Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich nicht nur durch motorische Symptome wie Zittern, Steifheit und verlangsamte Bewegungen auszeichnet, sondern auch eine Reihe von nicht-motorischen Symptomen mit sich bringt. Atemwegsbeschwerden und chronischer Husten gehören zu diesen oft übersehenen, aber dennoch erheblich beeinträchtigenden Aspekten der Krankheit. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für chronischen Husten bei Parkinson-Patienten und stellt Behandlungsansätze vor, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Atemwegsprobleme bei Parkinson: Ein Überblick
Atembeschwerden sind ein bekanntes nicht-motorisches Symptom von Morbus Parkinson. Die Art und Schwere der Symptome hängen davon ab, welcher Teil des Atmungssystems betroffen ist. Zu den verschiedenen Symptomen einer Lungenfunktionsstörung bei Morbus Parkinson gehören:
- Tachypnoe (erhöhte Atemfrequenz)
- Dyspnoe (Atemnot)
- Verminderter Atemdruck
- Schlafbezogene Atmungsstörungen
- Verminderte körperliche Belastbarkeit
Eine Funktionsstörung der oberen Atemwegsmuskulatur ist eine der häufigsten Ursachen für Atemnot bei Parkinson. Die beeinträchtigte Atmung ist hauptsächlich auf eine Haltungsschwäche der Atemmuskulatur und Veränderungen der Aktivierung und Koordination der oberen Atemwege zurückzuführen. Es wird jedoch diskutiert, ob die muskuläre Komponente die Hauptursache für die Atemwegserkrankung ist.
Aspirationspneumonie (Lungenentzündung durch Einatmen von Speiseresten) aufgrund von Schluckstörungen und einem beeinträchtigten Hustenreflex ist die häufigste Todesursache bei Parkinson-Patienten.
Während die obstruktive Form aufgrund einer Verengung der Atemwege in weniger als 50 % der untersuchten Fälle von Morbus Parkinson auftrat, schien der restriktive Typ (Lunge weniger flexibel) bei 60-80 % der Parkinson-Patienten zu überwiegen. Dies könnte nicht nur auf die erhöhte Steifigkeit der Brustwand und die eingeschränkte Atemmuskelaktivität, sondern auch auf ein verringertes Lungenvolumen aufgrund von Kyphoskoliose (übermäßige seitliche und hintere Krümmung der Wirbelsäule) bei Morbus Parkinson hindeuten.
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Dyspnoe sollte bei der Beschreibung von Atemproblemen im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit nicht übersehen werden, da sie die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen kann. Dyspnoe, die als Atemnot empfunden wird, nimmt mit dem Schweregrad der Erkrankung und während des medikamentenfreien Zustands zu. Sie tritt bei 11 % bis 40 % der Parkinson-Patienten auf.
Ursachen für chronischen Husten bei Parkinson
Chronischer Husten bei Parkinson-Patienten kann verschiedene Ursachen haben, die oft miteinander in Verbindung stehen:
Schluckstörungen (Dysphagie)
Schluckstörungen sind ein häufiges Problem bei Parkinson, von dem bis zu 75 % der Patienten betroffen sind. Die Akinese (Bewegungsarmut) der am Schluckvorgang beteiligten Muskeln und die Störung des automatischen Schluckvorgangs führen dazu, dass Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftröhre gelangen kann (Aspiration). Dies löst einen Hustenreflex aus, der chronisch werden kann, wenn die Aspiration häufig auftritt.
Hinweise auf Schluckstörungen:
- Hustenanfälle bei den Mahlzeiten
- Häufiges Verschlucken
- Zwanghaftes Räuspern
- Deutlich vermehrter Zeitaufwand für die Mahlzeiten (mehr als eine Stunde)
- Chronischer Husten, auch nachts
- Verstärkter Speichelfluss
Atemmuskulatur-Schwäche
Die Parkinson-Krankheit kann die Muskeln betreffen, die für die Atmung verantwortlich sind. Eine Schwäche der Atemmuskulatur kann zu einer flachen, ineffektiven Atmung führen, die wiederum das Risiko von Atemwegsinfektionen und Husten erhöht. Die Haltungsschwäche der Atemmuskulatur und Veränderungen der Aktivierung und Koordination der oberen Atemwege können ebenfalls eine Rolle spielen.
Verminderter Hustenreflex
Ein gestörter Hustenreflex ist eine weitere Folge der Parkinson-Krankheit. Der Hustenreflex dient normalerweise dazu, die Atemwege von Fremdkörpern und Schleim zu befreien. Ist dieser Reflex beeinträchtigt, können sich Sekrete in den Atemwegen ansammeln und einen chronischen Husten verursachen.
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Medikamentennebenwirkungen
Einige Medikamente, die zur Behandlung von Parkinson eingesetzt werden, können als Nebenwirkung Husten verursachen. Insbesondere ACE-Hemmer, die häufig zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden, können einen trockenen Reizhusten auslösen.
Andere Ursachen
Neben den direkten Auswirkungen der Parkinson-Krankheit können auch andere Faktoren zu chronischem Husten beitragen:
- Postnasales Drip: Durch eine gestörte Funktion der Schluckmuskulatur kann es zu einem Rückfluss von Nasensekret in den Rachen kommen, was Husten auslösen kann.
- Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD): Sodbrennen kann ebenfalls Husten verursachen, insbesondere nachts.
- Umweltfaktoren: Reizstoffe wie Rauch, Staub oder Allergene können die Atemwege zusätzlich belasten und Husten verstärken.
- Infektionen: Atemwegsinfektionen wie Bronchitis oder Lungenentzündung können bei Parkinson-Patienten aufgrund der geschwächten Atemmuskulatur und des beeinträchtigten Hustenreflexes schwerwiegender verlaufen und chronischen Husten verursachen.
Diagnose von chronischem Husten bei Parkinson
Um die Ursache für chronischen Husten bei Parkinson-Patienten zu ermitteln, ist eine gründliche Untersuchung erforderlich. Diese umfasst in der Regel:
- Anamnese: Der Arzt wird nach der Krankengeschichte, den aktuellen Symptomen und der Medikamenteneinnahme fragen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Lunge abhören und auf Anzeichen von Atemwegserkrankungen achten.
- Schluckuntersuchung: Eine logopädische Untersuchung kann Schluckstörungen feststellen und deren Schweregrad beurteilen.
- Lungenfunktionstest: Dieser Test misst die Lungenkapazität und den Luftstrom, um Atemwegserkrankungen zu erkennen.
- Röntgenaufnahme oder CT-Scan der Brust: Diese bildgebenden Verfahren können helfen, Infektionen oder andere Lungenerkrankungen auszuschließen.
Behandlung von chronischem Husten bei Parkinson
Die Behandlung von chronischem Husten bei Parkinson zielt darauf ab, die Ursache zu behandeln und die Symptome zu lindern. Zu den möglichen Behandlungsansätzen gehören:
Logopädie
Logopädie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Schluckstörungen. Durch gezielte Übungen können die Schluckmuskeln gestärkt und die Koordination verbessert werden. Spezifische Schluck- und Haltungsübungen, wie z. B. "Kinn zur Brust", können den Schluckvorgang erleichtern. Logopäden können auch Empfehlungen zur Anpassung der Nahrungskonsistenz geben, um das Schlucken zu erleichtern.
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Atemtherapie
Atemtherapie kann helfen, die Atemmuskulatur zu stärken und die Atmung zu verbessern. Spezielle Atemübungen können die Lungenkapazität erhöhen und die Hustenkraft verbessern. In einer Studie wurden die Auswirkungen eines hochintensiven Atemmuskeltrainings (kombiniertes inspiratorisches und exspiratorisches Muskeltraining) bei Personen mit Parkinson untersucht. Dabei zeigte sich, dass hochintensives Atemmuskeltraining das Potenzial hat, die inspiratorische und exspiratorische Muskelkraft bei den Parkinsonpatienten zu verbessern. Weiterhin kann es die inspiratorische Muskelausdauer, die Dyspnoe-Wahrnehmung, die Müdigkeit, Belastbarkeit und Lebensqualität verbessern.
Medikamentöse Therapie
- Expektorantien: Medikamente, die den Schleim verflüssigen, können helfen, ihn leichter abzuhusten. Ambroxol, ein bekannter Hustenlöser, könnte möglicherweise mehr als nur den Schleim verflüssigen. Neuroprotektive Effekte des Expektorans machen es für die Behandlung von Parkinsonpatienten interessant. Wichtigste Wirkung in diesem Zusammenhang dürfte die Senkung der Spiegel von α-Synuclein sein, einem an der Pathologie der neurodegenerativen Erkrankung beteiligten Protein.
- Hustenstiller: In einigen Fällen können Hustenstiller eingesetzt werden, um den Hustenreiz zu unterdrücken. Diese sollten jedoch nur mit Vorsicht verwendet werden, da sie die Fähigkeit, Schleim abzuhusten, beeinträchtigen können.
- Antibiotika: Wenn eine bakterielle Infektion vorliegt, können Antibiotika erforderlich sein.
- Anpassung der Parkinson-Medikation: In einigen Fällen kann es erforderlich sein, die Parkinson-Medikation anzupassen, um Husten als Nebenwirkung zu reduzieren.
Ernährungstipps
Eine angepasste Ernährung kann ebenfalls dazu beitragen, den Husten zu lindern und das Schlucken zu erleichtern:
- Nahrungskonsistenz: Weiche, pürierte oder angedickte Nahrungsmittel sind oft leichter zu schlucken.
- Flüssigkeitszufuhr: Ausreichend Flüssigkeit hilft, den Schleim zu verflüssigen und das Abhusten zu erleichtern.
- Vermeidung von Reizstoffen: Scharfe, saure oder stark gewürzte Speisen können den Hustenreiz verstärken.
- Aufrechte Position: Während des Essens sollte eine aufrechte Position eingenommen werden, um das Verschlucken zu vermeiden.
Hilfsmittel
Verschiedene Hilfsmittel können das Essen und Trinken erleichtern:
- Strohhalme und Schnabelbecher: Diese können das Trinken erleichtern, insbesondere bei Tremor.
- Tellerranderhöhungen: Sie verhindern, dass Nahrung vom Teller rutscht.
- Besteck mit dicken Griffen: Erleichtert das Halten des Bestecks bei Tremor.
Weitere Maßnahmen
- Regelmäßige Mundpflege: Eine gute Mundhygiene ist wichtig, um Infektionen vorzubeugen und die Speichelproduktion anzuregen.
- Vermeidung von Reizstoffen: Rauch, Staub und andere Reizstoffe sollten gemieden werden.
- Luftbefeuchter: Ein Luftbefeuchter kann helfen, die Atemwege feucht zu halten und den Hustenreiz zu reduzieren.
- Schlafposition: Eine erhöhte Schlafposition kann helfen, den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre zu reduzieren und nächtlichen Husten zu lindern.
Ernährung mit Hilfe einer Sonde (PEG)
Diese Maßnahme ist erforderlich, wenn die oral zugeführte Nahrung nicht mehr ausreicht, um den Flüssigkeits- und Nährstoffbedarf zu decken. Dabei wird eine Kunststoffsonde in lokaler Anästhesie durch die Bauchwand gelegt, wodurch die Nahrung direkt in den Magen verabreicht werden kann. Es ist sinnvoll, soweit möglich, zusätzlich zur Sondennahrung zu essen. Die PEG-Sonde wird unter der Kleidung getragen, sie ist für Außenstehende also nicht sichtbar. Sonden über die Nase sind für die Langzeittherapie nicht geeignet - wunde Stellen in der Nase und Speiseröhre können schon nach 2 Wochen entstehen.