Demenz ist eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Allein in Deutschland leben aktuell etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Die Tendenz ist steigend. Angesichts dieser Zahlen ist es unerlässlich, sich umfassend mit dem Thema auseinanderzusetzen, um Betroffenen und ihren Angehörigen bestmöglich zu helfen. Die ZDF Mediathek bietet eine Vielzahl von Dokumentationen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Demenz auseinandersetzen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über einige dieser Angebote und beleuchtet unterschiedliche Perspektiven auf die Krankheit.
Eckart von Hirschhausen und das große Vergessen
In "Hirschhausen und das große Vergessen: Habe ich Demenz? (1/2)", sucht Dr. Eckart von Hirschhausen gemeinsam mit Forschenden nach Antworten auf grundlegende Fragen rund um Demenz. Was passiert im Gehirn? Wie wird die Krankheit diagnostiziert? Hirschhausen unterzieht sich selbst Tests und trifft Menschen mit verschiedenen Demenzformen, darunter Alzheimer. Die Dokumentation zeigt, wie ein gutes Leben mit der Krankheit gelingen kann und welche Umgebungen für Menschen mit Demenz geeignet sind.
Die Achterbahnfahrt der Gefühle: Angehörige im Fokus
Die Dokumentation begleitet Julia Bernsee, deren Mutter 2019 mit Demenz diagnostiziert wurde. Es folgt eine emotionale Achterbahnfahrt. Zunächst pflegt Julia ihre Mutter zu Hause, dann in Kurz- und Langzeitpflegeeinrichtungen. Unzufrieden mit den Bedingungen im Pflegeheim, besonders während der Corona-Pandemie, holt Julia ihre Mutter wieder nach Hause. Geschockt stellt sie fest, wie stark sich der Zustand ihrer Mutter verschlechtert hat und wie sie mit Medikamenten ruhiggestellt wurde. Nach sieben Monaten Pflege zu Hause findet Julia für ihre Mutter eine kleinere Einrichtung. Ihre Geschichte verdeutlicht die Herausforderungen und emotionalen Belastungen, mit denen Angehörige konfrontiert sind.
Innovative Betreuungskonzepte: Das Resi-Stemmler-Haus
Die Reportage stellt Sophia vor, eine Auszubildende zur Pflegefachkraft, die im Resi-Stemmler-Haus in Euskirchen arbeitet. Dieses Heim setzt das Betreuungskonzept von Tom Kitwood um, das die Einzigartigkeit der Person in den Mittelpunkt stellt. Unter der Leitung von Lydia Kassing wird auf Psychopharmaka verzichtet. Stattdessen wird versucht, den Bewohnern ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Sophia möchte nach ihrer Ausbildung gerne in diesem Haus arbeiten.
Protest gegen menschenunwürdiges System: Teun Toebes' Mission
Der Niederländer Teun Toebes hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Situation für Demenzkranke zu verbessern. Er lebt in der geschlossenen Abteilung eines Demenz-Pflegeheims, um das Leben der Bewohner aus erster Hand zu erfahren. Teun setzt sich für ein inklusives Zusammenleben ein und kämpft gegen ein System, das Menschen mit Demenz oft entwürdigt. Er will eine Zukunft, in der Menschen mit Demenz als vollwertige Personen anerkannt werden.
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Theater gegen das Vergessen: "Papillons"
Das Theaterprojekt "Papillons" in Berlin bringt Seniorinnen und Senioren aus dem Pflegeheim "Am Kreuzberg" mit Kindern und Jugendlichen auf die Bühne. Unter der Regie von Christine Vogt werden Lebenserinnerungen der Demenzkranken in den Fokus gerückt. Die Reportage zeigt die positiven Auswirkungen des Engagements auf die Demenzerkrankten. Elvira Werthmüller, eine 87-jährige Mitspielerin, blüht auf der Bühne auf und kann ihre Leidenschaft, das Jodeln, ausleben. Ekkehard Walkenhorst, ein weiterer Bewohner des Pflegeheims, nähert sich durch das Theaterprojekt wieder seinem Sohn Oliver an. Das Theaterprojekt möchte den Erfahrungen der Demenzkranken eine Stimme geben und sie im öffentlichen Leben sichtbarer machen.
Junge Menschen mit Demenz: Eine besondere Herausforderung
Drei Prozent der Menschen mit Demenz sind jünger als 65 Jahre. Für sie und ihr Umfeld ist die Krankheit besonders schlimm, da sie mitten aus einem aktiven Leben gerissen werden. Die Dokumentation begleitet Bernhard, einen 55-jährigen Ingenieur, der an Frontotemporaler Demenz erkrankt ist. Seine Frau Ute und seine Freunde versuchen, ihm ein möglichst normales Leben zu ermöglichen. Trotz der Herausforderungen meistern sie die Situation mit Gelassenheit und Liebe.
Alternative Wohn- und Betreuungsformen
Angesichts steigender Fallzahlen sind innovative Strategien gefragt, die die Selbstbestimmung der Betroffenen schützen und Angehörige entlasten. Die Dokumentation stellt alternative Projekte vor, darunter eine Demenz-WG in Potsdam, eine Initiative in Österreich, die Angehörige ausbildet, und ein Haus in der Nähe von Zürich, das von ganzheitlichen Ansätzen geprägt ist. In diesen Einrichtungen werden die Betroffenen in alle Tätigkeiten einbezogen, um ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstständigkeit zu fördern.
Theater, das verbindet: Wenn Demenz auf Lebensgeschichte trifft
Das Theaterprojekt "Papillons" soll mehr sein als Beschäftigungstherapie. Es will Brücken zwischen den Generationen schlagen und die Lebenserinnerungen der Demenzkranken in den Fokus rücken. Elvira Werthmüller findet im Theater einen Höhepunkt im Heimalltag und kann ihre Leidenschaft, das Jodeln, ausleben. Ihr Tochter Tanja kann durch das Projekt noch einmal an den Lebenserinnerungen ihrer Mutter teilhaben. Ekkehard Walkenhorst erfährt durch das Theaterprojekt ein Interesse an seiner Person, was ihm sonst nicht mehr oft zuteil wird.
Teun Toebes: Leben mit Demenz aus verschiedenen Perspektiven
Teun Toebes lebt in einem Dementen-Pflegeheim, um das Leben mit Demenz aus unterschiedlichen Perspektiven mitzuerleben: als Pfleger, als Student der Pflegeethik und Pflegepolitik und vor allem als Mensch. Er setzt sich für eine menschenfreundliche Dementenpflege ein.
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Julia Bernsee: Menschenfreundliche Dementenpflege nach niederländischem Vorbild
Julia Bernsee möchte ein eigenes Pflegeheim nach niederländischem Vorbild einrichten, nachdem sie von den unmenschlichen Bedingungen in manchen Pflegeheimen schockiert war. Sie besucht holländische Einrichtungen, um sich deren Konzepte anzuschauen.
Psycho: Ich und die Demenz
Die Dokumentation "Psycho - Ich und die Demenz" begleitet Edgar, der seine an Demenz erkrankten Eltern pflegt, bis zur Erschöpfung. Sie zeigt, wie er durch das Meer und Psychotherapeutin Sophía Amor Hilfe findet. Ex-Boxer Fabian kämpft selbst gegen die Demenz und bleibt hoffnungsvoll. Sarah, die ihre Großmutter pflegte, unterstützt nun als Psychologin Betroffene und Angehörige.
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