Chronische Meningitis: Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung

Eine chronische Meningitis ist eine Entzündung der Hirnhäute, die über einen längeren Zeitraum von mehr als vier Wochen andauert und persistierende Symptome verursacht. Im Gegensatz zur akuten Meningitis, die sich plötzlich entwickelt, verläuft die chronische Meningitis schleichend und kann schwer zu diagnostizieren sein.

Was ist Meningitis?

Meningitis ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, die das zentrale Nervensystem umhüllen. Sie kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, darunter Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten, Autoimmunerkrankungen, Krebs oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Je nach Ursache kann die Meningitis akut oder chronisch verlaufen.

Akute Meningitis

Die akute Meningitis entwickelt sich schnell, oft innerhalb von Stunden oder Tagen, und erfordert eine sofortige medizinische Behandlung, insbesondere wenn sie durch Bakterien verursacht wird. Symptome einer akuten Meningitis können sein:

  • Plötzliche Kopfschmerzen
  • Hohes Fieber
  • Nackensteifigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Verwirrtheit oder Bewusstseinsstörungen

Chronische Meningitis

Die chronische Meningitis hingegen entwickelt sich langsamer und kann über Wochen, Monate oder sogar Jahre andauern. Die Symptome sind oft subtiler und können im Laufe der Zeit variieren, was die Diagnose erschwert.

Ursachen der chronischen Meningitis

Das Ursachenspektrum der chronischen Meningitis ist breit und vielfältig. Es umfasst infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen.

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Infektiöse Ursachen

  • Bakterien: Mycobacterium tuberculosis (tuberkulöse Meningitis), Borrelien (Lyme-Borreliose), Syphilis
  • Pilze: Candida, Aspergillus, Kryptokokken (insbesondere bei immungeschwächten Patienten)
  • Parasiten: Echinokokken, Toxoplasma gondii, Amöben (Naegleria fowleri)
  • Viren: HIV, Herpesviren (selten)

Es ist wichtig zu beachten, dass je nach geografischer Region unterschiedliche Erreger vorherrschen können.

Nicht-infektiöse Ursachen

  • Autoimmunerkrankungen: Sarkoidose, systemischer Lupus erythematodes (SLE), Morbus Wegener, rheumatoide Arthritis
  • Neoplasien: Meningeosis neoplastica (Aussaat von Tumorzellen in die Meningen), Tumoren oder Zysten, die chemische Substanzen in die Zerebrospinalflüssigkeit abgeben
  • Medikamente: Nebenwirkungen bestimmter Medikamente
  • Andere: Parameningeale Infektionen

Autoimmunerkrankungen können per se entzündliche Prozesse an den Meningen hervorrufen und für opportunistische Infektionen prädisponieren. Neoplasien können durch die Aussaat von Tumorzellen zu einer chronischen Meningitis führen. Manche Tumoren oder Zysten geben chemische Substanzen in die Zerebrospinalflüssigkeit ab, die eine inflammatorische Reaktion der Meningen hervorrufen.

Symptome der chronischen Meningitis

Die Symptome einer chronischen Meningitis können vielfältig sein und variieren je nach Ursache und betroffenem Bereich des Nervensystems. Einige häufige Symptome sind:

  • Kopfschmerzen: Stetig zunehmend, oft in Verbindung mit mentalen Veränderungen
  • Abgeschlagenheit
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Fieber
  • Hirnnerven-Dysfunktionen: Hörverlust, Doppelbilder, Augenmuskellähmungen, Gesichtsmuskellähmungen (z.B. Unfähigkeit, die Stirn zu runzeln, die Augenbrauen zu heben oder zu lächeln)
  • Hydrozephalus und erhöhter Hirndruck
  • Krampfanfälle
  • Schlaganfallähnliche Episoden
  • Kranielle Neuropathien oder Radikulopathien
  • Kognitive Veränderungen: Betreffen etwa 40 % der Patienten und können das einzige Krankheitszeichen sein

Im Gegensatz zur akuten Meningitis tritt Nackensteifigkeit bei der chronischen Meningitis selten auf.

Diagnose der chronischen Meningitis

Die Diagnose einer chronischen Meningitis kann eine Herausforderung sein, da die Symptome oft unspezifisch sind und sich langsam entwickeln. Eine gründliche Anamnese, körperliche Untersuchung und neurologische Untersuchung sind entscheidend.

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Anamnese

Der Arzt wird Fragen stellen zu:

  • Vorerkrankungen (z.B. Autoimmunerkrankungen, Krebs, HIV)
  • Medikamenteneinnahme
  • Reiseanamnese (Aufenthalte in Gebieten mit hoher Prävalenz bestimmter Infektionen)
  • Kontakt zu infizierten Personen
  • Impfstatus

Neurologische Untersuchung

Die neurologische Untersuchung umfasst die Abklärung von:

  • Hirnnervenlähmungen
  • Bewusstseinszustand und Vigilanz
  • Meningismus-Prüfung (Brudzinski-Zeichen, Kernig-Zeichen, Lasègue-Zeichen, Jolt accentuation maneuver)

Lumbalpunktion

Die Lumbalpunktion (Entnahme von Rückenmarksflüssigkeit) hat einen sehr großen Stellenwert in der Diagnostik der chronischen Meningitis. Die Zellzahl im Liquor ist fast immer erhöht, meist in Form einer Lymphozyten-prädominanten Pleiozytose. Eine hohe Zahl von Neutrophilen kann auf bestimmte infektiöse Ursachen wie Mycobacterium tuberculosis hinweisen. Eosinophile sind dagegen häufig bei Parasiten oder bestimmten Pilzen vermehrt. Einige infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen (z.B. Sarkoidose, meningeale Metastasen) gehen mit einem erniedrigten Glukosespiegel einher.

Liquorbefunde bei verschiedenen Ursachen der Meningitis:

  • Bakterielle Meningitis: Flüssigkeit trüb bis eitrig, Glucose erniedrigt, Protein erhöht, Laktat deutlich erhöht (> 3,5 mmol/l), Zellzahl erhöht (1.000 bis 6.000), massive Granulozytose (Neutrophilie)
  • Tuberkulöse Meningitis: Flüssigkeit klar - aber mit weiß-gelblichen, schleierartigen Gerinnseln (Spinngewebsgerinnsel), Glucose erniedrigt, Protein erhöht, Laktat erhöht (> 2,5 mmol/l), Zellzahl erhöht (30 bis 500), Lymphozytose, Monozytose, Granulozytose (buntes Bild)
  • Virale Meningitis: Flüssigkeit klar, Glucose normal, Protein normal (evtl. leicht erhöht), Laktat normal, Zellzahl erhöht (10 bis 500), Lymphozytose, evtl. Monozytose

Weitere Untersuchungen

  • Kontrastmittelverstärkte MRT des Kopfes: Zum Ausschluss von strukturellen Anomalien, Tumoren oder Entzündungsherden
  • Check auf Syphilis, HIV und Lyme-Borreliose im Serum
  • CT des Thorax: Zum Ausschluss von Lymphadenopathie, Granulomen oder Neoplasien
  • Tuberkulin-Hauttest
  • Antigen-, serologische und PCR-Tests im Liquor: Zum Nachweis weiterer möglicher Erreger
  • Biopsie des Gehirns und der Meningen: Bei Patienten mit chronischer Meningitis und zunehmender neurologischer Verschlechterung aber uneindeutigen Testergebnissen

Lässt sich mit all dem keine eindeutige Diagnose stellen bzw. der Erreger nicht identifizieren, kann man im Liquor mithilfe von Antigen-, serologischen und PCR-Tests nach weiteren möglichen Erregern fahnden. PCR-Tests auf multiple Organismen, die für akute Meningitiden entwickelt wurden, helfen bei chronischen Verläufen meist weniger. Next Generation Sequencing wird in der Forschung erprobt, ist aber noch nicht anwendungsreif. Bei Patienten mit chronischer Meningitis und zunehmender neurologischer Verschlechterung aber uneindeutigen Testergebnissen kommt eine Biopsie des Gehirns und der Meningen infrage. Allerdings gibt es kaum Daten dazu, in wie vielen Fällen dadurch eine klare Ursache ans Licht kommt. Doch selbst wenn der Erreger nicht eindeutig zu identifizieren ist, kann möglicherweise die Art der histologischen Veränderungen (z.B. granulomatös, vaskulitisch, nekrotisierend etc.) einen Hinweis darauf geben, welche Therapie sinnvoll sein könnte.

Behandlung der chronischen Meningitis

Die Behandlung der chronischen Meningitis richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

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Spezifische Therapie

  • Infektiöse Ursachen:
    • Bakterielle Meningitis: Antibiotika (z.B. Antituberkulotika bei tuberkulöser Meningitis)
    • Pilzinfektionen: Antimykotika
    • Parasiteninfektionen: Antiparasitäre Medikamente
    • Virale Meningitis: Virostatika (in einigen Fällen)
  • Nicht-infektiöse Ursachen:
    • Autoimmunerkrankungen: Immunsuppressiva (z.B. Glukokortikoide, Zytostatika)
    • Neoplasien: Chemotherapie, Strahlentherapie, Operation

Empirische Therapie

Lässt sich trotz aller Bemühungen kein Auslöser festmachen, versucht man typischerweise eine Therapie mit Antituberkulotika, Antimykotika oder Glukokortikoiden. Dabei sollte die Prävalenz der Tuberkulose in der Region beim Abschätzen der Erfolgswahrscheinlichkeit berücksichtigt werden. In einer US-amerikanischen Untersuchung wurde Ende der 1980er Jahre auf diese Weise letztendlich bei 40 % von über 80 Fällen ohne bekannte Ursache eine tuberkulöse Meningitis identifiziert.

Supportive Therapie

Zusätzlich zur spezifischen Therapie können supportive Maßnahmen erforderlich sein, um die Symptome zu lindern und Komplikationen zu vermeiden:

  • Schmerzmittel: Gegen Kopfschmerzen und andere Schmerzen
  • Antiemetika: Gegen Übelkeit und Erbrechen
  • Antikonvulsiva: Gegen Krampfanfälle
  • Kortikosteroide: Zur Reduktion von Entzündungen und Hirndruck
  • Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Neuropsychologie: Zur Behandlung von neurologischen Defiziten und zur Verbesserung der Lebensqualität

Rehabilitation

Insbesondere wenn Sie zur Behandlung bei chronischen Beschwerden durch Enzephalitis und Meningitis bei uns sind, richtet sich Ihre Therapie nach einem ganzheitlichen medizinischen und psychosozialen Konzept. Das bedeutet: Wir behandeln nicht nur Ihre körperlichen Beschwerden. Unsere Ärzte, Therapeuten und Pflegemitarbeiter betrachten Sie als ganzen Menschen. Ihre Therapie berücksichtigt alles, was notwendig ist, damit Sie sich trotz Ihrer Erkrankung wieder möglichst selbstständig in Ihrem familiären und beruflichen Alltag zurechtfinden können. Wichtigstes Ziel der Reha ist es, Ihre Lebensqualität zu verbessern. Ihre Rehabilitation bei entzündlichen Erkrankungen des zentralen Nervensystems umfasst: Einstellung von geeigneten Medikamenten Schulungen zur Einnahme und Handhabung Ihrer Medikamente Therapien, die Beschwerden mildern und Sie dabei unterstützen, mit den Folgen der Erkrankung zurechtzukommen: v.a. Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Neuropsychologie Schulungen zur Gesundheitsvorsorge psychologische Unterstützung, etwa bei der Krankheitsbewältigung (auch für Angehörige) Ein in der Rehabilitation erfahrener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie plant und kontrolliert Ihre Therapie. Wenn möglich binden wir Angehörige eng in die Behandlung ein. Wenn gewünscht, nehmen wir diese mit auf. Vorteile dieses sogenannten Rooming in sind: Patienten fühlen sich in Begleitung ihrer Angehörigen sicherer. Beim Rooming in lernen Angehörige, mit einer möglichen Behinderung umzugehen und arbeiten sich unter der Anleitung von Therapeuten und Pflegekräften in die Versorgung und Pflege ein. Unsere Therapiebausteine Aktivierende und unterstützende Pflege Unsere Pflegemitarbeiter unterstützen aktiv die Therapien. Ihre Angehörigen können unter Anleitung in der Pflege mitarbeiten. So lernen sie, wie sie Ihnen bei Bedarf zu Hause Hilfestellung geben können. Physiotherapie Unsere Physiotherapeuten fördern Ihre Mobilität und Bewegungsfähigkeit. Die krankengymnastische Abteilung arbeitet u.a. nach dem Bobath-Konzept und auf neurophysiologischer Grundlage. Weitere Behandlungsmethoden sind PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation - Förderung des Zusammenspiels zwischen Rezeptoren, Nerven und Muskeln), Basale Stimulation (Aktivierung der Körper- und Sinneswahrnehmung), Brunkow (Methode zur Verbesserung der Haltung und Bewegungen) und e-Technik (Therapie zur Verbesserung von Bewegungsabläufen) sowie Manuelle Therapie. Physikalische Therapie Unsere Therapeuten behandeln gestörte Körperfunktionen gezielt mit physikalischen Mitteln zur Schmerzlinderung: Massagen, Manuelle Lymphdrainage, Elektrotherapie, Inhalation, Thermotherapie, Hydrotherapie und Balneotherapie Ergotherapie Unsere Ergotherapeuten leiten Sie dabei an, Alltagsfunktionen zu üben, damit Sie eine größtmögliche Selbstständigkeit erreichen. Logopädie In der Logopädie versorgen unsere Therapeuten Sie bei Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen sowie bei Lähmungen im Gesichtsbereich. Die Einschränkungen werden mit wissenschaftlich fundierten Maßnahmen und Techniken diagnostiziert und behandelt. Je nach Störungsbild findet die logopädische Therapie in Einzel- und/oder Gruppentherapien statt. Sporttherapie Unsere Sporttherapeuten unterstützen Sie dabei, gestörte körperliche, psychische und soziale Funktionen auszugleichen und zu verbessern. Spezielle Übungen verbessern beispielsweise Beweglichkeit und Koordination. Weitere Ziele sind eine allgemeine körperliche Kräftigung, etwa durch Herz-Kreislauftraining. Neuropsychologie Mit Diagnose- und Therapiekonzepten, die dem aktuellen wissenschaftlichen Stand angepasst sind, behandeln unsere Neuropsychologen: Orientierungsstörungen Aufmerksamkeitsdefizite Gedächtnis- und Lernprobleme Gesichtsfeldausfälle Augenmotilitäts- und Blickmotorikstörungen Störungen der Handlungsplanung Demenz-Syndrome Affektveränderung fehlende oder gestörte Krankheitseinsicht psychisch falsche Verarbeitung der Krankheitsfolgen Darüber hinaus beraten unsere Mitarbeiter bei Bedarf Ihre Angehörigen.

Prognose der chronischen Meningitis

Eine generelle Aussage zur Prognose lässt sich wegen der großen Vielfalt der möglichen Ursachen nicht machen. Es steht zu hoffen, dass Fortschritte in der Diagnostik, zum Beispiel bei der Entwicklung von Antikörpernachweisen für Autoimmunerkrankungen oder beim Next Generation Sequencing, die Rate an eindeutigen Diagnosen erhöhen und damit eine gezielte Therapie erlauben werden.

Vorbeugung

Da die chronische Meningitis viele verschiedene Ursachen haben kann, gibt es keine allgemeingültige Vorbeugungsstrategie. Einige Maßnahmen, die das Risiko einer Meningitis im Allgemeinen reduzieren können, sind:

  • Impfungen: Gegen Meningokokken, Pneumokokken, Haemophilus influenzae Typ B (Hib), Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und FSME (in Risikogebieten)
  • Hygienemaßnahmen: Häufiges Händewaschen, Vermeidung von engem Kontakt mit erkrankten Personen
  • Zeckenschutz: In FSME-Risikogebieten
  • Lebensmittelhygiene: Um Listerien-Infektionen vorzubeugen

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