Einführung
Die Dokumentation "Das automatische Gehirn" beleuchtet die faszinierende Welt unseres Unterbewusstseins und dessen enormen Einfluss auf unser tägliches Leben. Oftmals agieren wir, ohne uns dessen bewusst zu sein, gesteuert von einem "inneren Autopiloten". Dieser Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Dokumentation zusammen und zeigt, wie unser Gehirn uns im Alltag beeinflusst.
Die Magie des Unbewussten
Am Beispiel von Martha und Jake, zwei Menschen, die sich zufällig begegnen, demonstriert die Dokumentation, dass über 90 Prozent unserer täglichen Handlungen unbewusst ablaufen. Wir agieren also im "Autopilot"-Modus, gesteuert von unserem Gehirn. Aufwendige 3D-Animationen gewähren dabei Einblicke in die Köpfe von Martha und Jake und zeigen, wie der Verstand schnell überfordert ist, wenn es darum geht, uns sicher durch den Alltag zu navigieren.
Experimente und Erkenntnisse
Die Dokumentation begleitet Neurowissenschaftler auf der ganzen Welt bei ihren Experimenten. Allan Snyder lässt an der Universität Sydney Streichhölzer legen, um die Hirnforschung voranzutreiben. John Bargh von der Universität Yale beweist, dass die Stühle, auf denen wir sitzen, unbewusst unseren Verhandlungsstil beeinflussen. Henrik Ehrsson in Stockholm bringt Testpersonen dazu, ihren Körper zu verlassen. In Phoenix, Arizona, erforschen Susana Martinez-Conde und Stephen Macknik die Neurologie von Zaubertricks. Und in Berlin weist John Dylan Haynes nach, dass unser Gehirn bis zu sieben Sekunden vor uns Entscheidungen fällt.
Beeinflussung durch Stühle
John Bargh stellt fest, dass die Stühle, auf denen wir sitzen, unbewusst unseren Verhandlungsstil bestimmen.
Entscheidungen vor dem Bewusstsein
John Dylan Haynes weist nach, dass unser Gehirn bis zu sieben Sekunden vor uns Entscheidungen fällt.
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Manipulation der Aufmerksamkeit
In Las Vegas zeigt der Gentleman-Dieb Apollo Robbins, wie er die Aufmerksamkeit argloser Passanten manipuliert und ihnen wertvolle Dinge stiehlt.
Die Überforderung des Verstandes
Die Dokumentation zeigt, dass unser Verstand schnell überfordert ist und erstaunlich wenig Einfluss auf unsere Entscheidungen hat.
Die Macht des Unterbewusstseins
Der zweite Teil der Dokumentation konzentriert sich darauf, wie viel Macht das Unbewusste über uns hat und wie wenig Einfluss der Verstand auf unsere Entscheidungen nimmt.
Verliebtsein als Stress
Verliebtsein bedeutet für unser Gehirn regelrecht Stress. Es ist erstaunlich, wie wenig Einfluss der Verstand aber auch in anderen Situationen auf unsere Entscheidungen hat.
Das Unbewusste als schneller Autopilot
Das Unterbewusstsein ist sehr schnell und reagiert in 200 Millisekunden. Der Verstand ist deutlich langsamer und begründet mitunter nur das, was bereits "gefühlt" wird. Während der Verstand seriell arbeitet, kann das Unterbewusstsein parallel in rasender Geschwindigkeit komplexe Sachverhalte bewerten.
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Das emotionale Erfahrungsgedächtnis
Das Unterbewusstsein wird auch als "emotionales Erfahrungsgedächtnis" bezeichnet. Hier sind auch vorgeburtliche Erfahrungen gespeichert. Dagegen setzen bewusste Erlebnisse und Erfahrungen erst mit dem zweiten Lebensjahr ein.
Somatische Marker
Das Unterbewusstsein meldet sich in Form von somatischen Markern, also das, was wir im Volksmund als "Grummeln im Bauch" oder ein "schlechtes Gefühl" bezeichnen.
Kommunikation in Bildern
Das Unterbewusstsein kommuniziert in Bildern. Sprache ist ein abstraktes Konzept des Verstandes. Um erfolgreich mit dem Unterbewusstsein zu kommunizieren, braucht man Bilder. Das ist vor allem für die Ziel- und Visionsarbeit extrem relevant.
Veränderung von Verhaltensmustern
Wenn automatische Verhaltensmuster geändert werden sollen (aus eigenem Wunsch heraus), ist es zunächst wichtig festzustellen, wann diese Verhaltensmuster ausgelöst werden und eventuell wodurch. Wenn dann die unbewussten Handlungen immer leichter mit dem Bewusstsein beobachtet werden können (auch hier wird der automatische Teil zuvor darauf trainiert, dass eine Handlung den Bewusstseinstrigger startet), kann damit begonnen werden, die Handlung zu verändern. Am Anfang, indem im Nachgang die neue Handlung ebenfalls ausgeführt bzw. durchdacht wird. Später, wenn der Trigger so früh kommt, bevor man die alte Handlung ausführt, kann man sofort die neue ausführen.
Beispiel: Handhaltung beim Autofahren
Ein praktisches Beispiel, wo dies aktiv angewendet wurde, ist die Handhaltung beim Autofahren. In der Fahrschule hatte man noch gelernt, die Handhaltung oben am Lenkrad so bei 11 Uhr und 1 Uhr. In einer Schulung ist jetzt eine Handhaltung von 9 Uhr und 3 Uhr vorgestellt worden, auch mit einigen Argumenten, die dafür sprechen, diese zu verwenden. Hier hat man dann begonnen, wieder mehr Aufmerksamkeit auf die Handpositionen zu richten und die Position entsprechend zu korrigieren. Je nachdem, wie aufmerksam und häufig die alternative Handlung vorgenommen wird und vor allem die alte nicht mehr ausgeführt wird, um so schneller und leichter gelingt der Wechsel.
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Das Gehirn als formbare Struktur
Es gibt immer wieder Aussagen, dass unser Gehirn bis ins hohe Alter formbar ist. Dabei ist das Bewusstsein sozusagen immer der Schlüssel, verbunden mit Emotionen, für den Bereich, in dem wir etwas verändern wollen. Dieses wird in ähnlicher Form von den Neurowissenschaften bestätigt.
Kritik und Ergänzungen
Einige Thesen der Wissenschaftler basieren auf Umfragen und Statistiken. Es ist wichtig, diese Erkenntnisse kritisch zu hinterfragen und zu ergänzen.
Kreativität und elektromagnetische Impulse
In einer Untersuchung wurde das Gehirn mittels elektromagnetischer Impulse heruntergeregelt, um damit wieder mehr Raum für Kreativität zu ermöglichen.
Lernen und Emotionen
Lernen und Neugierde machen Spaß, vorausgesetzt, dieser intrinsische Belohnungskreislauf wurde nicht durch "Erziehung" beschädigt. Lernen ist um so leichter, je stärker Emotionen damit verknüpft werden. Je stärker die Emotion, um so schneller brennt sich eine Erfahrung im Gehirn ein. Entsprechend braucht es einige positive Erlebnisse, um eine negative Erfahrung aufzulösen und durch etwas positives zu ersetzen.