Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychoaktiver Wirkstoff der Hanfpflanze, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Es wird als Mittel zur Entspannung und Linderung verschiedener Beschwerden angepriesen. Doch was sagt die Wissenschaft dazu? Beruhigt CBD wirklich die Nerven? Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Studienlage, die Anwendungsbereiche von CBD und die rechtlichen Aspekte.
CBD im Trend: Von Beauty bis Wellness
CBD hat seinen Weg in diverse Produkte gefunden, von Bodylotions und Kaffee bis hin zu Cremes und Ölen. Die Wellness-Industrie vermarktet CBD als Hilfsmittel gegen körperliche und seelische Beschwerden. So verwenden Star-Stylisten CBD-Cremes für die Füße ihrer Kundinnen, und CBD-Öle sind in Reformhäusern und Bio-Supermärkten erhältlich. Sogar Cannabis Lippenbalsam und "Smokewear" sind auf dem Markt.
Dieser Trend zielt darauf ab, das Image von Cannabis zu verbessern und es als Lifestyle-Produkt zu etablieren. Unternehmen gestalten Marihuana-Apotheken wie Apple Stores und Magazine inszenieren Cannabis-Konsum als anspruchsvoll und elitär.
Was ist CBD und wie wirkt es?
CBD wird aus der Hanfpflanze extrahiert, die auch für die Herstellung von Marihuana verwendet wird. Im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol (THC), dem psychoaktiven Bestandteil von Cannabis, macht CBD jedoch nicht "high". Stattdessen werden CBD schmerzlindernde, entzündungshemmende, angstlösende und entspannende Eigenschaften zugeschrieben.
CBD interagiert mit dem Endocannabinoid-System (ECS) des Körpers, einem Netzwerk von Rezeptoren, das an der Regulierung verschiedener Funktionen beteiligt ist, darunter Stimmung, Schmerzempfinden und Immunantwort. Es wird diskutiert, dass Veränderungen im ECS mit psychischen Störungen wie Angstzuständen, Schizophrenie, Depression und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) assoziiert sein könnten.
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Studienlage: Was sagt die Forschung?
Die Forschung zu CBD steckt noch in den Kinderschuhen, aber es gibt erste Hinweise auf potenzielle Vorteile. Eine Studie der Harvard Medical School deutet auf eine Verbesserung von Angstzuständen durch CBD hin. Eine weitere klinische Studie deutet darauf hin, dass Cannabigerol (CBG), ein anderes Cannabinoid, Angst und Stressempfinden reduzieren könnte.
Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Prof. Dominik Irnich, Leiter der Schmerzambulanz am Klinikum der Universität München (LMU), bezweifelt die schmerzlindernde Wirkung von Cannabinoiden. Er betont, dass es bisher keine hochwertigen Studien gibt, die dies belegen.
Ein Review von 83 Studien kommt zu dem Schluss, dass die Evidenz dafür, dass Cannabinoide in den untersuchten Indikationen eine Symptomverbesserung erzielen können, gering ist. Es fehle in großem Umfang an qualitativ hochwertigen Studien, die ausreichend gepowert seien, um den direkten Einfluss von Cannabinoiden bei psychischen Störungen zu untersuchen.
Anwendungsbereiche von CBD
Trotz der begrenzten Studienlage gibt es eine Vielzahl von Anwendungsbereichen, in denen CBD eingesetzt wird:
- Angstzustände und Stress: Einige Studien deuten darauf hin, dass CBD angstlösende und stressreduzierende Eigenschaften haben könnte.
- Schlafstörungen: CBD wird oft als Mittel zur Verbesserung des Schlafs eingesetzt.
- Schmerzen: Obwohl die Studienlage hier noch nicht eindeutig ist, gibt es Hinweise darauf, dass CBD bei bestimmten Schmerzarten helfen könnte.
- Epilepsie: Für bestimmte Formen von Epilepsie bei Kindern ist ein CBD-haltiges Arzneimittel zugelassen.
- Krebsforschung: Im Laborversuch zeigte sich, dass CBD Zellen von Gehirntumoren absterben lassen kann.
Risiken und Nebenwirkungen
CBD gilt allgemein als gut verträglich, aber es gibt auch potenzielle Risiken und Nebenwirkungen:
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- Erhöhte Leberwerte: Bei hohen Dosen können Schäden an der Leber auftreten.
- Wechselwirkungen mit Medikamenten: CBD kann die Wirkung anderer Medikamente verstärken.
- Müdigkeit und Mundtrockenheit: Dies sind häufige Nebenwirkungen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Langzeitwirkungen von CBD noch nicht ausreichend erforscht sind.
Rechtliche Aspekte
Die rechtliche Lage von CBD-Produkten ist komplex und variiert je nach Land. In Deutschland ist der Verkauf von CBD-Produkten in einer Grauzone. Für die medizinische Behandlung bestimmter Epilepsieformen gibt es ein CBD-Produkt, das als Arzneimittel zugelassen und nur in Apotheken erhältlich ist.
Für CBD-haltige Produkte muss entweder ein Antrag auf Zulassung eines Arzneimittels oder ein Antrag auf Zulassung eines neuartigen Lebensmittels gestellt werden, bevor sie auf den Markt gebracht werden können. Da eine Zulassung von CBD als neuartiges Lebensmittel bisher nicht erfolgt ist, sind derartige Erzeugnisse bislang nicht für den Handel zulässig.
Qualität von CBD-Produkten
Die Qualität von CBD-Produkten kann stark variieren. Studien haben gezeigt, dass viele Produkte weniger CBD enthalten als angegeben oder einen zu hohen THC-Gehalt aufweisen.
Beim Kauf von CBD-Produkten sollte man auf folgende Punkte achten:
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- Angabe aller Inhaltsstoffe: Sind die Inhaltsstoffe umfassend aufgelistet?
- Analyse des CBD-Öls: Lässt der Hersteller sein Produkt in einem unabhängigen Labor analysieren und veröffentlicht die Ergebnisse?
- Extraktionsmethode: Welche Extraktionsmethode wird verwendet? (Ethanol oder superkritische CO2)