Colitis ulcerosa: Ursachen, Symptome, Behandlung und Krämpfe

Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die neben Morbus Crohn am häufigsten auftritt. Etwa 170.000 Menschen in Deutschland sind betroffen. Die Erkrankung ist durch eine Entzündung des Dickdarms gekennzeichnet und äußert sich vor allem durch Bauchschmerzen und Durchfall. Colitis ulcerosa verläuft häufig in Schüben, wobei sich Phasen mit und ohne Beschwerden abwechseln. Besonders häufig beginnt die Erkrankung zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr, wobei Männer und Frauen etwa gleich häufig erkranken.

Colitis ulcerosa kann das Leben auf vielfältige Weise belasten und ist eine fortschreitende Erkrankung. Unbehandelt kann die anhaltende Entzündung zu einer bleibenden Schädigung des Darms führen. Es gibt heute jedoch eine Auswahl an Therapiemöglichkeiten, mit denen Colitis ulcerosa wirksam und anhaltend behandelt werden kann.

Was passiert im Darm bei Colitis ulcerosa?

Colitis ulcerosa betrifft den Dickdarm und damit einen Teil des Verdauungstrakts. Der Darm hat wichtige Aufgaben, z. B. die Aufnahme von Nährstoffen sowie die Regulation des Flüssigkeitshaushalts. Die Darmschleimhaut dient zudem als Barriere gegen Krankheitserreger. Die Entzündung bei Colitis ulcerosa beginnt im Enddarm und breitet sich von dort weiter im Dickdarm aus. Entzündet ist in der Regel die Darmschleimhaut, also die obere Darmwandschicht. In der Darmschleimhaut entstehen Entzündungen und eitrige Geschwüre, die zu Bauchschmerzen und blutigen Durchfällen führen können.

Ursachen von Colitis ulcerosa

Die genaue Ursache für Colitis ulcerosa ist bislang nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es unterschiedliche Faktoren sind, die bei der Entstehung eine Rolle spielen. Dazu zählen eine erbliche Veranlagung, Umwelteinflüsse und eine veränderte Darmbarriere.

Erbliche Veranlagung

Es gibt eine genetische Veranlagung für Colitis ulcerosa. Haben andere Familienmitglieder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, ist die Wahrscheinlichkeit, selbst zu erkranken, erhöht. Vererbt wird jedoch nur die Veranlagung, nicht die Colitis ulcerosa selbst. Wenn du eine verwandte Person ersten Grades mit einer Colitis ulcerosa hast, ist dein Risiko zwischen 10 bis 15 Mal höher, selbst eine Colitis ulcerosa zu entwickeln.

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Umwelteinflüsse

Es gibt äußere Faktoren, sogenannte Umwelteinflüsse, die das Auftreten von Colitis ulcerosa begünstigen können. Dazu zählen etwa Infekte, bestimmte Nahrungsbestandteile oder der Lebensstil. Aktuelle Studienergebnisse bestätigen die Annahme, dass fettreiches Essen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa begünstigt.

Veränderte Darmbarriere und Immunsystem

Die Darmschleimhaut hat eine wichtige Schutzfunktion. Sie stellt für Bakterien und andere Stoffe im Darm ein unüberwindbares Hindernis dar. Bei Menschen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa ist diese Barriere geschwächt. Bakterien und Nahrungsbestandteile können dadurch in die Darmwand und somit in den Körper vordringen. Das Immunsystem wird alarmiert und reagiert mit einer Entzündung.

Bei Colitis ulcerosa kommt es u. a. durch die gestörte Barriere der Darmschleimhaut zu einer Fehlsteuerung der körpereigenen Abwehr. Sie reagiert auf Darmbakterien und andere Stoffe, die eigentlich toleriert werden. Immunzellen produzieren verstärkt entzündungsfördernde Botenstoffe. Diese docken an Bindungsstellen von bestimmten Zellen an und lösen ein Signal in diesen Zellen aus, noch mehr Botenstoffe auszuschütten. Eine Entzündung entsteht und wird immer weiter vorangetrieben, sie wird chronisch.

Die Darmschleimhaut ist bei CED durchlässig bzw. undicht, wodurch Bakterien aus dem Darm leichter durch diese Barriere treten können und eine Immunreaktion auslösen.

Symptome von Colitis ulcerosa

Erste Anzeichen von Colitis ulcerosa sind oft Schleim oder Blut im Stuhl, häufiger Stuhldrang oder leichte Bauchschmerzen. Die Erkrankung beginnt meist schleichend. Die Symptome können auch einzeln auftreten. Bei fortschreitender Erkrankung verstärken sich die Beschwerden in der Regel. Die Colitis ulcerosa verläuft schubartig, beginnt im Enddarm und befällt ausschließlich den Dickdarm.

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Typische Beschwerden

  • Anhaltender Durchfall, oft mit Blut oder Schleim vermischt
  • Krampfartige Bauchschmerzen, häufig im linken Unterbauch, die oft mit der Stuhlentleerung verbunden sind
  • Blutungen aus dem After sowie Blutarmut (Anämie) als Folge der Blutungen
  • Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl, insbesondere wenn die Colitis ulcerosa schwer ausgeprägt ist
  • Ständiger Stuhldrang, oft schmerzhaft und auch nachts vorkommend
  • Gewichtsverlust, da Nährstoffe wegen des Durchfalls nur unzureichend vom Körper aufgenommen werden können und die Nahrungsaufnahme durch Appetitlosigkeit oder Übelkeit schwerfällt
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit (Fatigue)

Akutphasen zeichnen sich vor allem durch besonders häufige Durchfälle aus, die oft von Blut- und Schleimabsonderungen begleitet werden. Dies kann zu Flüssigkeitsmangel und Blutarmut führen. Der häufige Stuhlgang ist für die Betroffenen eine große Belastung und Einschränkung ihres beruflichen und sozialen Lebens. In fortgeschrittenen Stadien können sogar Lähmungen des Dickdarms auftreten.

Extraintestinale Manifestationen

Colitis ulcerosa kann mit Begleiterkrankungen z. B. der Haut, der Augen oder der Gelenke einhergehen. Der Fachbegriff dafür ist „extraintestinale Manifestation“ (EIM), d. h. außerhalb des Darms auftretende Beschwerden.

Im Rahmen der Colitis ulcerosa kann es zu Manifestationen kommen, die auch andere Organe im Körper betreffen:

  • Mund: Entzündungen der Mundschleimhaut oder weißlich-rötliche, entzündete Stellen im Mund
  • Haut: Knotenrose mit rötlichen Knötchen an den Beinen (Erythema nodosum) oder eitrige Geschwüre (Pyoderma gangraenosum)
  • Augen: Entzündungen der Bindehaut oder der Regenbogenhaut
  • Gelenke: Gelenkentzündungen mit Schwellungen und Schmerzen
  • Gallengänge: Entzündung der Gallengänge (primär sklerosierende Cholangitis) oder Gallenblasensteine
  • Blut: Der Blutverlust durch häufige, leicht blutige Durchfälle kann zum Eisenmangel und damit zu einer der häufigsten extraintestinalen Manifestationen bei der Colitis ulcerosa führen - der Blutarmut.

Schmerzen bei Colitis ulcerosa

Gleich nach Durchfall belegen Schmerzen Platz 2 der häufigsten Beschwerden bei Colitis ulcerosa. Dabei hat der Schmerz ganz unterschiedliche Gesichter: dumpf, stechend, krampfartig, episodenhaft oder dauerhaft. Bei Colitis ulcerosa melden sich Bauchschmerzen häufig im linken Unterbauch - häufig zusammen mit oder auch nach dem Stuhlgang. Schmerzen kommen bei Colitis ulcerosa aber nicht nur im Darm vor. Auch Gelenke oder Muskeln können wehtun. Zu Rückenschmerzen oder Magenschmerzen kann es bei Colitis ulcerosa ebenfalls kommen.

Im Zusammenhang mit der Entzündung bei Colitis ulcerosa werden bestimmte Botenstoffe freigesetzt. Diese geben ein Signal an die feinen Nervenenden, die Schmerzantennen, im Körper. Es werden weitere Stoffe, sogenannte Schmerzmediatoren, ausgeschüttet. Diese machen die Schmerzantennen noch empfindlicher. Das Signal wird über Nervenstränge an das Rückenmark und dann ans Gehirn weitergeleitet.

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Diagnose von Colitis ulcerosa

Im ersten Schritt werden nach der Anamnese und körperlichen Untersuchung eine Blut- und Stuhlprobe entnommen. Die Blutuntersuchung gibt Aufschluss über den Entzündungsmarker, kurz CRP, sowie eine eventuelle Blutarmut. Zudem lässt sich ein möglicher Eisenmangel nachweisen. Ob die Beschwerden durch einen bakteriellen Infekt ausgelöst werden, lässt sich durch die Stuhlprobe feststellen.

Mithilfe modernster Ultraschallgeräte können Ärzte entzündliche Veränderungen der Darmschleimhaut erkennen. Die für eine Colitis ulcerosa typischen weißen Beläge und Geschwüre lassen sich sehr gut mit einer Darmspiegelung nachweisen. Gleichzeitig können dabei Gewebeproben entnommen werden, die der Unterscheidung zwischen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn dienen.

Um eine Colitis ulcerosa zu diagnostizieren, werden verschiedene Untersuchungsmethoden herangezogen. In der Regel müssen Ärzt:innen verschiedene Untersuchungen durchführen, bis die Diagnose einer Colitis ulcerosa feststeht

Krankheitsgeschichte & körperliche Untersuchung

Stellst du dich das erste Mal bei deiner Ärztin/deinem Arzt wegen des Verdachts auf eine Colitis ulcerosa vor, werden dir neben der körperlichen Untersuchung einige Fragen zu deinen Symptomen sowie deinem Lebensstil, z. B. der Ernährung oder der Medikamenteneinnahme, gestellt.

Stuhluntersuchung

Zusätzlich kann mit der Stuhlprobe ein bestimmter Entzündungswert bestimmt werden, nämlich das Calprotectin. Dabei handelt es sich um einen Stoff, den Entzündungszellen in den Darm abgeben, nachdem sie sich in der Darmwand angesiedelt haben und abgestorben sind. Der Wert gibt das Ausmaß der Darmentzündung an. Der Calprotectin-Wert ist bei Menschen mit einer CED höher als bei gesunden Personen. Auch andere Darmerkrankungen, wie das Reizdarmsyndrom, können damit ausgeschlossen werden. Der Nachweis eines hohen Calprotectin-Wertes im Stuhl ist bei leichten Verläufen der Colitis ulcerosa besonders wichtig, weil in diesem Fall die Konzentration des klassischen Entzündungswerts CRP (s. u.) im Blut völlig normal sein kann.

Labor- und Blutuntersuchung

Im Labor kann dein Blut auf bestimmte Entzündungswerte, z. B. das C-reaktive Protein (CRP) untersucht werden. Dieser Wert zeigt an, ob sich ein Entzündungsherd in deinem Körper befindet - er kann allerdings nicht anzeigen, ob es sich um eine Colitis ulcerosa handelt. Über die Blutuntersuchung kann außerdem ermittelt werden, ob ein Mangel an Nährstoffen, Mineralstoffen oder Spurenelementen vorliegt, z. B. ein Eisenmangel - oder ein Mangel an roten Blutkörperchen und/oder rotem Blutfarbstoff (Anämie).

Bildgebung

Für die Diagnose können weitere, sogenannte bildgebende Verfahren herangezogen werden. Diese diagnostischen Methoden ermöglichen es, das Innere des Körpers oder speziell des Darms sichtbar zu machen.

  • Ultraschall (Sonografie): Eine Darmentzündung kann mit Hilfe des Ultraschalls gut dargestellt werden. Nur mit dem Ultraschall ist es außerdem möglich, die Darmbewegung in Echtzeit zu sehen sowie die einzelnen Darmwandschichten abzubilden. In der Praxis kann diese Methode schnell und ohne große Vorbereitungen eingesetzt werden.
  • Darmspiegelung (Koloskopie): Bei der Erstdiagnose wird häufig auch eine Darmspiegelung durchgeführt. Die Darmspiegelung ermöglicht es, die genaue Ausbreitung der Entzündung im Darm zu erfassen. Die Darmspiegelung bietet zudem den Vorteil, dass gleichzeitig Gewebeproben entnommen werden können. Hierbei werden sowohl aus dem Dickdarm als auch aus dem letzten Teil des Dünndarms - dem terminalen Ileum - Gewebeproben genommen.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Manchmal ist es schwierig, die Colitis ulcerosa von einem Morbus Crohn zu unterscheiden. Um einen Morbus Crohn ausschließen zu können, kann es sein, dass eine spezielle MRT-Untersuchung durchgeführt wird, Sellink- oder Hydro-MRT genannt.
  • Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm: Zum Ausschluss eines Morbus Crohn kann außerdem der obere Teil des Magen-Darm-Traktes auf Auffälligkeiten untersucht werden. Diese Untersuchung wird auch als Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) bezeichnet.
  • Computertomographie (CT): Die CT-Untersuchung kommt weniger zur Diagnostik einer Colitis ulcerosa zum Einsatz, sondern eher, um bestimmte Komplikationen genauer zu untersuchen Z. B. bei Patient:innen, die eine Pouchitis entwickeln, kann ein CT zum Ausschluss chirurgischer Ursachen angewendet werden. Auch bei einem Darmdurchbruch kommt eine CT-Untersuchung zum Einsatz, um weitere Komplikationen genauer untersuchen zu können.

Behandlung von Colitis ulcerosa

Die Ursachen der Colitis ulcerosa sind noch nicht genau bekannt. Deshalb richtet sich die medikamentöse Therapie in erster Linie an der entzündlichen Aktivität aus. Dafür werden entzündungshemmende Medikamente verabreicht, die teilweise auch das Risiko einer Darmkrebserkrankung verringern. Zudem unterstützen die Medikamente die beschwerdefreien Phasen und verlängern diese auch.

Die Behandlung eines Colitis ulcerosa-Patienten hängt von seinen Beschwerden, der Stärke der Entzündung und der Ausbreitung der Erkrankung ab. Ein Patient, bei dem beispielsweise nur der Enddarm befallen ist und der nur leichte Beschwerden hat, wird daher anders behandelt werden, als ein Colitis-Patient, der häufig unter starken Entzündungsschüben im gesamten Darm leidet. Eine leichte Colitis ulcerosa kann ambulant durch einen niedergelassenen Arzt behandelt werden. Bei einem schweren Schub müssen viele Patienten jedoch ins Krankenhaus.

Bei der Therapie der Colitis ulcerosa kann zwischen der so genannten Schubtherapie und der Erhaltungstherapie (Remissionserhaltung) unterschieden werden. Dabei kommt die Schubtherapie bei einem akuten Schub der Erkrankung zum Einsatz. Ihr Ziel ist es, auftretende Beschwerden möglichst schnell zu lindern. Nach Abklingen der akuten Symptome kann in der beschwerdefreien Zeit (Remission) die Erhaltungstherapie angewendet werden. Sie soll dabei helfen, die Anzahl der Erkrankungsschübe zu verringern und die Zeit der Remission zu verlängern.

Medikamentöse Therapie

  • Aminosalicylate (5-ASA): Bei einem leichten bis mittelschweren Schub werden zunächst Medikamente mit Mesalazin verabreicht. Dieser Wirkstoff hemmt die Entzündung und verringert das mit der Erkrankung in Verbindung gebrachte erhöhte Risiko für Darmkrebs. Mesalazin wird in den meisten Fällen gut vertragen und kann neben der oralen Aufnahme in Tablettenform auch rektal als Zäpfchen (Suppositorium), Einlauf (Klistier) oder Schaum verabreicht werden. Außerdem eignet es sich auch zur Erhaltungstherapie. Aminosalicylate können auch Schwangere einnehmen.
  • Kortikosteroide (Glukokortikoide): Sollte die Therapie mit Mesalazin nicht anschlagen, werden Kortison-haltige Präparate (Glukokortikoide), meist mit dem Wirkstoff Prednisolon, lokal über den After oder systemisch als Tablette über den Mund oder als Infusion über die Vene gegeben. Bei einem schweren Schub verschreibt der Arzt sofort Kortikoid-Tabletten und evtl. zusätzlich Mesalazin. Bessern sich die Beschwerden damit nicht, werden die Kortikoide höher dosiert oder über die Vene verabreicht. Ein Patient mit einem hochakuten Schub wird in der Regel im Krankenhaus behandelt. Er erhält Kortikoide als Infusion in eine Vene. Damit wird der Patient mindestens vier Wochen lang behandelt. Bessern sich die Beschwerden nicht, werden Kortikoide als Tabletten (z. B. Sie eignen sich aufgrund der Nebenwirkungen allerdings nicht zur Langzeitbehandlung.
  • Immunsuppressiva: Darüber hinaus können Medikamente, die die Aktivität des Immunsystems dämpfen, den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen. Zu diesen so genannten Immunsuppressiva gehören z. B. Azathioprin, Methotrexat oder Cyclosporin A. Hemmer der Immunabwehr wie Azathioprin oder 6-Mercaptopurin (6-MCP) sollen das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten. Wenn es dem Patienten besser geht, bekommt er Cyclosporin A oder Tacrolimus und Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin als Tabletten, um ein erneutes Ausbrechen der Entzündung zu verhindern. Unter einer Therapie mit Immunsuppressiva zur Unterdrückung der körpereigenen Immunabwehr ist die Gefahr für Infektionen erhöht. Vor dem Einsatz dieser Medikamente müssen daher chronische Infektionen wie chronische Leberentzündung und Tuberkulose ausgeschlossen werden. Auch der Impfstatus sollte vor der Einleitung einer immunsuppressiven Therapie überprüft werden und sinnvolle Impfungen (z. B. Methotrexat darf dagegen von schwangeren Frauen nicht eingenommen werden. Bei Azathioprin und 6-Mercaptopurin ist nicht abschließend geklärt, ob sie das Ungeborene schädigen können.
  • Biologika: Hinzukommen eine zunehmende Fülle von Medikamenten (sog. Biologika), die an verschiedenen Stellen in das Immunsystem eingreifen und so die Entzündungsreaktion dämpfen. Bei schweren Krankheitsverläufen und nach Versagen konventioneller Therapien mit Entzündungshemmern wie Cortison oder auch Hemmern der Immunabwehr (Azathioprin, 6-MCP) oder bei einer Unverträglichkeit gegenüber Glukokortikoiden können der TNF-alpha-Antikörper Infliximab oder der monoklonale IgG kappa-Antikörper Golimumab gegeben werden. Diese sogenannten Biologika hemmen die Botenstoffe der Entzündung. Die Wirkung beginnt nach einigen Tagen. Ziel ist es, die Entzündung zum Stillstand zu bringen und die Krankheit dauerhaft zu stabilisieren. Hier müssen allerdings genau der Nutzen und die Risiken abgewogen werden, da möglicherweise schwere Nebenwirkungen auftreten können.

Operative Therapie

Eine minimal invasive Operation empfehlen unsere erfahrenen Gastroenterologen in enger Kooperation mit der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie nur in besonders schweren und hoch komplexen Fällen. Der Zeitpunkt der Operation wird durch den Krankheitsverlauf vorgegeben. Die Notwendigkeit einer Operation wird von mehreren Faktoren beeinflusst: der Entwicklung von Krebsvorstufen, einem Wirksamkeitsverlust der zur Verfügung stehenden Medikamente, einem langen Krankheitsverlauf oder einem nicht beherrschbaren Fortschreiten der Krankheit. Die Dringlichkeit der Operation bestimmt die Wahl des operativen Eingriffs.

In drei von zehn Fällen einer Colitis ulcerosa schlägt eine medikamentöse Therapie nicht an und die Beschwerden bleiben weiterhin bestehen. In diesen Fällen kann es notwendig sein, in einer Operation den gesamten Dickdarm samt Mastdarm zu entfernen (Proktokolektomie). Um weiterhin eine Funktion des Verdauungstrakts zu gewährleisten, wird im Anschluss daran aus dem letzten Teil des Dünndarms (terminales Ileum) eine Art künstlicher Enddarm aufgebaut. Eine operative Therapie der Colitis ulcerosa hat Vor- und Nachteile. Einerseits können durch die vollständige Entfernung des entzündeten Dickdarms und der ileonalen Pouch-Operation weitere Krankheitsschübe dauerhaft vermieden werden. Andererseits hat die Operation ein hohes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen.

Eine Operation ist notwendig wenn sich eine Colitis ulcerosa nicht mehr mit Medikamenten kontrollieren lässt, wenn Darmkrebs beziehungsweise Krebsvorstufen nachgewiesen wurden, in bestimmten Notfallsituationen (zum Beispiel Darmdurchbruch, lebensbedrohliche Blutungen), bei einem fulminanten Schub, der sich mit Medikamenten nicht behandeln lässt, bei einem toxischen Megakolon (siehe Abschnitt "Welche Folgeerkrankungen können auftreten?"), das sich mit Medikamenten nicht behandeln lässt, bei einer anhaltenden Blutung, die mittels Medikamenten nicht zum Stillstand kommt.

Ernährung

Manche Patienten mit Colitis ulcerosa haben Untergewicht, sind unterernährt und/oder haben einen Mangel an Vitaminen, Eisen oder Elektrolyten. Diesen Patienten hilft eine ausführliche Ernährungsberatung, damit sie wissen, wie sie die erforderlichen Nährstoffe zu sich nehmen können. Betroffene sollten sich ausgewogen und vitaminreich ernähren. Eine spezielle Colitis-Diät ist aber nicht erforderlich. Eisen- bzw. Leiden Patienten in einem schweren Schub unter einem Mangel an Vitaminen oder Spurenelementen, werden diese als Tabletten verabreicht.

Um die Beschwerden einer Colitis ulcerosa zu lindern, sollten Betroffene auf eine so genannte Vermeidungsdiät achten. Dies bedeutet, dass Erkrankte alles essen können, was ihnen bekommt und alles andere vermieden werden sollte. Manche Personen reagieren positiv auf eine milchfreie Ernährung. Während eines akuten Schubes kann eine derartige nicht beziehungsweise schwer verdaubare Kost die bereits entzündeten Darmschleimhäute zusätzlich reizen und auf diese Weise den Krankheitsschub verlängern und die Schwere erhöhen. In besonders schweren Fällen kann es sinnvoll sein, kurzzeitig komplett auf eine vollresorbierbare Elementarkost (Astronautenkost) umzustellen. Manchmal kann sogar eine künstliche Ernährung über die Vene (intravenös), bei der der Verdauungstrakt umgangen wird, notwendig sein.

Generell gibt es keine spezielle Diät oder Ernährungstherapie, um die Krankheit selbst oder einen akuten Krankheitsschub zu verhindern. Viele Betroffene leiden aber in der Folge der Darmwandentzündung an Mangelzuständen wie Blutarmut (Anämie), Eisen- oder Folsäuremangel oder verminderte Knochendichte (Osteopenie). Eine ausreichende Nahrungsergänzung durch Eisen- oder Folsäuretabletten ist sinnvoll. Das Risiko einer Knochenschädigung lässt sich durch die zusätzliche Gabe von Kalzium und Vitamin D verringern.

Probiotika

Auch Probiotika konnten in Studien einigen Patienten helfen. Probiotika sind speziell zubereitete Lebensmittel oder Arzneimittel mit lebensfähigen Mikroorganismen, zum Beispiel Milchsäurebakterien (Laktobazillen), Bifidobakterien, Escherichia coli oder anderen Bakterien oder Pilzen. Studien mit Colitis-ulcerosa-Patienten zeigten, dass Probiotika mit Escherichia coli und Bifidobakterien das Risiko eines schnellen Wiederauftretens der Krankheit nach einem abgeheilten Schub reduzieren konnten.

Psychologische Unterstützung

Vor allem, wenn die Krankheitsschübe der Colitis ulcerosa sehr häufig, mit starker Intensität und in kurzen zeitlichen Abständen auftreten, können Betroffene einer starken psychischen Belastung ausgesetzt sein. Häufig führt diese Belastung zu einer depressiven Störung bis hin zu einer Depression. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, professionelle psychologische Hilfe bei der Krankheitsbewältigung zu suchen oder sich einer Selbsthilfegruppe für Patienten mit chronischen entzündlichen Darmerkrankungen anzuschließen.

Hilfsmittel

Um die Bedürfnisse Betroffener möglichst gut und situationsgerecht zu versorgen, gibt es verschiedene Hilfsmitteltypen und ein noch größeres Spektrum konkreter Produkte diverser Hersteller. Aus Sicht des Einzelnen ist hier entscheidend, sich gut zu informieren und dann aus den Möglichkeiten die Versorgungslösung zu wählen, die optimal auf die individuelle medizinische Situation und seinen Lebensstil passt. Grundlage hierfür ist zum einen die richtige Diagnose, zum anderen eine Beratung durch Hilfsmittelspezialisten, die einen strukturierten Überblick über den Hilfsmittelmarkt haben und auf den individuellen Fall bezogen beraten können.

Verlauf und Komplikationen

Die Colitis ulcerosa kann unterschiedlich verlaufen. Zusätzlich unterscheiden Ärzt:innen zwischen leichten, mittelschweren und schweren Erkrankungsformen. In der Regel verläuft die Colitis ulcerosa schubartig: Krankheitsphasen mit hoher Entzündung und Krankheitsaktivität wechseln sich mit beschwerdefreien Phasen ab. Seltener zeigt sich nur ein einzelner Schub mit danach langanhaltender Remission. Gelegentlich verläuft die Colitis ulcerosa kontinuierlich - d. h. Betroffene haben keine beschwerdefreien Phasen und der Darm ist chronisch entzündet.

Mögliche Komplikation bei einer Colitis ulcerosa sind Abszesse und Fisteln. Diese können zu schwerem Krankheitsgefühl mit Fieber und pochenden Schmerzen führen und müssen unbedingt ärztlich behandelt werden - nicht selten müssen vor allem Fisteln operativ entfernt werden, um weiteren Abszessbildungen vorzubeugen. Die Entzündung der Darmschleimhaut kann außerdem zu Verengungen bis hin zu einem Darmverschluss führen. Beides muss ärztlich behandelt werden, damit der Stuhlgang ungehindert den Darm passieren kann.

Infolge der mehr oder weniger ausgeprägten Entzündungsphasen können im langfristigen Krankheitsverlauf nachhaltige Darmschädigungen entstehen. Das kann dazu führen, dass während eines Schubs deine Ernährung nur in reduzierter Form möglich ist, um Durchfälle und damit einhergehende Schmerzen zu vermeiden. Genauer gesagt, kann es sein, dass du zeitweise mit Flüssignahrung versorgt wirst, um sicherzustellen, dass du genügend Nährstoffe auch während eines Schubes bekommst. Nährstoffdefizite können immer wieder auftreten, daher ist eine ständige Überprüfung deiner Nähstoffversorgung besonders wichtig.

Seltener kommt es zum sogenannten Toxischen Megakolon: Die Schäden in der Darmwand bewirken eine Darmlähmung, der Dickdarm dehnt sich auf. Ähnlich wie bei einer Vergiftung reagiert der Körper mit Fieber und Abwehrreaktionen. Häufig kommt eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) hinzu, auch das Risiko eines Darmdurchbruchs (Perforation) besteht.

Einflussfaktoren auf den Verlauf

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die sich negativ auf die Erkrankung auswirken können oder stehen im Verdacht, die Entwicklung einer CED zu begünstigen:

  • Stress
  • Ernährung
  • Die Einnahme von Antibiotika

Wichtig ist, dass du dich bei einer Colitis ulcerosa gesund und ausgewogen ernährst, Stress in deinem Alltag entgegenwirkst und ein gesundes Normalgewicht anstrebst.

Lebenserwartung

Durch die guten Therapiemöglichkeiten ist die Lebenserwartung von Menschen mit einer CED wie der Colitis ulcerosa grundsätzlich angestiegen. Im Vergleich zu Menschen ohne CED-Erkrankung liegt die Lebenserwartung mit einer CED allerdings etwas unter der von gesunden Menschen.

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