Cholesterinsenker nach Schlaganfall: Wie weit sollte der Cholesterinwert gesenkt werden?

Patienten mit Arteriosklerose wird nach einem Schlaganfall empfohlen, regelmäßig Statine einzunehmen. Die Lipidsenker verringern die Inzidenz Arteriosklerose-bedingter Schlaganfälle. Allerdings fehlten bislang aussagekräftige Daten zur Frage, wie weit der Cholesterinwert abgesenkt werden sollte. Eine prospektive Studie von Forschern aus Frankreich und Südkorea schließt diese Lücke.

Die Bedeutung von Statinen nach einem Schlaganfall

Wer bereits einen Schlaganfall erlitten hat, kann das Risiko für einen weiteren Hirninfarkt durch eine lipidsenkende Therapie mit Statinen nachweislich reduzieren. Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) empfehlen die regelmäßige Einnahme der Cholesterinsenker zur Sekundärprävention. Statine sind nicht nur in der Lage, Herzinfarkte effektiv zu verhindern, sondern auch in der Schlaganfall-Prophylaxe sind die Lipidsenker ein wichtiger Therapiebestandteil.

Ein Schlaganfall ist ein absoluter medizinischer Notfall. Ein Risikofaktor für den Hirninfarkt ist neben Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Rauchen, Übergewicht oder einer Diabetes-Erkrankung auch eine Störung des Fettstoffwechsels. Kritisch hierbei sei vor allem der sogenannte LDL-Wert. LDL steht für Low Density Lipoprotein und bedeutet Lipoprotein niederer Dichte. Hohe LDL-Cholesterin-Konzentrationen im Blut führen zu Arteriosklerose, also zur Ablagerung von Fettmolekülen in den Arterien. Werden die Gefäße von den arteriosklerotischen Plaques verstopft, kann es zu einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt kommen. Statine senken den LDL-Spiegel und verhindern so einen zweiten Schlaganfall. Die Medikamente stabilisieren die arteriosklerotischen Plaques, verbessern im Gehirn die Durchblutung und die Regeneration von Zellen und Gefäßen und wirken gegen Entzündungen.

Statine gehören weltweit zu den am meisten verordneten Medikamenten. Aber es gibt kaum Medikamente, die auf so viel Skepsis stoßen. In der Öffentlichkeit und unter Patienten sind Irrtümer weit verbreitet und führen mitunter zum falschen Umgang mit Statinen. Es kommt sogar dazu, dass Menschen, die zum Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall Statine einnehmen sollten, sie ablehnen.

Aktuelle Studienergebnisse zum LDL-Zielwert

Die aktuelle NEJM-Studie liefert neue Erkenntnisse. Die Untersuchung zeigt, dass der LDL-Cholesterinwert von Schlaganfallpatienten mit Atherosklerose, das heißt mit Verengungen der hirnversorgenden Gefäße, auf unter 70mg/dl gesenkt werden sollte, um das Risiko für einen erneuten Hirninfarkt effektiv zu reduzieren.

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Um die Frage zu klären, welcher LDL-Spiegel erreicht werden muss, um weitere Ereignisse zu verringern, wurden Patienten in der Studie nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Für Gruppe eins betrug der Zielwert für das LDL 70mg/dl oder weniger, für Gruppe zwei 90 bis 110mg/dl. Die Behandlung dauerte im Schnitt dreieinhalb Jahre. Die Untersuchung zeigte, dass die Patienten mit dem niedrigeren LDL-Wert deutlich besser vor einem erneuten Schlaganfall geschützt waren. Nur 8,5 Prozent der Patienten in Gruppe eins, aber 10,9 Prozent in Gruppe zwei hatten der Studie zufolge nach der intensiveren Behandlung ein schweres Ereignis wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Eingriffe an der Halsschlagader oder am Herzen erlitten oder waren verstorben.

Die Daten von 2.860 Patienten mit 1:1-Verteilung auf die beiden Gruppen wurden eingeschlossen und median 3,5 Jahre beobachtet. Der durchschnittliche LDL-Wert sank in Gruppe 1 auf 65 mg/dL und in Gruppe 2 auf 96 mg/dL. Die Studie wurde nach 277 von 385 erwarteten Endpunktereignissen abgebrochen. In der Gruppe mit den unteren Zielwerten traten bei 8,5 % der Patienten MACE auf und in der Gruppe mit dem höheren Zielwertbereich in 10,9 % (adjustierte Hazard Ratio: 0,78; p = 0,04). Die Inzidenzen zerebraler Blutungen und eines neu aufgetretenen Diabetes differierten nicht wesentlich zwischen den beiden Gruppen.

Die Studie schloss 2860 Patienten ein. Sie hatten auf Grund einer Arteriosklerose einen Schlaganfall oder eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn (transitorische ischämische Attacke, TIA) erlitten.

Expertenmeinung und Empfehlungen

„Aus dieser Studie folgt, dass bei Schlaganfallpatienten mit Arteriosklerose der LDL-Cholesterinwert auf unter 70 mg/dL gesenkt werden sollte, um das Risiko für einen erneuten Hirninfarkt oder kardiovaskuläre Ereignisse effektiv zu reduzieren“, erläutert Prof. Dr. med. Armin Grau, Direktor der Neurologischen Klinik mit Stroke Unit am Klinikum Ludwigshafen, Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft. „Wir raten den Patienten dringend, die Medikamente wirklich regelmäßig einzunehmen, denn nur dann können sie vor schweren, auch tödlichen Ereignissen gut schützen.“

„Diese Ergebnisse zeigen, dass bei Schlaganfall-Patienten mit atherosklerotischen Gefäßveränderungen in Analogie zu Herzinfarktpatienten ein Zielwert des LDL von kleiner 70 mg/dl anzustreben ist, um das Risiko an einem erneuten Schlaganfall oder an schweren Herz-Kreislaufkrankheiten zu erkranken wirklich zu reduzieren.

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Weitere Risikofaktoren und Begleiterkrankungen

Neben einer Störung des Fettstoffwechsels gibt es weitere Risikofaktoren für einen Schlaganfall, die berücksichtigt und behandelt werden müssen.

Arterielle Hypertonie

Die arterielle Hypertonie ist der Hauptrisikofaktor für Schlaganfälle. Eine konsequente antihypertensive Behandlung verringert das Risiko für das Auftreten vaskulärer Ereignisse. Der Blutdruck sollte nach einem Hirninfarkt oder einer TIA langfristig auf unter 140/90 mmHg gesenkt werden. Unter Beachtung der Verträglichkeit und der Vorerkrankungen sowie des Alters des Patienten kann der systolische Blutdruck auf 120 bis 130 mmHg gesenkt werden. Gemäß der Nationalen Versorgungsleitlinie Hypertonie sind zur Behandlung der arteriellen Hypertonie nach einem Schlaganfall bevorzugt Calciumkanalblocker oder ACE-Hemmer empfohlen. Alternativ können auch Thiazid-Diuretika eingesetzt werden. Aufgrund des zusätzlich begleitenden Diabetes sollen ACE-Hemmer oder Sartane bevorzugt werden. Auch der Einsatz von Calciumantagonisten ist möglich. Während der Therapie sollte der Patient seinen Blutdruck regelmäßig kontrollieren (lassen). Der Hausarzt sollte regelmäßig Serum-Kreatinin und Kalium überprüfen.

Diabetes Mellitus

Patienten mit Diabetes mellitus haben ein 1,5- bis 3-fach erhöhtes Schlaganfallrisiko im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Diabetespatienten mit Hypertonus haben ein 2,5-fach erhöhtes Schlaganfallrisiko im Vergleich zu Normotonikern. Ziel der antidiabetischen Therapie ist unter anderem die Verbesserung prognostisch relevanter Parameter und Verhinderung von kardiovaskulären und renalen Ereignissen. Um dies zu erreichen, müssen alle relevanten Begleiterkrankungen wie die arterielle Hypertonie und Lipidstoffwechselstörungen adäquat behandelt werden. Neben einer nichtmedikamentösen Basistherapie ist die Etablierung einer Medikation unter Berücksichtigung des individuellen Therapieziels erforderlich. Dem Algorithmus der medikamentösen Therapie des Typ-2-Diabetes folgend ist aufgrund klinisch relevanter kardiovaskulärer Erkrankungen eine Therapie aus Metformin plus SGLT2-Hemmern (Gliflozine) oder GLP-1-Rezeptoragonisten zu empfehlen. Ist das individuelle Therapieziel nach drei bis sechs Monaten nicht erreicht, ist gegebenenfalls eine Intensivierung der Therapie erforderlich. Für den Beispielpatienten (eGFR 74 ml/Min; BMI 31 kg/m²) ist Metformin das Mittel der ersten Wahl. Es sollte eine Eindosierung mit zweimal täglich 500 mg erfolgen. Bei guter Verträglichkeit kann die Dosis nach wenigen Tagen auf zweimal täglich 1000 mg gesteigert werden. Als SGLT2-Hemmer stehen in Deutschland Dapagliflozin und Empagliflozin zur Verfügung. Diese sollten gemäß den Empfehlungen der Leitlinie ergänzt werden. Unter der Therapie mit Metformin und einem Gliflozin sind regelmäßig das Serum-Kreatinin und der HbA1C-Wert zu kontrollieren.

Statine: Wirkung, Nebenwirkungen und Irrtümer

Statine sind Cholesterinsenker. Die Medikamente werden gegen hohes Cholesterin, zum Schutz vor Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall eingesetzt. Doch sie können Nebenwirkungen haben. Statine sind verschreibungspflichtige Medikamente, die gegen zu hohe Cholesterinwerte im Blut eingesetzt werden. In Deutschland werden laut Arzneiverordnungsreport 2023 Statine für bis zu neun Millionen Menschen verschrieben. Hohes Cholesterin, vor allem das sogenannte LDL-Cholesterin ("low density lipoprotein"), ist ein entscheidender Risikofaktor für Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und damit für Herzinfarkt und Schlaganfall. Statine sind also extrem wichtige Medikamente. Doch vor der Statineinnahme sollten Nutzen und Risiko durch Nebenwirkungen sorgfältig abgewogen werden.

Wirkungsweise von Statinen

Es ist eindeutig bewiesen, dass erhöhtes LDL-Cholesterin die Entwicklung der Arteriosklerose (Arterienverkalkung) und damit Herzinfarkt und Schlaganfall verursachen. Ohne Cholesterin kann keine Arteriosklerose entstehen. Statine senken das LDL-Cholesterin im Blut und hemmen dadurch das Entstehen und Fortschreiten einer Arteriosklerose. So schützen sie vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Diesen Effekt hat bereits 1994 die „Scandinavian Simvastatin Survival Study“ mit 4444 Patienten nachgewiesen. Und seither wurde das in einer großen Zahl wissenschaftlicher Studien mit verschiedenen Statinen bestätigt. Eine Behandlung mit Statinen, die das LDL-Cholesterin um 1 mmol/l (etwa 40 mg/dl) senkt, verringert das Risiko für Herzinfarkt, Tod durch Herzinfarkt, Schlaganfall und für die Notwendigkeit einer Stentbehandlung oder einer Bypassoperation um etwa 20-25 Prozent pro Jahr. Das haben zum Beispiel die „Cholesterol Treatment Trialists' (CTT) Collaborators“ (2012) errechnet, in dem sie die Ergebnisse von 27 wissenschaftlichen Studien zusammengefasst haben, an denen mehr als 170.000 Patienten fünf Jahre lang teilnahmen.

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Statine wirken entzündungshemmend, stabilisieren gefährliche Ablagerungen (Plaques) in Gefäßwänden und senken den Cholesterinspiegel im Blut. Diese positiven Effekte entstehen dadurch, dass Statine ein Enzym (HMG-CoA-Reduktase) dabei hemmen Cholesterin aufzubauen. So entsteht weniger Cholesterin in den Zellen. Die Wirkung von Statinen wird nach etwa sechs Wochen bei einer Blutwertkontrolle sichtbar. Hochdosierte Statine können die Menge an LDL-Cholesterin im Blut halbieren.

Mögliche Nebenwirkungen

Die häufigste Nebenwirkung von Statinen sind Muskelbeschwerden, konkret Muskelschmerzen (Statin-Myopathie) und Muskelkrämpfe. In Beobachtungsstudien gibt fast jeder dritte Patient muskuläre Beschwerden nach Statineinnahme an. Allerdings fanden Wissenschaftler heraus, dass im Zusammenhang mit Statinen auch einen gewisser Nocebo-Effekt eine Rolle spielt: allein die Erwartung, es könne zu Muskelschmerzen als Nebenwirkung kommen, führt zu Beschwerden am Bewegungsapparat. Auch das Nahrungsergänzungsmittel Coenzym Q10 konnte in kleineren Studien gegen Muskelschmerzen helfen, ohne dass ein Wechsel des Statins in der Therapie nötig wurde. Hintergrund: Statine stören die Energieversorgung in Muskelzellen, reduzieren so auch Q10 und bewirken Muskelbeschwerden. Eine große wissenschaftliche Studie über die Wirksamkeit von Q10 gibt es aber bisher nicht.

Eine Therapie mit Statinen kann das Risiko erhöhen, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, weil Statine die Wirksamkeit des körpereigenen Insulins herabsetzen. Dieses Risiko wird aber als relativ klein angesehen und kann zum Beispiel durch entsprechende Lebensstilveränderungen wie gesunde Ernährung und Bewegung reduziert werden. Eine Studie aus den Niederlanden mit Probanden zwischen 55 und 75 Jahren kam zu dem Ergebnis, dass diejenigen, die Statine einnahmen, ein um 38 Prozent höheres Diabetes-Risiko hatten. Mit dem Risiko für Diabetes Typ 2 beschäftigt sich auch die sogenannte LODESTAR-Studie. In dieser Studie wurden die Statine Atorvastatin und Rosuvastatin in Hinblick auf ihre Wirksamkeit (Absenken des LDL-Cholesterins) und das Ansteigen des Risikos für Diabetes Typ 2 sowie die Entstehung eines Grauen Stars (Katarakts) untersucht. Dabei zeigte sich, dass Rosuvastatin den LDL-Cholesterinspiegel im Blut etwas stärker absenkt als Atorvastatin. Dafür ist die Risikozunahme für die Entstehung von Diabetes Typ 2 bei Rosuvastatin auch höher (7,2 Prozent) als bei Atorvastatin (5,3 Prozent).

Eine extrem seltene Nebenwirkung von Statinen ist die Rhabdomyolyse: ein Verfall von Muskelzellen und Muskelfasern. Rhabdomyolyse tritt schätzungsweise bei ein bis drei Fällen unter 100.000 Patienten auf, die mindestens ein Jahr lang Statine einnehmen.

Eine Gewichtszunahme durch Statine wird vermutlich nicht durch das Medikament selbst hervorgerufen, sondern dadurch, dass Patienten und Patientinnen sich weniger gesundheitsbewusst ernähren, weil sie auf den Effekt der Statintherapie setzen.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Einnahme von Statinen mit anderen Arzneimitteln, aber auch mit bestimmten Lebensmitteln, kann zu unerwünschten Wechselwirkungen führen. Insbesondere für Simvastatin, Atorvastatin und Lovastatin gilt Vorsicht bei der gleichzeitigen Gabe von Calciumantagonisten (Verapamil, Diltiazem, Amlodipin), die zur Blutdrucksenkung eingesetzt werden. Auf den Verzehr von Grapefruitsaft sollte bei Einnahme einiger Statine verzichtet werden, weil das Medikament dann nicht richtig abgebaut werden und es öfter zu Muskelschmerzen und anderen Nebenwirkungen kommen kann. Alkohol und Statine vertragen sich ebenfalls nicht gut, weil Statine den Leberstoffwechsel ungünstig beeinflussen können und dadurch die Gefahr von Muskelschäden steigt.

Bei der Einnahme von Statinen und bestimmten Medikamenten müssen Wechselwirkungen beachtet werden. So blockieren einige Arzneien den Abbau von Statinen. Der so erhöhte Statinwirkstoffspiegel erhöht das Risiko von Muskelbeschwerden. Zu ihnen gehören etwa: die Calciumantagonisten Verapamil, Diltiazem, Amlodipin, das Rhythmusmedikament Amiodaron sowie die Antibiotika Erythromycin und Clarithromycin. Umgekehrt können Statine die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Bekannt ist auch die Wechselwirkung mit Grapefruit und Grapefruitsaft, die allerdings nur bei Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin zu einer Wirkungsversstärkung führen kann. Bei der Einnahme dieser Statine sollte wegen des damit verbundenen erhöhten Risikos für Muskelbeschwerden auf Grapefruit und Grapefruitprodukte verzichtet werden. Für Rosuvastatin, Pravastatin und Fluvastatin gilt dies nicht.

Irrtümer über Statine

Zu den häufigsten Irrtümern über Statine - unter anderem bezüglich ihrer Nebenwirkungen - informieren die Deutsche Herzstiftung e.V. Fehlinformationen und Unwahrheiten behindern die Akzeptanz für Statine ebenso wie unrealistische therapeutische Zielwerte.

Gerade weil Statine so häufig verordnet werden, ist das Misstrauen gegenüber dieser Medikamentengruppe groß. Dass eine Therapie mit Statinen alleine der Pharmaindustrie nutze, ist einer der Irrtümer, die Patienten gelegentlich äußern. Tatsächlich aber ist die Wirksamkeit von Statinen gut belegt. Die Medikamente senken das LDL-Cholesterin und hemmen dadurch die Entstehung einer Arteriosklerose. Auf diese Weise schützen sie vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch über die Nebenwirkungen von Statinen existieren einige falsche Vorstellungen. Viele Patienten scheuen die Einnahme der Medikamente aus Sorge vor unerwünschten Begleiterscheinungen. Tatsächlich werden die Cholesterinsenker aber im Allgemeinen gut vertragen. Die häufigste Nebenwirkung sind Muskelschmerzen in Oberschenkeln und Armen, die insbesondere bei hohen Dosierungen entstehen können. Wissenschaftliche Studien haben allerdings gezeigt, dass diese Nebenwirkung nur bei einem Prozent der Betroffenen auftreten. Vielfach lassen sich die Schmerzen durch eine Anpassung der Dosierung in den Griff bekommen. Nur ein bis drei von 100.000 Patienten haben so schwere Nebenwirkungen, dass die Statine abgesetzt werden müssen.

Individuelle Risikobetrachtung

Ob eine Statintherapie verordnet wird, ist abhängig davon, wie stark die individuellen Risikofaktoren des Patienten oder der Patientin im Vergleich zu den Nebenwirkungen von Statinen sind. Je mehr Risikofaktoren durch hohes Cholesterin bestehen, desto eher sollten Statine verschrieben werden. Das persönliche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt sich in einem ersten Schritt mithilfe von Online-Tests bestimmen, zum Beispiel mit dem PROCAM-Gesundheitstest oder dem SCORE2 vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen. Das Ergebnis sollte aber immer mit Hausarzt oder Kardiologen besprochen werden. In der Regel ist die Wirksamkeit der Statine wichtiger als das Diabetes-Risiko, das sich durch Sport und gesunde Ernährung begrenzen lässt.

Wie weit der Wert des LDL-Cholesterins gesenkt werden soll, hängt vom individuellen Risiko eines Patienten ab.

Der absolute Nutzen einer Statintherapie hängt vom individuellen kardiovaskulären Risiko, von der absoluten LDL-C-Senkung und der Therapiedauer ab.

Bei der Behandlung mit Statinen hängt die Entscheidung, ob und wie intensiv behandelt wird, somit von der jeweiligen Risikokonstellation des einzelnen Patienten ab.

Alternativen und Ergänzungen zur Statintherapie

Wenn mit Statinen allein keine ausreichende Cholesterinsenkung erreicht wird, können diese gut mit dem Cholesterin-Aufnahmehemmer Ezetimib, der die Cholesterinsynthese hemmenden Bempedoinsäure oder einem PCSK9-Hemmer kombiniert werden. Durch Kombination mit Ezetimib reicht unter Umständen auch eine niedrigere Statindosis.

PCSK9-Hemmer müssen unter die Haut gespritzt werden. Bei den Wirkstoffen handelt es sich um Antikörper bzw. kleine RNA-Moleküle.

Roter Schimmelreis ist eine Fermentation aus Schimmelpilzen und normalem Reis, welcher dann als roter Reis erscheint. Darin enthalten ist die Substanz Monacolin-K, die chemisch mit dem Statin Lovastatin identisch ist. Doch anders als das Medikament, das eine geprüfte und gut kalkulierbare Dosis-Wirkungs-Beziehung hat, kann bei Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) mit Monacolin/rotem Reis der Effekt schwer abgeschätzt werden. Das gilt im Übrigen auch für die Nebenwirkungen, die nicht anders als bei den Statinen an der Muskulatur auftreten können. Seit 2022 dürfen daher NEM nur noch weniger als 3 mg Monacoline pro Tagesdosis und die Produkte müssen mehrere Verwendungs- und Warnhinweise tragen.

Zeitpunkt der Einnahme

LDL-Cholesterin wird tatsächlich vor allem nachts gebildet. Die vorzugsweise Einnahme in den Abendstunden gilt jedoch nur für Statine der ersten Generation, die eine kurze Wirkungsdauer haben, wie Simvastatin (das am häufigsten verordnete Statin), Pravastatin und Fluvastatin. Die neueren Statine - Atorvastatin und Rosuvastatin - haben eine deutlich längere Wirkungsdauer. Hier spielt der Einnahmezeitpunkt keine Rolle. In neueren Studien hat sich sogar gezeigt, dass der Einnahmezeitpunkt weniger bedeutsam ist, sondern es wichtiger ist, sich auf einen bestimmten Zeitpunkt festzulegen, damit die Einnahme zur Routine wird.

Studien zur Statintherapie nach Schlaganfall

Eine Studie aus Taiwan macht nun deutlich, wie fatal es für Schlaganfallpatienten sein kann, die lipidsenkende Therapie nach dem stationären Aufenthalt nicht fortzusetzen. Ein Jahr nach dem Absetzen der Therapie war das Risiko für einen erneuten Schlaganfall nämlich deutlich um 42 % erhöht. Ärzte sollten sich im Klaren sein, dass auch bei Schlaganfallpatienten das Absetzen einer Statintherapie ein potenzielles Risiko berge, machen die Studienautoren um Meng Lee vom Chang Gung University College of Medicine in Taiwan deutlich. Da das Risiko für einen erneuten Schlaganfall nach einem ersten Ereignis sehr hoch sei, sollten die Patienten aggressiv behandelt werden, wenn keine entsprechende Kontraindikation vorliege, raten die Ärzte. So empfehlen auch die amerikanischen Fachgesellschaften ACC/AHA eine Hochdosis-Statin-Therapie für alle Patienten, die einen atherosklerotisch bedingten ischämischen Schlaganfall oder TIA erlitten haben und für alle Schlaganfall- bzw.

In der Untersuchung von Karen Albright und Kollegen bekamen weniger als die Hälfte der Patienten nach einem ischämischen Schlaganfall eine Statin-Therapie verordnet. Doch selbst wenn eine solche lipidsenkende Therapie begonnen wird, setzen viele Patienten diese wieder ab. In der Analyse von Lee und Kollegen taten dies etwa ein Fünftel (18.5%) der insgesamt 45.151 Schlaganfallpatienten zwischen dem 91. und 180. Therapie beinbehalten, selbst bei niedrigem LDLStatin-assoziierte Nebenwirkungen stellten in dieser Untersuchung wahrscheinlich nicht die Hauptursache für die Therapieabbrüche dar, da sich die Häufigkeit solcher Beschwerden zwischen den untersuchten Gruppen nicht unterschied. Vielmehr vermuten die Studienautoren, dass eine im Studienzeitraum von dem Taiwanischen Gesundheitsministerium formulierte Empfehlung für einige der Therapieabbrüche verantwortlich ist. Die Behörde riet bei Patienten, die unter einer Statin-Therapie ein LDL-Cholesterin von <100 mg/dl oder ein Gesamtcholesterin <160 mg/dl erreichten, die Therapie einzustellen oder die Dosis zu reduzieren.

Dagegen blieb eine Dosisreduktion in dieser Analyse überraschenderweise ohne Folgen. Das Schlaganfallrisiko blieb danach unverändert. Nach Ansicht von Lee und Kollegen könnte daher eine Dosisreduktion bei Patienten, die eine hohe oder moderate Statindosis nicht vertragen, eine mögliche Alternative darstellen. Sie weisen aber darauf hin, dass der Studienzeitraum möglicherweise zu kurz war, um potenzielle Unterschiede zwischen einer Hochdosis- und Niedrigdosis-Statin-Therapie festzustellen.

In ihrer Analyse haben die Wissenschaftler nur Patienten berücksichtigt, die nach der Klinikentlassung sonstige Medikamente zur Schlaganfall-Prophylaxe weiterhin eingenommen haben. Daher schließen sie weitestgehend aus, dass die Patienten mit fortgesetzter Statin-Therapie generell adhärenter waren.

Muskelnebenwirkungen von Statinen

Nach einem Schlaganfall müssen neue Durchblutungsstörungen im Gehirn dringend verhindert werden. Die häufig eingesetzte Medikamenten-Gruppe der Statine hat angeblich häufig eine Muskel schädigende Wirkung. Doch das konnte eine umfassende wissenschaftliche Analyse jetzt entkräften. Für Menschen, die Statine als Schutz vor einem erneuten Schlaganfall einnehmen, gibt es Entwarnung: Selbst bei einer hohen Dosis verursachen die Mittel kaum Muskelnebenwirkungen. Das konnte jetzt eine internationale Forschungsgruppe zeigen, wie die medizinische Fachzeitschrift The Lancet kürzlich berichtete. Die positive Wirkung der Statine konnten ebenfalls große Übersichtsarbeiten bestätigen. Das zeigte Anfang des Jahres eine andere internationale Forschungsgruppe, wie die Zeitschrift JAMA Internal Medicine berichtete.

Beratung und Information

„Wer einen Schlaganfall hatte, läuft leicht Gefahr weitere zu erleiden“, sagt Dr. Wolf-Oliver Krohn, Neurologe und Patientenberater der Deutschen Hirnstiftung. Betroffene mit Fragen zur Prävention von Schlaganfällen und anderen neurologischen Themen erhalten bei der Deutschen Hirnstiftung kostenfreie Online-Beratung. Mitglieder können sich auch telefonisch direkt an Patientenberater Krohn wenden.

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