fällen zu Verletzungen der Nerven oder Nervenwurzeln kommen. Dies äußert sich durch Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Taubheitsgefühle in der Körperregion, die von den betroffenen Nerven versorgt werden.
Nachbehandlung und Rehabilitation
Die Patienten können am Tag nach der Operation schon wieder umhergehen. Das Ausmaß der Rückbildung von neurologischen Einschränkungen und Schmerzen hängt aber vom Verlauf vor der Operation ab. Nach dem Eingriff kommt der Patient für einige Stunden in den Aufwachraum, wo er durch geschultes Personal und mithilfe von Monitoren überwacht wird. Nach der Operation verbleibt der Patient etwa 2-3 Tage auf der Normalstation. Währenddessen wird er nach einem speziell für ihn maßgeschneiderten Schema mobilisiert. Dem Aufenthalt in der Klinik schließt sich eine Rehabilitation an.
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