Barfußschuhe bei Neuropathie: Ein umfassender Test und Ratgeber

Für Menschen mit Neuropathie, insbesondere im Zusammenhang mit Diabetes oder Polyneuropathie, ist die Wahl des richtigen Schuhwerks von entscheidender Bedeutung. Dieser Artikel beleuchtet die Vor- und Nachteile von Barfußschuhen bei Neuropathie, gibt Empfehlungen und zeigt Alternativen auf, um die bestmögliche Unterstützung und den Schutz für Ihre Füße zu gewährleisten.

Was ist Neuropathie?

Neuropathie ist eine Nervenschädigung, die häufig in den Füßen beginnt. Viele Diabetiker leiden an dieser Erkrankung, bei der das Schmerzempfinden nachlassen kann. Symptome können Kribbeln, Brennen, Schmerzen oder Taubheit sein. Unbemerkte Verletzungen können zu schwer heilenden Wunden und im schlimmsten Fall zum diabetischen Fußsyndrom führen. Eine frühzeitige Diagnose durch Tests des Vibrations-, Temperatur- oder Berührungsempfindens ist wichtig, um Folgeschäden zu vermeiden.

Die Herausforderung bei der Schuhwahl

Menschen mit Neuropathie haben oft Schwierigkeiten, passende und bequeme Schuhe zu finden. Empfindliche Füße benötigen ausreichend Platz, um Druckstellen, Hühneraugen, Schwielen und Entzündungen zu vermeiden. Normale Schuhe können die Zehen einengen und den natürlichen Bewegungsablauf behindern.

Was sind Barfußschuhe?

Barfußschuhe sind spezielle Schuhe, die das Gefühl des Barfußlaufens vermitteln sollen. Sie zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:

  • Breite Zehenbox: Der Vorderfuß hat ausreichend Platz, um die natürliche Fußform zu imitieren.
  • Dünne, flexible Sohle: Es gibt keinen Höhenunterschied zwischen Ferse und Vorderfuß (keine Sprengung).
  • Kein Fußbett: Die Schuhe verzichten auf eine stützende Innensohle.

Der Grundgedanke ist, dass Barfußschuhe die Fußmuskulatur stärken und das Gangbild verbessern können.

Lesen Sie auch: Massagegeräte zur Neuropathie-Behandlung

Vorteile von Barfußschuhen

  • Natürliches Gangbild: Barfußschuhe ermöglichen ein natürlicheres Abrollverhalten des Fußes und fördern eine gesunde Körperhaltung.
  • Stärkung der Fußmuskulatur: Durch den fehlenden Absatz und die flexible Sohle werden Muskeln, Bänder und Sehnen gefordert und gestärkt.
  • Verbesserte Körperhaltung: Da die Körperaufrichtung durch die regelmäßige Dehnung der Wade nicht behindert wird, kann sich die Körperhaltung verbessern.
  • Atmungsaktivität: Barfußschuhe sind oft sehr leicht und atmungsaktiv, was Schweißfüßen vorbeugen kann.
  • Stimulierung der Nerven: Die dünne Sohle ermöglicht ein intensiveres Bodengefühl, was die Nerven in den Füßen aktivieren kann.

Barfußschuhe bei Neuropathie: Vorsicht geboten!

Trotz der potenziellen Vorteile sind Barfußschuhe nicht für jeden geeignet, insbesondere nicht für Menschen mit Neuropathie.

Kontraindikationen:

  • Vermindertes Schmerzempfinden: Diabetiker und Menschen mit Polyneuropathie haben oft eine verminderte Empfindung in den Füßen und sind anfälliger für Verletzungen, die sie möglicherweise nicht sofort bemerken.
  • Erhöhtes Verletzungsrisiko: Die dünne Sohle bietet wenig Schutz vor spitzen Gegenständen oder unebenem Gelände.
  • Fußdeformitäten: Bei Fußdeformitäten wie Hallux valgus oder Hammerzehen können Barfußschuhe die Beschwerden verschlimmern, da sie keine ausreichende Unterstützung bieten.
  • Durchblutungsstörungen: Menschen mit Durchblutungsstörungen sollten Barfußschuhe ebenfalls vermeiden, da sie anfälliger für chronische Wunden sind.

Dr. Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) warnt: „Wegen der durch die Polyneuropathie bedingten Nervenschäden spüren viele Betroffene keine Schmerzen, wenn sie sich verletzen. Oder die Schmerzen treten erst sehr spät auf, wenn Geschwüre oder Infektionen schon weit fortgeschritten sind. Neben der Polyneuropathie leiden viele Diabetiker an einer beeinträchtigten Durchblutung der Extremitäten. Daher sind vor allem die Füße anfällig für Infektionen und es kann schon bei kleineren Verletzungen Komplikationen geben, weil die Wundheilung gestört ist.“

Alternativen und Empfehlungen

Wenn Barfußschuhe aufgrund von Neuropathie nicht geeignet sind, gibt es alternative Schuhoptionen, die mehr Schutz und Komfort bieten:

  • Varomed Prophylaxeschuhe: Diese Schuhe sind speziell für Menschen mit sensiblen Füßen entwickelt und bieten eine weiche Polsterung, ein nahezu nahtfreies Innenfutter und atmungsaktive Materialien. Sie sind jedoch nicht geeignet bei einem diabetischen Fußsyndrom mit bereits bestehender Fußbettung.
  • Orthopädische Schuhe und Einlagen: Maßgefertigte Schuhe und Einlagen können die individuelle Fußform stützen, Fehlstellungen korrigieren und Druckstellen vermeiden. Krankenkassen übernehmen in der Regel einen Teil der Kosten, wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt. Sanitätshäuser und orthopädische Fachgeschäfte sind hier die richtigen Anlaufstellen.
  • Schuhe mit weichem Oberleder und weitem Spann: Diese Schuhe bieten genügend Spielraum für geschwollene Füße und verhindern Druckstellen.
  • Motion Barfußschuh der Marke Feldluft: Dieses Modell soll speziell auf die Bedürfnisse von Neuropathie-Patienten abgestimmt sein und bietet ein reiches Bodengefühl, bessere Durchblutung, natürliche Zehenspreizung und ausgewogenen Druck.

Zusätzliche Tipps für Menschen mit Neuropathie

  • Tägliche Fußkontrolle: Untersuchen Sie Ihre Füße täglich auf Verletzungen, Druckstellen oder Rötungen. Verwenden Sie einen Spiegel, um schwer zugängliche Stellen zu überprüfen.
  • Richtige Fußpflege: Cremen Sie Ihre Füße täglich mit einer harnstoffhaltigen Salbe ein, um die Haut geschmeidig zu halten. Vermeiden Sie scharfe Gegenstände wie Scheren oder Nagelknipser und verwenden Sie stattdessen eine Sandpapierfeile, um die Nägel abzurunden.
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Lassen Sie Ihre Füße bei jedem Arztbesuch untersuchen, mindestens jedoch einmal jährlich.
  • Professionelle Fußpflege: Nehmen Sie professionelle Hilfe durch speziell ausgebildete medizinische Fußpfleger in Anspruch.
  • Vorsicht beim Barfußlaufen: Laufen Sie nur dort barfuß, wo keine Verletzungsgefahr besteht.

Massage-Schuhe

Massage-Schuhe können eine zusätzliche Option zur Linderung von Beschwerden bei Neuropathie sein. Sie verfügen über spezielle Massagesysteme, die die Durchblutung fördern und die Fußmuskulatur stimulieren können.

Verschiedene Modelle:

  • Revs Massage-Sandalen: Mit Strukturmassage und aus Synthetik gefertigt.
  • Byriver Fußmassageschuhe: Mit Reflexzonenmassage und aus Kunststoff/Silikon.
  • Scholl Massage-Sandalen: Mit Strukturmassage und aus Leder/PVC.
  • Adidas Massage-Schuhe: Mit Strukturmassage und aus Synthetik.
  • Berkemann Massage-Schuhe: Mit Strukturmassage und aus Leder/Holz.

Worauf Sie beim Kauf achten sollten:

  • Material: Achten Sie auf hautfreundliche und atmungsaktive Materialien.
  • Massagesystem: Wählen Sie ein System, das Ihren Bedürfnissen entspricht (Strukturmassage oder Reflexzonenmassage).
  • Passform: Die Schuhe sollten bequem sitzen und nicht drücken.
  • Verstellbarkeit: Verstellbare Riemen ermöglichen eine individuelle Anpassung.
  • Rutschfeste Sohle: Eine rutschfeste Sohle sorgt für Sicherheit.

Lesen Sie auch: Small Fiber Neuropathie verstehen: Ursachen, Symptome, Therapie

Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Polyneuropathie in den Füßen

tags: #barfußschuhe #bei #neuropathie #test