Ein Bandscheibenvorfall kann eine Vielzahl von Beschwerden verursachen, darunter auch Taubheit im Fuß. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Bandscheibenvorfällen mit dem Fokus auf Taubheit im Fuß.
Die Anatomie der Wirbelsäule und Bandscheiben
Die Wirbelsäule besteht aus Knochen (Wirbelkörper), Bandscheiben und Bindegewebe (Bänder). Die Wirbel umschließen den Wirbelkanal, in dem das Rückenmark liegt. Zwischen zwei Wirbelkörpern liegt eine Bandscheibe, die wie ein Gelkissen wirkt. Sie besteht aus einem straffen Faserring (Anulus fibrosus), der den innen gelegenen Bandscheibenkern (Nucleus pulposus) umschließt. Der Bandscheibenkern hat eine geleeartige, weiche Konsistenz und federt Druck und Stöße ab.
Die Bandscheiben werden nicht durchblutet. Die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen erfolgt durch Gewebeflüssigkeit. Die Bandscheibe nimmt Gewebeflüssigkeit auf und gibt sie unter Belastung mit Stoffwechselabfallprodukten wieder ab.
Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?
Mit zunehmendem Alter und Belastung degenerieren die Bandscheiben. Der Faserring bildet Risse, und die geleeartige Flüssigkeit wird weniger. Wenn der äußere Faserring zu stark beschädigt ist und einreißt, kann der weich-flüssige Bandscheibenkern austreten. Abhängig davon, ob sich der Riss innen oder außen befindet, kann der Bandscheibenkern auf das Rückenmark oder auf die außen liegenden Nerven drücken und so Beschwerden verursachen.
Eine dauerhafte einseitige Druckbelastung oder mangelnde Bewegung, z.B. bei Bettlägerigkeit, kann die Bandscheibe schädigen und einen Vorfall begünstigen. Bandscheibenvorfälle können in der gesamten Wirbelsäule auftreten, wobei die Lendenwirbelsäule am häufigsten betroffen ist, da hier das Körpergewicht besonders stark verlagert wird.
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Ursachen für Taubheit im Fuß bei einem Bandscheibenvorfall
Ein Bandscheibenvorfall kann auf verschiedene Weisen Schmerzen verursachen. Wenn der ausgetretene Bandscheibenkern auf eine Nervenwurzel im Lendenbereich drückt, können starke Schmerzen im unteren Rückenbereich auftreten, die bis in die Beine ausstrahlen. Die Nerven, die die Beinmuskulatur versorgen, sind an der Lendenwirbelsäule lokalisiert. Betroffene können auch Empfindungsstörungen wie Kribbeln und Taubheit verspüren.
Das Taubheitsgefühl am Schienbein kann beispielsweise durch eine Kompression der L4- oder L5-Nervenwurzel (Bandscheibenvorfall L4/5 oder L5/S1) verursacht werden. Die Verteilung der Taubheit und der betroffenen Muskeln gibt Aufschluss darüber, welche Bandscheibe betroffen ist.
Symptome eines Bandscheibenvorfalls
Viele Bandscheibenvorfälle verursachen keine Schmerzen und werden zufällig bei einer MRT- oder CT-Untersuchung gefunden. Wenn ein Bandscheibenvorfall jedoch auf Nerven drückt, kann dies zu verschiedenen Symptomen führen:
- Schmerzen: Ein Bandscheibenvorfall kann zu einem Nervenschmerz (neuropathischer Schmerz) führen. Berührungen, die normalerweise nicht schmerzhaft sind, können schmerzhaft empfunden werden (Allodynie).
- Taubheit und Kribbeln: Betroffene können Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Beinen oder Füßen verspüren.
- Muskelschwäche: Ein Bandscheibenvorfall kann zu Muskelschwäche in den Beinen oder Füßen führen.
- Reflexverlust: Die Reflexe in den Beinen oder Füßen können abgeschwächt oder nicht mehr auslösbar sein.
- Gangunsicherheit: In schweren Fällen kann ein Bandscheibenvorfall zu Gangunsicherheit führen.
- Blasen- und Darmfunktionsstörungen: In seltenen Fällen kann ein Bandscheibenvorfall auf die Nerven drücken, die für die Blasen- und Darmfunktion verantwortlich sind, was zu Störungen führen kann (Cauda equina Syndrom).
Wenn ein Bandscheibenvorfall auf das Rückenmark drückt (Myelopathie), kann dies zu Gangunsicherheit, Taubheit und Kraftminderung in beiden Beinen führen. Schmerzen spielen dabei keine oder eine untergeordnete Rolle.
Diagnose eines Bandscheibenvorfalls
Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall führt der Arzt zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch, um die Symptome und ihre Entstehung zu erfragen. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der Bewegungstests durchgeführt werden, um neurologische Ausfälle zu beurteilen.
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Bildgebende Verfahren wie Röntgen- oder MRT-Aufnahmen werden in der Regel nur dann angeordnet, wenn Lähmungserscheinungen festgestellt werden, die Blasen- und Darmfunktion eingeschränkt ist oder trotz Behandlung keine Besserung der Symptome eintritt. Eine MRT-Aufnahme kann den Bandscheibenvorfall und seine Auswirkungen auf die Nervenstrukturen sichtbar machen.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
Ziel der konservativen Behandlung ist es, die Mobilität des Patienten durch ein gezieltes Muskeltraining und Schmerztherapie aufrechtzuerhalten. In den meisten Fällen klingen die Beschwerden nach sechs Wochen konservativer Therapie ab.
- Schmerzmittel: Antientzündliche Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) und Muskelrelaxanzien können helfen, die Schmerzen zu lindern und die Muskelverspannungen zu lösen. Bei stärkeren Schmerzen werden Opioide verabreicht. Bei Nervenreizungen können Antiepileptika (z.B. Gabapentin, Pregabalin) und bei chronischen Schmerzen Antidepressiva (z.B. Amitriptylin, Duloxetin) eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Physiotherapeuten zeigen schmerzfreie Übungen, die gezielt den Muskelaufbau in der betroffenen Region fördern. In der Rückenschule erhält man wichtige Informationen zur Korrektur der Körperhaltung und richtiges Heben von schweren Lasten.
- Bewegung: Sportarten, die als bandscheibenfreundlich gelten, sind Laufen, Aerobic, Schwimmen oder Tanzen. Sportarten, die die Wirbelsäule mit ruckartigen Stößen belasten, sollten gemieden werden.
- Weitere Maßnahmen: Thermotherapie (Wärme), manuelle Therapie (Massagen), Akupunktur oder die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) können ebenfalls zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung eingesetzt werden. In einigen Fällen werden Betäubungsmittel an den betroffenen Wirbelsäulenabschnitt gespritzt.
Operative Behandlungsmöglichkeiten
Wenn konservative Therapiemöglichkeiten die Schmerzen nicht lindern und die Lebensqualität des Patienten stark eingeschränkt ist, kann eine Operation erwogen werden.
- Mikrochirurgische Nukleotomie: Hierbei wird mithilfe eines Operationsmikroskops Gewebe des Bandscheibenkerns entfernt, das ausgetreten ist und die Nerven komprimiert.
- Endoskopische Nukleotomie: Mit einem videoüberwachten Endoskop erreichen die Chirurgen das betroffene Segment.
- Offene Nukleotomie: Hierbei benötigen Chirurgen größere Hautschnitte, um den Zugang zur Wirbelsäule zu vergrößern.
Ziel der Operation ist es, das Nervengewebe zu entlasten und ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu erholen.
Dauer der Taubheit nach einem Bandscheibenvorfall
Die Dauer der Taubheit nach einem Bandscheibenvorfall kann stark variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab:
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- Schwere des Bandscheibenvorfalls: Bei einem leichten Bandscheibenvorfall kann die Taubheit nach einigen Tagen bis Wochen nachlassen. In schwereren Fällen kann die Taubheit über Monate anhalten.
- Betroffene Nervenwurzel: Die Dauer der Taubheit hängt davon ab, welche Nervenwurzel betroffen ist und wie stark sie komprimiert wird.
- Behandlung: Eine frühzeitige und adäquate Behandlung kann den Heilungsprozess beschleunigen.
- Regenerationsfähigkeit des Nervengewebes: Nerven haben eine begrenzte Fähigkeit zur Regeneration, und je nach Dauer und Ausmaß der Kompression kann es unterschiedlich lange dauern, bis die Funktion vollständig wiederhergestellt ist.
- Individuelle Unterschiede: Die Erholungszeit variiert auch individuell.
Vorbeugung von Bandscheibenvorfällen
Einem Bandscheibenvorfall kann man mit verschiedenen Maßnahmen effektiv vorbeugen:
- Übergewicht abbauen: Übergewicht strapaziert Rücken und Wirbelkörper zusätzlich.
- Aktivitätslevel erhöhen: Ein aktiver Lebensstil ist für gesunde Bandscheiben essenziell.
- Muskulatur aufbauen: Eine gut ausgebaute Rückenmuskulatur ist erwiesenermaßen eine der besten Maßnahmen, um einer Diskushernie vorzubeugen.
- Körperhaltung verbessern: Achten Sie auf Ihre Körperhaltung und stellen Sie, wenn nötig, den Sitz im Vergleich zum Lenker oder Lenkrad etwas niedriger ein.
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine ergonomische Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes.
- Gesunder Schlaf: Vermeiden Sie bei einem Diskusprolaps im Bereich der Halswirbelsäule vor allem langes Arbeiten am Laptop, Autofahren sowie Fernsehen.
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