Impfung gegen Meningokokken bei Kindern: Aktuelle Empfehlungen und Schutzmaßnahmen

Meningokokken-Erkrankungen sind zwar selten, können aber innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden. Daher sind Impfungen ein wichtiger Schutz, besonders für Kinder und Jugendliche. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlungen zu Meningokokken-Impfungen aktualisiert, um einen bestmöglichen Schutz zu gewährleisten.

Was sind Meningokokken?

Meningokokken sind Bakterien der Spezies „Neisseria meningitidis“. Sie werden durch Tröpfcheninfektion, beispielsweise beim Husten oder Niesen, von Mensch zu Mensch übertragen. Etwa jeder zehnte Mensch trägt diese Bakterien im Nasen-Rachen-Raum, ohne zu erkranken. Allerdings können Meningokokken eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Diese Erkrankungen sind in Deutschland zwar selten, verlaufen aber meist schwerwiegend. Die Letalität beträgt etwa zehn bis 13 Prozent, und viele Überlebende leiden an Langzeitfolgen wie Hydrozephalus, Epilepsie, Amputationen oder chronischem Nierenversagen.

Für den Menschen sind insbesondere die Serogruppen A, B, C, W, X und Y von Bedeutung. Meningokokken-Erkrankungen können durch verschiedene Gruppen von Meningokokken ausgelöst werden. Für den bestmöglichen Schutz vor Meningokokken-Erkrankungen gibt es unterschiedliche Impfungen.

Aktuelle STIKO-Empfehlungen für Kinder und Jugendliche

Die STIKO empfiehlt seit 2024 eine Standardimpfung für Säuglinge gegen Meningokokken der Serogruppe B (MenB), da diese in dieser Altersgruppe die häufigsten Verursacher von invasiven Meningokokken-Erkrankungen (IME) sind. Nachholimpfungen werden für Kinder bis zum fünften Geburtstag empfohlen.

Neu ist die Empfehlung, Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 14 Jahren einmalig gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y (MenACWY) zu impfen. Diese Impfung kann, wenn sie verpasst wurde, bis zum 25. Geburtstag nachgeholt werden. Gleichzeitig empfiehlt die STIKO, Säuglinge im Alter von zwölf Monaten nicht mehr gegen Meningokokken C (MenC) zu impfen.

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Gründe für die neuen Empfehlungen

Die neuen Empfehlungen basieren auf epidemiologischen Daten, die zeigen, dass Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren das höchste Risiko für Meningokokken-Erkrankungen aufweisen. Die Inzidenz in dieser Altersgruppe liegt laut RKI bei 0,27 Fällen pro 100.000, was durchschnittlich elf Fällen pro Jahr entspricht. Durch die Impfung im Alter von zwölf bis 14 Jahren sollen Jugendliche geschützt werden, bevor sie in das Risikoalter kommen.

Ein weiterer Grund für die MenACWY-Impfung in diesem Alter ist, dass Jugendliche unter allen Altersgruppen die höchsten Kolonisationsraten von Meningokokken aufweisen und somit die Erreger weiterverbreiten können. Die Impfung senkt nicht nur das Risiko einer invasiven Erkrankung, sondern auch die Kolonisationsrate, was zu einer Reduktion der Erregerzirkulation in der gesamten Bevölkerung führt.

Die Entscheidung, Säuglinge im Alter von zwölf Monaten nicht mehr gegen MenC zu impfen, beruht auf dem starken Rückgang der durch diese Serogruppe verursachten IME. Zwischen 2020 und 2023 gab es keinen einzigen Fall in Deutschland, und auch 2024 wurde nur ein Fall bekannt. Da die MenC-bedingten IME nicht nur bei den geimpften Kindern, sondern auch bei ungeimpften jüngeren Babys deutlich zurückgegangen sind, spielen weitere Faktoren neben der Impfung eine Rolle. Zudem entzerrt die Streichung dieser Impfung den Impfkalender in den ersten beiden Lebensjahren, sodass andere Impfungen, insbesondere gegen Pneumokokken, zeitgerecht erfolgen können.

Verfügbarkeit und Durchführung der Impfungen

Die Vierfach-Impfung gegen Meningokokken A, C, W und Y wird voraussichtlich in einigen Monaten in Arztpraxen verfügbar sein und über die Krankenkassen abgerechnet werden können. Die Impfung kann im Rahmen der routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung bei Jugendlichen (J1) verabreicht werden.

Für die Impfung gegen MenACWY bei älteren Kindern und Jugendlichen stehen in der Europäischen Union (EU) drei quadrivalente Vakzine zur Verfügung. Diese sind sehr wirksam und gut verträglich.

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Meningokokken-Impfungen für spezielle Risikogruppen und Reiseimpfungen

Auch wenn die STIKO keine allgemeine Meningokokken-B-Impfung für Kinder ab 5 Jahren, Jugendliche und Erwachsene empfiehlt, kann diese in bestimmten Fällen sinnvoll sein. So erhalten z. B. Personen mit besonderen Risiken bzgl. Reiseimpfungen oft eigene Empfehlungen. Sollte die Impfung im Falle einer Reise in Risikogebiete erforderlich sein, sind spezielle Impfschemata einzuhalten.

Als Reiseimpfung wird in der Regel der Meningokokken-ACWY-Konjugat-Impfstoff verwendet. Wer bei Einreise einen Impfnachweis gegen Meningokokken ACWY benötigt, sollte darauf achten, dass diese Impfung im Impfpass in englischer Sprache vermerkt wird („conjugate vaccine“). Die Impfserie sollte zum frühestmöglichen Zeitpunkt begonnen werden und nach dem empfohlenen Impfschema erfolgen. Nachholimpfungen sollen spätestens bis zum 5. Geburtstag erfolgen.

Bei Reisen nach Saudi-Arabien und in einzelne Länder im „Meningitisgürtel“ besteht eine Nachweispflicht über die Impfung gegen Meningokokken. Reiseimpfungen sollten idealerweise bis maximal vier Wochen vor Reiseantritt erfolgen. Zum Meningitisgürtel zählen insgesamt 26 Länder (bzw. Teile davon) der Sahelzone in Afrika. Generell schwankt das Infektionsrisiko regional und zeitlich.

Eine Impfung gegen Meningokokken B kann - nicht nur als Standardimpfung für Säuglinge und Kleinkinder - zusätzlich als Impfung speziell für Reisende erforderlich sein, insbesondere bei engem Kontakt mit der lokalen Bevölkerung (z. B. Besuch von Verwandten oder Freunden, Besuch von Kindergärten, Schulen; Teilnahme an Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern wie z. B. religiösen Festen).

Meningokokken-Impfung während der Schwangerschaft und Stillzeit

Zur Einschätzung des Risikos einer Meningokokken-B-Impfung während der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden klinischen Daten vor. Die Impfung sollte laut Experten jedoch nicht vorenthalten werden, wenn ein deutliches Risiko einer Meningokokken-Infektion besteht. Während der Stillzeit sollten die Impfstoffe nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden.

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Symptome und mögliche Folgen einer Meningokokken-Erkrankung

Eine Meningokokken-Erkrankung kann innerhalb von Stunden lebensbedrohlich werden. Folgende Symptome können anfangs bei Babys auftreten:

  • Fieber
  • Erbrechen
  • Reizbarkeit oder Schläfrigkeit
  • Krämpfe
  • Aufschreien
  • Vorgewölbte Fontanelle

Spätfolgen können bei bis zu 30 Prozent der Betroffenen auftreten und gravierend sein. Dazu zählen beispielsweise neurologische Schäden, Hörverlust oder Amputationen.

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