Das entzündete Gehirn: Ein integrativer Ansatz zur psychischen Gesundheit von Jugendlichen

Jedes Jahr leiden mehr Jugendliche an psychischen Erkrankungen. Die Ursachen werden meist im familiären und schulischen Umfeld gesucht oder aktuell auch mit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie erklärt. Doch diese Herangehensweise greift zu kurz. Der integrative Mediziner Dr. Kenneth Bock vertritt einen ganzheitlichen Ansatz und legt dar, dass Depressionen, Angstzustände, OCDs oder Essstörungen eine körperliche Ursache haben können: Entzündungen im Gehirn.

Die Rolle von Entzündungen im Gehirn

Dr. Bock hat herausgefunden, dass Entzündungen im Gehirn eine wichtige Rolle bei psychischen Leiden spielen können. Wenn das Immunsystem oder das Mikrobiom durch Autoimmunerkrankungen, das Leaky-Gut-Syndrom oder eine Nebennierenschwäche aus dem Gleichgewicht geraten, kann das zu entzündlichen Reaktionen im ganzen Körper führen. Ist davon auch das Gehirn betroffen, können psychische Erkrankungen verschiedenster Art die Folge sein.

Wissenschaftliche Hintergründe und Patientengeschichten

Dr. Bock erklärt anschaulich die wissenschaftlichen Hintergründe und vermittelt Ihnen mithilfe von Patientengeschichten, wie Sie eine psychische Erkrankung und deren Ursache bei Ihrem Kind erkennen und was Sie dagegen tun können. Mit praktischen Tipps lernen Sie, wie Sie Ihrem Kind auch ohne Psychotherapie und Medikamente zu einer körperlich und mental gesunden Zukunft verhelfen können.

Ursachenforschung und ganzheitliche Behandlung

In seiner 35-jährigen Karriere hat Dr. Bock festgestellt, dass scheinbar rein psychiatrische Probleme oft biologische Ursachen haben können:

  • Zwangsstörungen und Tics als Folge von Streptokokken-Infektionen
  • Depression als Symptom einer Schilddrüsenfunktionsstörung
  • Angst und Müdigkeit als Folge einer Nebennierenfunktionsstörung
  • Geistige Trägheit, kognitive Dysfunktion und Psychose aufgrund eines Vitamin-B12-Mangels
  • Verhaltensstörungen, besonders Unruhe, in Zusammenhang mit einer Madenwurminfektion
  • Oppositionelle Verhaltensstörung (ODD), Panikattacken und Wutausbrüche, hervorgerufen durch Borreliose und Bartonella
  • Hyperaktivität, ADHS, Verhaltensstörungen und Stimmungsstörungen mit durch Allergien hervorgerufenen Wutanfällen
  • Depression, Lethargie, Trennungsangst, Stimmungsschwankungen, Paranoia und Schizophrenie infolge von Glutenempfindlichkeit
  • Reizbarkeit und Müdigkeit durch reaktive Hypoglykämie (niedriger Blutzucker)
  • Schwermetallvergiftung (Blei, Quecksilber), die sich in ADHS, kognitiver Dysfunktion und emotionaler Instabilität äußert
  • Durch Infektion ausgelöste autoimmune Hirnentzündung (Infection-triggered autoimmune brain inflammation oder ITABI), die mit Gemütsstörungen, Angst, Trennungsangst, Zwangs- und Tic-Störungen, Schlaflosigkeit, Depression, Dysgraphie (eingeschränkte Schreibfähigkeit), Dyskalkulie (eingeschränkter Rechenfähigkeit), nächtlicher Inkontinenz, Halluzinationen, Essstörungen, Gedächtnisproblemen und Nervenzusammenbrüchen verwechselt werden.

Nachdem er die zugrunde liegenden Probleme herausgefunden und ihre Behandlung priorisiert hatte, konnte er den Kindern helfen, ihre Gesundheit, ihre Ausdauer und ihr Selbstvertrauen wiederzugewinnen.

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Dr. Kenneth Bock: Pionier der integrativen Medizin

Dr. Kenneth Bock ist Arzt, Mitbegründer des Center for Progressive Medicine in New York und ein international angesehener Pionier auf dem Gebiet der integrativen Medizin. Im Laufe seiner 35-jährigen Karriere wurde er besonders dafür bekannt, komplexe Multisystemerkrankungen zu erkennen und erfolgreich zu behandeln. Sein integrativer Ansatz betrachtet den Menschen als Ganzes und berücksichtigt sowohl körperliche als auch seelische Aspekte.

Der Weg zur integrativen Medizin

Den Anstoß zu diesem Buch bekam Dr. Bock während einer zweitägigen Autismus-Konferenz im Jahr 1998. Er war ungefähr 15 Jahre lang praktizierender Arzt gewesen und hatte ein Jahr zuvor sein erstes Buch The Road to Immunity veröffentlicht. Während des Schreibens war sein Interesse für sogenannte Transferfaktoren geweckt worden, winzige Peptide (kleine Aminosäureketten), die im mütterlichen Kolostrum enthalten sind - das nährstoffreiche Sekret, das von Müttern im Wochenbett nach der Geburt produziert wird, bevor die Muttermilch einschießt. Da die immunisierende Wirkung des Kolostrums auf den Säugling gut belegt ist, wollte er wissen, ob derartige Peptide zur Bekämpfung bestimmter Erkrankungen eingesetzt werden können, so zum Beispiel gegen Allergien, Autoimmunerkrankungen oder den um die Jahrtausendwende immer öfter diagnostizierten Autismus.

Die Organisatoren einer Autismus-Konferenz hörten von seiner Forschung und luden ihn als Redner ein. Als er sah, dass sein Auftritt in der letzten Stunde des letzten Tages sein sollte, ging er davon aus, vor leeren Rängen sprechen zu müssen; die meisten Konferenzteilnehmer würden entweder auf dem Heimweg oder an der Hotelbar sein. Als er dann seinen Platz am Rednerpult einnahm, starrten ihn zu seiner Überraschung mehrere Hundert Anwesende an. Damals strömten manchmal Tausende Menschen zu Autismus-Konferenzen - Eltern, Ärzte, Psychologen -, allesamt alarmiert von der steigenden Zahl von Autismusdiagnosen bei Kindern, allesamt auf der Suche nach hilfreichen Informationen.

Er erläuterte sorgfältig seine Forschungen, erhielt lebhaften Applaus und ging nach Hause, ohne zu ahnen, dass sein Berufsleben gerade einen völlig neuen Kurs genommen hatte. Praktisch schon am Morgen darauf riefen ihn Eltern mit autistischen Kindern an. Es gab einfach noch nicht viele Ärzte, die mit autistischen Kindern arbeiteten, schon gar nicht in der integrativen Medizin. Normalerweise tat er es auch nicht, aber er war bereit, es zu versuchen.

Es war schwer. Es gab nichts, was Autismus verursachte, und es gab keine Heilung, aber durch seinen integrativen Ansatz konnte er häufig Symptome lindern und manchmal sogar das Ruder herumreißen. Die Eltern von Kindern mit Autismus sind zahlreich und eng vernetzt. Sie kommen in Kontakt miteinander und verbreiten Empfehlungen. So erfuhren die Eltern, dass sich autistische Kinder unter seiner Behandlung auf zuvor nicht gekannte Art und Weise erholten, und er behandelte nach und nach Kinder aus dem ganzen Land und schließlich aus der ganzen Welt.

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Anhand eines so großen Patientenpools lernte er, dass Autismus nicht monolithisch ist, sondern dass man eher von »Autismen« sprechen sollte. Er erkannte allmählich, wie wichtig es ist, die Kinder anhand der unterschiedlichen, ihrer Erkrankung zugrunde liegenden Ursachen zu unterteilen. Der Autismus des einen Kindes mag mit Autoimmunität zusammenhängen, der des anderen mag durch Stoffwechselprobleme verschlimmert werden, während dem dritten Kind möglicherweise geholfen ist, wenn wir seine Glutenunverträglichkeit behandeln. Er hat eine Expertise im Feststellen und Beheben von Fehlernährung, Schadstoffbelastung, oxidativem Stress, Fehlfunktion des Immunsystems und chronischer Entzündung entwickelt.

Praktische Tipps für eine gesunde Zukunft

Das Buch bietet praktische Tipps, wie Eltern ihrem Kind auch ohne Psychotherapie und Medikamente zu einer körperlich und mental gesunden Zukunft verhelfen können. Es geht darum, die Ursachen von psychischen Erkrankungen zu erkennen und einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der sowohl körperliche als auch seelische Aspekte berücksichtigt.

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