Christine Klein: Forschungsschwerpunkte in der Neurologie

Christine Klein ist eine anerkannte deutsche Neurowissenschaftlerin, deren Forschung sich auf erbliche neurologische Erkrankungen konzentriert. Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt insbesondere auf der Erforschung von erblichen neurologischen Erkrankungen, die zu den seltenen Erkrankungen zählen und etwa vier Millionen Menschen in Deutschland betreffen. Da bei etwa 80 Prozent aller seltenen Erkrankungen eine erbliche Ursache zugrunde liegt und bei ebenso vielen das Nervensystem beteiligt ist, ist ihre Arbeit von großer Bedeutung.

Werdegang und akademische Laufbahn

Christine Klein ist seit 2009 W3-Universitätsprofessorin für Neurologie und Neurogenetik an der Universität zu Lübeck. Zuvor war sie von 2005 bis 2009 W2-Universitätsprofessorin für Neurologie und Neurogenetik an derselben Universität. Ihre akademische Laufbahn umfasst zudem eine Gastprofessur an der University of Toronto, Kanada, von 2004 bis 2015. Im Jahr 2004 erhielt sie die Anerkennung als Fachärztin für Neurologie. Ihre Habilitation im Fach Neurogenetik erfolgte 2001 an der Universität zu Lübeck. Von 1997 bis 1999 forschte sie als Stipendiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Harvard Medical School in Boston, USA. Im Jahr 1995 promovierte sie zum Dr. med.

Forschungsschwerpunkte im Detail

Kleins Forschung erstreckt sich von der Grundlagenforschung bis hin zu translationalen Projekten mit dem Ziel, klinische Behandlungsoptionen zu entwickeln. Ihr Fokus liegt auf seltenen erblichen Störungen, insbesondere dem familiär bedingten Parkinsonsyndrom und anderen Bewegungsstörungen wie Dystonien, die ihren Ursprung in den motorischen Zentren des Gehirns haben.

Ein zentraler Aspekt ihrer Forschung ist die Frage, warum viele Menschen, die Träger einer krankheitsverursachenden genetischen Mutation sind, nicht oder erst in späteren Lebensabschnitten erkranken. Sie konzentriert sich auf die Identifizierung von genetischen, epigenetischen und Umweltfaktoren, die die Penetranz und Expressivität verschiedener neurogenetischer Störungen modifizieren. Dabei setzen die Forscherinnen und Forscher vielfältige Multiomics-Analysen sowie Analysen von Umweltfaktoren ein.

Die Sektion für Neurogenetik, die von Prof. Dr. Klein geleitet wird, beschäftigt sich intensiv mit Bewegungsstörungen und ist Gründungsmitglied des interdisziplinären Zentrums für genetisch bedingte Bewegungsstörungen. Die Besonderheit dieser Sektion liegt in der Vernetzung methodischer Ansätze aus klinischer, epidemiologischer, bildgebender, genetischer und zellbiologischer Forschung.

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Parkinsonsyndrome

Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Erforschung von Parkinsonsyndromen. Die Sektion bietet mehrere Spezialsprechstunden für Patienten an, teils in Zusammenarbeit mit dem Institut für Humangenetik. Kontinuierlich werden Studien zur klinischen Symptomatik von Parkinsonsyndromen durchgeführt. Aktuell läuft eine große Studie (EPIPARK) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialmedizin, die 10.000 Lübecker zu Gesundheit und Lebenszufriedenheit befragt. Ziel ist es, eine repräsentative Kontrollgruppe zu rekrutieren und zu erforschen, wie häufig milde oder fragliche Anzeichen von Parkinsonsyndromen in der Bevölkerung auftreten und wie sich diese entwickeln.

Dystonien

Neben Parkinsonsyndromen widmet sich Christine Klein auch der Erforschung von Dystonien. Auch hier werden kontinuierlich Studien zur klinischen Symptomatik durchgeführt und medizinische Doktorarbeiten betreut.

Genetik und Zellbiologie

Die Sektion verfügt über vier Wissenschaftler mit naturwissenschaftlichem Hintergrund, die sich vollzeitig der genetischen und zellbiologischen Forschung und Lehre widmen. Sie beteiligen sich an der Lehre in medizinischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen und bieten die Betreuung von Masterarbeiten sowie medizinischen und naturwissenschaftlichen Promotionen an. Zudem wird die Durchführung und Auswertung genetischer Diagnostik angeboten.

Engagement in Fachgesellschaften und Stiftungen

Christine Klein engagiert sich aktiv in verschiedenen Fachgesellschaften und Stiftungen. Seit 2023 ist sie Vorsitzende der Europäischen Sektion der International Parkinson and Movement Disorder Society. Von 2019 bis 2020 war sie Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Seit 2015 ist sie Mitglied der Wissenschaftskommission der Else Kröner-Fresenius-Stiftung.

Als Präsidentin der DGN setzte sie sich besonders für die Stärkung der neurologischen Forschung, insbesondere im Bereich der seltenen Erkrankungen, sowie für die Nachwuchsgewinnung ein. Sie forderte bessere Arbeitsbedingungen für junge „Clinician Scientists“ und betonte die Bedeutung seltener neurologischer Erkrankungen neben etablierten Themen wie Schlaganfall oder Multiple Sklerose.

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Weitere Forschungsaktivitäten und Kooperationen

Christine Klein ist auch an der Erforschung von Biomarkern beteiligt. In einer Studie der Universitätsmedizin Halle wurde festgestellt, dass bei Menschen mit schwerer Depression oder Schizophrenie die Konzentration des Synapsen-Proteins „SNAP‑25“ im Nervenwasser reduziert ist. Obwohl SNAP-25 derzeit noch nicht für eine zuverlässige Diagnose eingesetzt werden kann, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Protein-Biomarker zukünftig eine wichtige Rolle bei der Diagnose und Verlaufskontrolle psychiatrischer Erkrankungen spielen könnten.

Die Studie ergab, dass die Analyse der SNAP-25-Konzentrationen im Nervenwasser bei schwerer Depression signifikant niedrigere Werte im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen zeigte. Diese waren unabhängig von einer medikamentösen Behandlung mit Antidepressiva sowie von der Intensität der Depression. Auch bei Schizophrenie war die SNAP-25-Konzentration deutlich reduziert, während bei Menschen mit bipolarer Störung die Werte in einem ähnlichen Bereich wie bei den gesunden Kontrollpersonen lagen.

Um die klinische Bedeutung besser einzuordnen, sind größere multizentrische Studien notwendig. In einem nächsten Schritt soll geprüft werden, ob die Abnahme von SNAP-25 auf eine Herabregulierung zurückzuführen ist und ob dieser Prozess eventuell umkehrbar ist. Zudem wird an der Entwicklung eines minimalinvasiven Bluttests gearbeitet, um die Analyse von SNAP-25 zu vereinfachen.

Die Forschung der Neurologie in Halle untersucht auch Zusammenhänge zwischen synaptischen und Alzheimer-typischen Markern in enger Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universitätsmedizin Halle.

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