Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die in Deutschland über 500.000 Menschen betrifft. Gudrun M. ist eine von ihnen, die seit 35 Jahren mit der Krankheit lebt. Die Erkrankung ist durch eine chronische Entzündung des Darms gekennzeichnet, die sich in schmerzhaften Schüben und Durchfall äußert und den Alltag der Betroffenen massiv einschränkt. Dieser Artikel soll Betroffenen helfen, die Krankheit besser zu verstehen, Krämpfe zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Was ist Colitis Ulcerosa?
Colitis ulcerosa ist eine chronische Entzündung des Dickdarms, die sich fast immer auf einen Dickdarmabschnitt beschränkt. Dabei ist nur die Schleimhaut, also die oberste Darmwandschicht, betroffen. Die Entzündung beginnt meist im Mastdarm und breitet sich kontinuierlich unterschiedlich weit im Dickdarm aus. Typisch für die Krankheit sind blutiger Stuhl, Durchfälle und Unterleibsschmerzen. Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber Forscher vermuten ein Zusammenspiel von Vererbung, Infektionen, einem gestörten Immunsystem und Umwelteinflüssen. Stress, Anspannung und Belastung können aktive Schübe auslösen, die Colitis ulcerosa ist jedoch keine psychosomatische Krankheit.
Morbus Crohn ist eine weitere häufige chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die sich von Colitis ulcerosa dadurch unterscheidet, dass sie den gesamten Verdauungstrakt (vom Mundraum bis zum Anus) betreffen und mit einer tiefgreifenden Entzündung der Schleimhautschichten einhergehen kann.
Symptome der Colitis Ulcerosa
Die Symptome einer Colitis ulcerosa können vielfältig sein und hängen vom Schweregrad der Entzündung und ihrer Ausdehnung im Darm ab. Häufige Symptome sind:
- Schleimiger Stuhl
- Häufiger Stuhldrang
- Leichtes Bauchweh
- Anhaltender Durchfall, oft mit Blut oder Schleim
- Bauchkrämpfe bei Entleerung, oft links unten
- Ständiger, oft schmerzhafter Stuhldrang
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit
- Fieber
Mediziner unterscheiden verschiedene Verlaufsformen der Colitis ulcerosa:
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- Akuter Schub: Typische Symptome sind blutiger Durchfall, krampfartiger Stuhldrang und Unterbauchkrämpfe.
- Chronisch-rezidivierender Verlauf: Phasen mit Entzündung wechseln sich mit Phasen ohne Entzündung ab.
- Chronisch-kontinuierlicher Verlauf: Die Darmentzündung klingt nach einem Schub nicht vollständig wieder ab.
- Fulminanter Verlauf: Plötzlicher Krankheitsbeginn mit heftigen, blutigen Durchfällen, starken Bauchkrämpfen, hohem Fieber und Austrocknung.
Diagnose von Colitis Ulcerosa
Zur Diagnose einer Colitis ulcerosa führt der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten und führt eine körperliche Untersuchung durch. Weitere Untersuchungen sind:
- Darmspiegelung (Koloskopie): Dabei wird ein Endoskop über den After in den Darm eingeführt, um die Darmschleimhaut zu beurteilen und Gewebeproben zu entnehmen.
- Blutuntersuchungen: Sie geben Aufschluss über Entzündungswerte, Blutverlust und Leberwerte.
- Stuhluntersuchung: Sie dient zum Ausschluss von Infektionen mit krankheitsverursachenden Darmbakterien.
- Ultraschall-Untersuchung (Sonografie): Sie zeigt, ob die Entzündung auch tiefere Schichten der Darmwand erfasst hat.
Was hilft bei Krämpfen und anderen Beschwerden?
Die Behandlung der Colitis ulcerosa zielt darauf ab, akute Schübe zu lindern, die Entzündung zu kontrollieren und die beschwerdefreien Phasen zu verlängern. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die individuell auf den Patienten abgestimmt werden.
Medikamentöse Therapie
- 5-Aminosalicylsäure (5-ASA): Gilt als Standardtherapie bei leichten bis mittelschweren Schüben und zur Remissionserhaltung. Es wirkt entzündungshemmend und kann lokal (Zäpfchen, Einlauf) oder systemisch (Tabletten) angewendet werden.
- Glukokortikoide (Kortison): Werden bei schweren Schüben eingesetzt, wirken aber aufgrund von Nebenwirkungen nicht zur Langzeitbehandlung geeignet.
- Immunsuppressiva: Sind eine Alternative zu Kortison, wenn dieses nicht ausreichend wirkt oder zu viele Nebenwirkungen auslöst.
- Biologika: Künstlich hergestellte Antikörper, die in das Immunsystem eingreifen und die Entzündung hemmen. Sie werden bei schweren Krankheitsverläufen eingesetzt, wenn andere Therapien versagen.
- Probiotika: Können helfen, die Darmflora wiederherzustellen und das darmeigene Immunsystem zu unterstützen.
- Pflanzliche Unterstützung: Pflanzliche Kombinationspräparate mit Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle können zur Symptomlinderung bei Durchfall, Krämpfen und Blähungen beitragen.
Ernährung
Es gibt keine spezielle Diät, die Colitis ulcerosa heilen kann. Allerdings können Betroffene durch eine angepasste Ernährung ihre Beschwerden lindern und die Schübe hinauszögern.
- Ernährungstagebuch führen: Hilft, den Überblick über verträgliche und unverträgliche Lebensmittel zu behalten.
- Situationsangepasste Ernährung: Während eines akuten Schubs sollten milde, nicht reizende Nahrungsmittel bevorzugt und Ballaststoffe gemieden werden. In der Remissionsphase ist eine leichte Vollkost mit ausreichend Ballaststoffen empfehlenswert.
- Ausreichende Trinkmenge: Durch die Durchfälle in den akuten Phasen verliert der Körper viel Flüssigkeit. Daher ist es wichtig, ausreichend zu trinken, am besten stilles Wasser und ungesüßte Tees.
- "No-Gos": Alkohol sollte gemieden werden, Zucker nur in Ausnahmefällen konsumiert werden. Rauchen kann einen akuten Schub fördern.
Weitere Maßnahmen
- Stressmanagement: Stress kann sich negativ auf die Krankheitsentwicklung auswirken. Entspannungstechniken wie Meditation, Achtsamkeitstraining oder Yoga können helfen, Stress abzubauen.
- Austausch mit anderen Betroffenen: Der offene Umgang mit der Erkrankung und der Austausch mit anderen Betroffenen kann eine große Unterstützung sein.
- Naturheilkundliche Anwendungen: Äußerliche Anwendungen wie Auflagen mit Kümmelöl oder Schröpfen können Beschwerden lindern.
- Sport und Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann das allgemeine Wohlbefinden verbessern und Stress abbauen.
- Psychologische Hilfe: Eine Psychotherapie oder psychosomatische Betreuung kann helfen, mit der Krankheit umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
Operation
In schweren Fällen, wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirkt oder Komplikationen auftreten, kann eine Operation notwendig sein. Dabei wird der gesamte Dickdarm entfernt.
Tipps zur Linderung von Krämpfen
Krämpfe sind ein häufiges und belastendes Symptom der Colitis ulcerosa. Hier sind einige Tipps, die helfen können, Krämpfe zu lindern:
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- Wärme: Eine Wärmflasche oder ein warmes Bad können die Bauchmuskulatur entspannen und Krämpfe lindern.
- Entspannung: Stress kann Krämpfe verstärken. Entspannungstechniken wie Atemübungen oder Meditation können helfen, die Muskeln zu entspannen.
- Bauchmassage: Eine sanfte Massage im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel kann die Darmbewegung anregen und Krämpfe lösen.
- Pfefferminztee: Pfefferminz wirkt krampflösend und kann bei Bauchschmerzen und Blähungen helfen.
- Kamillentee: Kamille wirkt beruhigend und entzündungshemmend und kann bei Krämpfen und Durchfall helfen.
- Leichte, warme Mahlzeiten: Vermeiden Sie schwere, fettige oder blähende Speisen, die Krämpfe verstärken können.
- Bewegung: Leichte Bewegung wie Spaziergänge kann die Darmfunktion anregen und Krämpfe lindern.
- Schmerzmittel: In Absprache mit dem Arzt können Schmerzmittel eingenommen werden, um Krämpfe zu lindern. Allerdings sollten nicht alle Schmerzmittel bei Colitis ulcerosa eingenommen werden, da einige den Darm zusätzlich belasten können.
Leben mit Colitis Ulcerosa
Colitis ulcerosa ist eine chronische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinflussen kann. Es ist wichtig, die Krankheit anzunehmen und Strategien zu entwickeln, um mit den Beschwerden umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
- Offen mit der Krankheit umgehen: Sprechen Sie mit Familie, Freunden und Kollegen über Ihre Erkrankung. Das hilft, Verständnis zu schaffen und Unterstützung zu erhalten.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein. In Selbsthilfegruppen können Sie Erfahrungen teilen, Tipps erhalten und sich gegenseitigMut machen.
- Unterstützung suchen: Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie unter der Krankheit leiden. Psychologen oder Therapeuten können Ihnen helfen, mit Stress, Ängsten und Depressionen umzugehen.
- Sich selbst etwas Gutes tun: Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse und nehmen Sie sich Zeit für Dinge, die Ihnen Freude bereiten. Das kann ein entspannendes Bad, ein Treffen mit Freunden oder ein Hobby sein.
- Die Krankheit nicht totschweigen: Eine chronische Entzündung hat negativen Einfluss auf den Organismus. Deshalb ist es wichtig, sie in den Griff zu kriegen.
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