Polyneuropathie, oft als Folge von Chemotherapien bei Krebspatienten auftretend, bezeichnet Schädigungen der peripheren Nerven. Diese Schäden beeinträchtigen die Kommunikation zwischen Gehirn und Extremitäten, was zu Symptomen wie Schmerzen, Taubheit, Kribbeln und Missempfindungen führt. Besonders betroffen sind Füße und Hände, was sich im Alltag durch Schwierigkeiten beim Gehen, Gleichgewichtsprobleme und ein erhöhtes Sturzrisiko äußern kann. Katharina K. berichtet von ihren Erfahrungen mit Bitzer Sporttherapie und deren Ansätzen zur Behandlung von Polyneuropathie.
Die Herausforderung Polyneuropathie
Da es bisher keine standardmäßig eingesetzten Medikamente gegen Polyneuropathie gibt, rückt die Bedeutung alternativer Behandlungsmethoden, insbesondere Bewegung, in den Fokus. Studien zeigen, dass gezielte Bewegung die Taubheit in Händen und Füßen verringern sowie Gangunsicherheit und Sturzrisiko reduzieren kann. Der Vorteil von Bewegung liegt darin, dass sie im Gegensatz zu Medikamenten keine negativen Nebenwirkungen hat, sondern oft weitere positive Effekte wie verbesserte Fitness, Herzfunktion und gesteigertes Wohlbefinden mit sich bringt.
Das Gehirn als Schlüssel zur Verbesserung
Unser Gleichgewicht und unsere Sicherheit beim Gehen hängen nicht nur davon ab, was in den Füßen passiert bzw. welche Signale die Nerven aus den Füßen senden, sondern auch davon, wie gut das Gehirn diese Meldungen verarbeiten kann. Durch gezieltes Training kann das Gehirn darin geschult werden, aus weniger Signalen von den Nerven in Beinen und Händen eine bessere Bewegungssteuerung zu machen.
Balance Training zur Steigerung der Lebensqualität
Das Balance Set bei Polyneuropathie trainiert das sichere Gehen und Stehen. Außerdem trainiert es die Körperwahrnehmung, um trotz der Nervenschäden präzise Bewegungen durchführen zu können. Das Set enthält Übungen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, sodass für jeden, unabhängig von seinem Fitnesslevel, passende Übungen dabei sind.
Individuelle Beratung und Anpassung
Jede und jeder, die ernsthaft ihr Gleichgewicht verbessern wollen, haben früher oder später Fragen von „Mache ich das so richtig?“ über „Wie oft kann oder soll ich in meinem Zustand überhaupt üben?“ bis hin zu „Was kann ich darüber hinaus noch für mich tun?“. Christian Bitzer beantwortet diese Fragen regelmäßig ganz individuell und persönlich - damit seine Tipps und Trainingsprogramme auch wirklich auf Sie ganz persönlich passen. Maßgeschneidert. Er begleitet auf diese stark individuelle Art und Weise viele PNP-Patientinnen und -Patienten.
Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei alkoholischer Polyneuropathie
Übungen für mehr Sicherheit im Alltag
Ein wichtiges Ziel ist es, wieder sicher stehen zu können. Dafür reichen oft schon 2 Minuten pro Übung aus. Je öfter diese kleine Übung in den Alltag eingebaut wird, desto schneller verbessert sich das Gleichgewicht, die Körperwahrnehmung und die Symptome. Es ist wichtig, den Schwierigkeitstgrad der Übungen an Ihre Fähigkeiten anzupassen. Durch zusätzliche Steigerungen bei allen Übungen, wie das Schließen der Augen, wird das Nervensystem zusätzlich gefordert, die Bewegungen anhand der Selbstwahrnehmung zu steuern.
Gehen in Zeitlupe
Egal ob zu Hause von Zimmer zu Zimmer oder draußen beim Spazierengehen, in der Fußgängerzone oder beim hastigen Gang übern Flur bei der Arbeit - sicheres Gehen ist das Wichtigste überhaupt. Beginnen Sie damit, einfach in Zeitlupe zu gehen. Je langsamer Sie gehen, desto länger müssen Sie auf einem Bein stehen. Als weitere Steigerung können Sie versuchen, dieselbe Übung mit geschlossenen Augen zu machen, oder auf den Zehenspitzen zu gehen.
Schrittlänge trainieren
Eine weitere gute Übung für das Gehen bei Polyneuropathie ist es übrigens, möglichst große Schritte zu machen, um eine instabile Art des Gehens zu vermeiden. Suchen Sie sich eine Strecke in Ihrer Wohnung die Sie häufig zurücklegen müssen, beispielsweise den Flur. Zählen Sie nun, wie viele Schritte Sie dafür benötigen. Versuchen Sie in Zukunft möglichst große Schritte zu machen und die Strecke mit weniger Schritten zu schaffen.
Gleichgewicht unter Ablenkung trainieren
Um im Alltag gut vor Stürzen geschützt zu sein muss man das Gleichgewicht auch unter Ablenkung halten können. Denn man stürzt im echten Leben nicht, solange man sich darauf konzentriert das Gleichgewicht zu halten. Für die Alltagssicherheit muss das Gleichgewicht also quasi automatisch gehalten werden. Und das gelingt, indem man unter Ablenkung übt. Auch hier kommt es natürlich darauf an, den richtigen Schwierigkeitsgrad zu wählen.
Spaß am Training
Übrigens gilt für alle Übungen, dass sie dann besser wirken wenn sie mehr Spaß machen. Deshalb ist es sehr sinnvoll, mit einem Trainingspartner gemeinsam zu üben. Das Training ist nämlich auf neurologischer Ebene nichts anderes als ein Lernprozess. Und wie immer beim Lernen funktioniert das besser wenn man dabei gute Laune hat. Wenn Sie an bestimmten Bewegungen besonderen Spaß haben ist es deshalb sinnvoll, diese öfter zu machen.
Lesen Sie auch: Aktuelle Forschung zu Polyneuropathie und psychosomatischen Ursachen
Koordinationsübungen für die Hände
Um die Hände gezielter zu erreichen sind weitere Koordinationsübungen sinnvoll. Es kommt dabei wie bei allen bisherigen Übungen darauf an, das Körpergefühl, diesmal gezielt in den Händen zu trainieren. Auch mit den Händen lässt sich so etwas wie Gleichgewichtstraining durchführen, das trotz der Polyneuropathie die Bewegungssteuerung und das Körpergefühl verbessert.
Feinmotorik trainieren
Sehr viele Menschen mit Polyneuropathie berichten davon, dass Sie Probleme mit dem Öffnen und Schließen von Knöpfen bekommen. Deshalb ist es sinnvoll, genau das zu üben. Darüber hinaus sind alle Tätigkeiten sinnvoll, bei denen Sie die Feinmotorik trainieren. Zum Beispiel Zeichnen, Handarbeit oder sogar Modellbau.
Das Nervensystem aktivieren
Um die Polyneuropathie zu verbessern muss man dafür sorgen, dass das Nervensystem besser funktioniert. Um das zu erreichen muss man dem Nervensystem Aufgaben stellen, die nicht ganz einfach zu lösen sind. Das Nervensystem reagiert dann mit einem Lernprozess. Wenn Sie das Gleichgewicht trainieren, muss Ihr Nervensystem ständig wahrnehmen, wie sich Ihr Körper bewegt. Außerdem muss es immer wieder neu reagieren und kleinste Änderungen in der Spannung der einzelnen Muskeln in Ihrem Köper vornehmen.
Anpassung des Gehirns
Wenn Sie das Gleichgewicht trainieren, bewirkt das vor allem eine Anpassung des Gehirns. Es muss dann die ganze Zeit Signale aus dem gesamten Körper wahrnehmen, interpretieren und darauf reagieren. Wenn Sie die Übungen bei Polyneuropathie machen, die hier vorgestellt werden, verbessern Sie diesen Prozess. Dadurch verbessert sich sowohl die Wahrnehmung als auch die Steuerung Ihres Körpers.
Krafttraining bei Polyneuropathie
Schwindende Muskelkraft ist eines der größten Probleme bei Polyneuropathie und schränkt die Lebensqualität für viele Betroffene massiv ein. Krafttraining ist eine Möglichkeit, um den Kraftverlust zu verlangsamen und zu einem gewissen Grad auszugleichen. Wer trotz Polyneuropathie seine Kraft trainiert kann seine Mobilität eher erhalten, kann Verletzungen, Stürzen und Folgeerkrankungen vorbeugen.
Lesen Sie auch: Polyneuropathie und Demenz: Was Sie wissen sollten
Muskelüberlastung vermeiden
Schmerzen werden bei Polyneuropathie mit Schäden der Nerven erklärt. Was allerdings oft übersehen wird ist, dass es bei Polyneuropathie häufig auch zu Schmerzen aufgrund von Muskelüberlastungen kommt. Wenn man es schafft, die Muskelkraft zu erhalten, dann beugt man solchen Schmerzen vor.
Grundsätze des Krafttrainings
- Auswahl der Übungen: Zuerst sollten Übungen ausgewählt werden, die einen angemessenen Schwierigkeitsgrad haben. Man sollte Übungen wählen, von denen man zwischen 5 und 20 Wiederholungen schafft.
- Progression: Der zweite entscheidende Grundsatz des Krafttrainings ist die sogenannte Progression. Das heißt, dass man versucht, sich von Training zu Training ein kleines bisschen zu steigern.
- Trainingshäufigkeit: Ein angemessener Rhythmus, den man in der Praxis gut umsetzen kann ist ein kurzes intensives Training alle zwei Tage.
Blutflussrestriktionstraining (BFR)
Eine weitere vielversprechende Methode zur Steigerung der Kraft bei Polyneuropathie ist das Blutflussrestriktionstraining (BFR). Dabei werden aufblasbare Manschetten an Arme oder Beine angelegt, um die Durchblutung kurzzeitig und kontrolliert zu vermindern. Dies führt dazu, dass die Muskulatur bereits bei leichten Übungen stärker beansprucht wird, was zu Kraftsteigerungen führt.
Vorteile des BFR-Trainings
- Kraftsteigerung: Bereits einfaches Gehen oder leichte Kraftübungen mit Manschetten können bedeutende Kraftsteigerungen bewirken.
- Sicherheit: Die Gefahr von Verletzungen und Überlastungen ist aufgrund der geringen mechanischen Belastung geringer als bei normalem Training.
- Nervenschutz: Das Training der Blutgefäße bewirkt zusätzlich das Wachstum von Nerven.
Anwendung des BFR-Trainings
Das BFR-Training sollte unter fachkundiger Anleitung durchgeführt werden, um den Druck der Manschetten richtig einzustellen und Verletzungen zu vermeiden. Christian Bitzer bietet auf seiner Webseite das BFR-Set von Bitzer Sporttherapie an und berät Interessierte zu dieser neuen Trainingsmethode.
tags: #bitzer #sporttherapie #polyneuropathie #erfahrungen