Cola Zero und das Demenzrisiko: Was steckt hinter den Behauptungen?

In den letzten Jahren sind Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von künstlichen Süßstoffen, die in Cola Zero und ähnlichen Diätgetränken enthalten sind, auf die kognitive Gesundheit aufgekommen. Einige Studien deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Konsum dieser Süßstoffe und einem erhöhten Risiko für Demenz und Schlaganfall hin. Dieser Artikel untersucht die verfügbaren Informationen und Studienergebnisse, um ein umfassendes Bild der potenziellen Risiken und Vorteile von Cola Zero und anderen mit künstlichen Süßstoffen gesüßten Getränken zu zeichnen.

Die Rolle von Süßstoffen in Light-Getränken

Um Figurbewusste als Kunden zu ködern, setzen die Hersteller verstärkt neue Süßstoffe und Zuckerersatzstoffe ein. Zu den etablierten Süßstoffen wie Saccharin oder Natriumcyclamat, die bereits im ersten Weltkrieg verwendet wurden, sind einige neue wie Acesulfam, Aspartam, Sucralose oder Stevia dazugekommen. Diese Süßstoffe zeichnen sich durch eine hohe Süßkraft aus, sodass davon nur sehr kleine Mengen zum Süßen benötigt werden. Daneben gibt es die sogenannten Zuckeraustauschstoffe, hauptsächlich chemisch hergestellte Zuckeralkohole, die keinen (z.B. Erythrit) oder einen geringeren Brennwert als normaler Zucker (z.B. Sorbit, Isomalt) hätten. Erythrit ist als Lebensmittelzusatzstoff mit der Nummer E968 gekennzeichnet. „Der Vorteil von Erythrit besteht darin, dass er vom Körper nicht verwertet, sondern direkt wieder ausgeschieden wird“, berichtet der Ernährungsmediziner. Ob hohe Konzentrationen von Erythrit im Blut schaden können, müsse noch wissenschaftlich untersucht werden. Allerdings gebe es bereits erste Beobachtungsstudien zu Softdrinks mit Süßstoffen, nach denen es einen Zusammenhang zwischen einem regelmäßigen Konsum und einem erhöhten Schlaganfallrisiko geben könnte. Eine neue Studie weist darauf hin, dass Erythrit ebenfalls Thrombosen fördern könnte.

Studienergebnisse zum Süßstoffkonsum und kognitiven Beeinträchtigungen

Mehrere Studien haben die Auswirkungen von Süßstoffkonsum auf die kognitive Funktion untersucht. Eine brasilianische Studie mit 12.772 Erwachsenen ergab, dass ein höherer Konsum von Zuckerersatzstoffen mit einem schnelleren Rückgang der Denk- und Gedächtnisleistung verbunden war. Die Studienteilnehmer wurden anhand ihres Süßstoffkonsums in drei Gruppen eingeteilt: niedrig (durchschnittlich 20 Milligramm pro Tag) bis hoch (191 Milligramm pro Tag). Diejenigen mit dem höchsten Konsum zeigten einen um 62 Prozent schnelleren Rückgang der kognitiven Fähigkeiten im Vergleich zu denen mit dem niedrigsten Konsum, was einer Alterung von etwa 1,6 Jahren entspricht. Insbesondere bei Personen unter 60 Jahren war ein schnellerer Rückgang der verbalen Ausdrucksfähigkeit und der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten zu beobachten.

Eine weitere Studie der Boston University School of Medicine wertete Daten der Framingham Heart Study mit mehr als 5000 Probanden aus und konzentrierte sich auf den täglichen Konsum von zuckerhaltigen Getränken und Diät-Getränken. Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl zuckerhaltige als auch Diät-Getränke das Risiko erhöhen können, an Alzheimer zu erkranken. Während zuckergesüßte Softdrinks vor allem das Gedächtnis und das Gesamthirnvolumen beeinträchtigen, erhöhen Menschen, die lieber zu Diät-Limos greifen, zusätzlich ihre Anfälligkeit für einen Schlaganfall. Insgesamt sind sie sogar circa dreimal stärker gefährdet als Menschen, die deutlich seltener Softdrinks trinken.

Einschränkungen und Interpretationen der Studienergebnisse

Es ist wichtig zu beachten, dass viele dieser Studien Beobachtungsstudien sind, die lediglich einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Süßstoffen und kognitiven Beeinträchtigungen aufzeigen. Sie beweisen keine absolute Ursache-Wirkungs-Beziehung. Andere Faktoren, wie z. B. Vorerkrankungen, Lebensstil und genetische Veranlagung, können ebenfalls eine Rolle spielen.

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Einige Forscher weisen darauf hin, dass die Studienteilnehmer möglicherweise bereits vorbelastet waren, beispielsweise durch Fettleibigkeit oder Rauchen, was ihr Risiko für Demenz oder Schlaganfall erhöht haben könnte. Es ist auch möglich, dass Personen, die zu Diätgetränken greifen, dies tun, weil sie bereits gesundheitliche Probleme haben oder versuchen, ihr Gewicht zu kontrollieren, was wiederum ihre kognitive Gesundheit beeinflussen könnte.

Die Rolle von Zucker und die Suche nach Alternativen

Wegen ihres hohen Zuckergehalts gehören vor allem Softdrinks und unverdünnte Fruchtsäfte zu den weit verbreiteten Dickmachern. Wer regelmäßig zu viel davon trinkt, riskiert krankhaftes Übergewicht (Adipositas), Diabetes und in der Folge potenziell tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Um die flüssigen Kalorien zu meiden, greifen viele Verbraucher zu sogenannten Diät- oder Light-Getränken mit Zuckerersatzstoffen.

Hier gilt eher die Weisheit: Die Dosis macht das Gift! Und davon ist in Softdrinks und Säften reichlich vorhanden. So enthält ein Liter Cola ca. 110 Gramm Zucker. Zum Vergleich: Die Fachgesellschaften für Ernährung raten dazu, dass man nur etwa zehn Prozent seiner Gesamtenergiemenge in Form von Zucker konsumieren sollte. „Das wären bei einem durchschnittlichen Erwachsenen nicht mehr als 50 Gramm am Tag“, rechnet Prof. Hauner vor. „Doch gerade bei vielen Kindern und Jugendlichen liegt der Anteil bei 15 bis 20 Prozent oder sogar noch darüber. Hier herrscht massiver Handlungsbedarf.“

Deutschland zählt zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an zuckergesüßten Getränken. Zu viel Zucker schädigt nicht nur die Zähne und ist ein wesentlicher Risikofaktor für Übergewicht und Typ-2-Diabetes.

Die potenziellen Vorteile von Light-Getränken im Vergleich zu zuckerhaltigen Getränken

Light-Getränke können eine Alternative für Menschen sein, die ihren Zuckerkonsum reduzieren möchten. Sie enthalten in der Regel weniger Kalorien und können daher bei der Gewichtskontrolle helfen. Allerdings ist es wichtig, sich der potenziellen Risiken von Süßstoffen bewusst zu sein und Light-Getränke in Maßen zu konsumieren.

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Aspartam im Fokus: Kritik und Kontroversen

Aspartam ist ein beliebtes synthetisches Süßungsmittel, wegen der weltweiten Zunahme von Fettleibigkeit und Diabetes-Erkrankungen wird es häufig in Diät- und Light-Produkten als Zuckerersatz eingesetzt. Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte Aspartam 2023 auf Grundlage einer umfassenden Überprüfung aller vorliegenden Studien als potenziell krebserregend eingestuft. Der gemeinsame Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) von WHO und Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) stellte zur gleichen Zeit zwar fest, dass bei aktuellen Konsumgewohnheiten kein Risiko von Aspartam ausgehe.

foodwatch kritisiert jedoch, dass sich der JECFA bei dieser Risikobewertung hauptsächlich auf eine einzelne Studie aus dem Jahr 1981 beziehe - die der weltgrößte Aspartam-Hersteller selbst durchgeführt hat. Eine Analyse der Verbraucherorganisation zeigt: Fast drei Viertel der als verlässlich befundenen Studien wurden von Aspartam-Herstellern selbst durchgeführt oder ihre Autor:innen gaben Verbindungen zur Industrie an.

Die EU-weite Zulassung von Zusatzstoffen und das Vorsorgeprinzip

Welche Zusatzstoffe Lebensmittelhersteller einsetzen dürfen, regelt ein EU-weites Zulassungsverfahren. Theoretisch muss die EU mit dem Verfahren sicherstellen, dass die Gesundheit der Verbraucher:innen ausreichend geschützt ist. So habe die EFSA 2013 bei der Risikobewertung von Aspartam alle 73 Studien, die auf mögliche Risiken des Süßstoffs hinwiesen, als unzuverlässig eingestuft. Dagegen sei der Großteil der 81 Studien, die keinen Zusammenhang zu gesundheitlichen Schäden sahen, als verlässlich angesehen worden. Offenbar wurde hier mit zweierlei Maß gemessen, kritisierte foodwatch.

Weitere potenzielle Auswirkungen von Süßstoffen auf die Gesundheit

Neben den potenziellen Auswirkungen auf die kognitive Funktion gibt es auch Bedenken hinsichtlich anderer gesundheitlicher Auswirkungen von Süßstoffen. Einige Studien deuten darauf hin, dass Süßstoffe die Darmflora schädigen oder die Insulinresistenz fördern können.

Zuckeraustauschstoffe wie Sorbitol, Xylitol, Maltitol können ab einer bestimmten Verzehrmenge Durchfall mit Übelkeit, Blähungen und Bauchkrämpfen führen. Während es von den meisten Zuckeraustauschstoffen eine bestimmte Höchstmenge gibt, von der man weiß, dass ein Überschreiten bei den meisten Menschen zu Durchfall führt, ist Xylitol die einzige Ausnahme: Der menschliche Organismus kann sich langsam an steigende Xylitolmengen gewöhnen. Bei Sorbitol und anderen Zuckeraustauschstoffen ist dies aber nicht möglich. Die Frage nach dem Verzehr von Light-Getränken und -Süßigkeiten, Diätprodukten oder Kaugummi ist bei der Beratung eines Durchfallpatienten also immer angebracht.

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Hausmittel und Maßnahmen bei Durchfall

Um schneller beschwerdefrei zu werden, kann zunächst auf die gängigen Hausmittel zurückgegriffen werden: Ein geriebener Apfel enthält Pektin, welches Wasser im Darm bindet und den Durchfall lindern kann. Auch Bananen sind gut geeignet: Sie enthalten Kalium und haben eine stopfende Wirkung. Generell sollte bei einem bestehenden Durchfall immer auf eine Darm-schonende Ernährung geachtet werden. Bei anhaltendem Beschwerdebild oder einhergehend mit hohem Fieber, starken Schmerzen oder Blut und Schleim im Stuhl sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Empfehlungen für den Konsum von Cola Zero und anderen Light-Getränken

Angesichts der widersprüchlichen Studienergebnisse und der anhaltenden Kontroversen um Süßstoffe ist es ratsam, den Konsum von Cola Zero und anderen Light-Getränken in Maßen zu halten. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass diese Getränke keine gesunde Alternative zu Wasser oder ungesüßten Getränken sind.

Prof. Dr. Hans Hauner, Leiter des Instituts für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar, und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung, rät zu Zurückhaltung bei diesen Produkten. „Für eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung brauchen wir den Zuckergeschmack nicht. Eindeutig sind dagegen die Erkenntnisse über Zucker. „Menschen, die zu viel Zucker zu sich nehmen, haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, sagt Prof. Hauner, schränkt aber zugleich ein: „Zucker ist kein Gift und in moderaten Mengen nicht schädlich. Wer sich mal ein Stück Kuchen gönnt, muss sich keine Gedanken machen.“

Alternativen zu zuckerhaltigen und mit Süßstoff versetzten Getränken

Wer partout nicht auf Fruchtsäfte verzichten will, der solle diese wenigstens verdünnen, so Prof. Hauner. Leitungswasser lasse sich beispielsweise mit frischen, kleingeschnittenen Früchten wie Zitronen oder Orangen zu abwechslungsreichen Geschmacksvarianten aufpeppen. „Man kann sie morgens mit ein paar einfachen Handgriffen zubereiten und für ein, zwei Stunden in den Kühlschrank stellen. Dadurch nimmt das Wasser die Aromastoffe der Früchte besser auf, und man hat den ganzen Tag über ein leckeres Getränk zur Verfügung. Wer es spritzig mag, der kann einen Soda-Sprudler nutzen, um Kohlensäure je nach Gusto zuzusetzen“, empfiehlt Prof. Hauner. Eine Alternative könnte jedoch auch selbstgemachtes sog. Vitaminwasser sein.

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