Jährlich werden weltweit Millionen Tonnen Zucker konsumiert, ein erheblicher Teil davon in Form von zuckergesüßten Getränken wie Limonaden und Sportdrinks. Diese Getränke stehen jedoch im Verdacht, dem Gehirn zu schaden. Als kalorienarme Alternative erfreuen sich Diät-Getränke, oft mit Süßstoffen wie Aspartam, Saccharin und Cyclamat, großer Beliebtheit. Doch auch diese sind nicht unumstritten. Studien untersuchen die Auswirkungen sowohl von zuckerhaltigen als auch von zuckerfreien Getränken auf die Gehirnfunktion und das Demenzrisiko.
Zucker, Süßstoffe und das Gehirn: Eine komplexe Beziehung
Dr. Matthew Pase von der Boston University School of Medicine betont, dass ein übermäßiger Zuckerkonsum seit Langem mit Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen wie Übergewicht, Herzkrankheiten und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht wird. Weniger bekannt sind jedoch die langfristigen Auswirkungen von Zucker und Süßstoffen auf das Gehirn.
Um diese Auswirkungen zu untersuchen, nutzten Forscher Daten der Framingham Heart Study (FHS). Eine im Fachmagazin Alzheimer's & Dementia veröffentlichte Studie zeigte, dass regelmäßiger Konsum zuckergesüßter Getränke mit schlechterem Gedächtnis, geringerem Hirnvolumen und einem kleineren Hippocampus einhergeht - alles Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit. Der Hippocampus spielt eine zentrale Rolle für das Erinnerungsvermögen und Lernprozesse.
Eine weitere Studie deutete darauf hin, dass der tägliche Konsum von Diätgetränken das Risiko für Schlaganfall oder Demenz verdreifachen könnte. Diese Ergebnisse überraschten die Forscher, da frühere Studien bereits einen Zusammenhang zwischen Diätgetränken und einem erhöhten Schlaganfallrisiko nahelegten.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Studien mögliche Risikofaktoren wie Alter, Rauchen und Ernährung berücksichtigen. Allerdings konnten nicht alle Faktoren, wie beispielsweise die Entwicklung von Diabetes während der Studiendauer, vollständig erfasst werden. Diabetes stellt an sich bereits ein Demenzrisiko dar, und Diabetiker greifen oft zu Diätgetränken. Dennoch sind die Ergebnisse signifikant genug, um den Diabetes-Zusammenhang nicht als alleinige Erklärung zuzulassen.
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Die Rolle der Süßstoffe: Beeinflussung der Darmflora?
Eine mögliche Erklärung für die negativen Auswirkungen von Süßstoffen könnte in der Veränderung der Darmflora liegen. Eine gestörte Darmflora kann über die Darm-Hirn-Achse die Gesundheit des Gehirns beeinträchtigen und das Risiko für ADHS, Depressionen, Autismus und Demenz erhöhen.
Eine groß angelegte Studie aus Brasilien untersuchte über einen Zeitraum von acht Jahren mehr als 12.000 Erwachsene und fand heraus, dass Süßstoffe mit einem beschleunigten kognitiven Abbau verbunden sein könnten. Die Studie konzentrierte sich auf sieben künstliche Süßstoffe, die häufig in Light- und Zero-Getränken enthalten sind: Aspartam, Saccharin, Acesulfam-K, Erythrit, Xylit, Sorbit und Tagatose.
Diejenigen, die die höchsten Mengen an Süßstoffen konsumierten (durchschnittlich eine Dose Diät-Limo pro Tag), zeigten einen um 62 Prozent schnelleren Rückgang der Denk- und Gedächtnisleistung als Personen mit geringerer Süßstoffaufnahme. Dies entsprach einer vorzeitigen Alterung des Gehirns von etwa 1,6 Jahren. Besonders betroffen waren Personen unter 60 Jahren, bei denen vor allem die sprachliche Ausdrucksfähigkeit und das Gedächtnis schneller nachließen.
Studienautorin Claudia Kimie Suemoto von der Universität São Paulo wies darauf hin, dass kalorienarme und -freie Süßstoffe oft als gesunde Alternative zu Zucker angesehen werden, die Ergebnisse jedoch darauf hindeuten, dass bestimmte Süßstoffe im Laufe der Zeit negative Auswirkungen auf die Gehirngesundheit haben könnten.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass Aspartam, ein weit verbreitetes synthetisches Süßungsmittel, aufgrund der Zunahme von Fettleibigkeit und Diabetes häufig in Diät- und Light-Produkten als Zuckerersatz eingesetzt wird. Studienautorin Heike Grimm von der SRH Hochschule warnt, dass dies einen Risikofaktor für die Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer darstellen könnte.
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Die Perspektive der Experten: Was ist wirklich dran an den Risiken?
Prof. Dr. Nicolai Worm, Diplom-Oecotrophologe, betont, dass zuckerhaltige Getränke bei hohem Konsum zu Übergewicht, Typ-2-Diabetes, Fettleber und dem metabolischen Syndrom beitragen können. Zero-Getränke, die Zucker durch Süßstoffe oder Zuckeraustauschstoffe ersetzen, können kurzfristig bei der Kalorienreduktion helfen, gehören aber zu den ultrahoch verarbeiteten Lebensmitteln, die aufgrund ihrer künstlichen Zusätze als gesundheitsgefährdend eingeschätzt werden.
Langzeitbeobachtungsstudien, die auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hirninfarkte, Krebs, Alzheimer und Demenz durch süßstoffgesüßte Getränke hindeuten, werden aufgrund methodischer Schwächen oft kritisiert. Das Risiko für diese Erkrankungen könnte auch durch andere Verhaltensweisen der Testpersonen bedingt sein.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die in zuckerfreien Getränken verwendeten Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe toxikologisch geprüft und als grundsätzlich sicher eingestuft, solange die vorgegebenen Obergrenzen eingehalten werden.
Aspartam, das in Cola Light verwendet wird, sorgt aufgrund von Tierversuchen mit hoher Dosierung, die einen krebserregenden Effekt vermuten ließen, für Kontroversen. Die Übertragbarkeit auf den Menschen wurde jedoch nie hinreichend bestätigt, weshalb der Stoff bei Einhaltung der Dosierung als unbedenklich gilt. Cola Zero enthält sogar noch weitere Süßstoffe wie Cyclamat, Acesulfam K und Steviolglycoside, um die Dosis jedes einzelnen Süßstoffes zu reduzieren und einen ausgewogeneren Geschmack zu erzielen.
Bei gelegentlichem Verzehr ist somit kein belegtes Gesundheitsrisiko abzuleiten. Erst bei einer hohen Dosierung und einem regelmäßigen Konsum von mehreren zuckerfreien Getränken pro Tag können die Süßstoffe einen chronischen Einfluss auf die Darmbakterien und die Blutfette haben.
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Hochverarbeitete Lebensmittel und das erhöhte Sterberisiko
Eine groß angelegte Langzeitstudie aus den USA hat ergeben, dass der Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln noch viel ungesünder ist als bisher vermutet und sogar das Sterberisiko erhöhen kann. Neben Tiefkühlpizza, raffinierten Getreideprodukten und stark verarbeitetem Fleisch stehen vor allem zuckerhaltige Softdrinks und Light- bzw. Zero-Getränke im Fokus der Studie.
Das National Cancer Institute in den USA dokumentierte fast 30 Jahre lang die Essgewohnheiten von über 500.000 Menschen und kam zu dem Ergebnis, dass ein erhöhter Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln die Lebenserwartung negativ beeinflusst. Bei Frauen sank sie um 14, bei Männern sogar um 15 Prozent.
Produkte wie Chicken-Nuggets, Hamburger oder Hotdogs, die viel verarbeitetes Fleisch enthalten, werden mit Darm- und Magenkrebs, Herzerkrankungen, Diabetes und einem frühzeitigen Tod in Verbindung gebracht. Junge Menschen und Übergewichtige neigen besonders dazu, hochverarbeitete Lebensmittel zu konsumieren und gehören damit zu einer Hochrisikogruppe.
Was bedeutet das für den Konsumenten?
Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass sowohl zuckerhaltige als auch süßstoffhaltige Getränke mit Vorsicht zu genießen sind. Ein übermäßiger Konsum kann negative Auswirkungen auf die Gehirnfunktion und das allgemeine Wohlbefinden haben.
Es gibt keinen wirklichen Grund, gezuckerte Getränke zu trinken, und auch Diätgetränke stellen keine uneingeschränkt empfehlenswerte Alternative dar. Eine Reduzierung des Konsums von sowohl zuckerhaltigen als auch süßstoffhaltigen Getränken kann das Risiko für Schlaganfall, Demenz und viele andere chronische Erkrankungen verringern.
Eine Alternative könnte selbstgemachtes Vitaminwasser sein. Zur Prävention von Demenzen und Alzheimer können neben einer süßstofffreien und zuckerarmen Ernährung auch ausgewählte Heilpflanzen wie Brahmi (Kleines Fettblatt) eingesetzt werden, die antioxidative, entzündungshemmende sowie leber- und herzschützende Wirkungen haben.
Es ist ratsam, den Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln insgesamt zu reduzieren und stattdessen auf eine ausgewogene Ernährung mit frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln zu achten.