Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die durch Schädigung der Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmarks gekennzeichnet ist. Dies führt oft zu Schmerzen, Missempfindungen und einem veränderten Reizempfinden. Die Behandlung zielt darauf ab, die Grunderkrankung zu behandeln und die Symptome zu lindern. In diesem Artikel werden verschiedene Wirkstoffe und Therapieansätze zur Behandlung von Polyneuropathie vorgestellt, wobei ein besonderer Fokus auf Cremes und pflanzlichen Alternativen liegt.
Was ist Polyneuropathie?
Polyneuropathie ist eine generalisierte Nervenerkrankung, die das periphere Nervensystem betrifft. Die Nerven sind so geschädigt, dass die Reizweiterleitung gestört ist, was zu einem veränderten Reizempfinden führt. Es ist die am weitesten verbreitete Erkrankung des peripheren Nervensystems, von der etwa drei Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens betroffen sind.
Symptome der Polyneuropathie
Die Symptome variieren je nach betroffener Nervenart (sensorisch, motorisch oder autonom). Häufige Beschwerden sind:
- Sensorische Symptome: Kribbeln, Taubheitsgefühl, brennende Schmerzen, erhöhte oder verminderte Empfindlichkeit gegenüber Berührung und Temperatur.
- Motorische Symptome: Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, Koordinationsprobleme.
- Autonome Symptome: Störungen der Organfunktionen, wie Verdauungsprobleme, Herzrhythmusstörungen oder Probleme mit der Blasen- und Darmkontrolle.
Die Beschwerden beginnen meist in den Beinen und Armen.
Ursachen und Diagnose
Häufige Ursachen sind Diabetes mellitus, übermäßiger Alkoholkonsum, Vitaminmangel und Medikamenteninduktion (insbesondere Chemotherapie). Die Diagnose umfasst ein ausführliches Arztgespräch, körperliche Untersuchungen zur Überprüfung der Reizempfindung und Nervenfunktionsprüfungen wie Elektroneurographie (ENG) und Elektromyogramm (EMG).
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Topische Behandlungen mit Cremes
Ambroxol in Cremes
Ambroxol, bekannt aus Hustensäften, wird im Off-Label-Use auch dermal zur Behandlung von Neuropathien eingesetzt. Es wirkt lokalanästhetisch durch Blockade von Natrium-Kanälen in der Zellmembran und zeigt in Untersuchungen eine höhere Wirksamkeit im Vergleich zu Lokalanästhetika wie Lidocain oder Benzocain. Dermatika mit 10 und 20 % Wirkstoff werden typischerweise von Ärzten verordnet.
Herstellung von Ambroxol-Cremes:
- Ambroxolhydrochlorid wird als Rezepturgrundstoff verwendet.
- Der Wirkstoff ist in Wasser und anderen üblichen Bestandteilen von Dermatika wenig löslich und liegt daher überwiegend suspendiert vor.
- Maßnahmen zur Teilchenzerkleinerung sind erforderlich, da die Substanz nicht mikrofein gepulvert erhältlich ist. Die maximale Teilchengröße soll 180 µm nicht überschreiten.
- Eine Bearbeitung der fertigen Zubereitung am Dreiwalzenstuhl kann notwendig sein, um eine homogene Creme zu erhalten.
Beispiele für Rezepturen:
- Ambroxolhydrochlorid 20 % in Linola® oder Basiscreme DAC, gegebenenfalls mit Mittelkettigen Triglyceriden 10 %.
- Ambroxolhydrochlorid 20 % in Kombination mit Dimethylsulfoxid (DMSO) 10 % und Basiscreme DAC. DMSO wirkt als Penetrationsbeschleuniger und verbessert die Aufnahme von Ambroxolhydrochlorid in die Haut.
Herstellung mit automatischen Rührsystemen:
Die Herstellung mit dem Topitec®-Rührsystem ist möglich, erfordert aber möglicherweise eine zusätzliche Bearbeitung mit dem Dreiwalzenstuhl, um Agglomerate zu vermeiden.
Wichtige Hinweise:
- Die Aufbrauchsfrist sollte auf 4 Wochen begrenzt werden, da keine Untersuchungen zur physikalischen Stabilität vorliegen.
- Die Creme muss auf gleichmäßiges Aussehen geprüft werden, und es dürfen keine Wirkstoffagglomerate vorhanden sein.
Capsaicin in Cremes und Pflastern
Capsaicin, der Wirkstoff aus Chili und Cayennepfeffer, wird in Form von Cremes und Pflastern gegen verschiedene Schmerzformen und Durchblutungsstörungen eingesetzt.
Wirkmechanismus:
Capsaicin aktiviert Hitze- und Schmerzrezeptoren der Haut, was zunächst zu einer lokalen Reizung mit Rötung und Brennen führt. Danach folgt eine längere refraktäre Phase, in der das Neuron unempfindlich gegen erneute Capsaicinstimulation und andere schmerzauslösende Faktoren ist. Die durchblutungsfördernde Wärme trägt zur Linderung von Verspannungen und Entzündungen bei.
Anwendungsgebiete:
- Schmerzen durch Verspannungen
- Sportverletzungen
- Nervenschmerzen
- Periphere rheumatische Schmerzen
- Schmerzhafte diabetische Polyneuropathie
Anwendung:
- Capsaicin-Creme: In der Regel dreimal täglich sparsam auf den schmerzenden Bereich auftragen und gut einreiben.
- Capsaicin-Pflaster: Müssen von einem Arzt oder unter Aufsicht eines Arztes angewendet werden. Die Applikationsdauer beträgt 30 Minuten an den Füßen und 60 Minuten an anderen Stellen.
Wichtige Hinweise:
- Nach jeder Anwendung die Hände gründlich mit Wasser und Seife reinigen.
- Vermeiden Sie den Kontakt mit Augen und Schleimhäuten.
- Zusätzliche Wärmezufuhr während der Behandlung sollte vermieden werden.
- Bei Patienten mit diabetischer Neuropathie sollte vor jeder Applikation eine sorgfältige Untersuchung der Füße erfolgen.
- Der Blutdruck sollte während der Behandlung überwacht werden.
Nebenwirkungen:
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Brennen, Schmerzen, Erythem und Pruritus an der Applikationsstelle.
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Kontraindikationen:
- Überempfindlichkeit gegen die Inhaltsstoffe
- Offene Verletzungen, Entzündungen der Haut und Ekzeme
- Schwangerschaft und Stillzeit
Pflanzliche Alternativen
Neben topischen Cremes gibt es auch pflanzliche Mittel, die zur Linderung von Polyneuropathie-Symptomen eingesetzt werden können.
Mutterkraut
Mutterkraut (Tanacetum parthenium) wird bereits zur Behandlung von Migräne eingesetzt. Studien deuten darauf hin, dass der in Mutterkraut enthaltene Wirkstoff Parthenolide die Regeneration von geschädigten Nervenfasern beschleunigen kann.
Aconitum
Der Wirkstoff Aconitum aus der giftigen Pflanze Eisenhut hat sich in der homöopathischen Behandlung von Polyneuropathie bewährt. Er kann in Form von Nervenöl zum Einreiben oder als Tabletten eingenommen werden.
Weitere pflanzliche Mittel
- Antioxidantien: Acai-Beere, Noni-Baum und Aronia (Apfelbeere) können im Stoffwechsel für ein schützendes Klima sorgen.
- Extrakte aus Zitterpappel, Weide oder Esche sowie aus der Echten Goldrute und aus Teufelskralle: Können innerlich und äußerlich angewendet werden. Weidenrinde enthält Salicylsäure mit entzündungshemmender Wirkung. Teufelskrallenwurzel enthält Harpagosid, das die Ausschüttung von Entzündungs- und Schmerzbotenstoffen hemmt.
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