Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Die Ursachen für Rückenschmerzen sind vielfältig und reichen von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen der Wirbelsäule. Eine chronische Nervenentzündung im Rücken, auch bekannt als Neuritis oder neuropathischer Schmerz, kann eine besonders belastende Ursache für anhaltende Rückenschmerzen darstellen.
Ursachen einer chronischen Nervenentzündung im Rücken
Nervenentzündungen im Rücken können verschiedene Ursachen haben. Zu den häufigsten Auslösern gehören:
- Infektionen: Bakterielle Infektionen, wie beispielsweise Spondylodiszitis oder Spondylitis, können über die Blutbahn in die Wirbelsäule gelangen und dort Entzündungen verursachen. In seltenen Fällen können auch Pilze oder Parasiten eine Entzündung im Rücken verursachen. Meist sind Staphylokokken die Übeltäter. Die Erreger können über bestehende Infektionen, Operationen oder infizierte Einstichstellen in den Körper gelangen und sich dann über die Blutbahn zu den Bandscheiben und Wirbelkörpern ausbreiten.
- Mechanischer Druck: Mechanischer Druck auf einen Nerv, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall, Tumoren oder das Karpaltunnelsyndrom, kann zu einer Entzündung des Nervs führen. Bei einer Spinalkanalstenose können Nerven im Wirbelkanal der Wirbelsäule zusammengedrückt werden.
- Verletzungen: Verletzungen durch Unfälle können Nerven schädigen und Entzündungen hervorrufen.
- Stoffwechselerkrankungen: Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus können Nervenschäden verursachen und somit Nervenentzündungen begünstigen. Überhöhte Zuckerwerte schädigen die Nerven.
- Autoimmunerkrankungen: Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose können Entzündungen im Nervensystem verursachen, die sich auch im Rücken bemerkbar machen können.
- Toxine: Alkohol und bestimmte Medikamente können Nervenschäden verursachen und somit Nervenentzündungen begünstigen. Neurotoxine können tierische, chemische oder pflanzliche Gifte sein, wie sie zum Beispiel in einem giftigen Pilz oder beim Kugelfisch zu finden sind.
- Psychische Faktoren: Angststörungen, Depressionen oder ständiger Stress können körperliche Symptome zur Folge haben. Dann ist die Spannung im Körper erhöht, die Schmerzempfindlichkeit steigt.
Symptome einer chronischen Nervenentzündung im Rücken
Die Symptome einer chronischen Nervenentzündung im Rücken können vielfältig sein und hängen davon ab, welcher Nerv betroffen ist und wie stark die Entzündung ausgeprägt ist. Typische Symptome sind:
- Nervenschmerzen: Nervenschmerzen werden oft als stechend, brennend, elektrisierend oder kribbelnd beschrieben. Sie können spontan auftreten oder durch bestimmte Reize ausgelöst werden.
- Gefühlsstörungen: Betroffene können Gefühlsstörungen wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder ein pelziges Gefühl im Rücken oder in den Beinen verspüren.
- Missempfindungen: Es können Missempfindungen auftreten, bei denen harmlose Berührungen als schmerzhaft empfunden werden (Allodynie).
- Muskelschwäche: In manchen Fällen kann es zu Muskelschwäche oder Lähmungserscheinungen in den Beinen kommen.
- Einschränkungen in der Feinmotorik: Betroffene können Schwierigkeiten haben, feine Bewegungen auszuführen, beispielsweise beim Greifen von Gegenständen.
- Vegetative Störungen: In seltenen Fällen können vegetative Störungen wie Durchblutungsstörungen oder Schweißausbrüche auftreten.
- Rückenschmerzen: Starke Kreuzschmerzen, die oft mit Fieber, Schüttelfrost und einem allgemeinen Krankheitsgefühl einhergehen. Nacht- und Ruheschmerzen treten ebenfalls häufig auf und beeinträchtigen die Schlafqualität teilweise erheblich.
- Ischialgien: Schmerzen im unteren Rücken, die bis in Gesäß und Oberschenkel ziehen - manchmal auch bis in den Unterschenkel.
- Kribbeln und Taubheitsgefühle: Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Beinen oder Lähmungserscheinungen.
- Kauda-Syndrom: In seltenen Fällen Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen, die auf ein ernsthaftes Problem hinweisen, etwa eine Nervenschädigung. Beim sogenannten Kauda-Syndrom kommt es zu Lähmungen oder einer plötzlichen Störung der Blasen- oder Darmfunktion.
Diagnose einer chronischen Nervenentzündung im Rücken
Die Diagnose einer chronischen Nervenentzündung im Rücken umfasst in der Regel folgende Schritte:
- Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich nach seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und eventuellen Risikofaktoren. Hier ist zum Beispiel ein zuvor erstelltes „Schmerztagebuch“ hilfreich.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht den Rücken und die neurologischen Funktionen des Patienten, um die Ursache der Beschwerden einzugrenzen. Dadurch werden die Rückenschmerzen eingegrenzt und die Entzündung lokalisiert, beispielsweise im unteren Rücken.
- Neurologische Untersuchung: Dabei werden verschiedene Überprüfungstests durchgeführt.
- Sinneswahrnehmungen: Dazu zählen beispielsweise Tast-, Hör-, Seh-, Riech- und Geschmackstests.
- Mimik und Augenbewegung: Der Patient soll bestimmte Bewegungen ausführen.
- Motorische Fähigkeiten: Der Mediziner prüft die Motorik, Koordination und Reflexe. Beispiel: Er schlägt mit einem kleinen Reflexhammer vorsichtig auf eine Sehne, woraufhin eine Reaktion in Form einer Muskelkontraktion folgen sollte.
- Sonstige Körperfunktionen: Hier untersucht der Arzt den Herzschlag, die Atmung, Schweißproduktion und Verdauung.
- Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) können eingesetzt werden, um die Wirbelsäule und die umliegenden Strukturen darzustellen und Entzündungen oder andere Veränderungen zu erkennen. Ein CT kann zusätzlich genutzt werden, um die Knochenstruktur genauer zu untersuchen, insbesondere wenn eine operative Behandlung in Betracht gezogen wird. Bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) können Entzündungsherde im zentralen Nervensystem zeigen.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Elektrophysiologische Untersuchungen wie die Elektroneurographie (ENG) oder Elektromyographie (EMG) können eingesetzt werden, um die Funktion der Nerven zu überprüfen und Schädigungen zu erkennen. Um die betroffenen Nervenbahnen zu lokalisieren stehen verschiedene neurologische bzw. physiologische Analyseverfahren im Vordergrund. Neben Blutuntersuchungen, MRT, Neurosonografie kann hierbei vor allem das EMG - eine Methode zur Messung der elektrischen Muskelaktivität - bei der Ursachenforschung helfen. Die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit via Elektroneurographie gehört ebenfalls zu den Untersuchungsmöglichkeiten eines Neurologen.
- Blutuntersuchungen: Mithilfe einer Untersuchung der Blutwerte können die Entzündung an der Wirbelsäule weiter eingegrenzt und spezifische Erreger identifiziert werden. Bei Verdacht auf eine Nervenentzündung mit Nervenschmerzen besteht des Weiteren die Option, das Blut auf Erreger einer Infektion zu untersuchen.
- Liquoruntersuchung: In eher seltenen Fällen wird Liquor (Gehirn- beziehungsweise Rückenmarksflüssigkeit) über eine Lumbalpunktion im Lendenbereich entnommen und im Labor überprüft.
- Quantitativ Sensorischen Testung (QST): Bei der die betroffenen Areale des Patienten auf Wärme, Kälte, Druck, Vibration, Berührung und stumpfe Nadelreize getestet werden. Die Ergebnisse geben schließlich Rückschlüsse auf vorhandene Nervenschädigungen.
Behandlung einer chronischen Nervenentzündung im Rücken
Die Behandlung einer chronischen Nervenentzündung im Rücken richtet sich nach der Ursache der Entzündung und der Schwere der Symptome. Ziel der Behandlung ist es, die Schmerzen zu lindern, die Entzündung zu reduzieren und die Funktion der Nerven wiederherzustellen.
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- Medikamentöse Therapie:
- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) oder Opioide können eingesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern. Mithilfe nicht steroidaler Antirheumatika (NSAID) oder auch Schmerzmitteln wie Opioiden können die akuten Rückenschmerzen aufgrund der Entzündung kontrolliert werden. Bei schweren und akuten Schmerzen kommen rezeptpflichtige Opioide zum Einsatz, die im zentralen Nervensystem wirken. Sie docken an sogenannte Opioid-Rezeptoren an und hindern so die Nervenzellen an der Schmerzweiterleitung.
- Antidepressiva: Antidepressiva können bei Nervenschmerzen eingesetzt werden, da sie die Schmerzwahrnehmung beeinflussen können.
- Antikonvulsiva: Antikonvulsiva, die eigentlich zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden, können ebenfalls bei Nervenschmerzen wirksam sein.
- Kortikosteroide: Bei starken Entzündungen können Kortikosteroide eingesetzt werden, um die Entzündung zu reduzieren.
- Antibiotika: Sind bakterielle Infektionen die Ursache der Entzündung, bilden Antibiotika die Grundlage der Therapie. Sie sind spezifisch auf den Erregertyp abgestimmt, der durch Bluttests identifiziert werden kann.
- Virostatika: Können Erreger wie Viren oder Bakterien für die Entzündung der Nerven verantwortlich gemacht werden - etwa bei einer Gehirnentzündung (Enzephalitis), Masern und Mumps oder Borreliose - erfolgt die Behandlung mit der entsprechenden Medikation. Gegen bakterielle Infektionen verschreiben Mediziner oftmals Antibiotika. Bei einem Virenbefall ist dieses Medikament jedoch wirkungslos, hier kommen antivirale Arzneien (Virostatika) zum Einsatz.
- Biologika oder krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs): Bei chronischen Entzündungen, wie sie bei autoimmunen Erkrankungen der Wirbelsäule (Morbus Bechterew) vorkommen, können Biologika oder krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) eingesetzt werden, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und so die Lebensqualität verbessern können.
- Lokalanästhetika: Von außen können Pflaster oder Salben mit einem Lokalanästhetikum (lokal betäubend wirkendes Mittel) vor allem Schmerzen unmittelbar unter der Haut lindern. Ein häufig enthaltener Wirkstoff ist beispielswiese Lidocain.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Schmerzen zu lindern. Entlastungshaltungen, etwa das Beugen des Oberkörpers oder das Kippen des Beckens, manuelle Therapie, bei der der betroffene Wirbelsäulenabschnitt und die Nervenwurzeln am Übergang zum Kreuzbein gezielt mobilisiert werden. Auch eine Dehnung und Mobilisierung der Gelenke im Hüft-, Becken- und Wirbelsäulenbereich sowie Rumpfübungen gehören dazu. Physiotherapie, bei der gezielte Übungen und Haltungen zur Entlastung der Wirbelsäule erlernt werden, die man dann selbstständig durchführen kann.
- Nervenblockaden: In manchen Fällen können Nervenblockaden eingesetzt werden, um die Schmerzweiterleitung zu unterbrechen.
- Operation: In schweren Fällen, beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose, kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf den Nerv zu beseitigen. In Fällen, bei denen die strukturelle Integrität der Wirbelsäule beeinträchtigt ist oder konservative Therapien mit Antibiotika nicht ausreichen, kann eine chirurgische Intervention in der Wirbelsäulenchirurgie erforderlich sein. Je nach Schwere der Entzündung und betroffenem Abschnitt der Wirbelsäule variieren diesen Eingriffsarten. Minimal-invasive Techniken helfen, den betroffenen Bereich zu entlasten und eine gezielte Antibiotikabehandlung zu ermöglichen. Im Falle einer verletzungs- oder druckbedingten Nervenentzündung, beispielsweise nach einem Unfall oder bei einem Karpaltunnelsyndrom, kann der Mediziner einen chirurgischen Eingriff in Betracht ziehen. Bei einer Operation beseitigt der Arzt die Verengung beziehungsweise die reizende Stelle und schafft Platz für den Nerv, damit dieser nicht weiter belastet wird. Eine Operation ist sofort nötig, wenn die Nerven so stark beeinträchtigt sind, dass Lähmungserscheinungen beispielsweise an den Beinen auftreten oder die Blase oder der Darm nicht mehr richtig funktionieren.
- Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, mit den chronischen Schmerzen umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
- Alternative Therapien: Einige Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit alternativen Therapien wie Akupunktur, Homöopathie oder Yoga.
Vorbeugung einer chronischen Nervenentzündung im Rücken
Es gibt einige Maßnahmen, die helfen können, das Risiko einer chronischen Nervenentzündung im Rücken zu reduzieren:
- Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und wenig Stress kann dazu beitragen, das Nervensystem gesund zu erhalten. Ihre Nerven freuen sich zudem besonders über eine Ernährung mit vielen Vitaminen. Rohkost, Obst sowie Milchprodukte und wenig Fleisch gelten als besonders gut, um einen Vitaminmangel vorzubeugen.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Risikofaktoren wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Übergewicht sollten vermieden werden. Achten Sie zudem darauf, Stress - ob im Job oder in der Freizeit - zu vermeiden und gönnen Sie Ihren Nerven ausreichend Erholung, Ruhe und Schlaf.
- Ergonomie am Arbeitsplatz: Ein ergonomischer Arbeitsplatz kann dazu beitragen, Verspannungen und Fehlbelastungen der Wirbelsäule zu vermeiden.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann dazu beitragen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten. Regelmäßiger Sport dient ebenfalls dazu, Stress abzubauen.
- Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Yoga können helfen, Stress abzubauen und Verspannungen zu lösen.
Leben mit chronischen Rückenschmerzen
Chronische Rückenschmerzen können das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen und eine individuelle Behandlungsstrategie zu entwickeln. Neben der medizinischen Behandlung können auch Selbsthilfemaßnahmen wie regelmäßige Bewegung, Entspannungstechniken und eine positive Lebenseinstellung dazu beitragen, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Die Bedürfnisse der Betroffenen sowie deren individuelle Vorstellungen von einer optimalen Therapie werden dabei in die Entwicklung des Behandlungsplans miteinbezogen. Dabei gibt es ein breites Spektrum an möglichen Verfahren. Dazu gehören beispielsweise Yoga, Entspannungstechniken sowie (tägliche) Eigenübungsprogramme. Des Weiteren kann eine Linderung des Schmerzes mit Medikamenten erfolgen. Auch die sogenannte Neuromodulation kann eine Behandlungsmöglichkeit darstellen. Neben ambulanten Behandlungsmöglichkeiten gibt es auch die Option einer stationären multimodalen Schmerztherapie. Diese wird über eine Dauer von mindestens vierzehn Tagen nach einem individuellen Programm durchgeführt, um zu erreichen, dass Schmerzen den Alltag der Betroffenen nicht mehr so stark beeinflussen.
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