Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Viele ältere Menschen verbinden mit ihrem Zuhause jahrzehntelange Erinnerungen und fühlen sich dort sicher und gut orientiert. Die Sorge vor einem Umzug nach der Diagnose Demenz ist daher verständlich. Glücklicherweise können viele Menschen mit Demenz im Frühstadium noch jahrelang in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, solange sie die notwendige Unterstützung erhalten.
Es gibt eine Vielzahl von Betreuungsangeboten, die Menschen mit Demenz und ihre Familien unterstützen können. Diese reichen von ambulanter Pflege und Betreuung über teilstationäre Angebote wie Tagespflege und Betreuungsgruppen bis hin zu stationären Lösungen wie Pflegeheimen und Demenz-Wohngemeinschaften. Ziel aller Angebote ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten, ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu fördern und die pflegenden Angehörigen zu entlasten.
Ambulante Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben zu Hause
Ambulante Pflegedienste sind wichtige Stützen in der Demenzpflege. Sie helfen Menschen mit Demenz bei der Körperpflege, medizinischen Versorgung und im Haushalt. Durch die professionelle Unterstützung können Betroffene länger in ihrem vertrauten Umfeld bleiben und Angehörige entlastet werden. Die Pflegedienste bieten allgemeine Leistungen der Altenpflege an, wobei Alzheimer und andere Formen der Demenz besondere Kenntnisse und Fähigkeiten erfordern.
Ambulante Betreuungsdienste bieten Hilfestellungen bei der Gestaltung des Alltags, im Haushalt sowie bei der Aufrechterhaltung sozialer Kontakte und sozialer Fähigkeiten. Sie können über die Pflegekassen abgerechnet werden, wobei in erster Linie die Entlastungsleistungen in Höhe von 131 Euro monatlich vorgesehen sind. Reicht dieser Betrag nicht aus, können bis zu 40 Prozent der Sachleistungen des jeweiligen Pflegegrades für Betreuungsleistungen verwendet werden.
Ehrenamtliche Hilfe kann eine kostengünstige Alternative sein, um soziale Kontakte zu ermöglichen, die Betroffenen zu beschäftigen und ihnen Bewegung zu verschaffen. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer übernehmen Tätigkeiten wie Spaziergänge, Vorlesen oder gemeinsame Spiele, dürfen aber keine klassischen Pflege- oder Hauswirtschaftsleistungen erbringen.
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Ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe wird in fast allen Bundesländern angeboten. Die gesetzlichen Grundlagen sind unterschiedlich ausgestaltet, sodass je Bundesland unterschiedliche Voraussetzungen gelten. Grundsätzlich kann für die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe eine monatliche Aufwandsentschädigung bis zu 131 € bezahlt werden, sofern ein Pflegegrad vorliegt.
24-Stunden-Pflege eignet sich gut für Alleinlebende. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass keine medizinische Pflege erlaubt ist und die Arbeitszeiten auf maximal 8 Stunden täglich ohne Nachtschichten begrenzt sind.
Teilstationäre Angebote für mehr Abwechslung und Entlastung
Betreuungsgruppen werden von Wohlfahrtsverbänden, regionalen Alzheimer Gesellschaften, Mehrgenerationenhäusern und anderen Organisationen angeboten. Sie bieten Menschen mit Demenz im frühen und mittleren Stadium die Möglichkeit, regelmäßig zusammenzukommen, um gemeinsam schöne Stunden zu verbringen. Betreut werden sie meistens von geschulten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die sich ganz auf ihre Wünsche und Vorlieben einstellen.
Tagespflegeeinrichtungen bieten eine teilstationäre Pflege und Betreuung, die der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf dient. Der Besuch einer Tagesstätte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Kranken aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehörigen.
Stationäre Angebote für umfassende Betreuung und Sicherheit
Demenz-Wohngemeinschaften bieten eine überschaubare Gruppe von 6 bis 12 Menschen mit Demenz, die in einer gemeinsamen Wohnung leben. Jeder hat ein eigenes Zimmer, während Küche, Wohnzimmer und Bäder gemeinschaftlich genutzt werden. Dies ermöglicht einen strukturierten Alltag mit gemeinsamen Aktivitäten und die aktive Einbindung der Angehörigen.
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Pflegeheime bieten eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung und eine sichere Umgebung, wenn die Betreuung zu Hause nicht mehr möglich ist. Sie passen sich mit der steigenden Zahl von Demenzpatient*innen an die veränderten Ansprüche an.
Kurzzeitige Entlastung für pflegende Angehörige
Kurzzeitpflege ermöglicht einen vorübergehenden Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung, wenn pflegende Angehörige eine Auszeit benötigen.
Verhinderungspflege bietet Betreuung zu Hause, wenn die Pflegeperson ausfällt. Ab dem 1. Juli 2025 stehen für beide Leistungen insgesamt bis zu 3.539 Euro pro Jahr zur Verfügung.
Finanzielle Unterstützung und rechtliche Aspekte
Pflegegeld erhalten Menschen mit Demenz, die zu Hause von ihren Angehörigen versorgt werden und mindestens in dem Pflegegrad 2 eingestuft sind. Über das Pflegegeld kann frei verfügt werden, es kann also auch als Anerkennung an die Pflegeperson weitergegeben werden.
Pflegesachleistungen übernehmen bis zu einem festgelegten Betrag die Pflegeversicherungen, wenn die Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst erfolgt. Wenn der Betrag der Pflegeversicherung nicht ausreicht, um die Leistungen des Pflegedienstes zu bezahlen, muss der Restbetrag aus eigenen Mitteln finanziert werden oder es kann beim zuständigen Sozialamt ein Antrag auf „Hilfe zur Pflege“ (SGB XII) gestellt werden.
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Kombinationsleistungen können in Anspruch genommen werden, wenn die Pflege durch einen Pflegedienst und einen Angehörigen erfolgt.
Tipps für die Betreuung von Menschen mit Demenz
- Beschäftigung: Bieten Sie gezielte Beschäftigungen mit Spielen oder anderen Tätigkeiten an, die auf das Stadium der Demenz und die persönlichen Vorlieben abgestimmt sind. Vermeiden Sie Überforderung und Leistungsdruck.
- Erinnerungen: Wecken Sie Erinnerungen mit Hilfe von Erinnerungsalben, Musik, Fotos oder Gegenständen aus der Vergangenheit.
- Kommunikation: Achten Sie auf eine wertschätzende und respektvolle Kommunikation. Nehmen Sie die Gefühle des Menschen wahr und ernst. Vermeiden Sie Diskussionen und stellen Sie einfache Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können.
- Umgang: Seien Sie geduldig und verständnisvoll. Tolerieren Sie „Fehler“ und schimpfen Sie nicht, wenn etwas nicht funktioniert.
- Sicherheit: Schaffen Sie eine sichere und vertraute Umgebung. Vermeiden Sie chaotische und laute Umgebungen.
- Bewegung: Fördern Sie Bewegung durch Spaziergänge, Ausflüge oder altersgerechte gymnastische Übungen.
- Rituale: Kleine Rituale schaffen Vertrauen und Sicherheit.
Freizeitgestaltung und Aktivierung
Menschen mit Demenz können je nach Krankheitsphase immer weniger ihren gewohnten Aktivitäten nachgehen. Es ist wichtig, ihnen alternative Beschäftigungen anzubieten, die ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechen.
Bewegung: Regelmäßige Spaziergänge, Spiele mit Bällen und anderen Materialien, Tanzen oder Sport- und Wandergruppen.
Musik: Das gemeinsame Singen von vertrauten Liedern oder das Hören vertrauter Musik.
Gedichte und Sprichwörter: Das Aufsagen von Sprichwörtern und Gedichten kann Menschen mit Demenz ihr Wissen unter Beweis stellen lassen.
Alltagsnahe und lebenspraktische Tätigkeiten: Hauswirtschaftliche und handwerkliche Tätigkeiten wie Kochen, Backen, Spülen, Putzen, Bügeln, Arbeiten mit Wolle, Schmirgeln von Holz, Sortieren von Werkzeug oder Arbeiten im Garten.
Erinnerungen wecken: Mit Hilfe von Fotoalben, alten Büchern, Bildbänden oder Gegenständen aus früherer Zeit können Erinnerungen wachgerufen werden.
Spiele spielen: Besonders geeignet sind Spiele, die von Kindheit an vertraut sind, wie Mensch-ärgere-dich-nicht, Mühle oder Würfelspiele.
Malen und gestalten: Künstlerisch-kreative Angebote wie Malen, Umgang mit Farben oder Gestalten von Materialien.
Spirituelles: Religiöse Handlungen, Texte und Lieder können ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit vermitteln.
Entlastung für pflegende Angehörige
Die Betreuung eines Menschen mit Demenz ist eine große Herausforderung, die viel Kraft und Zeit kostet. Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige sich frühzeitig nach Möglichkeiten der Beratung und Entlastung umsehen.
Selbsthilfegruppen: Bieten die Möglichkeit, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen, die sich in einer ähnlichen Pflegesituation befinden.
Helferinnenkreise: Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer betreuen für einige Stunden in der Woche vor allem Demenzerkrankte, die mit ihren Angehörigen oder alleine zu Hause leben.
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