Für viele Menschen ist ein Feierabendbier ein fester Bestandteil des Tagesablaufs, um nach einem stressigen Tag zu entspannen. Doch wie wirkt sich Alkohol tatsächlich auf unsere Nerven und unser Gehirn aus? Dieser Artikel beleuchtet die Auswirkungen von Bier und Alkohol auf den Körper, die Psyche und die langfristige Gesundheit.
Alkohol und das Gehirn: Ein zweischneidiges Schwert
Alkohol wirkt auf verschiedene Botenstoffe im Gehirn und hat dämpfende Effekte auf das zentrale Nervensystem. Kurzfristig kann Alkohol entspannend und stimmungsaufhellend wirken, da er die Ausschüttung der Glückshormone Serotonin und Dopamin fördert und gleichzeitig die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol reduziert.
Allerdings ist diese Wirkung nur von kurzer Dauer. Nach etwa ein bis zwei Stunden schüttet der Körper vermehrt Cortisol und Adrenalin aus, was Nervosität und Anspannung zur Folge hat. Langfristig kann regelmäßiger Alkoholkonsum das Stressproblem sogar verschlimmern und die Stressanfälligkeit erhöhen.
Vorzeitiges Altern des Gehirns durch Alkohol
Studien zeigen, dass bereits eine Flasche Bier am Tag bei regelmäßigem Konsum über einen längeren Zeitraum die graue und weiße Substanz im Gehirn schrumpfen lässt. Die graue Substanz, die Großhirnrinde (Cortex), beherbergt etwa 20 Milliarden Nervenzellkörper, während die weiße Substanz aus den Zellfortsätzen (Axonen) besteht. Beide Substanzen sind essenziell für die Steuerung nahezu aller Hirnfunktionen.
Die Veränderungen im Gehirn sind nicht linear: Je mehr man trinkt, desto schneller schrumpft das Gehirn. Eine Erhöhung des täglichen Alkoholkonsums von einem 0,25l Glas Bier auf eine 0,5l Flasche Bier bei einer 50-jährigen Person kann Veränderungen im Gehirn verursachen, die einer Alterung von zwei Jahren entsprechen.
Lesen Sie auch: Entspannung ohne Rezept: Ein Ratgeber
Mit zunehmendem Alter bauen sich die Zellstrukturen im Gehirn auf natürliche Weise ab. Alkoholkonsum kann diesen Prozess beschleunigen und sich vor allem durch ein geschwächtes Erinnerungsvermögen bemerkbar machen. Auch andere kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Orientierung und die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung können beeinträchtigt werden. Jüngere Studien deuten darauf hin, dass regelmäßiger Alkoholkonsum von bereits fünf bis sechs Standardgläsern pro Woche die kognitive Leistungsfähigkeit vermindert.
Erhöhtes Demenzrisiko durch Alkohol
Regelmäßiger Konsum hoher Alkoholmengen kann im Gehirn Veränderungen verursachen, die das Risiko einer Demenzerkrankung stark erhöhen. Demenz ist eine Krankheit, die eine fortschreitende Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit hervorruft und Betroffene im Alltag auf Hilfe angewiesen sein lässt. Studien zeigen, dass sich das Demenzrisiko deutlich erhöht, wenn man regelmäßig viel Alkohol trinkt. Besonders gefährdet sind Personen ab 45 Jahren, die mehr als 24 Gramm reinen Alkohol (ca. 250 ml Wein) am Tag trinken.
Hopfen: Mehr als nur ein Bier-Inhaltsstoff
Hopfen ist nicht nur für den Geschmack und die Aromenvielfalt im Bier verantwortlich, sondern hat auch gesundheitliche Vorteile. Er wurde nicht ohne Grund zur Heilpflanze des Jahres 2007 gekürt. Bereits in der arabischen Welt des 12. und 13. Jahrhunderts war die schlaffördernde Wirkung des Hopfens bekannt.
Christof Wilhelm Hufeland (1762-1836), ein bedeutender Arzt seiner Zeit, verwendete Hopfen als Bittermittel für die Verdauung und als Nervenmittel zur Beruhigung. Seit dem 20. Jahrhundert wird Hopfen oft mit Baldrian als pflanzliches Heilmittel kombiniert.
Mehrere Studien der letzten 15 Jahre konnten die beruhigende und schlaffördernde Wirkung von Hopfen beweisen. Die antibiotischen Eigenschaften des Hopfens, die von den Bittersäuren herrühren, wirken konservierend und gegen das Wachstum pathogener Bakterien. Die entzündungshemmende Wirkung der Bittersäuren kann potentiell in vielerlei Anwendungen münden. Isohumulone werden in Zusammenhang mit einer vorbeugenden Wirkung bei Alzheimer genannt.
Lesen Sie auch: Innere Ruhe finden
Ein bestimmter Inhaltsstoff des Hopfens, das Xanthohumol, hat in den letzten Jahren das Interesse der Forscher geweckt. Xanthohumol zeigte positive Wirkung bei Arteriosklerose, Osteoporose, Diabetes und auch zur Krebsvorbeugung. Allerdings sind die Mengen an Xanthohumol im Hopfen sehr gering und die Anreicherung nicht einfach. Auch die Bioverfügbarkeit scheint einigen therapeutischen Anwendungen im Weg zu stehen. Die Gruppe der Polyphenole des Hopfens hat wie die Polyphenole anderer Nahrungsmittel die gleichen ernährungsphysiologischen Vorteile und steht seit einigen Jahren im Fokus einer gesunden Ernährung, insbesondere wegen ihrer antioxidativen Wirkung. Hopfen enthält auch ein potentes Phytoöstrogen, das 8-Prenylnarengenin.
Alkohol zur Emotionsregulation: Ein gefährlicher Weg
Viele Menschen greifen nach einem stressigen Tag zum Feierabendbier, um sich zu entspannen und mit negativen Gefühlen besser umzugehen. Alkohol kann kurzfristig die Stimmung aufhellen und soziale Interaktionen erleichtern.
Allerdings ist Alkohol zur Emotionsregulation ein gefährlicher Weg, da er langfristig zu einer Abhängigkeit führen kann. Sobald der Alkoholkonsum regelmäßig über bestimmte Mengen und Häufigkeiten hinausgeht und eine Stressbewältigung oder Entspannung nur schlecht ohne Alkohol möglich ist, wird es problematisch.
Hinweise auf einen problematischen Alkoholkonsum können sein, dass man immer häufiger und größere Mengen trinkt, eine Toleranz entwickelt hat, nicht mehr ohne Alkohol entspannen kann oder nervös wird, wenn man darauf verzichtet.
Alternativen zum Feierabendbier: Stressbewältigung ohne Alkohol
Wer vom Job oder im Privatleben gestresst ist, sollte auf gesündere Wege zur Stressbewältigung setzen, um das Wohlbefinden langfristig zu fördern und Abhängigkeiten zu vermeiden.
Lesen Sie auch: Tipps zur Beruhigung der Nerven
Hier sind einige Tipps, wie Sie besser abschalten und mit den Herausforderungen des Alltags gelassener umgehen können:
- Bewegung: Machen Sie nach der Arbeit einen Spaziergang, eine kleine Radtour oder gehen Sie ins Fitnessstudio.
- Radfahren zur Arbeit: Nutzen Sie den Nachhauseweg, um durch körperliche Betätigung Stress abzubauen.
- Zeit für sich: Gönnen Sie sich regelmäßige Pausen im Alltagsstress.
- Hobbys: Nehmen Sie ein vernachlässigtes Hobby wieder auf oder versuchen Sie ein Neues, wie meditatives Malen.
- Achtsamkeit: Trainieren Sie Übungen zur Achtsamkeit und bauen Sie diese in Ihren Arbeitsalltag ein.
- Entspannungsverfahren: Versuchen Sie es bei Stress und Anspannung mit einem Entspannungsverfahren wie der Progressiven Muskelentspannung oder mit Autogenem Training.
Es kann hilfreich sein, den Alkoholkonsum auf bestimmte Tage zu beschränken und nicht täglich zu trinken. Mindestens zwei alkoholfreie Tage in der Woche sollten eingehalten werden. Alkoholfreies Bier kann eine Alternative sein, aber nicht, wenn sich bereits eine Abhängigkeit entwickelt hat. Sehr wichtig ist, den eigenen Konsum zu reflektieren und bewusst zu konsumieren.
Vernünftige Grenzen beim Alkoholkonsum
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Statement abgegeben, dass es beim Alkoholkonsum keine gesundheitlich unbedenkliche Menge gäbe. Das bedeutet, dass nach derzeitigem Kenntnisstand keine Schwelle existiert, ab der die schädlichen Wirkungen von Alkohol beginnen. Sicher risikofrei ist nur Alkoholabstinenz.
Alkohol und Depressionen: Ein Teufelskreis
Alkohol und Depressionen bilden ein gefährliches Duo. Ein Drink oder ein Feierabendbier helfen nur scheinbar, sich zu entspannen oder Frust und Ärger zu vergessen. Auf lange Sicht geraten zahlreiche Betroffene in eine Abwärtsspirale.
Menschen, die auf ein Burnout-Syndrom zusteuern, kommen oft trotz Erschöpfung innerlich kaum noch zur Ruhe. Der Alkohol dient ihnen als Entspannungs- und Beruhigungsmittel und bringt kurzfristig Erleichterung. Fakt ist aber auch: Alkohol ist eine depressionsfördernde Substanz, vor allem in höheren Mengen. Seine betäubende, entspannende oder sogar euphorisierende Wirkung hält nur relativ kurz an. Lässt die berauschende Wirkung nach, dann schlägt der Effekt häufig ins Gegenteil um, man fühlt sich deprimiert.
Auch die wohlige Müdigkeit, die viele Menschen nach einem Glas Bier oder Wein empfinden, ist trügerisch. Man schläft vielleicht besser ein, doch der Schlaf bleibt wenig erholsam, da der Körper mit dem Abbau des Alkohols beschäftigt ist. So beginnt oft ein verhängnisvoller Teufelskreis: Viele Betroffene setzen Alkohol als eine Art Selbstmedikation ein, um kurzfristig Erleichterung zu finden. Zugleich treibt der Alkohol die Depression oder die Erschöpfung aber immer weiter voran.
Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist das Eingeständnis, dass es so, wie bisher, nicht mehr weitergehen kann! Entschließen sich Betroffene für eine Therapie, dann muss die Behandlung unbedingt beide Probleme - Alkohol und Depression - adressieren, und zwar in dieser Reihenfolge. Denn eine konventionelle Therapie der Depression ist nicht sinnvoll, wenn Betroffene ihren Alkoholkonsum nicht mehr kontrollieren können.
Alkohol als Nervengift: Auswirkungen auf den Körper
Alkohol ist ein Nervengift, das nicht nur die Gehirnfunktion beeinträchtigt, sondern auch die Gesundheit des Körpers insgesamt. Regelmäßiger und übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einer Vielzahl von körperlichen Erkrankungen führen, wie zum Beispiel Leberschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Auch das Immunsystem wird durch Alkohol geschwächt und somit anfälliger für Infektionen.
Darüber hinaus hat Alkohol auch Auswirkungen auf die Psyche. Es kann zu Stimmungsschwankungen, Angstzuständen und Depressionen führen sowie das Risiko für Suizid erhöhen. Zudem beeinträchtigt es die Wahrnehmungsfähigkeit und Reaktionszeit - was besonders im Straßenverkehr gefährlich werden kann.
Alkohol beeinflusst die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, indem er die Rezeptoren für den Neurotransmitter GABA aktiviert und gleichzeitig die Rezeptoren für Glutamat blockiert. Auch das Belohnungssystem im Gehirn wird durch Alkohol beeinflusst, was dazu führt, dass sich der Körper an den Konsum von Alkohol gewöhnt und immer höhere Dosen benötigt, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Langfristig kann der regelmäßige Konsum von Alkohol zu schweren Schäden im Nervensystem führen, wie zum Beispiel Gedächtnisverlust oder Demenz.
Alkoholbedingte Nervenschäden: Symptome und Behandlung
Alkohol kann bei regelmäßigem Konsum zu Nervenschäden führen. Diese Schäden können sich in verschiedenen Formen äußern, wie beispielsweise Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder einem Verlust der Feinmotorik. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitamin B1 und B6 kann ebenfalls dazu beitragen, Ihre Nerven gesund zu halten. Wenn Sie bereits Symptome eines alkoholbedingten Nervenschadens bemerken, ist es wichtig, sofort einen Arzt aufzusuchen und Ihren Konsum zu reduzieren oder einzustellen.