Christine Haderthauer: Ursachen und Folgen einer Halsschlagaderverengung

Die bayerische Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) erlitt im Frühjahr 2014 eine lebensbedrohliche Verengung der Halsschlagader. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Diagnose und Folgen dieser Erkrankung, wobei auf Haderthauers Fall Bezug genommen wird.

Diagnose und erste Anzeichen

Bereits seit mehreren Tagen klagte Haderthauer über ein Strömungsgeräusch im rechten Ohr sowie nahezu durchgängige Kopf- und Gesichtsschmerzen. Zunächst vermutete die Politikerin eine Stirnhöhlenentzündung. Erst eine MRT-Untersuchung (Kernspintomografie) brachte das brisante Ergebnis: Eine "langgestreckte Verengung der inneren Halsschlagader durch eine Ausbuchtung der Gefäßinnenwand" wurde festgestellt. Dieser Befund bedeutete akute Thrombose- und damit Schlaganfall-Gefahr. Die Ärzte reagierten sofort und behandelten die Ministerin mit Gerinnungshemmern. Die blutverdünnenden Medikamente sollten verhindern, dass sich die verengte Schlagader ganz schließt. So wollten die Ärzte "das akute Thrombose- und damit Schlaganfallrisiko minimieren."

Die Ärzte verordneten Christine Haderthauer strikte Ruhe. "Ich werde mich die nächste Zeit zurückhalten", versprach die Staatskanzleichefin vom Krankenbett aus.

Ursachen einer Halsschlagaderverengung

Zu den Ursachen einer solchen Verengung gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Laut Staatskanzlei ist die "Diagnose sehr selten und kommt eher bei jungen Menschen vor." Oft wird eine solche Verengung erst nach dem Schlaganfall bekannt, zu dem es bei Haderthauer zum Glück nicht kam.

Im Fall von Christine Haderthauer betont sie, dass ihre Erkrankung "nichts mit Stress oder Überlastung zu tun gehabt [habe], sondern das kann jedem passieren".

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Mögliche Ursachen für Halsschlagaderverengungen (Karotisstenosen) sind:

  • Arteriosklerose: Ablagerungen von Fett und Kalk in den Gefäßwänden (Plaques) führen zu einer Verengung der Arterien.
  • Dissektion der Halsschlagader: Hierbei kommt es zu einer Aufspaltung der Gefäßwand, wodurch Blut eindringen und ein Blutgerinnsel entstehen kann, das die Arterie verengt oder verschließt. Eine solche Dissektion lag bei Christine Haderthauer vor.
  • Fibromuskuläre Dysplasie: Eine seltene Erkrankung, die zu Wucherungen in den Arterienwänden führt.
  • Entzündliche Gefäßerkrankungen (Vaskulitis): Entzündungen können die Gefäßwände schädigen und zu Verengungen führen.
  • Blutgerinnungsstörungen (Thrombophilie): Erhöhte Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln kann zu Verstopfungen der Halsschlagader führen.

Schlaganfallrisiko und Behandlung

Eine Verengung der Halsschlagader erhöht das Risiko für einen Schlaganfall erheblich. Durch die Verengung kann es zu einer Minderdurchblutung des Gehirns kommen, oder es können sich Blutgerinnsel bilden, die ins Gehirn gelangen und dort ein Gefäß verschließen.

Die Behandlung einer Halsschlagaderverengung zielt darauf ab, das Schlaganfallrisiko zu minimieren. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten:

  • Medikamentöse Therapie: Gerinnungshemmer (wie im Fall von Christine Haderthauer) sollen die Bildung von Blutgerinnseln verhindern. Statine können die Cholesterinwerte senken und so das Fortschreiten der Arteriosklerose verlangsamen.
  • Operation (Thrombektomie): Bei einer Operation wird die Halsschlagader geöffnet und die Ablagerungen entfernt.
  • Stent-Implantation: Ein Stent ist ein kleines Gitterröhrchen, das in die Halsschlagader eingesetzt wird, um sie offen zu halten.

Schlaganfall bei jüngeren Menschen

Obwohl der Schlaganfall typischerweise als eine Erkrankung des höheren Alters gilt, sind auch jüngere Menschen betroffen. Joachim Röther, Chefarzt der Neurologischen Abteilung der Asklepios-Klinik Altona, weist darauf hin, dass jährlich etwa 10.000 Menschen unter 45 Jahren in Deutschland einen Schlaganfall erleiden. Neue Studienergebnisse neuseeländischer Mediziner lassen sogar annehmen, dass die Anzahl jüngerer Schlaganfallpatienten weltweit ansteigt. Die Forscher ermittelten, dass der Anteil der Patienten unter 64 Jahren mittlerweile 31 Prozent ausmacht.

Arndt Rolfs, Neurologe vom Universitätsklinikum Rostock, schränkt jedoch ein, dass die Daten nicht ganz einfach zu interpretieren seien, da in den untersuchten Ländern sehr unterschiedliche Bedingungen bestehen. Er betont, dass die Zunahme von Risikofaktoren wie Diabetes oder Übergewicht unter jungen Menschen auch einen Anstieg von Folgeschäden, zu denen der Schlaganfall gehört, nach sich ziehen könnte.

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Risikofaktoren für Schlaganfall bei Jüngeren

Neben den klassischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Rauchen gibt es bei jüngeren Schlaganfallpatienten einige Besonderheiten:

  • Genetische Faktoren: Genetische Faktoren spielen bei etwa jedem dritten jüngeren Patienten eine Rolle. Erbleiden wie die Stoffwechselkrankheit Morbus Fabry schädigen die Hirngefäße vorzeitig.
  • Herzfehler: Eine offene Herzscheidewand kann dazu führen, dass Blutgerinnsel in die Kopfgefäße gelangen.
  • Dissektionen der Halsgefäße: Wie im Fall von Christine Haderthauer können Dissektionen der Halsgefäße zu Schlaganfällen führen.
  • Drogenkonsum: In den Küstenregionen der USA treten Hirninfarkte bei Jüngeren in zunehmendem Maße als Folge von Drogenkonsum auf.
  • Infektionskrankheiten: In tropischen Ländern resultieren Schlaganfälle vor allem aus Infektionskrankheiten wie Malaria.

Die Bedeutung von Prävention und Früherkennung

Die rechtzeitige Diagnose und Behandlung einer Halsschlagaderverengung können einen Schlaganfall verhindern. Daher ist es wichtig, auf Warnsignale zu achten und bei Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Moderne Kernspintomografie und Ultraschalluntersuchungen haben die Diagnostik stark verbessert.

Auch Präventionsmaßnahmen spielen eine wichtige Rolle. Dazu gehören:

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann das Risiko für Arteriosklerose senken.
  • Regelmäßige Bewegung: Sportliche Aktivität hilft, das Gewicht zu kontrollieren, den Blutdruck zu senken und die Gefäße gesund zu halten.
  • Nichtrauchen: Rauchen schädigt die Gefäße und erhöht das Schlaganfallrisiko.
  • Kontrolle der Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte sollten behandelt werden.

Haderthauers Genesung und ihre Botschaft

Christine Haderthauer betonte nach ihrer Erkrankung, wie wichtig es sei, Krankheit als Teil des Menschseins zu akzeptieren und sich nicht dem Druck der ständigen Selbstoptimierung zu unterwerfen. Sie wirbt für einen Kulturwandel, in dem Krankheit nicht als Schwäche, sondern als menschliche Erfahrung wahrgenommen wird.

Haderthauer selbst musste lernen, ihre körperlichen Grenzen zu akzeptieren und sich die Zeit zu nehmen, die sie zur Genesung brauchte. Sie reduzierte ihre Termine und versagte sich Überstunden.

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