Jeder kennt das Gefühl von Nervosität, innerer Unruhe und Stress. Im Alltag, der oft von Hektik und Leistungsdruck geprägt ist, ist es wichtig, Möglichkeiten zu finden, um die Nerven zu beruhigen und zur Ruhe zu kommen. Glücklicherweise gibt es eine Reihe von Hausmitteln und natürlichen Ansätzen, die dabei helfen können, das Nervensystem zu beruhigen und das Wohlbefinden zu steigern. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über wirksame Hausmittel und Tipps, um die Nerven zu beruhigen und Stress abzubauen.
Natürliche Stimmungsaufheller: Sinnvoll oder riskant?
Schlechte Laune hat jeder mal. Wenn die Stimmung jedoch länger anhält, greifen viele Betroffene zu rezeptfreien, natürlichen Stimmungsaufhellern. Diese können auch bei Stress, Nervosität, Unruhe und Ängstlichkeit helfen. Einige pflanzliche Wirkstoffe sind sogar als Medikamente zur Behandlung bestimmter Erkrankungen zugelassen. Bei Depressionen können Johanniskrautpräparate als pflanzliche Antidepressiva verordnet werden.
Zu den natürlichen pflanzlichen Stimmungsaufhellern, die häufig bei psychischen Beschwerden eingesetzt werden, gehören:
- Baldrian
- Hopfen
- Johanniskraut
- Lavendel
- Melisse
- Passionsblume
- Safran
Natürliche Stimmungsaufheller sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Für die innere Anwendung werden meist Tabletten oder Dragees verwendet. Tees und ätherische Öle auf Basis der Pflanzen und Kräuter sind ebenfalls verfügbar.
Bei natürlichen Stimmungsaufhellern ist eine bestimmte Dosierung erforderlich, um einen gesundheitsstärkenden und genesungsfördernden Effekt zu erzielen. Das Trinken von Tee oder das Einatmen von ätherischen Ölen kann nicht denselben Effekt haben wie die Einnahme von Medikamenten mit höherer Wirkstoffkonzentration.
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Vorsicht bei der Selbstbehandlung mit pflanzlichen Antidepressiva
Bei Verdacht auf eine manifeste klinische Erkrankung sollte keine Selbstbehandlung mit pflanzlichen Stimmungsaufhellern oder pflanzlichen Antidepressiva begonnen werden. In diesen Fällen ist eine sorgfältige Diagnose durch ärztliches oder psychotherapeutisches Fachpersonal erforderlich, um im Anschluss mit dem Patienten die Therapie zu planen.
Sind natürliche Stimmungsaufheller rezeptfrei erhältlich?
Stimmungsaufheller auf pflanzlicher Basis, die bei leichten bis mittelgradigen Beschwerden eingesetzt werden, sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Es handelt sich dabei um apothekenpflichtige Medikamente, bei denen die Wirkstoffe in einer niedrigen Dosis enthalten sind.
Hochdosierte natürliche Stimmungsaufheller wie Johanniskraut können ausschließlich von einem Arzt verschrieben werden. Die Verschreibungspflicht umfasst Mittel, bei denen wissenschaftliche Studien eine Wirkung nachweisen konnten. Bei hochdosiertem Johanniskrautextrakt besserten sich die depressiven Symptome bei einigen Patienten bereits nach drei Wochen.
Freiverkäufliche pflanzliche Präparate aus dem Drogeriemarkt, die als natürliche Stimmungsaufheller wirken sollen, sind meist Mittel, deren Wirksamkeit nicht belegt ist.
Wie schnell wirken rezeptfreie Stimmungsaufheller?
Pflanzliche Stimmungsaufheller, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, sind keine Wundermittel und brauchen meist Tage bis Wochen, ehe sie eine Wirkung entfalten. Auch bei synthetischen Antidepressiva vergeht einige Zeit, bis sie Beschwerden lindern. Der rezeptfreie Stimmungsaufheller Passionsblume kann womöglich innerhalb einer Stunde erste Wirkung zeigen. Ergebnisse einer kleinen Studie deuten darauf hin, dass die angstlösenden Effekte der Passionsblume in bestimmten Situationen schon nach 60 Minuten einsetzen können. Allerdings müssen weitere Studien das noch wissenschaftlich prüfen und belegen.
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Worauf ist bei natürlichen Stimmungsaufhellern zu achten?
Abhängig von den Beschwerden kann die Anwendung natürlicher Stimmungsaufheller helfen, das Wohlbefinden des Patienten zu steigern und die Genesung zu fördern. Inwieweit Kräuter- und Pflanzenextrakte bei bestimmten Beschwerden geeignet sind, sollte jedoch mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Eine ärztliche Beratung oder Rücksprache in der Apotheke ist auch deshalb zu empfehlen, weil die Anwendung natürlicher Stimmungsaufheller Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hervorrufen kann. Pflanzliche Stimmungsaufheller aus dem Internet sollten nur von seriösen Quellen bezogen werden.
Pflanzliche Antidepressiva: Risiken und allergische Reaktionen
Trotz ihrer prinzipiell guten Verträglichkeit und der Beliebtheit bei Menschen haben natürliche Stimmungsaufheller auch Nebenwirkungen. So können unter anderem durch Licht ausgelöste oder allergische Hautreaktionen sowie Magen-Darm-Beschwerden und Unruhe auftreten.
Lavendel kann bei Überdosierung Kopfschmerzen auslösen, wobei auf empfindliche Menschen auch schon kleine Mengen unangenehm wirken. Bei der inneren Anwendung können unter anderem Aufstoßen, Sodbrennen, Übelkeit oder Verstopfung sowie allergische Hautreaktionen auftreten.
Deshalb ist es bei natürlichen Stimmungsaufhellern nicht nur wichtig, die richtige Dosis zu ermitteln. Vor der Anwendung sollten auch mögliche Abneigungen, Empfindlichkeiten oder Allergien berücksichtigt werden.
Vorsicht bei Johanniskraut
Johanniskraut beeinflusst den Abbau anderer Medikamente. Dadurch kann es unter anderem die Wirkung von Gerinnungshemmern, HIV-Medikamenten, Antiepileptika, Immunsuppressiva oder Zytostatika herabsetzen. Gleichzeitig kann Johanniskraut auch die Wirkung von Antidepressiva aus der Klasse der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer im Gehirn so verstärken, dass es zu einem lebensbedrohlichen Serotoninsyndrom kommen kann. Bei Frauen, die Hormone zur Empfängnisverhütung wie die Anti-Baby-Pille einnehmen, sind Zwischenblutungen möglich.
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10 Tipps für starke Nerven
Wenn alles zu viel wird, Alltagssituationen zu unüberwindbaren Herausforderungen werden oder an Schlaf nicht mehr zu denken ist, sollten schnellstmöglich Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Andernfalls können sich im Laufe der Zeit auch schwerwiegendere Probleme (Bluthochdruck, Depressionen) entwickeln. Die folgenden 10 Tipps geben Anregungen für den Umgang mit belastenden Situationen, Gedanken und Gefühlen.
Den Körper spüren: Bewegung bringt Segen - das gilt auch bei nervösen Unruhezuständen. Studien zeigen beispielsweise, dass beim Sport ein Hormon (ANP) gebildet wird, das Panik lindert. Ein flotter Spaziergang in der Mittagspause oder eine lockere Runde Laufen nach Feierabend helfen dabei, Ängste zu „verstoffwechseln“. Zudem verschafft die körperliche Aktivität den Gedanken eine Verschnaufpause, die Sorgen rücken in den Hintergrund. Wichtig dabei ist, dass die Bewegung Freude bereitet und ohne Zwang erfolgt. Besonders gut tut Bewegung an der frischen Luft. Die Natur ist oft Balsam für die Seele und wirkt beruhigend auf gereizte Nerven.
Die Nerven mit Nahrung versorgen: Lebensmittel sind Nahrung für Körper und Geist. Was Menschen essen, bestimmt, wie sie sich fühlen. Der Blutzuckerwert hat beispielsweise Einfluss auf Gefühle wie Anspannung und Ärger. Wie stark dieser Zusammenhang ist, zeigt eine Studie mit Diabetes-Patienten: Bei sehr hohen und sehr niedrigen Blutzuckerwerten fühlten sich die Untersuchungsteilnehmer besonders angespannt und verärgert. Bei einem normalen Blutzucker fühlten sie sich hingegen glücklich und energiegeladen. Einige Nahrungsmittel enthalten neben Kohlenhydraten weitere stimmungsaufhellende Inhaltsstoffe. So liefern Bananen auch einen hohen Anteil des B-Vitamins Pyridoxin (B6). Dieses ist an vielen Prozessen im Nervensystem beteiligt. Außerdem enthalten sie Kalium und Tryptophan. Aus Tryptophan wird der Botenstoff Serotonin gebildet, der eine Vielzahl emotionaler Prozesse (z.B. Angst) beeinflusst. Auch Omega3-reiche Lebensmittel wie Fisch haben Einfluss auf eine gesunde Nervenfunktion. Für einen ruhigen Geist sollte die Ernährung also vollwertig und möglichst vielseitig sein. Dabei sollten hauptsächlich Obst und Gemüse, Salate, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte auf den Tisch kommen, Fleisch hingegen nur in Maßen und Fett, Zucker und Alkohol so wenig wie möglich.
Zur Ruhe kommen: Ein ausgeglichener Geist und ein leistungsfähiger Körper brauchen ausreichend Ruhepausen. Dazu gehört ausreichend Schlaf. Möglichst 7,5 Stunden pro Nacht empfiehlt die moderne Schlafforschung. Viele Menschen sparen in stressigen Phasen jedoch zuerst am Schlaf. Durch Schlafmangel erhöht sich die Reizbarkeit, die Belastungsfähigkeit und die Stressresistenz werden gemindert. Ängsten und Stressempfinden wird Vorschub geleistet, die Gedanken kreisen permanent, man bekommt nachts kein Auge mehr zu. Um diesem Teufelskreis vorzubeugen, sind auch tagsüber ausreichend Ruhepausen notwendig. Die psychologische Forschung zeigt, dass sich viele kurze Entspannungsphasen beispielsweise günstiger auf die Erholung von körperlicher Arbeit auswirken als wenige lange Pausen. Menschen, die viel arbeiten, sollten jede Stunde für einige Minuten innehalten. Bewusstes Durchatmen oder aufstehen und die Glieder bewegen, hilft kurz abzuschalten.
Auslöser kennen: Die Ursachen für kreisende Gedanken sind vielfältig: Reizüberflutung, ständige Erreichbarkeit, Versagensängste und hohe Ansprüche an sich selbst können zu nervösen Zuständen führen. Viele Menschen fühlen sich jedoch gestresst, ohne genau zu wissen warum. Dann hilft es, Tagebuch zu führen, um den Auslösern auf den Grund zu gehen. Kennt man die Gründe für seine Sorgen, kann man gezielt Gegenstrategien entwickeln. Kommt der Geist z.B. aufgrund einer Überzahl an Reizen nicht zur Ruhe, kann man entscheiden, welchen und wie vielen man sich täglich aussetzen möchte. Dann kann man z.B. bewusst darauf verzichten, nebenher vor dem Fernseher zu essen oder beim Kochen auch noch das Radio laufen zu lassen.
Achtsamkeit lernen: Gedanken und Bewertungen entstehen aus Sinneswahrnehmungen (Riechen, Sehen, Hören, etc.) und/oder Erinnerungen. Sie beeinflussen, wie sich etwas anfühlt (angenehm, unangenehm, neutral) und rufen dadurch unmittelbare Körper- und Verhaltensreaktionen (Herzklopfen, Weglaufen) hervor. Wer sich dieser Verbindung von Körper und Geist bewusst ist, fühlt sich weniger ausgeliefert und lernt zielgerichteter mit Grübelei und Sorgen umzugehen. Regelmäßige Atemübungen und Meditation helfen dabei, achtsamer zu leben.
Übung: Atem beobachten
Schließen Sie die Augen. Atmen Sie durch die Nase ein. Konzentrieren Sie sich darauf, wie der Atem durch ihre Nase in die Lungen strömt. Halten Sie kurz inne. Atmen Sie danach durch den Mund aus. Konzentrieren Sie sich auf den natürlichen Rhythmus des Atems, ohne ihn verändern zu wollen. Bleiben Sie mit den Gedanken beim Atem: Denken Sie an die Worte „Einatmen/Ausatmen“. Es ist völlig normal, wenn Sie abschweifen, das ist Teil der Übung. Beobachten sie wertfrei, dass es passiert. Kehren Sie dann einfach sanft zur Atmung zurück.
Wichtig ist: Üben Sie regelmäßig, am besten täglich. Am Anfang 1 Minute, nach ein paar Tagen 2 Minuten, danach 3 Minuten und so weiter. Steigern Sie sich langsam. Den Fortschritt bestimmen Sie! Hauptsache ist: Sie bleiben dran.
Gedankenkontrolle üben: Jeder Mensch denkt am Tag zwischen 40.000 und 60.000 Gedanken. Der Großteil davon ist unbewusst. Fast 90 Prozent kreisen immer wieder um das Gleiche, insbesondere um Schwierigkeiten und Probleme. Gedanken sind Energie und haben die Kraft, Gefühle zu erzeugen. Das Sprichwort „Mit der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an“ verdeutlicht diesen Zusammenhang. Menschen sind ihren Gedanken aber nicht hilflos ausgeliefert. Sie können lernen, diese bewusst auszuwählen und manipulative, ängstigende Gedanken loszulassen. Wenn Ängste und Unruhe das Gedankenkarussell nicht mehr still stehen lassen, gibt es eine Reihe von Übungen, die den Geist beruhigen.
Übung: Gedankenstopp
Wenn Sie sich beim sorgenvollen Grübeln ertappen, beobachten Sie, welcher Gedanke Sie konkret belastet. Stellen Sie sich dann ein rotes Stoppschild vor und sagen Sie sich laut oder in Gedanken „Stopp“. Wenden Sie sich dann sofort etwas anderem (z.B. dem Atem, einem beruhigenden Gedanken) zu. Je öfter Sie üben, desto leichter fällt es Ihnen bald.
Gefühle annehmen lernen: Leidvolle Gefühle wie Angst oder Unsicherheit rauben Energie und trüben die Lebensfreude. Sie haben aber auch einen Nutzen: Angst beispielsweise setzt Adrenalin frei. Dadurch steigt das Energielevel, der Körper macht sich bereit zur Flucht oder Verteidigung. Gefühle setzen aber nicht nur Hormone frei, sondern werden auch von Hormonen beeinflusst. Stressempfinden, Überforderung und Ängstlichkeit stehen in enger Wechselbeziehung mit den Hormonen. Wie stark Gefühle den Körper beeinflussen, zeigt sich z.B. daran, dass bei Frauen durch starken Stress die Regelblutung ausbleiben kann. Gefühle sind aber kein Schicksal, dem Menschen hilflos ausgeliefert sind. Wie im Umgang mit den Gedanken lohnt es sich, Gefühle bewusst wahrzunehmen und nicht wegzuschieben. Durch die aktive Auseinandersetzung können Empfindungen positiv beeinflusst werden.
Übung: Gefühle fokussieren
Konzentrieren Sie sich auf ein momentan vorherrschendes Gefühl (z.B. Angst). Fühlen Sie, wie es sich im Körper anfühlt, wo es zu spüren ist. Nehmen Sie das Gefühl wahr, ohne es zu beurteilen. Richten Sie Ihren Fokus aber auf die Beobachtung (da ist Angst), um sich nicht im Gefühl zu verlieren. Durch das Bewusstmachen des Gefühls, verhindern sie, dass sie zu stark blockiert werden. Wenn Sie abschweifen, kehren Sie gedanklich zu dem Gefühl zurück. Droht das Gefühl Sie zu überwältigen, kann der Gedanke „Auch dies geht vorbei.“ Linderung verschaffen.
Die eigenen Ressourcen kennen: Quälende Ängste und Sorgen zehren auf Dauer an den Kräften. Um dennoch leistungsfähig zu bleiben, sollten die Batterien regelmäßig aufgeladen werden. Dafür sollte man die eigenen Kraftquellen kennen. Die folgenden Fragen helfen dabei, den eigenen Ressourcen auf den Grund zu gehen:
- Was stärkt mich?
- Was tut mir gut?
- Was mache ich gerne?
- Wann fühle ich mich lebendig?
- Was entspannt mich?
- Wo fühle ich mich wohl?
Bei der Beantwortung dieser Fragen gibt es kein „Falsch“ oder „Richtig“. Entscheidend ist, dass sie positive Gefühle auslösen und dadurch die Lebensqualität verbessern. Was das ist, darauf muss Jede(r) seine persönliche Antwort finden.
Mit einem Arzt oder Therapeuten sprechen: Betroffene sollten mit einem Arzt sprechen, wenn sie sich dauerhaft unruhig und gereizt fühlen. Denn hinter diesen Symptomen verbergen sich manchmal auch behandlungsbedürftige, körperliche Ursachen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion, starker Bluthochdruck, Unterzuckerung bei Typ-1-Diabetes). Aber auch bestimmte psychische Erkrankungen wie z.B. Angststörungen oder Depressionen gehen mit Nervosität und innerer Unruhe einher. In diesen Fällen sollten psychotherapeutische Maßnahmen - beispielsweise eine Verhaltenstherapie - ergriffen werden.
Begleitende Maßnahmen nutzen: Gewohnheiten zu ändern und Erkrankungen abzuklären, sind wichtige Schritte auf dem Weg der Besserung. Auch ein Coaching (z.B. im Stressmanagement) kann den Umgang mit den Herausforderungen des Lebens verbessern. Daneben kann es sinnvoll sein, das aus der Balance geratene Nervensystem mit einem homöopathischen Komplexmittel wie dystoLoges® zu unterstützen. dystoLoges® ist ein einzigartiger homöopathischer 5-fach-Komplex mit der Leitsubstanz Reserpinum aus der indischen Schlangenwurzel.
Nervosität als persönliche Angelegenheit
Was den Einzelnen nervös macht, hängt von der Person ab. Der eine fühlt sich im Rampenlicht besonders wohl, der andere wird schon beim Gedanken unruhig, vor anderen Menschen sprechen zu müssen. Nervosität ist aber mehr als nur ein momentaner Zustand. Es handelt sich auch um eine innere Unruhe, oft gepaart mit einer erregbaren Grundstimmung. Nervosität hat häufig mit der Persönlichkeit zu tun. "Ängstliche Menschen neigen dazu, in alltäglichen Situationen mit innerer Unruhe und Sorge zu reagieren, und das kann sehr viel an Lebensqualität kosten", sagt Professor Mazda Adli, Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin und Leiter der Arbeitsgruppe für Affektive Störungen an der Berliner Charité.
Stressbelastung mit dem Arzt abklären
Einige Krankheiten führen zu Nervosität, etwa eine überaktive Schilddrüse. Umgekehrt ist ständige innere Unruhe mitunter ein Zeichen für anhaltenden Stress. Das kann Angststörungen, ein Burn-out-Syndrom und Depressionen nach sich ziehen. "Wer spürt, dass er immer länger braucht, um sich zu erholen, sollte aufmerken. Denn das ist oft das erste Anzeichen einer Folgeerkrankung von Stress", sagt Adli. Wer ständig unter Strom steht, sollte sich also an den Hausarzt wenden. Er klärt die Ursachen ab und leitet eine geeignete Therapie ein, falls das nötig ist. Gegebenenfalls verschreiben Ärzte Medikamente zur Beruhigung. Auch rezeptfreie pflanzliche Mittel und psychologische Methoden helfen bei nervösen Symptomen.
Tipps zur Beruhigung in akuten Situationen
Geistig zur Ruhe kommen: Genug Ruhephasen aktivieren den Gegenspieler der erregenden Nervenbahnen, den sogenannten Parasympathikus.
Sich mehr bewegen: Die Muskeln sind angespannt, wollen sich abreagieren. Deshalb ist es sinnvoll, sich zu bewegen. Wenn möglich, sollte man einige Meter gehen. Draußen im Freien, die Treppe rauf und runter, den Flur auf und ab.
Den Atem beruhigen: Den Atem bewusst wahrnehmen und dabei fließen lassen. In den Bauch hinein einatmen, aus ihm heraus atmen. Bei jedem Ausatmen rückwärts zählen: 10, 9, 8 … 1. Es ist hilfreich, dabei die Hände auf den Bauch zu legen, um die Atembewegungen besser zu spüren. Beim Ausatmen kann man in der Vorstellung alles abgeben, was einen belastet, beim Einatmen alles aufnehmen, was man gerade benötigt.
Lösungen finden: In erregtem Zustand erscheint manche Situation ausweglos. Ein nüchterner Realitäts-Check kann das zurechtrücken. Etwa die Frage, ob man eine Aufgabe unbedingt heute zu Ende bringen muss. Ebenfalls hilfreich: sich das schlimmste Szenario vorstellen. Was passiert, wenn man etwa wegen eines Staus zu spät zur Arbeit kommt? Ein Drama? Kaum, eher eine Ermahnung.
Schönes aufleben lassen: Wir haben die Gabe, schöne Erinnerungen aufleben zu lassen. Auch das stoppt negative Gedanken und Gefühle. Eindrückliche Urlaubsszenen eignen sich dafür. Wer im Geist das Meeresrauschen hört, den Möwenflug beobachtet, den Wind im Gesicht spürt, verschafft sich Abstand zur belastenden Situation.
Sich Mut machen: Jeder kann sich selbst aufmuntern durch kraftvolle Sätze, die man sich vorstellt oder vorsagt. Zum Beispiel "Kopf hoch" oder "Ich schaff das", wenn die Arbeit einem über den Kopf wächst. Oder "Ganz ruhig, das geht vorüber", wenn sich eine Situation in der Arbeit zuspitzt. Gegebenenfalls helfen auch Mutmacher, die die Selbstwertschätzung stärken. Sätze wie: "Ich darf sein, wie ich bin", "Ich vertraue auf meine innere Stärke", "Ich achte und respektiere mich". Die Vorstellung, dabei zu lächeln, wirkt unterstützend.
Natürliche Ruhestifter
Extrakte aus Baldrian, Hopfen, Lavendel, Melisse und Passionsblume - einzeln oder in Kombination - sind pflanzliche Mittel, die arm an Nebenwirkungen sind, verglichen mit verschreibungspflichtigen Beruhigungsmitteln. Zur Soforthilfe eignen sich die Kräuter jedoch nicht, denn es dauert zwei bis vier Wochen, bis sie ihre heilsamen Effekte entfalten. Chemische Präparate hingegen wirken sofort. Doch verschreibungspflichtige Benzodiazepine und sogenannte Z-Substanzen darf man nur für kurze Zeit einnehmen. Ein längerer Gebrauch kann zu einer Gewöhnung und zu Abhängigkeit führen. Außerdem mindern diese Arzneimittel die Leistungsfähigkeit. Eine Anwendung vor Prüfungen ist daher nicht empfehlenswert.
Pflanzliche Ruhestifter hingegen dürfen problemlos über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden. Doch auch bei Ihnen gibt es ein paar Dinge zu beachten. Lavendel etwa verursacht bei manchen Menschen Blähungen und Bauchschmerzen. Die ätherischen Öle der Pflanze rufen zudem mitunter einen unangenehmen Geschmack im Mund hervor. Hochdosierter Baldrian wiederum kann sehr müde machen. Generell können alle pflanzlichen Mittel allergische Reaktionen verursachen. Fertigpräparate entfalten die stärksten Effekte. Es gibt die Pflanzen aber auch als Tees und Badezusätze. Innere Unruhe geht mit Muskelanspannung einher. Dem wirken warme Bäder am Abend entgegen.
Nervennahrung: Entspannung durch die richtige Ernährung
Stressige Tage können am Nervenkostüm zerren. In solchen Situationen kann die richtige Ernährung helfen, die Nerven zu beruhigen. Bestimmte Lebensmittel haben eine beruhigende Wirkung und können dazu beitragen, Stress abzubauen.
Lebensmittel zur Beruhigung der Nerven
Haferflocken: Haferflocken liefern komplexe Kohlenhydrate, Ballaststoffe, B-Vitamine und Magnesium. Vitamin B3 spielt eine entscheidende Rolle für die mentale Gesundheit und unterstützt die normale psychische Funktion.
Hülsenfrüchte: Hülsenfrüchte wie Linsen oder Kichererbsen enthalten die Aminosäure Tryptophan, die der Körper in Serotonin umwandelt. Serotonin hat eine ausgleichende Wirkung auf die Psyche und kann am Abend helfen, zur Ruhe zu kommen, da es in das Schlafhormon Melatonin umgewandelt wird.
Dunkle Schokolade: Dunkle Schokolade ist reich an Tryptophan und kann die Stimmung verbessern und die Entspannung fördern. Je höher der Kakaoanteil, desto besser.
Nüsse: Nüsse enthalten reichlich B-Vitamine und Magnesium, die die Nerven unterstützen und für Entspannung im Alltag sorgen. Die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren sind wertvoll für das Gehirn und können das Stresslevel positiv beeinflussen.
Fisch: Fettreiche Kaltwasserfische wie Lachs, Makrele oder Hering sind reich an Omega-3-Fettsäuren. Diese Fettsäuren haben positive Effekte auf die Psyche und die Gehirnfunktion und tragen zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks bei.
Bananen: Bananen sind reich an Tryptophan, das die Produktion des Glückshormons Serotonin fördert. Sie enthalten auch Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium, die wichtig für unser Nervensystem sind, sowie Vitamin B6, das ein echter Anti-Stress-Allrounder ist.