Die Frage, ob Bluetooth-Strahlung schädlich für das Gehirn ist, beschäftigt Wissenschaftler seit Jahren. Eine eindeutige Antwort darauf gibt es bisher nicht. Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Studienlage, mögliche Risiken und gibt Empfehlungen zum Umgang mit Bluetooth-Geräten.
Was ist Bluetooth und wie funktioniert es?
Bluetooth ist eine Funktechnologie, die in vielen Geräten wie Smartphones, Tablets und Laptops eingesetzt wird. Sie ermöglicht die kabellose Übertragung von Daten wie Musik, Bildern oder Sprachanrufen. Bluetooth nutzt hochfrequente elektromagnetische Felder im Frequenzbereich von 2,400 GHz bis 2,4835 GHz, dem sogenannten ISM-Band. Dieses Band wird hauptsächlich für industrielle, wissenschaftliche und medizinische Zwecke genutzt und wird auch von WLAN und einigen Funkfernbedienungen verwendet.
Die Reichweite von Bluetooth-Strahlung hängt von der Sendeleistung des Geräts, der Anordnung und Empfindlichkeit der Antennen sowie von Hindernissen wie Wänden ab. Bluetooth-Geräte werden in drei Leistungsklassen eingeteilt:
- Klasse 1: Sendeleistung bis 100 mW, Reichweite bis zu 100 Meter im Freien.
- Klasse 2: Sendeleistung bis 2,5 mW, Reichweite bis zu 40 Meter im Freien und 10 Meter in Innenräumen.
- Klasse 3: Sendeleistung bis 1 mW, Reichweite bis zu 10 Meter im Freien und 1-10 Meter in Innenräumen.
Bluetooth verwendet Mikrowellenstrahlung und wechselt die Frequenz innerhalb von 79 Kanälen bis zu 1600 Mal pro Sekunde (Frequenz-Hopping).
Mögliche Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf den Körper
Elektromagnetische Felder können zwei unterschiedliche Wirkungen auf den menschlichen Körper haben: thermische und athermische Effekte.
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- Thermische Effekte: Hierbei entsteht Wärme durch die Absorption der Strahlung. Dies kann beispielsweise bei längeren Telefonaten mit Bluetooth-Kopfhörern auftreten, bei denen sich das Gewebe um das Ohr erwärmt.
- Athermische Effekte: Bei diesen Effekten ist die Temperaturerhöhung im Körper nicht messbar, es kann aber zu Veränderungen des Zellstoffwechsels oder der Hirnströme kommen.
Eine Schädigung durch athermische Effekte kann jedoch nur bei sehr starken elektromagnetischen Feldern eintreten, die von im Alltag verwendeten Bluetooth-Geräten nicht abgegeben werden.
Studienlage zur Schädlichkeit von Bluetooth-Strahlung
Die wissenschaftliche Gemeinschaft forscht seit Jahrzehnten zu den möglichen Risiken elektromagnetischer Strahlung. Die Technische Hochschule Aachen listet in ihrer Literaturdatenbank EMF-Portal rund 40.000 Studien zu den Auswirkungen von elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern. Zu den größten Untersuchungen gehören die Interphone-Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Internationalen Krebsforschungszentrums sowie die internationale MOBI-KIDS-Studie.
Die "Internationale Agentur für Krebsforschung" hat hochfrequente elektromagnetische Felder als potenziell krebserregend für den Menschen eingestuft, wobei ein direkter Zusammenhang zwischen der Strahlung und Tumoren nur bei einem geringen Prozentsatz der untersuchten Personen festgestellt wurde. Die "Million Women Study" mit 800.000 britischen Frauen fand keine sichere Kausalität zwischen magnetischen Feldern, Handystrahlung und dem Risiko für Tumorbildung.
Eine kalifornische Studie deutet auf ein erhöhtes Risiko für Leukämie und Hirntumore bei Kindern und Jugendlichen hin, die niederfrequenten elektromagnetischen Strahlen ausgesetzt sind, wobei das Risiko mit intensiver Nutzung steigt. Die Resultate dieser Studie zeigen jedoch lediglich einen schwachen Zusammenhang.
Die Strahlung von Mobiltelefonen kann bei engem Körperkontakt die Haut leicht erwärmen, aber dieser Erwärmungseffekt ist gering und liegt meist unterhalb der natürlichen Temperaturschwankungen der Haut. Studien haben auch einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit von Männern ausgeschlossen.
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Aktuell gibt es keine wissenschaftlichen Nachweise aus Langzeitstudien, die eine Schädlichkeit von Bluetooth belegen.
Bluetooth-Kopfhörer: Eine besondere Betrachtung
Viele Menschen nutzen kabellose Kopfhörer, oft kleine In-Ear-Geräte, die direkt in den Gehörgang eingeführt werden. Diese Kopfhörer übertragen Tonsignale per Funk durch schwache hochfrequente elektromagnetische Felder, wobei Bluetooth die gängigste Funktechnologie ist.
Airpods, die zu den ersten True Wireless In-Ear-Kopfhörern gehören, haben eine Sendeleistung der Klasse 1, was einer höheren Strahlenbelastung entspricht. Es ist zu beachten, dass sich der Bluetooth-Sender/-empfänger der Airpods in unmittelbarer Nähe zum Gehörgang befindet und das Gehirn ohne zusätzliche Barrieren belastet.
Schutzmaßnahmen und Empfehlungen
Obwohl die aktuelle Studienlage keine unmittelbare Gefahr durch Bluetooth-Strahlung nahelegt, gibt es dennoch einige Empfehlungen, um die Strahlenbelastung zu minimieren:
- Abstand halten: Je größer der Abstand zum Gerät, desto geringer ist das Strahlungsniveau.
- Kabelgebundene Geräte bevorzugen: Verwenden Sie kabelgebundene Kopfhörer, Tastaturen und Mäuse, um die Strahlenbelastung zu reduzieren.
- Bluetooth deaktivieren: Schalten Sie die Bluetooth-Funktion an Ihren Geräten aus, wenn Sie sie nicht benötigen.
- SAR-Wert beachten: Achten Sie beim Kauf von elektronischen Geräten auf den SAR-Wert und wählen Sie Modelle mit geringer Strahlenlast.
- Router-Platzierung: Platzieren Sie den Router zu Hause so, dass Sie genug Abstand halten können.
- Telefonate bei schlechtem Netz vermeiden: Verzichten Sie auf Telefonate bei schlechtem Netz, da das Smartphone die Sendeleistung erhöhen muss.
- Headsets verwenden: Nutzen Sie Headsets, um den Abstand zwischen Kopf und Antenne bei Telefonaten zu vergrößern.
- Gute Verbindung sicherstellen: Achten Sie immer auf eine gute Verbindung, da Geräte bei schlechter Verbindung die Sendeleistung erhöhen.
Mythen rund um Bluetooth
Es gibt einige Mythen rund um Bluetooth, die widerlegt werden können:
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- Bluetooth kann nicht durch Wände senden: Dicke Wände können die Verbindungsqualität einschränken, aber die Verbindung bricht nicht sofort ab.
- Bluetooth und WLAN kann man nicht gleichzeitig nutzen: Beide Technologien nutzen zwar das gleiche Frequenzband, können aber intelligent nach freien Frequenzen suchen und hin und her wechseln.
- Bluetooth verbraucht ständig Akkuleistung: Neuere Bluetooth-Versionen verbrauchen nur beim Aufbauen der Verbindung und bei der Datenübertragung Akkuladung.
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